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Saison 2021/22

Der Mann mit Pfiff – Teil 31: Luca Maurer

Schweigen bedeutet Lob. Wenn über sie nicht berichtet wird, dann haben sie eine einwandfreie Leistung gezeigt. Lippe-Kick möchte in der interessanten Serie den Spielleitern die Wertschätzung erweisen, die sie längst verdient haben. Klickt euch mal hinein.

 

 

Mit Adrenalin-Pegel zu Höchstleistungen

Der Mann mit Pfiff (hk). Von den Schiedsrichtern wird stets verlangt, dass sie fehlerfrei agieren. Perfektionismus pur. Manche Kreisliga-Spieler schießen mehr hoch als weit, lassen den Ball vom Schienbein weiter abprallen, als andere passen können. Doch die Spielleiter, die müssen ohne Fehl und Tadel agieren, so das Anspruchsdenken einiger. Man muss selbstbewusst sein, dazu ein hohes Maß an Souveränität und Fußball-Kompetenz mitbringen, um in diesem Stahlbad seinen Mann zu stehen. Auf den ersten Blick ist das Schiedsrichterdasein ein Solo-Kämpfertum. Man gelangt in eine Einzelkabine, ist auch im Spiel meistens auf sich allein gestellt. In seltenen Fällen und bei besonderen Spielen helfen Assistenten an der Seitenlinie aus. Früh übt sich, so lautet das Motto von Luca Maurer, der mit seiner Energie ein ganzes Atomkraftwerk versorgen könnte. Seit zehn Jahren bereits ist der erst 22-jährige Maurer im hiesigen Schiedsrichterwesen unterwegs.

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Von Henning Klefisch

 

Pater Zufall spielte eine ganz entscheidende Rolle, dass Luca Maurer mit dem Dienst an der Pfeife begann. Und das war so: In seiner Heimatstadt Steinhagen fanden in jedem Jahr gleich mehrere Wettbewerbe statt. Als zwölfjähriger Bub pfiff der kleine Luca etwa auch den Kindergarten-Cup. Zufälligerweise war an diesem Tag auch der damalige Lehrwart Tim Neubauer vor Ort. So ging er auf Maurer zu, fragte diesen, ob er die Tätigkeit als Spielleiter „nicht ein bisschen professioneller machen möchte.“ Schneller als manche Braut bei der Trauung sagte Maurer sofort ja. Es dauerte nur wenige Wochen, ehe er sich für den Schiedsrichter-Anwärterlehrgang anmeldete, bereits im Oktober 2011 den begehrten Schein in der Tasche hatte.

 

„Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen“

 

Trotz des eklatanten Mangels an Schiedsrichtern vor allem im unteren Amateurbereich kann nicht jedermann dieses Amt ausfüllen. Maurer benennt bei Lippe-Kick die Kompetenzen, die hierfür erforderlich sind: „Die Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen, Konfliktfreudigkeit, Empathie, viel Konzentration und Spaß am Fußball.“ Warum könnte es sich denn tatsächlich lohnen, für die ausführende Gewaltenteilung auf dem Spielfeld zuständig zu sein? „Man hat mit vielen verschiedenen Charakteren zu tun, bildet sich selber in der Persönlichkeit weiter, gewinnt an Selbstvertrauen.“ Auch nicht unerheblich, dass für eine sportliche Betätigung in einer Gemeinschaft etwas Geld kassiert wird und zudem ein kostenloser Eintritt für sämtliche Bundesligaspiele garantiert ist.

 

Großstadt-Schiris mit Vorbildfunktion

 

Vor allem der 42-jährige Bundesliga-Referee aus Hamburg, Patrick Ittrich, löst wahre Begeisterungsstürme bei Luca Maurer aus. „Da ich seine Art und Weise, wie er mit den Spielern und Trainern umgeht, richtig gut finde.“ Aus einer weiteren deutschen Großstadt. aus der Hauptstadt Berlin, entstammt ein weiteres Vorbild von ihm. Die Rede ist von Daniel Siebert. „Den Pfeifstil finde ich richtig gut“, erklärt der gebürtige Bielefelder im Gespräch mit Lippe-Kick. In seiner Heimat genießen die Altkreismasters und die Stadtmeisterschaften eine gewisse Popularität. Wenn Corona nicht ist, finden diese zumeist vor ausverkaufter Halle statt, peitschen die eigenen Fans ihre lokalen Helden frenetisch mit südländischer Begeisterung nach vorne.

