Stefan Braunschweig ist tot. Was für eine überraschende, was für eine schlimme Nachricht. Der Fußballer aus Leidenschaft wurde nur 57 Jahre alt. Hier ist der Nachruf.
Eine Legende geht
(hk). Wenn dieses Endgültige Realität wird, holen einen automatisch die Erinnerungen ein, die mit der verstorbenen Person verknüpft waren. Zunächst einmal wirkte „Brauni“, wie er von seinen Freunden genannt wurde, authentisch und streitbar. Ehrlichkeit war eine weitere Tugend, die ihn auszeichnete. Besonders auch als Fußballer, unter anderem als Oberliga-Spieler beim FC Gütersloh oder bei den Amateuren vom DSC Arminia Bielefeld. Ebenfalls spielte er beim TSV Oerlinghausen, FC Stukenbrock oder auch viele Jahre in der Alt-Liga bei Arminia Bielefeld, in der ü40- und ü50-Auswahl. Als Coach war er zunächst beim TuS Einigkeit Hillegossen und bei der SG Bustedt und zuletzt beim SC Bad Salzuflen und TuS Lockhausen aktiv. Als Trainer war er sehr ehrgeizig, häufig enttäuscht über die mangelnde Trainingsbeteiligung. Er war ein Trainer der alten Schule, der das Bestmögliche aus seinen Spielern versuchte herauszuholen. Stefan Braunschweig vertrat die Grundwerte im Fußball, die zuweilen bei vielen Vereinen verloren gegangen sind. Ein genialer Fußballer, aber ein noch besserer Mensch. Auch er musste aufgrund des Corona-Lockdowns finanzielle Einbußen hinnehmen, aber er ließ sich nicht unterkriegen. Stefan Braunschweig war ein Kämpfer, der das Beste aus seiner beruflichen Situation machte. Er war sehr hilfsbereit, privat und beruflich. Wie etwa, als er mir anbot, jederzeit ein zuhörender und empathischer Gesprächspartner bei Schicksalsschlägen zu sein. Oder auch, als er mich nur wenige Monate danach darin bestärkte, ein Abo-Modell bei Lippe-Kick einzuführen, damit es beruflich weiterging. Braunschweig, er führte als Selbstständiger mit Herzblut die Soccer-Arena in Bad Salzuflen, war ein klarer Befürworter, wiederholte in diesem Zusammenhang fast mantraartig den Verbal-Klassiker: „Nicht einmal der Tod ist kostenlos.“ Ebenfalls im Bereich Vertrieb gab er mir wichtige Ratschläge, weil auch ihm persönlich daran gelegen war, über den lippischen Fußball ausführliche Informationen zu erhalten. Braunschweig war geradeaus und aufrichtig. Zuweilen polarisierte er ganz schön, trug sein Herz auf der Zunge. Reden konnte er, wortgewandt und ausdauernd. Zu seligen A-Liga-Zeiten des TuS Lockhausen war Braunschweig zumeist der letzte O-Ton-Geber am Spieltag. Wir vereinbarten stets einen Gesprächstermin am frühen Montag-Morgen gegen kurz vor halb drei, als die anderen Nachberichte schon fertiggestellt waren. Zeit war ein wichtiges Gut bei diesen Telefonaten, die häufig die sechzig Minuten-Grenze überschritten. Es waren gehaltvolle, spannende Gespräche des passionierten Borussia Mönchengladbach-Anhängers, der mit der einen oder anderen verbalen Spitze gegen mich als 1. FC Köln-Fan agierte. Aber nie bösartig, stets mit dem Schalk im Nacken. Was werde ich seine Sprüche vermissen, ebenfalls die Telefonate, die ich zuweilen bewusst auf die längeren Autofahrten legte. Der fußballverrückte Stefan Braunschweig hielt auch mit seiner Meinung über Politik, die Gesellschaft, das Leben an sich nicht hinter dem Berg. Im Emotionssport Fußball beleidigte er keinen, sondern sagte nur meistens äußerst gewieft: „Ich wünsche ihm, dass er barfuß in einen Legostein tritt.“ Damit ist vieles gesagt. Das alles lebt nur noch in meiner Erinnerung weiter. Mit einem Lächeln denke ich an Brauni zurück und wünsche ihm bei seiner Reise über den Regenbogen alles Gute. Kumpel, bleib so, wie du warst, vor allem authentisch. Wir werden dich sehr vermissen.