Postler stürmen den Rennekamp

Spielbericht

(hk). Dass diese Aufgabe am Rennekamp keineswegs vergnügungssteuerpflichtig ist, dessen ist sich der Post TSV Detmold II-Co-Trainer Dimitri Block absolut bewusst: „Dort spielt man nicht so gerne, weil auch die Brisanz von außen hineingetragen wird, die Mannschaft kann natürlich auch Fußball spielen.“ Dennoch trotzen die Residenzler sämtlichen Widrigkeiten und gewinnen mit 2:1 beim favorisierten FC Fortuna Schlangen.

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Von Henning Klefisch

Yannik Vukadinovic

Ganz bewusst legt der Gast zunächst darauf den Fokus, tief zu stehen. Dass Yannik Vukadinovic bei den Fortunen der verkappte Spielmacher ist, oft mit seinem starken linken Fuß die Zuspiele hinter die gegnerische Abwehrkette schlägt, das haben die Postler vorab analysiert. Weil sie dies eben wissen, lassen sie hinter dieser Kette nur allzu wenig Platz. Zugleich stellen sie äußerst geschickt Vukadinovic zu, was dafür sorgt, dass der zweite Innenverteidiger Jonas Pauls (Bild rechts) mit neuen verantwortungsvollen Aufgaben betraut wird. Ein cleverer Schachzug, denn in der Abwehr lassen die Gäste nur extrem wenig zu, entwickeln zudem über ihre Außenbahnflitzer Artur Andrejew und Maurice Zierberg ein dynamisches Tempogegenstoßspiel. Ebenfalls der Feingeist Pascal Neifer setzt spielerische Höhepunkte. In der 23. Minute funktioniert dies hervorragend, als nämlich nach einer Balleroberung Maximilian Stättner das Zuspiel zunächst verzögert, dann mit einem Traumpass in die Spitze den von rechts in den freien Raum startenden Andrejew bedient. Dieser Laufweg wird damit belohnt, dass er allein auf Fortuna-Torwart Thorben Bruns zuläuft, den Ball eiskalt versenkt. Solch eine Art von Spielzug haben sie sich vorab bereits vorgenommen.

Köpfender Tomala vergibt die Ausgleichschance

Liam Tomala

Mit einer 1:0-Gästeführung geht es in die Kabine. Es ist ein herausragender Auftritt der Detmolder, die jeden Zweikampf leidenschaftlich angehen, diesen zumeist auch für sich entscheiden. Zudem sind sie gierig auf zweite Bälle, sind auch im spielerischen Bereich durch ein ausgeprägtes Kurzpassspiel erfreulich auffällig. Immerhin wollen sie gegen die beiden großgewachsenen Innenverteidiger nur wenige hohe Bälle bemühen. Zierberg (Bild rechts) hat sogar den zweiten Treffer auf dem Schlappen. Dem FC Fortuna Schlangen-Trainer Mark Meinhardt ist aufgefallen: „Detmold hat kompakt verteidigt und war durch Konter immer gefährlich.“ Dass es mit einem Rückstand in die Kabine geht, ist für ihn ärgerlich, denn Meinhardt hat beobachtet: „Vorher, aber auch danach hatten wir zwei, drei gute Gelegenheiten, um auszugleichen, die größte durch Liam Tomala, der per Kopf aus kurzer Distanz vergibt.“

Heise-Tor lässt den Rennekamp brennen

Artur Andrejew

Die Postler erwischen den Traumstart in den zweiten 45 Minuten, als nämlich der Referee Torben Enriquez Vega nach einem Foulspiel an Zierberg einen Elfmeter verhängt, der von Andrejew überragend versenkt wird. Mit diesem komfortablen Vorsprung im Rücken können die Gäste weiterhin tief stehen, ihren Fokus auf ein gepflegtes Konterspiel legen. Die Schlänger besitzen zwei überragende Möglichkeiten. In einer Szene scheitern sie mit einem Pfostenknaller von Paul Lothar Hanicke, beim Abpraller muss ein Fortune den Ball nur noch in das leere Gehäuse schieben, doch knallt mit viel Schmackes über dieses. Block spricht in diesem Zusammenhang von einer „tausendprozentigen Chance“, die Fortuna Schlangen auf hanebüchene Art und Weise vergibt. Zierberg hingegen verpasst das 3:0. Nach einem gekonnten Spielzug über die linke Außenbahn wird der Flankenball auf die Fünfmeterlinie gespielt, wo der Winger nur noch den Fuß hinhalten muss, um den Ball in den gegnerischen Kasten zu befördern. Er haut die Kugel allerdings über das Gehäuse. Wenige Augenblicke später bekommt der Gastgeber einen berechtigten Foulelfmeter zugesprochen, den Vukadinovic jedoch über das Tor setzt. Unmittelbar danach knallt der ukrainische Neuzugang Oleksandr Mamliuk das Spielgerät an das Lattenkreuz, verpasst somit die Vorentscheidung. Dies wird bitterböse bestraft, als nämlich per Vollspann aus acht Metern Torentfernung Tom Heise in Spielminute 83 aus dem Gewühl heraus die Kugel im Strafraum stehend zum Anschlusstor einschießt. Danach hat Block beobachtet: „Der Rennekamp brennt wieder.“

„Das war eine wahnsinnig starke Vorstellung“

Mark Meinhardt

„Unterm Strich hat Post TSV Detmold II sich das heute ein Stück weit verdient, weil aber auch unsere Effektivität vorm Tor nicht ausreichend war“, analysiert FC-Coach Mark Meinhardt gegenüber Lippe-Kick. Letztlich ist es für Dimitri Block ein „hochverdienter Sieg“, der von seiner Mannschaft eingefahren wird. Wohlwissend, dass auch „etwas Glück“ in Anspruch genommen werden muss.

Dimitri Block

Immerhin verballert Fortuna Schlangen doch mehrere äußerst aussichtsreiche Möglichkeiten in einem frühen Stadium dieser Partie. Ähnliches kann Block indessen auch seinem Team zum Vorwurf machen. „Ich muss an meine Jungs ein großes Lob aussprechen. Das war eine wahnsinnig starke Vorstellung, mit die beste Saisonleistung, wahrscheinlich zusammen mit dem Spiel gegen den TSV Horn und gegen FSV Pivitsheide.“ Was ihn wahrlich beeindruckt: „Es hat alles funktioniert, die Jungs haben den Kampf angenommen, die Taktik perfekt umgesetzt, genau das gemacht, was wir vorgegeben haben.“ Nämlich: Tief stehen, schnell kontern, Nadelstiche setzen und so den Sieg einfahren.

Fazit: Obwohl beide Kontrahenten so einige Fahrkarten schießen, tritt der Post TSV Detmold II in diesem Bereich erkennbar kaltschnäuziger auf, weshalb sie sich den Sieg verdienen. Es ist eine konzentrierte und couragierte Vorstellung der Gäste, die deshalb verdientermaßen die volle Punktzahl einfahren.

Tore:
0:1 Artur Andrejew (23. Min.)
0:2 Artur Andrejew (per Elfmeter; 50. Min.)
1:2 Tom Heise (83. Min.)