 

Adrenalingeschwängerte Jugend-Bundesliga-Spiele

 

Ein unvergessliches Spiel? „Das erste Jugend-Bundesliga-Spiel als Schiedsrichter-Assistent in Wolfsburg.“ Dieses fand im AOK-Stadion statt, dem 5.200 Zuschauer fassenden Schauplatz vom mehrfachen Deutschen Meister und Champions League-Teilnehmer, den Frauen des VfL Wolfsburg. Der 22-Jährige schildert via Lippe-Kick: „Es fing schon mit der Anreise an, diese war mit dem ICE. Das hatte ich vorher auch noch nie. Dann das ganze Professionelle vor Ort, mit einem richtig guten und spannenden Spiel. Dies war ein mega Erlebnis. Als ich dann dieses Jahr ebenfalls als Schiedsrichter für die Jugend-Bundesliga nominiert worden bin und wir als Gespann das erste Spiel in Lippstadt hatten, war die Aufregung nicht zu überbieten. Das war richtig gut und ich voll mit Adrenalin“, tanzten die Endorphine in ihm Tango. Das Adrenalin hat zu einer konzentrierten Leistung geführt. „In diesem Spiel war ich ebenfalls sehr zufrieden mit unserer Leistung, es hat alles sehr gut geklappt. Das, was wir vor dem Spiel besprochen haben, hat auch so geklappt. Alles in allem ein gelungener Start in die Saison“, resümiert er bei Lippe-Kick.

 

Intensives Einstimmen auf das Match

 

Luca Maurer empfiehlt: Mehr Sicherheit im Umgang mit den vorherrschenden Regeln könnte so manche Aggression bereits im Keim ersticken. So einige Diskussionen würden gar nicht erst aufflammen. Wie bereitet er sich auf die zu leitenden Partien vor? Die Vorrecherche ist nicht zu unterschätzen. „Bei Spielen in der Junioren-Bundesliga gucke ich mir die vergangenen Spiele der Mannschaften auf dem Video nochmals an, welche wir pfeifen, dann schaue ich mir die tabellarische Situation an, um ein wenig die Einschätzung abgeben zu können, was uns für ein Spiel erwarten kann.“ Auf tieferer Amateurebene wird das Tableau überprüft, ebenfalls die Fairness-Tabelle, „welche ebenfalls ein wenig etwas über das kommende Spiel aussagen kann.“ Am Spieltag selbst erfolgt eine zeitige Anreise. Minimum 90 Minuten vor dem Anpfiff möchte er am Sportplatz sein. Dort findet die Platzkontrolle statt, ehe die finalen Einzelheiten vor dem Match sich anschließen. In der Kabine erfolgt die erste kurze Kommunikation mit dem Beobachter. Musik an, ab in die Schiedsrichterkluft. Das sorgt für eine klare Erkenntnis: „Allerspätestens ab dem Moment, sind wir sehr fokussiert auf das Spiel, welches uns erwarten wird.“

 

Kleinschrittige Analyse zur Fehler-Prophylaxe

 

Waldemar Stor hebt entschlossen die Fahne

Nach der Partie wird der Spielbericht angelegt, mit dem Schiedsrichterbeobachter werden die wichtigsten Szenen im Spiel thematisiert, ehe die körperliche Stärkung in Form von einem Essen ansteht. Bei der Rückfahrt wird die Partie Revue passieren gelassen. Zudem erfolgt die Analyse der einzelnen Szenen vom Videomaterial, wenn vorhanden. Danach kommt es zur Kommunikation mit den Assistenten. Zu Hause angekommen, gibt es die ausführliche Analyse und eine „kleinschrittige Analyse.“ Hier ist sein Coach Waldemar Stor involviert, ebenfalls die Assistenten und die anderen Schiedsrichterkollegen aus dem Kreis Bielefeld und den Nachbarkreisen. All diese Inhalte sind förderlich, um prophylaktisch zu vermeiden, den gleichen Fehler ein zweites Mal zu begehen.

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