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Historisch

Historisch – SC Bad Salzuflen

Es ist noch nicht so lange her, da spielte der SC Bad Salzuflen als eines von zwei lippischen Teams in der Landesliga. Wir sprechen mit den Protagonisten von damals.

 

 

Skarupke und Schollbach im Interview

Historisch (ab). Zu Hochzeiten spielten bis zu fünf lippische Teams in den Landes- oder sogar Verbandsligen. Doch mittlerweile ist seit der Spielzeit 2013/2014 kein Team mehr über den Status als Bezirksligist hinausgekommen. Der SC Bad Salzuflen war, zusammen mit dem FC Augustdorf, der letzte lippische Verein in der Landesliga. Ende der 2000er- und Anfang der 2010er-Jahre spielte der SCB fünf Saisons am Stück in der Landesliga. Haupt-Protagonisten waren Coach Carsten Skarupke und Björn Schollbach, der im Hintergrund die Fäden zog. Wir haben mit beiden über die gute, alte Landesliga-Zeit gesprochen.

 

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Von André Bell

 

Lippe-Kick: Ende des letzten Jahrtausends ging es dem SC Bad Salzuflen so richtig schlecht. 1997/1998 stiegen die Kurstädter sogar in die Kreisliga B ab, aus der man erst fünf Jahre später wieder rauskam. Der Tiefpunkt in der Historie des SCB. Doch seitdem ging es lange Zeit nur bergauf. Wann bist du zum SCB gekommen und was waren die ersten Maßnahmen, die du ergriffen hast, um den SCB wieder nach oben zu führen?

 

Björn Schollbach: „Der Zusammenschluss 2002/2003 des FC Bad Salzuflen mit dem SC Bad Salzuflen war sicherlich ein wesentlicher Faktor, um aus der Kreisliga B herauszukommen. Trainer war damals der kürzlich verstorbene „Haka“ Dick, der eine Saison später mit der Mannschaft in die Kreisliga A aufstieg. Damals kassierte man nur sieben Gegentore in einer Saison! In der Saison 2007/2008 gelang dem SC mit Trainer Carsten Skarupke der Aufstieg in die Bezirksliga und 2008/2009 der direkte Durchmarsch in die Landesliga. In der gleichen Saison gewann man den Kreispokal und den LZ-Hallencup. Es war eine der erfolgreichsten Saisons der SCB-Geschichte.“

 

Lippe-Kick: Carsten, du hast den SC Bad Salzuflen 2006 als A-Ligist übernommen und ihn innerhalb von vier Jahren nach zwei Aufstiegen in Folge in die Landesliga geführt. Was waren rückblickend die entscheidenden Maßnahmen, die zu diesem Erfolg geführt haben?

 

Carsten Skarupke: „Ich habe versucht, aus einem Team mit vielen Einzelspielern ein Team zu formen und über das Kollektiv Erfolge zu erzielen. Wir haben es dann geschafft mit zunehmenden Erfolgen uns weiterzuentwickeln und waren bereit, gemeinschaftlich immer dazuzulernen. Des Weiteren habe ich es immer wieder geschafft, Talente an den Verein zu binden und weiterzuentwickeln. Dabei habe ich darauf geachtet, dass die Jungs nicht nur sportlich, sondern auch menschlich zu dem Verein und Team passten.“

 

Lippe-Kick: „Was war der Schlüssel zum Erfolg? Wer waren die wichtigen Spieler zu der Zeit?

 

Schollbach: „Der Schlüssel zum Erfolg waren sicherlich die Verpflichtungen. 2006 verpflichtete der Sport Club Andreas Wiens (Werl-Aspe A-Jgd.), Alexander Ritter und Holger Brinkmann (beide SC Herford). Ibadullah Keles, Erdal Celik, Dwight Bickley, Jörn Gehle, Manuel Bartholome oder die Tormaschine aus dem Kreis Bielefeld, Zbigniew Marchlowski, stießen dazu, um nur einige wenige zu nennen. Unter Skarupke schaffte der SC ein WIR-Gefühl und der Zusammenhalt war so groß wie nie. Sicherlich auch ein Faktor.“

 

Skarupke: „Ich hatte mit Alex Ritter, Dwight Bickley, Tim Jahn, Benno Holt und zum Schluss Patrik Barthelmeus echte Leader, die mich tatkräftig unterstützt haben und bereit waren, auf dem Platz alles zu geben. Des Weiteren hat mir Uwe Tönsmann versucht den Rücken freizuhalten. Bernd Olden hat mir einen tollen Einstand gegeben und Thomas Pietsch hat medizinisch alles möglich gemacht, dass die Jungs schnell wieder fit waren. Wir waren da neben dem Platz ein tolles und starkes Team.“

 

Lippe-Kick: Die zumindest in jüngerer Vergangenheit beste Saison habt ihr im zweiten Landesliga-Jahr 2010/2011 gespielt, als ihr als Sechster die Saison beendet habt. Wer waren zu dieser Zeit die Schlüsselspieler? Was hat euer Spiel ausgemacht? Wurde nach dieser Saison vielleicht sogar daran gedacht, dass mehr als Landesliga möglich sein könnte?

