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Saison 2021/22

Der Mann mit Pfiff – Teil 20: Justin Hegerding

Schweigen bedeutet Lob. Wenn über sie nicht berichtet wird, dann haben sie eine einwandfreie Leistung gezeigt. Lippe-Kick möchte in der neuen Serie den Spielleitern die Wertschätzung erweisen, die sie längst verdient haben. Klickt euch mal hinein.

 

„Man muss die Ruhe bewahren können.“

Der Mann mit Pfiff (hk). Von den Schiedsrichtern wird stets verlangt, dass sie fehlerfrei agieren. Perfektionismus pur. Manche Kreisliga-Spieler schießen mehr hoch als weit, lassen den Ball vom Schienbein weiter abprallen, als andere passen können. Doch die Spielleiter, die müssen ohne Fehl und Tadel agieren, so das Anspruchsdenken einiger. Man sollte selbstbewusst sein, dazu ein hohes Maß an Souveränität und Fußball-Kompetenz ausstrahlen, um in diesem Stahlbad seinen Mann zu stehen. Auf den ersten Blick ist das Schiedsrichterdasein ein Solo-Kämpfertum. Man gelangt in eine Einzelkabine, ist auch im Spiel meistens auf sich allein gestellt. In seltenen Fällen und bei besonderen Spielen helfen Assistenten an der Seitenlinie aus. Für Justin Hegerding begann das neue Abenteuer mitten in seiner Teenager-Hochphase. Seit seinem 14. Lebensjahr übt er die Rolle als Spielleiter schon aus.

 

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Von Henning Klefisch

 

Um sämtliche Chronistenpflichten zu erfüllen, beginnen wir in der zeitlichen Order und gehen mehr als sieben Jahre in der Zeitleiste zurück – in den März 2014. Mensch Kerl, wie lange liegt das nur zurück? Wenige Monate später krönte sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Brasilien zum vierten Mal zum Weltmeister. Ja, gefühlt ist das eine halbe Ewigkeit her. Hegerding hat schon damals den Fußball exorbitant wissbegierig verfolgt, spricht er gegenüber Lippe-Kick fast schon pathetisch von einer „Leidenschaft“, die er mit der Balltreterei in Verbindung bringt. Speziell das Wirken an der Pfeife hat ein Feuer der Faszination in ihm lodern lassen. Bei Lippe-Kick gibt der für den VfL Lüerdissen pfeifende Hegerding diesbezüglich zu Protokoll: „Schiedsrichter wollte ich auch schon vorher gerne machen.“ Gehen wir mal etwas ins Detail, was ihn im Speziellen an dieser Tätigkeit begeistert. „Die Regeln besser zu verstehen und Verantwortung zu übernehmen, waren die ausschlaggebenden Punkte.  Mit 14 Jahren haben mein Zwillingsbruder Fabian und ich uns dann gemeinsam angemeldet und den Kurs bei Stefan Wattenberg und Michael Knöner absolviert.“ Es hat hinlänglich gefruchtet, denn auch Justins jüngerer Bruder pfeift seit 2019, wurde erfolgreich mit dieser Begeisterung angesteckt.

 

Schiedsrichterei als „großartige Persönlichkeitsschule.“

 

Eine Frage: Kann der Koch uns kulinarisch verwöhnen? Vorfreude auf den großen Bissen. Die hungrigen Schiedsrichter blicken erwartungsfroh und neugierig zugleich in das Objektiv.

Aber, warum setzt man sich dem Ganzen aus? Warum schlüpft man in diese Rolle als Einzelkämpfer? Lässt sich derbe Sprüche an den Kopf knallen? Für den 21-jährigen Hegerding ergibt sich eine ganze Litanei voller Annehmlichkeiten, die er minutiös bei Lippe-Kick aufzählt. „Die Tätigkeit ist attraktiv, da man viele verschiedene Persönlichkeiten kennenlernt, mit ihnen angemessen und gut umgehen muss. Zudem lernt man, schnelle, klare Entscheidungen zu treffen, sich zu verkaufen und nicht zuletzt auch mit eigenen Fehlern umzugehen.“

Konkludierend ist das gesamte Schiedsrichterwesen auch eine „großartige Persönlichkeitsschule.“ Hilfreich für das private wie berufliche Leben, ist es doch in der Karriereleiter ein Vitamin B-Spender, wenn man von einer ehrenamtlichen Tätigkeit mit so viel Verantwortung berichten darf.

