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Historisch

Historisch – TuS Falke Berlebeck

Die goldenen Jahre des TuS Falke Berlebeck waren ohne Frage die 80er-Jahre. Zwei Protagonisten dieser Zeit erinnern sich.

 

 

 

Seehrich und Schwarzer erinnern sich

Historisch (ab). Im Jahr 1907 wurde der TuS Falke Berlebeck gegründet, der mittlerweile als Teil der Sportfreunde Berlebeck-Heiligenkirchen in der Kreisliga A Detmold spielt. Bis 2006 war der TuS als eigenständiger Verein unterwegs, und das auch recht erfolgreich. Von 1979 bis 1988 spielte man durchgehend in der Kreisliga A, 1998/1999 war Falke Berlebeck auch nochmal für eine Saison Mitglied dieser Liga. Zwei, die damals Teil der Mannschaft waren, sind Uwe Schwarzer und Hajo Seehrich, letzterer ist heute erster Vorsitzender der Sportfreunde.

 

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Von André Bell

 

 

Eine Fusion, bzw. ein Zusammenschluss, wie man ihn heute kennt zwischen den beiden einstigen Rivalen aus Berlebeck und Heiligenkirchen, gab es 1933 schon einmal. Spvg Heiligenkirchen/Berlebeck nannte sich der Verein damals. Während des zweiten Weltkriegs war an Fußballspielen nicht mehr zu denken, der TuS Falke Berlebeck musste 1949 neugegründet werden. Die Vereinsfarben, damals wie heute, sind grün-weiß. Der erste Sportplatz, den der TuS seit 1950 bespielte, war eine große Wiese im Hoffeld, eigentlich aber nur eine schiefe Ebene (Bild rechts). Doch bereits zwei Jahre später zog man um, spielte auf dem Rasenplatz an der Grundschule in Heiligenkirchen, wo heute die Sportfreunde auf einem feinen Kunstrasen kicken dürfen. Erst 1968 wurde der berühmt berüchtigte Ascheplatz in Berlebeck errichtet, samt Flutlichtanlage. Ein echter Heimvorteil für den TuS. Zur Einweihung kamen die Bundesligisten FC Schalke 04 und Hannover 96, die Niedersachsen mit Zlatko „Tschik“ Cajkovski als Trainer. „Damals hatten die einen Ascheplatz vorgefunden, waren sehr überrascht. Wenn die Buli-Stars das vorher gewusst hätten, wären sie wohl nicht gekommen. Sie rechneten wohl mit einem schönen Rasenplatz“, erinnert sich Hajo Seehrich an das Spiel, welches mit einem 1:1 endete.

 

Erster Aufstieg 1979

 

Schon damals wurde auch viel Wert auf eine gute Jugendarbeit gelegt. Helmut Lehmann und Georg Ziegler waren hier die Männer, die darauf aus waren, in die Kreisliga A aufzusteigen. Das gelang 1979, gleichzeitig stieg auch die zweite Mannschaft in die B-Liga auf, ein Jahr später entstand sogar eine dritte Mannschaft, die in den 80er Jahren als einzige dritte Mannschaft im FuL-Kreis Detmold durchgehend an den Start ging.

Die Aufstiegsmannschaft 1978/1979

Zum 75-jährigen Jubiläum im Jahr 1982 kam der FC Paderborn mit dem Vater des heutigen Barntruper Keepers Bengt Pyka im Tor. In den Folgejahren jagte ein Highlight das nächste. Der Gipfel war der Gewinn der Stadtmeisterschaft 1985, als auf dem Weg zum Titel sogar der damalige Landesligist TuS Horn-Bad Meinberg, der in Bestbesetzung antrat, ausgeschaltet wurde. Und auch „in der Kreisliga A waren wir stets im oberen Drittel mit Teams wie Schieder oder TSV Detmold. Wir hatten Kicker wie Thomas Kersting, Karl Schmid, Thomas Hartrumpf, Olaf Hellmeier. Die waren überragend“, so Seehrich, der selbst im Sturm spielte. Mitte der 80er Jahre wechselte dann auch Uwe Schwarzer aus der A-Jugend Landesliga, in der er in Bielefeld spielte, zum TuS Falke Berlebeck, entschied sich gegen Angebote aus Schlangen oder Horn.

 

Kasper rettet die Falken

 

„Meine Eltern sind von Bielefeld nach Berlebeck gezogen. Und als Neuling wollte ich mich damals in die Dorfgemeinschaft integrieren“, erzählt Schwarzer. Folglich entschied er sich für den TuS. Rückblickend eine gute Entscheidung, denn Schwarzer war fester Bestandteil der Mannschaft, die sich aber nur noch drei Jahre in der A-Liga halten konnte.

Der 1985er Kader mit Trainer Wolfgang Wächter.

Unter Trainer-Ikone Wolfgang Wächter, der erst als Spielertrainer nach Berlebeck kam, erreichte der TuS gute Platzierungen in der Kreisliga A Detmold. Als Wächter ging, ging auch der Erfolg. In der Winterpause der Saison 1986/1987 lag der TuS Falke Berlebeck auf einem Abstiegsplatz. Ein neuer Trainer musste her und mit Werner Kasper wurde ein Mann geholt, der später als Co-Trainer auch in der Bundesliga seinen Weg ging, dort an der Seite von Peter Neururer durch die Liga tingelte und Ende der 2000er Jahre als Co-Trainer von Rüdiger Abramczik sogar in Lettland arbeitete. „Er hatte immer einen Fön in der Tasche, obwohl er keine Haare hatte“, lautet eine Anekdote aus dieser Zeit. „Und er spielte barfuß in den Fußballschuhen“, so Schwarzer. Und Kasper war bekannt für seinen opulenten Schnauzbart. Er schaffte tatsächlich noch einmal den Klassenerhalt, doch nur eine Saison später war der Traum der Kreisliga A Detmold dann für ein ganzes Jahrzehnt vorbei.

