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Finale

Kreispokal-Finale Detmold – Schmiech-Bengels schreiben Fußball-Geschichte

Der rotweiße Jubel der Egge-Kicker ist episch, als sie dem Favoriten aus Blomberg ein Schnippchen schlagen. Lippe-Kick serviert den detaillierten Nachbericht.

 

Horner Aufstieg in den Fußball-Olymp

(hk). Ihr Fußball-Götter in rot und weiß. Davon könnt ihr noch euren Enkelkindern stolz erzählen. Der Türkische SV Horn besiegt in einem dramatischen Kreispokal-Finale den Blomberger SV mit 6:5 nach Elfmeterschießen. Damit darf sich der A-Ligist nicht nur Kreispokalsieger nennen, sondern vertritt zudem die Detmolder Farben in der kommenden Spielzeit auch im Westfalen-Pokal. Wie Gott in Frankreich fühlt sich das menschliche Orakel Ender Ünal. Denn er hat dies auch ohne Glaskugel vorhergesehen, als er nämlich bei Lippe-Kick verrät: „Ich habe nie eine Sekunde gezweifelt.“ Die Freude ist groß im Lager vom Underdog.

 

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Von Henning Klefisch

 

 

Es wäre despektierlich zu behaupten, dass für die Egge-Kicker im bisherigen Saisonverlauf frühzeitig die Luft raus ist. Dafür sind die Protagonisten zu sehr tadellose Sportsmänner. Doch den ganz großen Druck im Aufstiegsrennen oder im Kampf um den Klassenerhalt, den musste der TSV Horn in der aktuellen Serie nicht ertragen. Akribisch haben sie sich auf die Pokal-Herausforderung vorbereitet, haben etwa im jüngsten Liga-Spiel gegen den FC Fortuna Schlangen extra ihr Heimrecht abgetreten, um sich an den Remmighausener Final-Untergrund, den Kunstrasenplatz, zu gewöhnen. Ünal zeigt sich nicht überrascht von diesem Pokal-Coup: „Ich wusste seit der Rückrunde, dass wir das Finale holen. Das war seit Monaten meine einzige Bitte und Zielvorgabe an die Jungs“. Was ihn wahrlich beeindruckt: „Sie haben daran geglaubt und zu 1000 Prozent umgesetzt“.

 

Defensive genießt Priorität

 

TSV-Trainer Thorsten Schmiech hat als defizitär im eigenen Spielvortrag erkannt, dass sein Team arge Probleme offenbart, einen flotten Einstieg in diese Partie zu finden. Vor allem das Passspiel bietet so einige Schlampigkeiten. Die Blomberger sind im fußballerischen Sektor besser drin in der Partie, zumindest in den ersten 20 Minuten. Fortan „sind wir dann besser ins Spiel gekommen und konnten das Spiel etwas beruhigen, wobei man sagen muss, dass beide Mannschaften zunächst darauf bedacht waren, defensiv gutzustehen, sodass Torchancen eher Mangelware waren“, so analysiert Schmiech den ersten Durchgang von seinen Bengeln.

 

Horner verpassen das potenzielle 2:0

 

T. Schmiech

Taktikfuchs und Menschenfänger Schmiech nimmt in der Halbzeitpause so einige inhaltliche, taktische und personelle Umstellungsmaßnahmen vor. Er möchte nämlich die oft gefährlichen Blomberger Diagonalbälle somit besser verhindern. Schmiech erreicht die Köpfe und Beine seiner Spieler, denn fortan verteidigen sie geschickter und konzentrierter. Zugleich steigert sich der Mut, was mit dem 1:0 durch Cihat Keles nach 56 Minuten belohnt wird. Nach einem Freistoß bietet sich die Abpraller-Option. Der coole Keles trifft aus Nahdistanz. Etwas ärgerlich für den Pokal-Sieger-Coach: „Danach hatten wir einige gute Möglichkeiten, das 2:0 zu erzielen, die wir ungenutzt lassen, während Blomberg dann mit dem zweiten Torschuss in Halbzeit zwei den Ausgleich erzielt!“

 

Keles hat Ja gesagt

 

C. Keles

Ünal zeigt sich äußerst angetan von dieser herausragenden Performance. Die Eintracht von Aktiven, Fans, Sponsoren und Mitgliedern hat den Ausschlag zugunsten der Horner gegeben, die im Elfmeterschießen mehr Nervenstärke demonstrieren. Ein klares Indiz, dass es läuft, ist die Zusage von Spielführer Cihat Keles, der trotz zwei lukrativen Angeboten aus der Landesliga seinem Herzensverein die Treue erweist. Seit neun Jahren bereits spielt er für den TSV Horn. Noch vor der Pokal-Übergabe gibt er dem Vorstand sein Ja-Wort. Gestern ist er zum Vereins-Helden mutiert, als er sein Team bekanntlich mit 1:0 in Führung schießt. Rund zwanzig Minuten später gleicht Domenik Johnson für den frisch gebackenen Bezirksligisten aus.

