SSW II-Wahnsinn in der Nachspielzeit

Spielbericht

(hk). Diese Partie ist ganz bestimmt nichts für Personen mit einer schwachen Pumpe oder einem labilen Nervensystem. Nachdem lange Zeit vieles bis in die Nachspielzeit hinein auf eine Punkteteilung hindeutet, schlägt Ole Zietz per Doppelschlag in der Extra-Time eiskalt zu und lässt seinen FC Schwelentrup-Spork/Wendlinghausen II somit noch spät mit 6:4 gegen den VfB Matorf gewinnen. Selbst der traditionell so tiefentspannte FC II-Coach Sören Höltke wirkt auch mit einigen Tagen Abstand noch etwas aufgewühlt, sieht „ein gutes Spiel auf beiden Seiten.“ Er räumt freimütig ein: „Am Ende hatten wir mehr Glück. Meiner Meinung nach wäre ein 4:4 auch gerecht gewesen.“

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Von Henning Klefisch

Ruben Peters

Die Matorfer wirbeln in den ersten 20 Minuten die gegnerische Defensive gehörig durcheinander, profitieren davon, dass die Sporker sich zunächst einmal sortieren müssen. Berechtigterweise erzielt daher auch Ruben Peters in der siebten Spielminute das zeitige 1:0.

Ab Mitte vom ersten Durchgang übernehmen allerdings immer mehr die Hausherren das Kommando, egalisieren folgerichtig nach 37 Minuten durch Ole Zietz (Bild rechts). Die Hausherren übernehmen in den ersten 45 Minuten die Spielkontrolle, doch erzeugen daraus zu wenig Torgefahr. Da sie früh pressen, hoch positioniert sind, laufen sie häufiger in gefährliche Konter der Matorfer. Bei einem wenig spektakulären Halbzeitstand von 1:1 deutet wenig darauf hin, dass sich der zweite Durchgang zu einer rasanten Fahrt entwickeln soll.

Höltke mosert: „Sind nicht konsequent genug auf die zweiten Bälle gegangen“

Jonas Diemert

In der 52. Minute bringt Jonas Diemert die Hausherren erstmalig in dieser Partie in Führung, die allerdings nur 120 Sekunden lang Bestand hat, weil dann nämlich Danny Derksen ausgleicht. Bis zum 4:4 erleben die Schaulustigen am Sporker Holz eine identische Abfolge. Die Hausherren führen jeweils durch Ole Zietz (56. Min.) und Christian Gröning (67. Min.). Doch die moralisch so starken Matorfer haben darauf durch Maxim König (Bild rechts; 60. Min.) und Jan-Philipp Rautenberg (68. Min.) stets eine passende Antwort parat. Höltke hat als fehlerhaft erkannt: „Bei uns sind die Gegentore so entstanden, dass wir nicht mehr konsequent genug auf die zweiten Bälle gegangen sind und das ärgert mich.“ In der Crunch-Time wird offensichtlich, dass beide Teams auf Reserve laufen, sich körperlich in diesem leidenschaftlichen Fight voll verausgabt haben. In der Nachspielzeit schlägt der chronisch torgefährliche Zietz zweimal eiskalt zu, erzielt in Summe somit vier Tore in diesem Match. Nach dem 5:4 erhöhen die Gäste rapide das Risiko, um den prompten Ausgleich zu erzielen, laufen jedoch in einen Konter, wodurch das entscheidende 6:4 fällt. Trotz vier Gegentoren hat Mats Wehfer in der SSW II-Abwehr „wirklich einen Bomben-Job gemacht und gefühlt alle seine Kopfballduelle gewonnen und ziemlich gut verteidigt.“

„Matorf ist eine ziemlich gute, aber auch sympathische Truppe“

Sören Höltke

Mit diesem späten und auch deshalb hart erkämpften Heimsieg erobern die Aktiven vom Sporker Holz erneut die Tabellenführung. Zwei Zähler vor der SG Bega/Humfeld II und gar vier vor der SG Bentorf/Hohenhausen II weisen sie jetzt als einen Vorsprung auf. Deshalb ist die Prognose selbstverständlich positiv, die Höltke nach dem Spiel bei Lippe-Kick wählt: „Unser Ziel haben wir erreicht und die nächsten drei Punkte sind auf unserem Konto gelandet, mit dem glücklicheren Ende für uns.“ Wiedersehen macht Freude für den amtierenden Primus, weshalb Höltke das kommende Aufeinandertreffen mit dem VfB kaum erwarten kann: „Ich freue mich schon aufs Rückspiel.“ Weil: „Matorf ist eine ziemlich gute, aber auch sympathische Truppe.“

„SSW II hat letztlich das Quäntchen Glück“

Waldemar Helmut

Vor allem in den zweiten 45 Minuten beobachtet Waldemar Helmut einen „offenen Schlagabtausch.“ Grund dafür sind die Abwehrreihen, die so einige Nachlässigkeiten offenbaren. Nach Ansicht von Helmut haben „beide Mannschaften nicht das beste Spiel“ absolviert. Unzählige Fehlpässe bestimmen die Szenerie, ist der Rasenplatz durch den vielen Regen in den vergangenen Tagen ebenfalls nicht im Wembley-Zustand. Allerdings steigt der Unterhaltungswert in den zweiten 45 Minuten gewaltig an, weil beide Kontrahenten in dieser Spielphase „mit offenem Visier“ agieren.

William Helmut

Ähnlich wie Höltke wäre auch nach seinem Dafürhalten eine Punkteteilung das berechtigte Ergebnis gewesen. Entscheidend, warum die volle Punktzahl am Sporker Holz bleibt, ist, dass die Hausherren „letztlich das Quäntchen Glück“ besitzen. Vielleicht liegt es auch daran, dass der FC SSW II „körperlicher gespielt und mehr Zweikämpfe gewonnen hat“, wie Torwart William Helmut analysiert. Er selbst bescheinigt sich selbstkritisch, „auch keinen Sahnetag“ erwischt zu haben. Vielleicht auch deshalb sind so einige der insgesamt zehn Tore „durch Zufall“ gefallen, charakterisiert William Helmut diese als die „berüchtigten Ping-Pong-Tore.“

Fazit: Höchstwahrscheinlich wäre wohl eine Punkteteilung leistungsgerechter gewesen. So aber belohnen sich die Sporker vielleicht auch im Nachhinein für eine bessere erste Halbzeit. Die Abwehrreihen begünstigen allerdings auch diese Tor-Flut.

Tore:

0:1 Ruben Peters (7. Min.)
1:1 Ole Zietz (37. Min.)
2:1 Jonas Diemert (52. Min.)
2:2 Danny Derksen (54. Min.)
3:2 Ole Zietz (56. Min.)
3:3 Maxim König (60. Min.)
4:3 Christian Gröning (67. Min.)
4:4 Jan-Philipp Rautenberg (68. Min.)
5:4 Ole Zietz (90. + 2 Min.)
6:4 Ole Zietz (90. + 3 Min.)