 

Nach dem Training ging es in die „Forelle“

 

Was Uwe Schwarzer gerne zurückblicken lässt, sind nicht nur die Erfolge oder besondere Spiele, sondern besonders der Zusammenhalt und die Geselligkeit innerhalb der Mannschaft. „Nach den Trainingseinheiten am Dienstag und am Donnerstag und nach den Spielen sind wir immer in die `Forelle` in Berlebeck gegangen, und haben den Abend ausklingen lassen.“ Einen Vergleich zur heutigen Zeit scheut Schwarzer: „Das kann man gar nicht mehr miteinander vergleichen. Das war eine andere Spielergeneration.“ Auch Seehrich denkt gerne zurück an „Pfingstfahrten in die süddeutschen Weingegenden. Geselligkeit und Zusammenhalt waren Trümpfe, wir waren gefestigt.“ Doch auch das konnte den Abstieg nicht verhindern. Von 1988 bis 1998 war B-Liga-Fußball angesagt. 1993 kehrte Seehrich zum TuS Falke Berlebeck zurück, wurde Fußball-Obmann. Die Jugendarbeit betrieb Christoph Welge zusammen mit Lars Niederkrome, die eine E-Jugend zusammenstellen mussten und im ersten Spiel 20 Gegentore in Heiden kassierten. „Wir mussten den Betreuer mehr aufbauen als die Spieler“, weiß Seehrich. Doch das war nur der Anfang, Kreismeisterschaften gab es einige in den Folgejahren, weil die Jugend immer besser wurde.

 

Erst Aufstiegs-, dann Abstiegs-Drama

 

1997 nahm Berlebeck einen neuen Anlauf auf den Aufstieg, unter anderem mit Frank Herrmann, der 97/98 über 50 Tore beisteuerte und den TuS auf Rang zwei führte.

Die 98er Aufstiegsmannschaft mit Trainer Frank Herrmann.

Hinter Heiligenkirchen. Das Aufstiegsspiel gegen den Tabellenzweiten der Kreisliga B2 Detmold gegen den TuS WE Lügde in Horn-Bad Meinberg, gewann der TuS Falke Berlebeck mit 5:4 im Elfmeterschießen vor rund 500 Zuschauern. Doch in der folgenden Saison ging es direkt wieder gegen den Abstieg. Am Saisonende belegte man Rang 13. Punktgleich mit der Spvg Heiligenkirchen. Es gab erneut ein Entscheidungsspiel, welches der TuS Falke Berlebeck diesmal aber glatt mit 0:4 in Pivitsheide VH verlor und direkt wieder in die B-Liga runter musste. Anfang des neuen Jahrtausends begannen langsam die Probleme, Jugendmannschaften konnten nicht mehr voll besetzt werden. Einziger Ausweg: Eine Spielgemeinschaft mit den einstigen Kontrahenten aus Heiligenkirchen. Die neue SG schaffte 2008 den Sprung in die A-Liga und spielt dort, mit einem drei Jahre andauernden Ausreißer in die B-Liga zu Beginn der 2010er-Jahre, bis heute.

 

Was Besseres als die Sportfreunde „hätte nicht passieren können“

 

2016 ist dann das passiert, „was nicht besser hätte passieren können“, frohlockt Hajo Seehrich. Die Rede ist von der Gründung der Sportfreunde Berlebeck-Heiligenkirchen. „Kalkuliert wurde, dass 10 Prozent von 1300 Mitglieder den Verein verlassen werden. Momentan stehen wir bei 1650 Mitgliedern.“ Damit sind die Sportfreunde der größte Verein in Detmold. Seehrich erinnert sich an die schwierige Anfangszeit: „Spieler wollten aufhören, als ich ihnen das gesagt haben. Nach den ersten Trainingseinheiten gingen Berlebecker in die eine, Heiligenkirchener in die andere Kabine. Aber nach zwei, drei Trainings war das Eis gebrochen.“ Skeptisch war zunächst auch Uwe Schwarzer: „Ich halte von Fusionen generell nicht so viel. Früher hat man sich bekämpft, konnte nach Niederlagen nicht durch Berlebeck bzw. Heiligenkirchen laufen. Im Nachhinein muss man hier aber sagen, dass man alles richtig gemacht hat.“ Wichtig findet Seehrich außerdem noch, dass auch heute noch Werte wie Kameradschaft und Geselligkeit vieles auffangen, denn Geld verdient nach Aussage des ersten Vorsitzenden bei den Sportfreunden niemand. Der Erfolg gibt ihm Recht: „Thomas Hülsmann hat mir auf der grün-weißen Nacht gesagt: Da brauchst du kein Trainingslager. So etwas Geiles habe ich nicht erlebt.“

 

Seehrich: „Haben ein anderes Standing der Stadt gegenüber“

 

Man hat sich weitere Ziele gesetzt, die man erreichen will. „Wir wollen qualitativ besseren Fußball spielen, alle Jugendmannschaften besetzt haben. Wir wollen wesentlich mehr anbieten“, so Seehrich. Ein weiterer Pluspunkt, der für die Gründung der Sportfreunde spricht, ist der Kunstrasen, den Berlebeck oder Heiligenkirchen als eigenständige Vereine nicht bekommen hätten. „Es läuft wirklich super. Wir erhalten 65.000 Euro Zuschüsse, das Sporthaus wird komplett saniert. Wir haben nun ein anderes Standing der Stadt gegenüber“, freut sich Hajo Seehrich.

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