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Unvergessene Vereine

Unvergessene Vereine – RSV Nalhof

Die Corona-Zeit hat ganz viel Schlechtes für den lippischen Fußball gebracht. Positiv: Die Leserschaft ist bei Lippe-Kick noch größer, vor allem älter geworden. Speziell die nostalgisch angehauchten Artikel spielen uns hier in die Karten.

 

 

Großer Fußball aus dem kleinen Dorf

 

Unvergessene Vereine (hk). Unglaublich, aber wahr. Derzeit gibt es den SC Extertal. Dies mit immerhin drei Seniorenteams. Seine Vorgängervereine waren zahlreich und erlebten bemerkenswerte Geschichten. Ob die SG Extertal/Laßbruch/Silixen, FC Oberes Extertal, FC Laßbruch/Silixen, SV LaßbruchVSV Teutonia Silixen, SV Kükenbruch, der SV Asmissen, der TSV Bösingfeld oder eben der RSV Nalhof. Um den Letztgenannten geht es in der heutigen Ausgabe von „Unvergessene Vereine.“ Für die Fusion war der damalige Geschäftsführer Dieter Stöckner verantwortlich. Fast schon legendär, wie der mittlerweile in Paderborn wohnhafte Stöckner in einem Hinterzimmer der Gaststätte Kreuzweg in Asmissen mit Bösingfeld und Herrn Exner, dem ersten Vorsitzenden des SV Asmissen, die Erstkontakte einfädelte.

 

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Von Henning Klefisch

 

1948 wurde der Rasensportverein Nalhof ins Leben gerufen. Theodor Brenneke war wenige Jahre nach dem Ende vom Zweiten Weltkrieg einer der Gründungsväter. Zehn Jahre vor der Vereinsgründung ist der passionierte Taubenzüchter aus der Ruhrgebietsstadt Herne in das wunderschöne Nalhof gezogen. Ein echtes Hindernis für den gelernten Bergmann, dass er in der damaligen Zeit keine Arbeit im Extertal fand, weshalb Nalhof eher einem Wochenend-Domizil glich. Da Brenneke nach einem Unfall seiner geliebten Bergmannstätigkeit nicht mehr nachgehen konnte, hat er in Bochum erfolgreich eine Umschulung zum Lohnbuchhalter absolviert. Deshalb wurde er erst ab Mitte der vierziger Jahre so richtig sesshaft in Nordlippe. Fußball, ja, das war eine echte Passion für ihn. Vor allem war „Theo“ ein begnadeter Kicker, kickte in der damals höchsten Spielklasse, der Gauklasse, für Bochum-Gerte. Die Akteure vom legendären „Schalker Kreisel“ waren seine Gegenspieler.

 

Freunde hoben den Verein aus der Taufe

 

Ein echtes Problem war es für ihn, dass es in seiner neuen lippischen Heimat noch keinen Fußballverein gab. Grund genug, um selbst einen ins Leben zu rufen. Immerhin gab es doch mit Personen wie Lindemann, August Wehrmann Junior, Albert Müller, Otto Alexi, Bernhard Schneidewind und seinem Sohnemann einige Pioniere, die damals in der Küche demokratisch beschlossen, einen Fußballverein zu gründen. Die dafür erforderlichen 40 Unterschriften kamen schnell zusammen. Und voilà, der RSV Nalhof war geboren. Zum ersten Vorsitzenden wurde Heinrich Lindemann gewählt. Theodor Brenneke machte den Schriftführer. Der Sportplatz war jedoch alles andere als angenehm, weshalb der Steinbruch am Buckenbusch nur kurz als Heimstätte diente. Wenig später ist an der Exter ein neuer Sportplatz angelegt worden, wird dieser bis zum heutigen Tag bespielt.

 

Hühner-Ei als Fahrkarte

 

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Zur Premiere gab es einen 2:0-Erfolg. Überflüssig: Gepetzt wurde schon Ende der 40er Jahre. Der fußballverrückte Brenneke kickte trotz seiner 50-prozentigen Beschädigung mit. Dies wurde weitergetratscht, weshalb er wieder untersucht werden musste. Die Konsequenz: Er musste von 1951 bis 1962 in Bochum arbeiten, da seine Unfallrente nicht mehr ausreichte. Nun gut, die Auswärtsfahrten waren außerordentlich abenteuerlich. Per holzgasbetriebenem LKW begaben sich die Fußballer auf eine Reise, denn private PKWs waren damals eine echte Rarität. Fahrer Karl Schwabedissen nahm als Kompensation für das Eintrittsgeld je ein Hühnerei von den Mitfahrern. Folglich wurde vor jedem Match ein Hühnerstall aufgesucht, um den LKW-Lenker zufriedenzustellen.

 

Um den Aufstieg gegen den Alt-Kanzler

 

Nicht nur geschossen wurde. Auch geworfen. Wie etwa von den Handball-Damen des RSV Nalhof, die über „hervorragende Spielerinnen“ verfügten. Dieter Mermeier trat zusammen mit seinem Vater Wilhelm in den RSV Nalhof ein. Der gebürtige Gelsenkirchener Wilhelm wurde direkt nach seiner Kriegsgefangenschaft 1948 in dem RSV Nalhof Mitglied, sein Sohn kickte ab 1954. Mit 14 Jahren waren sie in der damaligen Jugend, die bis zum 18. Lebensjahr ging. Es folgte die Zeit im Seniorenfußball. Anfang der 70er Jahre reihten sich die großen Triumphe ein. „Der größte Erfolg war der Sieg im Begatal-Pokal gegen den Landesligisten Wendlinghausen. Wir haben sie als B-Ligisten besiegt. Einmal sind wir aufgestiegen, direkt nach einem Jahr wieder abgestiegen. Wir kickten in der A-Klasse gegen große Mannschaften wie etwa KachtenhausenWendlinghausenHelpup, Brake“, erinnert sich der heute 64-Jährige an den Aufstieg 1970. In der Aufstiegsrunde gegen Talle, mit dem Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem TBV-Boss Pohl, und dem TSV Schötmar setzten sich die Extertaler und die Kalletaler durch. „Auf dem kleinen Dorf waren wir spielerisch nicht in der Reihe, so mitzuhalten, obwohl wir gute Spieler hatten. Wir waren so gut verbunden, dass die Spieler überhaupt nicht wegwollten“, rühmt Mermeier. „Der Zusammenhalt war anders.“

