Last-Minute-Schneider bei Kaiser-Wetter

Spielbericht

(hk). Viel länger hätte sich Kevin Schneider dafür auch nicht Zeit lassen dürfen. In der vierten Minute der Nachspielzeit sichert sein Tor dem SuS Pivitsheide den späten Punktgewinn beim Orts-Rivalen FSV Pivitsheide. Die Hausherren werden sich mächtig ärgern, liegen sie doch insgesamt 88 Minuten in Vorsprung, doch schenken den potenziellen Heimsieg leichtfertig her. Klar ist: Diese Punkteteilung ist nichts für Zeitgenossen mit einem hohen Blutdruck. Selbst SuS-Coach Jens Kaiser hat das eine oder andere graue Haar kassiert, klagt er via Lippe-Kick: „Ich bin fix und fertig. Das ist nichts mehr für meine Nerven.“ Sein Gegenüber Bülent Sagdic zeigt sich unterdessen wenig angetan von einem „der schlechtesten Auftritte“ seiner Mannschaft.

Von Henning Klefisch

B. Sagdic

Bereits nach 120 Sekunden muss Jens Kaiser sein Haupt schütteln, denn nach einem Eckball für FSV gestatten die Gäste zu viel Geleitschutz. Jan Szage freut sich über die großzügigen Entfaltungsmöglichkeiten und besorgt den perfekten Auftakt für seine Elf. Kaiser zürnt: „Der ganze Matchplan ist über den Haufen geworfen.“ Dieser Eindruck manifestiert sich nach dem Platzverweis in der 26. Spielminute gegen seinen Innenverteidiger Marian Schulz, der nach zwei Foulspielen per Ampelkarte von Referee Stelios Angelakakis vorzeitig zum Duschen geschickt wird. Die Pivitker performen fortan taktisch ausgesprochen clever, verschieben sinnvoll, gewinnen viele Zweikämpfe, legen ihren Fokus auf eine geordnete Defensive, um keinen Harakiri-Fußball zu spielen. Dennoch hätten die Schwarz-Gelben den einen oder anderen Treffer bis zum Pausenpfiff nachlegen können. Sagdic moniert, dass seinen Jungs der nötige Zugriff auf die Begegnung fehlt. „Die Partie ist so dahingeplätschert“, fehlt es an großartigen Highlights in diesem Nachbarschaftsduell. Kaiser atmet tief durch: „Ich war schon froh, dass die Halbzeitpause kam.“

Rubart verpasst das vorentscheidende 3:1

B. Schultmann

In den zweiten 45 Minuten erhöhen die SuSler etwas das Risiko, setzen im Abwehrbereich auf eine Dreierkette, wollen auch ihre Optionen trotz Unterzahl nutzen. Bewusst geht Coach Kaiser diese „Gratwanderung“ ein, freut sich über die eigene Leistung. „Wir waren in der zweiten Halbzeit klar das bessere Team“, so der Gästetrainer. Auch Bülent Sagdic hat registriert, dass die Pivitker „willensstärker“ aus der Halbzeitpause kommen, während parallel dazu seine Jungs schwächer werden. Dass Clemens Weber nach 58 Minuten ausgleicht, ist „trotz Unterzahl schon verdient“, konstatiert der FSV-Trainer ehrlich. Nur vier Zeigerumdrehungen folgend schießt Bastian Schultmann seine Farben wieder in Front. „Unsere Defensive hat teilweise ziemlich geschwommen“, erklärt ein betrübt wirkender Bülent Sagdic. Trotz all der Defizite hat Pascal Rubart die Vorentscheidung auf dem Fuß. Er zielt aber zu genau – an den Pfosten. Dann schlägt Schneider im Stile einer Vollstrecker-Koryphäe eiskalt zu. Er freut sich in dieser Szene über ein wahres Durcheinander in der FSV-Abwehr, die hier wenig entschlossen wirkt.

„Unsere Jungs scheinen etwas erschöpft zu sein“

K. Schneider

Bülent Sagdic bilanziert bei Lippe-Kick: „Alles in allem war die Punkteteilung gerecht, obwohl es mir wie eine Niederlage vorkommt.“ Unzureichend nachvollziehbar ist für ihn: „Wir haben bestimmt 70 Minuten in Überzahl gespielt und trotzdem nicht gewonnen.“ Deshalb, vor allem wegen des späten Gegentores gleicht dieses Remis gefühlstechnisch einer Niederlage. Was war denn los mit den zuletzt doch fünfmal in Folge siegreichen FSV Pivitsheide-Schützlingen? „Durch die englische Woche scheinen unsere Jungs etwas erschöpft gewesen zu sein.“
Gegensätzlich ist die Stimmungslage bei den Männern von der Hebbelstraße. „Durch eine hervorragende kämpferische und leidenschaftliche Einstellung sichern wir uns einen Punkt in Unterzahl. Gerade was auch die zweite Halbzeit angeht, ist es ein gefühlter Sieg. Diesen Schwung wollen wir in das Nachholspiel am Dienstag gegen Hörste mitnehmen“, befindet sich Kaiser in bester Stimmung nach diesem Last-Minute-Zähler.

Fazit: Der liebe Fußball-Gott beschert der FSV Pivitsheide ganz viele glückliche Zufälle, die ihnen in die Karten spielen. Diese werden allesamt ausgeschlagen, während SuS Pivitsheide eine echte Derby-Mentalität entwickelt, sich deshalb den Zähler vollauf verdient.

Tore:
1:0 Jan Szage (2. Min.)
1:1 Clemens Weber (58. Min.)
2:1 Bastian Schultmann (62. Min.)
2:2 Kevin Schneider (90. + 4 Min.)