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Historisch

Historisch – Zwei aufregende Bezirksliga-Jahre Teil 1

Kurz, aber knackig, so liest sich die Bezirksliga-Zeit vom FC Schwelentrup-Spork/Wendlinghausen. Lippe-Kick hat die Highlights zusammengetragen.

 

 

Erst Höhenflug, dann Absturz

Historisch (hk). Kruzifix, ja, mein Gott. Schön war die Zeit. Eine Zeit, als aktuelle Fußball-Zweitligisten wie der Hamburger SV, SV Werder Bremen, FC Schalke 04, ja sogar der aufstiegsinteressierte Drittligist 1. FC Kaiserslautern noch in der Beletage vom deutschen Fußball unglaublicherweise in der Spitzengruppe mitmischten. Okay, das ist echt ziemlich lange her. Zur historischen Einordnung: Einige aktuelle Spieler vom FC Schwelentrup-Spork/Wendlinghausen agierten mit viel Leidenschaft im Kindergarten, unternahmen vielleicht ihre ersten fußballerischen Gehversuche in der F-Jugend, als der SSW höherklassig war. Heute behandeln wir die Nuller-Jahre, konkret das SSW-Bezirksliga-Gastspiel zwischen 2005 und 2007 (siehe: https://www.lippe-kick.de/mannschaft/fc-schwelentrupspork-wendlinghausen/). Ja, vielleicht fühlten sich die Sporker damals tatsächlich wie das kleine gallische Dorf, das den Großkopferten eine lange Nase zeigte. Hier ist Teil 1.

 

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Von Henning Klefisch

 

 

Hossa, es war eine grün-schwarz-weiße Völkerwanderung Richtung historischen Aufstieg. Im Mai 2005 waren zahlreiche Schlachtenbummler auf dem Weg zu den Turn- und Sportlustigen aus Helpup zum Wäldchen. Gleich mehrere menschliche Ladungen voller PKWs wurden mobilisiert. SSW-Chronist und Urgestein Andreas Riepe rezitiert ganz melancholisch, mit leuchtenden Augen: „Da war richtig Alarm.“ Tatütata in seiner Reinkultur also. Die Party-Kondition war echt herausragend. Von Sonntag bis Dienstag wurde intensiv durchgefeiert. Was für eine Anstrengung für den Körper und den Geist. Es kam noch besser im Eifer vom Legenden-Triumphzug.

Daniel Knopke

Das Küken Daniel Knopke malte voller Begeisterung das Auto von Aufstiegscoach Andreas Ridder an. Mrs. Ridder war not amused. Der kurzzeitige Schockzustand war allerdings nur von einer flüchtigen Haltbarkeitsdauer, denn nach dem ersten Regen war die Farbe bereits wieder verschwunden. Auf der Straße vor dem Sporker Holz gab es eine längere Bewunderungszeit. Ein halbes Jahr sorgte die Knopke-Kunst für so einige Ohs und Ahs. Großeltern erzählten ihren Kindern davon, diese gaben das ihren Kindern weiter, auch die Nachbarn erfuhren davon. Das alles im Stille Post-Style. Lauscht, damals waren die Handys noch rudimentär und WhatsApp kein Thema.

 

Kneipen-Tour der Aufstiegshelden

 

Die Kicker aus der Gemeinde Dörentrup waren epische Feierbiester. Die örtlichen Lokalitäten wurden treu und ergiebig aufgesucht. Zunächst wurde der Vereinsgaststätte „Zur Krone“ in Spork ein Besuch abgestattet. Auch in der „Gaststätte Rohde“ in Wendlinghausen und im „Bürgerkeller“ in Schwelentrup machte der A-Liga-Meister Station. Stets unter dem inflationär verwendeten Slogan: „Wir haben euch etwas mitgebracht: Durst, Durst, Durst.“ Bundesliga-Feeling im Aufstiegsrausch. Im finalen Match vor heimischer Kulisse, als der erstmalige Bezirksliga-Aufstieg bereits besiegelt war, liefen die SSW-Jungs mit Kindern ein, Stadionsprecher Olaf Hohmeier lief zur Höchstform auf und peitschte die Anhänger frenetisch nach vorne.

Herrlich. Eine Stimmung wie im La Bombonera in Buenos Aires. Einige Zeitzeugen klagten danach über eine Gänsehautentzündung. Mit 13 Punkten Vorsprung vor dem zweitplatzierten TuS Asemissen stiegen die Sporker auf. Nach 23 Siegen, zwei Remis und fünf Niederlagen waren es schlussendlich 71 Punkte, die sich die Ridder-Eleven erspielte.