 

„Man muss seinen eigenen Stil entwickeln.“

 

Wie bei vielen lippischen Referees genießt auch bei Justin Hegerding Deniz Aytekin ein außergewöhnlich hohes Standing. Die Gründe: „Viele Sachen kann er wunderbar mit seiner Erfahrung, Ruhe und Persönlichkeit regeln.“ Den prominenten Bundesliga- und FIFA-Referee allerdings stumpf zu kopieren, das stellt für Justin Hegerding keineswegs eine Alternative dar, betont er immerhin via Lippe-Kick: „Trotzdem muss man seinen eigenen Stil entwickeln, welcher zu der eigenen Persönlichkeit passt, und nicht einfach versuchen, andere Schiedsrichter zu imitieren.“

 

Pivitsheide-Derby als Persönlichkeitsbildung

 

Der Student steht bildlich gesehen klar im Brennglas. Vor allem in den emotionsgeladenen Partien ist es unabdingbar, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Der adoleszente Referee blickt konkret auf das traditionell so testosterongeschwängerte Match zwischen FSV und SuS, wenn er Lippe-Kick in den Notizblock diktiert: „Partien, wie das Pivitsheider-Derby, in welchem es um den Aufstieg ging, wo viele Zuschauer sind und eine lautstarke Stimmung herrscht, bleiben natürlich in Erinnerung. Natürlich wird man in Spielen besonders gefordert, aber so macht es am meisten Spaß und man wächst daran sehr“, haben ihn solch aufregende Partien in seiner Persönlichkeitsbildung gewiss geprägt.

 

Das unvergessene Spiel vom Rennekamp

 

Eine Begegnung, die er nicht allzu gerne im Gedächtnis hat, liegt erst einige Jahre zurück. Es ist ein Aufeinandertreffen aus der Kreisliga A Detmold, lässt Hegerding seinen Gedächtnisapparat hierbei mächtig rotieren: „Auch das Spiel Fortuna Schlangen gegen Türkgücü Detmold bleibt natürlich in Erinnerung, in welchem Spieler beider Mannschaften aufeinander losgegangen sind und am Ende auch ein Trainer geschlagen wurde“, wirkt er hier etwas nachdenklich. Definitiv ein Match mit Langzeitwirkung.

Denn: „Dieses Spiel hat mich mit den Sportgerichts- und Strafgerichtsprozessen noch weit über ein Jahr beschäftigt.“

 

„In den letzten Jahren hat sich nicht viel verändert“

 

In den Medien, vor allem in den boulevardesk orientierten, wurde ausgiebig über die Gewalt gegenüber Spielleitern berichtet. Gefühlt ist es in der Anzahl und in der Intensität deutlich mehr geworden. Der Studierende geht da nicht unbedingt mit. Er findet: „Aus meiner Sicht hat sich in den letzten Jahren nicht viel verändert: Gemeckert wurde immer und wird auch immer. Das muss man als Schiedsrichter auch aushalten können. Angriffe auf mich habe ich bisher nicht erlebt, und hoffentlich bleibt das auch so“, atmet er an dieser Stelle tief durch.