 

„Wir brauchten die Anlaufzeit“

 

Gerd Wehrmann erinnert sich im Lippe-Kick-Gespräch: „Wir haben viermal den Begatal-Pokal geholt. Gegen den A-Ligisten Schwelentrup haben wir 6:1 das Endspiel gewonnen, das Halbfinale mit 7:0 gegen den Bezirksligisten Humfeld“, schlugen die Extertaler den höherklassigen Teams ein Schnippchen. Feierlichkeiten haben meistens in Nalhof und Umgebung mit zahlreichen Tanzveranstaltungen stattgefunden. Wehrmann schmunzelt: „Das war zu der Zeit gut besucht. Wir brauchten die Anlaufzeit. Meine Mutter machte am Sonntag nur magenschonende Speisen“, bevor sich das Kochen nicht gelohnt hätte. Zum 80. Geburtstag von Theodor Brenneke im März 1987 übergaben der TSV-Vorsitzende Fritz Schneidewind, der Geschäftsführer Dieter Stöckner und der Vorsitzende der Reisevereinigung Begatal Günter Schorrmeier Präsente.

 

Zwölf Tore, aber auch zwei Verletzte

 

Die Fußballstatistiken über den RSV Nalhof sind sehr dürftig. So haben wir einzig ein Zahlenwerk aus der Spielzeit 1982/83 ausgespuckt. In der damaligen Spielzeit vor knapp vier Jahrzehnten rangierte der Verein aus dem knapp 400-Einwohner-Ort in der Kreisliga C2 Lemgo an sechster Position – mit 32-24 Punkten und einer Tordifferenz von 83:79. Im Oktober 1984 grüßte der RSV Nalhof von der Tabellenspitze. So gewannen die Extertaler satt mit 4:0 gegen den TBV Alverdissen II. Stöckner und Kwiatkowski schossen einen 2:0-Pausenvorsprung heraus. B. Kuhlmann traf im zweiten Abschnitt zweimal nervenstark vom Elfmeterpunkt. Nach einem „unnötig harten Spiel“ beklagte der RSV Nalhof zwei Verletzte. Wenig später machten die Nalhofer sogar das Dutzend voll, fegten mit einem 12:0 über den Tabellenletzten Kükenbruch II hinweg.

Exakt die Hälfte davon, darunter sogar einen lupenreinen Hattrick, steuerte Stöckner bei. Kwiatkowski und Jabs glänzten als Doppeltorschützen, trugen sich ebenso Kloschinski und Arndt in die Torschützenliste ein. Auch im Pokal schlugen sich die Nalhofer achtbar. Gegen den SV Goldbeck unterlag der Gastgeber indes deutlich mit 2:7. Ein tolles Rahmenprogramm bot die toll performende Gymnastikabteilung vom RSV Nalhof. Nicht nur deshalb waren sie ein ausgezeichneter Gastgeber für diesen Extertal-Pokal.

 

 

 

Prächtige Turnabteilung

 

Im Frühjahr 1987 beschlossen der RSV Nalhof und der SV Asmissen, zukünftig gemeinsame Sache zu machen. Im Februar 1988 zog der Vorsitzende vom SV Asmissen/Nalhof ein positives Fazit bei der ersten Jahreshauptversammlung. So sei die Fusion „sehr harmonisch und erfolgreich verlaufen und habe im Großen und Ganzen viele positive Aspekte gebracht.“ Vor allem die Turnabteilung entwickelte sich prächtig. Etwas anders gestaltete sich die Gemengelage im Fußball. Trotz der Tatsache, dass Coach Karl-Heinz Schlickel ein sehr großes Engagement zeigte, wurden die hohen Erwartungen nicht mit Erfolgen befriedigt. Vor allem das Altherren-Fußball-Turnier der Extertal-Meisterschaften vom SV Asmissen-Nalhof war extrem erfolgreich. Nicht nur in diesem Wettbewerb haben die Alt-Herren-Kicker überzeugend und erfolgreich gespielt.

 

Fußball verbindet und fördert das Miteinander“

 

Man merkt es Stöckner an. Er vermisst die gute und alte Zeit, die dieser kleine, aber feine Verein ausstrahlte.

Im Brustton der Überzeugung betont Stöckner im Gespräch mit Lippe-Kick: „Meine Maxime galt seinerzeit die Förderung und Schaffung sozialer Kontakte für die Kinder.“ Weil: „Ich hatte es schon vorher gesehen, dass die Senkung der öffentlichen finanziellen Mittel nur noch eine Fusion zuließ. Dass es gerade der kleinste Verein RSV Nalhof mit 180 Mitgliedern war.“ Schließlich hat der emsige Fußball-Liebhaber doch beobachtet, dass insbesondere in dörflichen, vor allem ländlichen Regionen der „Fußball-Sport für die Gemeinschaft unverzichtbar ist.“ Seine nachvollziehbare Erklärung: „Er verbindet und fördert das Miteinander wie kein anderes Instrument.“

 

 

 

 

 

Bild-Quelle: Dieter Stöckner

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