 

Skarupke: „Wir haben in der Saison einen Ausnahmespieler mit Erdem Cömert dazubekommen, der ein Spiel lesen konnte wie kein anderer und die Jungs auf dem Platz geführt hat und mein verlängerter Arm war. Alex Ritter hat dafür in der Innenverteidigung gespielt und hat dafür gesorgt, dass wir kaum Gegentreffer bekommen haben. Was Alex für ein Stellungspiel hatte war nicht in Worte zu fassen. Wir haben aber nicht über mehr nachgedacht, wollten oder hätten gern weiter in der Liga ohne Sorgen gespielt.“

 

Schollbach: „Zum Kader der besten Landesliga-Saison 2010/2011 und Platz 6 zählten damals Andrej Pries, Jörn Gehle, Erdem Cömert, Alexander Ritter, Marc Rinnelt, Ibadullah Keles, Hakim Aytan, Jan Schnelle, Robin Venghaus, Dustin Sundermann, Christian Sawert, Timo Krauß, Filip Dragic, Johann Jansen, Jan Schnelle, Joseph Tintelnot, Jan Ehlert, Jan Brinkmann, Max Wöhler, Felix Hollmann und Asim Incekara. Ein guter Kader, eine perfekt eingestellte und motivierte Mannschaft trug zu diesem Erfolg bei.“

 

Lippe-Kick: Warum konnte diese Saison nicht wiederholt werden? In den Folgejahren wurde man 12., und 13., danach stieg man in die Bezirksliga ab.

 

Schollbach: „Die Qualität und das Niveau der Landesliga zwischen 2012 und 2014 war außerordentlich gut. Zu den Gegnern zählten damals u.a. der VfL Theesen, SC Herford oder Fichte Bielefeld. Sich als lippischer Verein in der spielstarken Liga zu halten war jedes Jahr extrem schwer. Auch finanziell lagen Welten zwischen dem SC und den anderen Mannschaften. Wenn man jedes Jahr um den Abstieg spielt, mit Ausnahme von 2010/2011, wurde es auch zunehmend schwerer, den Kader zusammenzuhalten.“

 

Skarupke: „Es musste für eine Wiederholung schon viel passen und in der Saison 2010/2011 haben wir über unsere Verhältnisse gespielt. Mit dem finanziellen Spielraum, den wir zu der Saison hatten, war es schon schwer genug, generell die Liga zu halten.“

 

Lippe-Kick: Im April 2014 folgte dann auch deine Entlassung, als aus 20 Spielen nur neun Punkte geholt werden konnten. Was lief in dieser Spielzeit schief?

 

Skarupke: „Wir hatten Probleme im Verein und einfach nicht die Kurve bekommen. Sportlich war es jedes Jahr eine mega Anstrengung, aber in dem Jahr wollte es nicht klappen. Für die Jungs war es auch schwer, immer am obersten Level und darüber hinaus zu spielen. Daher war es ständig ein Ritt auf der Rasierklinge.“

 

Lippe-Kick: Seitdem geht es, mit Ausnahmen 2016 und 2017, nur noch bergab. Was hast du aus der Ferne mitbekommen, was waren deiner Meinung nach die Gründe, dass man seitdem nicht mehr an die bis dato starken 2010er-Jahre anknüpfen konnte?

 

Skarupke: „Man hat nach meiner Meinung den roten Faden verloren und auf die falschen Personen gesetzt. Das Team hinter den Kulissen war nicht mehr, wie es war und es wurde nicht mehr darauf geachtet, dass sich die Jungs und Leute mit dem Verein identifizieren.“

 

Lippe-Kick: Die Rückkehr in die Landesliga hat der SC Bad Salzuflen 2016 knapp verpasst, auch 2017 wurdet ihr nochmal Zweiter. Warum hat es zu der Zeit nicht zum Aufstieg gereicht?