 

Zuschauer sollen fair und sachlich bleiben

 

Dass Schiedsrichter im Eifer des Gefechts eine objektiv, noch mehr subjektiv betrachtet falsche Entscheidung treffen, das lässt sich nicht verhindern. Hegerding fordert vor allem „einen gesunden Respekt“, dem ihm Spieler, Trainer und Offizielle entgegenbringen sollen. Schließlich sind auch sie in ihrem Handeln nicht immer perfekt. Oft wird von den Schlachtenbummlern eine gewisse Emotion in das Spiel transportiert. „Von Zuschauern erwarte ich eigentlich nur, dass sie Zuschauer und fair und sachlich bleiben. Die dürfen auch mal meckern und sich beschweren, solange ich persönlich nicht angegriffen werde, sondern es sich nur auf das Spiel bezieht. Ich bin als Zuschauer im Stadion bestimmt auch etwas lauter, besonders auf der Bielefelder Alm“, wo er dem letztjährigen Bundesliga-Aufsteiger DSC Arminia Bielefeld kräftig die Daumen drückt.

 

„Allen respektvoll gegenübertreten.“

 

Was sind denn wichtige Faktoren, um relativ beschwerdefrei das Amt als Referee ausüben zu dürfen? Justin Hegerding überlegt kurz, um dann das Wort „stressresistent“ in den Mund zu nehmen. Und? Was noch? „Man muss die Ruhe bewahren können, zu jeder Zeit einen guten Überblick bewahren und allen respektvoll gegenübertreten. Dazu sollte man auch mit verschiedenen Persönlichkeiten umgehen können und Kritik, Rufe von draußen gut wegstecken“, erleben die zartbesaiteten Zeitgenossen eher eine innere Tortur.

Der Faktor Empathie sollte auch nicht auf der Strecke bleiben. Mit solch einem teilnahmslosen Gesichtsausdruck wie der frustrierte Karussellbetreiber an einem regnerischen Tag auf Kläschen lässt sich kein Blumentopf gewinnen, ist ein einnehmbares Wesen der so wesentliche Ice-Breaker im Umgang miteinander.

 

Auch die Fan-Rivalität wird gecheckt

 

Wenn die Ansetzung vier Wochen vor einem Match erfolgt, startet der Vorbereitungsfahrplan. Justin Hegerding ist keiner, der Onkel Zufall eine zu große Gewichtung einräumt. Er erinnert sich an einen berühmten Slogan aus Wilhelm Tell, der um das Jahr 1307 in der Zentral-Schweiz Heldentum erlangte. Eine Axt im Hause ersetzt den Zimmermann, bedeutet, dass er all das selbst erledigen möchte, was in seiner Macht steht. Hegerding begibt sich folglich akribisch in den Recherchemodus, fahndet nach Karten, Torjägern und konkreten Spielern. Allzu gerne auf Lippe-Kick. Um kein unliebsames Trara zu erleben, werden selbstredend vorab die Entfernungen zum Spielort gecheckt. Auch nicht sorglos darf unter den Tisch gekehrt werden, wie die Fan-Lager zueinander positioniert sind. Die körperliche Fitness ist eine Grundtugend, soll doch verhindert werden, dass die Partie einzig und allein per Adlerauge aus dem Mittelkreis heraus geleitet wird. Regelmäßige Laufeinheiten und das Ausleben von Sport sind Elemente, die zu einer akkuraten Spielleitung unbedingt dazugehören.

 

„Zum Anpfiff höchst konzentriert der Aufgabe nachgehen.“

 

Wenn der Match-Day ansteht, erfolgt rund eine Stunde vor dem Spielstart die Anreise. Vor Ort wird mit den Vereinsvertretern ein kurzes Gespräch abgehalten, bevor der Platz gecheckt wird. Hegerding zieht sich danach um, wärmt sich gewissenhaft auf, ehe der Anpfiff aus seiner Pfeife wummert.

Er verhehlt keineswegs: „In der Zeit baut sich auch eine gewisse Spannung auf, sodass ich dann zum Anpfiff und Spiel höchst konzentriert meiner Aufgabe nachgehen kann!“ Nach der Partie wird mit den Protagonisten über diese gesprochen, bevor das Anfertigen vom Spielbericht ansteht. „Danach geht es dann wieder entspannt nach Hause“, protokolliert er final gegenüber Lippe-Kick.

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