 

Traumstart gegen Neuenheerse

 

Ab Sommer 2005 wurde es also in neuen Liga-Gefilden ernst. Furios ging es los mit einem 5:0-Kantersieg über den Mitaufsteiger SV Neuenheerse. Dabei fehlte in diesem Spiel nicht viel und der Liga-Neuling wäre durch ein Frevert-Eigentor in Rückstand geraten. Die Unterkante der Latte verhinderte jedoch Schlimmeres. Sprachrohr Riepe wurde vor dem 5:0 unsanft von den Beinen geholt. Der frisch gebackene Zwillings-Vater von Felix und Tabea, Jungblut, verwandelte eiskalt vom Punkt. Wenig später folgte ein respektables 1:1-Unentschieden im Lipper-Derby gegen den TuS Sonneborn. Der Kontrahent machte echt Eindruck. Riepe benennt den Nachbarverein als ein „Vorbild mit der damaligen Bezirksliga-Historie.“ Löblich war auch der 3:2-Auswärtssieg beim TSV KohlstädtRiepe schwärmt bei Lippe-Kick von einem 30-Meter-Geschoss direkt in den Knick, zur zwischenzeitlichen 2:0-Führung nach einer halben Stunde Spielzeit. Capitano und Knaller-King Frank Geise überhörte gewissenhaft die Wünsche seiner Mitspieler, den Ball abzugeben und wuchtete die Kugel mit Schmackes in Scharfschützenmanier in den Winkel.

 

„Für uns waren das halbe Profis

 

In der folgenden Woche führte die Reise ins 75 Kilometer entfernte Warburg. Einfache Strecke wohlgemerkt. Das auch noch an einem Donnerstagabend. Um 16.00 Uhr trafen sich die Spieler am Sporker Holz. Einige Akteure mussten extra frühzeitig Feierabend machen. Es ging also mitten im Feierabendverkehr Richtung Warburg. „Das war richtig anstrengend“, stöhnt Riepe auf. Sogar einige Fans saßen mit im Bus. 40 an der Zahl. Es wurde reichlich konsumiert. Nicht nur Fanta. Ständig gab es eine berühmt-berüchtigte und langanhaltende Pinkelpause. Gespielt wurde auch noch. Gegen den ehemaligen Landesligisten SV Warburg gab es auf dem nigelnagelneuen Kunstrasenplatz eine noch annehmbare 0:2-Niederlage. Etwa auch durch ein Eigentor. Gröning prallte die Kugel von der Brust in den eigenen Kasten. „Für uns waren das halbe Profis. Sie waren schon deutlich  besser als wir, haben uns richtig gescheucht. Ein tolles Spiel“, gibt Riepe (Bild rechts) zu. Aber die eigentlich exorbitanten Unterschiede wurden durch Leidenschaft und Einsatz fast aufgewogen. Und die SSW-Fans waren begeistert, bedankten sich mit einer La Ola-Welle. Die Rückfahrt hatte es auch mal so richtig in sich. Denn chronisch durstige SSW-Anhänger kauften sämtliche Biervorräte auf, die Rückfahrt war nach einer anständigen Leistung und vielen neuen Eindrücken extrem lustig. Auch nicht von schlechten Eltern: Im Lipper-Derby in Lüdenhausen gab es in einer kurzweiligen Partie ein 2:2-Unentschieden.

 

Verschworene und routinierte Gemeinschaft

 

Dem favorisierten RSV Barntrup schlugen die euphorisierten Kicker ein echtes Schnippchen. Auf der altehrwürdigen Asche im Waldstadion triumphierten sie vor 300 Zuschauern mit 2:1. Nach nur fünf Minuten brachte Christoph Vieregge die Gäste in Front. Barntrup-Hüter Felde fabrizierte nach einer knappen Stunde Spielzeit per Eigentor das 2:0. Das Anschlusstor von Gelhaus in Spielminute 77 kam zu kurz. Am Saisonende gab es den dritten Tabellenplatz im Endklassement. Sie waren die beste lippische Mannschaft. Auffällig und besonders zugleich: „Alle kamen aus dem eigenen Dorf, bis auf Ridder. Es gab keine Tor- und Punkteprämie, kein Gehalt.“ Einen externen Neuzugang gab es immerhin. Matthias Hellmig wurde aus Sonneborn zurückgeholt. Die Auguren wurden eines Besseren belehrt. „Viele haben gesagt, bei vier Absteigern seid ihr dabei, wenn ihr nicht externe Neuzugänge holt.“ Der engagierte Vorstand besaß ebenfalls seinen Anteil an diesem Höhenflug. Olaf Hohmeier und Siggi Strate lebten die Identifikation vor. Die Altersstruktur im Team war eher routiniert. Viele Akteure waren Ende 20, Anfang 30, haben bereits seit vielen Jahren zusammengespielt. Christian Gröning (Bild rechts) bildete als Mittzwanziger fast schon eine Ausnahme. Es gab mit Tim Gregor auch ein hoffnungsvolles Talent. Der A-Jugendliche stürmte in der Spielzeit 2005/06 bereits als Angreifer. Wie kam es denn zum Höhenflug bis auf Rang drei? „Fußballerisch waren wir nicht so talentiert, die anderen haben uns nicht so gut gekannt. Zwei, drei Sachen haben wir richtig gut umgesetzt. Über die Außen dann in die Mitte. Wir haben unser Spiel sehr einfach gehalten, viele Kopfballtore gemacht, waren ein unangenehmer Gegner, kassierten auch mal einige Karten, zeigten keine Kombinationen über 20, 30 Stationen“, tritt Blondschopf Riepe als Aufklärer in Erscheinung.

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