 

Schollbach: „Mit dem Ex-Herforder Alexander Knezevic gelang es mir, 2014 einen jungen, motivierten Trainer zu verpflichten. Zusammen mit Patrick Neumann als Co-Trainer und einem guten Kader scheiterten wir nur knapp an der Rückkehr in die Landesliga. Nachdem der SC einen großen Sponsor verloren hatte, wurde es schwerer, die Wünsche der Trainer und der Spieler zu erfüllen und so brach das ein oder andere Mosaiksteinchen auseinander. Das Trainer-Duo Knezevic/Neumann entschied sich trotz Zusage zu einem Wechsel nach Kirchlengern.“

 

Enttäuschte Gesichter: Nach einem 0:0 gegen den BV Stift Quernheim verpasst der SCB am vorletzten Spieltag der Saison 2015/2016 den Sprung auf Platz 1 der Bezirksliga Staffel 1 und eine Woche später auch den Landesliga-Aufstieg.

 

Lippe-Kick: Es folgte eine weitere starke Saison unter Miron Tadic, der kurz nach Saisonbeginn 2017 aber aus freien Stücken gegangen ist. Wie bewertest du diese Zeit?

 

Schollbach: „Miron Tadic (Bild rechts) war mein absoluter Wunschkandidat. Leider war der VfL Holsen, der sich mit etlichen Spielern des SV Rödinghausen verstärkte, nicht aufzuhalten und wurde in der abgelaufenen Saison verdient Meister vor dem SC. Eigentlich konnte man mit der Saison zufrieden sein, denn in der Halle spielte sich der SC bis ins Halbfinale (man verlor nur ein einziges Spiel in der gesamten Hallenrunde, im Halbfinale verloren wir gegen Detmold) und man gewann den Kreispokal. In der darauffolgenden Saison kam es leider recht frühzeitig in der Saison zum Bruch zwischen einigen Spielern und dem Trainer. Bedauerlicherweise stellte der Trainer sein Amt zur Verfügung, auch der Vorstand konnte Tadic damals nicht mehr umstimmen und so zog sich der rote Faden durch die restliche Saison.“

 

Lippe-Kick: Es folgten René Hahne, der den Verein auch nicht stabilisieren konnte, und dann Stefan Braunschweig, der den SCB zwar vor dem Abstieg in die A-Liga bewahrte, aber dann auch gehen musste. Auch deine Zeit beim SC Bad Salzuflen endete dann. Warum?

 

Schollbach: „Stefan Braunschweig war der letzte Trainer, den ich verpflichten konnte. Der neue Sportvorstand hatte andere Pläne und so kam es dazu, dass ich im Mai 2018 mein Arrangement beim SC Bad Salzuflen beendete.“

 

Lippe-Kick: Carsten, wie sind heute deine Kontakte zum SC Bad Salzuflen?

 

Skarupke: „Zu Bernd Olden und Uwe Tönsmann, sowie Thomas Pietsch habe ich immer noch losen Kontakt, genauso wie zu einigen Spielern. Ich freue mich auch immer wieder, wenn ich den ein oder anderen Spieler treffe, aber ansonsten interessiert mich der SC Bad Salzuflen nicht mehr.“

 

Lippe-Kick: Ist in mittel- bis langfristiger Zukunft Landesliga in Bad Salzuflen wieder realistisch? Wie schätzt du die Chancen generell ein, dass es in den nächsten Jahren ein lippisches Team nochmal in die Landesliga schaffen könnte?

 

Skarupke: „In Bad Salzuflen sehe ich die Möglichkeit nicht. Ich könnte mir Lipperreihe vorstellen. Wenn man weiter so arbeitet und vielleicht noch den ein oder anderen gestanden Spieler dazu gewinnt, ist in zwei, drei Jahren was möglich. Das andere ist, dass es mich wundert, warum der Post TSV Detmold es einfach nicht schafft bzw. geschafft hat. Aber dazu gehört auch manchmal das sogenannte Quäntchen Glück.“

 

Lippe-Kick: Björn, wie bewertest du abschließend rückblickend die Zeit bei den Kurstädtern? An welches Spiel erinnerst du dich besonders gerne zurück?

 

Schollbach: „Es waren viele schöne Jahre, die ich mit dem SC erleben durfte. Unvergessen und immer in Erinnerung bleibt mir das Spiel in der Relegation gegen den SV Burgsteinfurt (Relegation um den Verbleib in der Landesliga 2012). Das Spiel dauerte damals, bei Dauerregen, über drei Stunden brutto. Der SC lag in der 87. Minute mit 3:1 zurück und bei Burgsteinfurt stellte man schon den Sekt kalt. Andreas Wiens per Elfmeter (88.) und Benno Holt brachten Salzuflen zurück ins Spiel und in die Verlängerung. Im Elfmeterschießen gewannen wir mit 7:6.“

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