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Kreisliga B Detmold

SuS Lage – Trailovic sitzt in Serbien fest

Lage-Coach Branko Trailovic reiste am 11. März nach Serbien zu seiner Mutter, die im Krankenhaus lag. Doch seitdem kam er nicht mehr zurück. Hier geht es zu unserem Auslandsreport.

 

Lage-Bericht aus Serbien

Kreisliga B Detmold (ab). Eigentlich wollte Branko Trailovic am 11. März nur für ein paar Tage nach Serbien zu seiner erkrankten Mutter reisen. Am 22. März sollte es zurückgehen in die deutsche Auswahlheimat. Doch ein Ausreise- bzw. Einreiseverbot kam ihm dazwischen. Inzwischen darf er sogar die Wohnung nur noch zu bestimmten Zeiten verlassen. Bei Lippe-Kick erläutert Trailovic die derzeitige Lage in Serbien.

 

 

 

„Ich bin am 11. März kurzfristig zu meiner Mutter geflogen, weil sie im Krankenhaus lag. Am Montag kam sie zum Glück wieder raus, sie ist gesund“, freut sich Branko Trailovic (Bild rechts). Schon am 22. März sollte es eigentlich wieder zurückgehen: „Dann wäre ich für ein Spiel nicht da gewesen. Aber zwischenzeitlich war auf einmal alles zu. Vom 15. auf den 16. März wurden die Grenzen geschlossen. Keiner kam mehr raus, ein paar wenige noch rein. Und seitdem bin ich hier.“ Und die Lage in Serbien, genauer gesagt in Donji Milanovac, rund 180 km von Belgrad an der rumänischen Grenze und direkt an der Donau gelegen, stellt Trailovic wie folgt dar: „Ich gucke im TV, was in anderen Ländern los. Das ist hier alles noch extremer. Alle über 65 dürfen gar nicht mehr auf die Straße. Sie dürfen von Freitag 16 Uhr bis Samstag 7 Uhr einkaufen gehen, ansonsten sind sie alle in Quarantäne.“ Auch für alle anderen gibt es von 17 Uhr bis 5 Uhr eine Ausgangssperre, die von Polizei und schwer bewaffneten Militäreinheiten überwacht wird. Unter der Woche. Am Wochenende darf niemand vor die Tür. „Man kommt sich vor, als wenn ein Krieg ausgebrochen wäre“, berichtet Trailovic.

 

Trailovic vermisst Deutschland

Dabei ist die Gesamtlage in Serbien bei Weitem nicht so dramatisch wie beispielsweise in Italien oder Spanien. Auf aktuell rund 2.700 Corona-infizierte kommt Serbien, 65 Todesopfer hat das Virus bisher gefordert. Für Trailovic eine „ganz komische Situation“, an die er sich „immer noch gewöhnen muss. Normalerweise ist hier immer was los. Aber jetzt ist alles zu. Nur Lebensmittelläden und Apotheken haben noch auf. Wann Trailovic zurück nach Deutschland kann, weiß er nicht: „Hoffentlich bald.“ Geplant ist der Rückflug aktuell für den 5. Mai. Doch auch das ist ungewiss. Der Coach jedenfalls wird „langsam wahnsinnig. Ich bin nur froh, dass meine Mutter gesund ist. Ich bin auch gesund. Ich habe aber ja auch keinen Kontakt zu anderen Menschen.“ Und dann wird Trailovic wehmütig: „Deutschland fehlt mir. Ich vermisse meine Jungs, meine Freunde. Ich schreibe mit ihnen, aber sie fehlen mir.“

 

 

„Die Lage ist zu extrem“

Insgesamt bewertet Branko Trailovic die Lage in dem eigentlich traumhaft gelegenen Städtchen als „zu extrem.“ 24 Stunden am Tag wird „immer nur das gleiche erzählt. Das ist meiner Meinung nach übertrieben. Wir haben ja keine tausenden Tote hier. Das ist in anderen Ländern noch schlimmer. Aber vielleicht ist es auch gut, dass es hier etwas strenger ist. Für viele ist es unverständlich.“ Eines der größten Probleme für den charismatischen Trainer: „Am Wochenende sitzt man 72 Stunden in der Wohnung, man darf ja nicht raus. Selbst mit den Haustieren darf man nur zwischen 22 und 0 Uhr vor die Tür, aber auch nur innerhalb von 200 Metern.“ Andererseits hat Trailovic aber auch „genug Zeit, über alles nachzudenken. Was hat man falsch gemacht, was hat man gut gemacht. Was kann man anders machen.“ Auch in sportlicher Hinsicht. Denn vor seiner Abreise einigte er sich mit dem SuS Lage auf eine Zusammenarbeit über den Sommer hinaus.

 

„Man hat nur ein Leben“

Dann aber hoffentlich wieder mit einer einigermaßen gut funktionierenden Normalität. „Ich will das Alltägliche wieder genießen, mich auf den Sport freuen, auf das Wochenende, auf das Grillen mit Freunden.“ Aktuell herrschen auch in Serbien frühsommerliche Temperaturen. Noch vor einer Woche fiel innerhalb weniger Tage meterhoher Schnee. Trailovic jedenfalls freut sich auf Deutschland und hofft, „dass alle etwas daraus lernen. Dass wir uns gegenseitig mehr respektieren, das Leben genießen, dass wir uns auf dem Sportplatz anders benehmen.“ Er appelliert: „Man hat nur ein Leben und das soll man vernünftig leben.“ Seine Zeit vertreibt sich Trailovic auch mit dem Lesen unserer Berichte: „Ich finde gut, dass man immer was zu lesen hat. Ich finde auch die Meinungen der anderen Trainer gut.“

 

Fotoquelle: Wikipedia, Sarah Wattouat

 

„Ich würde die Saison neu starten“

Auch er selbst macht sich über die Fortführung der Saison so seine Gedanken und würde es am fairsten finden, „die Saison abzubrechen und im August neu zu starten.“ Aus einem nachvollziehbaren Grund: „Es wäre unfair, den Stand von jetzt zu nehmen und die ersten drei aufsteigen zu lassen. Oesterholz hat zum Beispiel drei, vier Spiele weniger. Und dann steigen andere Mannschaften auf. Ich würde komplett neu starten.“ Abschließen wünscht Trailovic allen „alles Gute und viel Gesundheit.“

Werbegruppe B Detmold

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