 

Ünal-Ärger über strittige Szenen

 

Domenik Johnson

Einer hat da so seine Zweifel. „Ein klares Abseitstor“, echauffiert sich Ünal, der zudem anmerkt: „Zwei Elfmeter wurden für uns nicht gepfiffen in einem ansonsten sehr fairen Spiel.“ Blomberg-Coach Michele Caporale findet: „Jeder hat seine eigene Sichtweise.“ Den Stab über das Schiedsrichter-Trio möchte er keineswegs brechen: „Das Gespann war in Ordnung“, um sodann fortzuführen: „Auf beiden Seiten hätte ich als neutraler Zuschauer einige Szenen anders entschieden.“ Was ihm allerdings definitiv aufgefallen ist: „Im Endeffekt gibt es wenige Spiele, die durch Schiedsrichter-Entscheidungen entschieden werden. Wenn man als Mannschaft besser agiert, gewinnt man zu einem Großteil die Spiele. So war es auch gestern.“ Was ist denn ursächlich dafür gewesen, dass die Horner am Ende den Pott in die Höhe stemmen dürfen? Er registriert aufmerksam, dass der A-Ligist vor allem in den direkten Duellen deutlich engagierter zu Werke geht, speziell im zweiten Durchgang mehr Torgefahr entwickelt.

 

Nervenstarke TSV-Kicker

 

Weil  es wegen Corona keine Verlängerung gibt, geht es direkt in das Elfmeterschießen. Caporale gibt es bei Lippe-Kick ehrlicherweise zu: „Wir konnten uns schlussendlich noch in das Elfmeterschießen begeben, da wir 15 Minuten anständigen Fußball gespielt und auch unser Tor erzielt haben.“ In diesem Penalty-Shootout treffen vom Punkt für die Egge-Kicker Cihat Keles, Hasan Karaduman (Bild rechts),

Berkan Karaduman

Berkan KaradumanOguzhan Keles und der eingewechselte Milcan Colak. Für die Blomberger sind Fahri Isik, Fabian Wilhelmi, Andrea Maradea und Domenik Johnson erfolgreich. Schmiech jubiliert bei Lippe-Kick: „Dass es am Ende dann im Elfmeterschießen geklappt hat, ist natürlich immer auch ein bisschen Glückssache, aber ich würde es am Ende auch als verdient bewerten.“ Damit beschert der integre Schmiech allen Beteiligten ein legendäres Abschiedsgeschenk. Nämlich, den Einzug in den Westfalen-Pokal. Was für ein Prestige-Gewinn für den Türkischen SV Horn: „Ich freue mich für die Jungs und den Verein nach dieser für alle schwierigen Saison.“

 

„Unser Verein hat nur gewonnen“

 

„Gestern“, so teilt es ein spürbar stolzer Ünal bei Lippe-Kick mit, „hat unser Verein nur gewonnen. Das ist das Schönste, was ich mir vorstellen konnte.“ Für Michele Caporale steht unweigerlich fest: „Gestern konnten wir nicht unsere beste Leistung abrufen.“ Die Egge-Kicker tätigen ein deutlich größeres Investment. Deshalb hat der Fußball-Gott ein Einsehen, die Horner sind vom Punkt aus das eine Tor besser. „Daher“, ist Caporale eine ehrliche Haut, „geht der Sieg auch in Ordnung.“ Die Konsequenz nach einer eher suboptimalen Vorstellung: „Somit konnten wir den Pott nicht mit nach Blomberg holen.“ Dem TSV Horn wünscht er an dieser Stelle „alles Gute und ganz persönlich an Ender, Glückwunsch.“

 

„Wir sind alle ein bisschen Sieger

 

Extrem beeindruckend ist für den BSV-Macher die grandiose Unterstützung. Caporale schwärmt: „Der Support unserer Leute war gestern wieder großartig. Als wir wieder zurück in Blomberg waren, sind dann auch eine Vielzahl der Supporter mit uns noch feiern gewesen. In der 3. Halbzeit waren wir, mit unseren Leuten, wieder grandios! Somit sind wir alle doch ein bisschen Sieger“, stellen die Nelkenstädter immerhin das zweitbeste Team im diesjährigen Detmolder Pokal-Wettbewerb. Der Temperament-Bolzen Ünal leidet unter einer ganzheitlichen Gänsehautentzündung. Dieser Triumph ist nämlich ein Erfolg für die gesamte TSV Horn-Familie. Als die Kirsche auf der Sahne gibt es für den aufgeregten Ünal den Fahrservice vom Horner Bürgermeister Dieter Krüger höchstpersönlich. Bis zur Haustür wird der emsige Manager vom Stadtoberhaupt kutschiert. Pünktlich um 22.00 Uhr gibt es die Heimfahrt, denn um Mitternacht fährt Familie Ünal in den Frankreich-Urlaub. Es geht in die Stadt der Liebe – nach Paris. Ein Geburtstags-Geschenk für die Tochter zum 17. Wiegenfest. Was Ender Ünal beeindruckt und zugleich ehrt: „Unser Bürgermeister war die ganze Zeit beim Team.“

 

 

Fazit: Was für ein Teamgeist vom TSV Horn, der nach einem dramatischen Endspiel im Elfmeterschießen die besseren Nerven hat. Blomberg liefert einen leidenschaftlichen Fight, doch es fehlt letztlich auch das erforderliche Match-Glück, um sich das Double zu sichern.

 

 

Tore:
1:0 Cihat Keles (56. Min.)
1:1 Domenik Johnson (78. Min.)

 

Elfmeterschießen:
Für den TSV Horn treffen: Cihat Keles, Hasan KaradumanBerkan KaradumanOguzhan KelesMilcan Colak.
Für den Blomberger SV treffen: Fahri Isik, Fabian Wilhelmi, Andrea Maradea, Domenik Johnson.

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