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Sonneborn/Alverdissen verspielt 3:0-Vorsprung

Spielbericht

(hk). Solch ein Fußball-Spiel gibt es bestimmt auch nicht alle Tage. Der Außenseiter aus Sonneborn/Alverdissen erzielt innerhalb von nur 22 Minuten drei Tore, geht mit einem komfortablen 3:0-Pausenvorsprung in die Kabine. Der Spitzenreiter TuS Ahmsen zeigt allerdings eine sagenhafte Moral, gewinnt nach einer blitzsauberen zweiten Halbzeit mit 5:3 auf dem Alverdisser Hettberg. SG-Coach Daniel Westphal rekapituliert im Gespräch mit Lippe-Kick: „Durch verschiedene Einflussfaktoren war es eine sehr ereignisreiche Partie.“

 

Von Henning Klefisch

 

 

Lennart Schünemann

Westphal gibt seinem Team den perfekten Matchplan mit an die Hand. Kompakt und stabil sind seine Schützlinge geordnet, erahnen die gespielten Pässe der Gäste, produzieren Doppelsituationen in den gefährlichen Zonen. Damit wird den Ahmsern der berühmte Zahn gezogen. Der Gastgeber liegt nach einer knappen halben Stunde auch deshalb mit 3:0 in Führung, weil sie äußerst pfleglich mit den eigenen Torchancen umgehen. Von einer Handvoll an Möglichkeiten verwerten sie drei. Lennart Schünemann (7.; 29. Min.) und Rene Bruckschen (20. Min.) tragen sich in die Torschützenliste ein. Bei allen drei Toren ist der immense Mut auffällig. Zunächst verteidigen sie das Spielgerät extrem geschickt, spielen es dann auf die Flankenposition in die gefährlichen Räume. Letztlich ist es die hervorragende Box-Besetzung, die dazu führt, dass sie eine famose Vorstellung mit diesem deutlichen Vorsprung veredeln.

 

„Waren pomadig, sind nicht in die Zweikämpfe gekommen“

Rene Bruckschen

„Wir waren auf dem richtigen Weg. Es hat alles für uns gesprochen in der ersten Halbzeit“, schnuppern die Nord-Ost-Lipper an einer echten Sensation. TuS Ahmsen-Cheftrainer Thomas Johannfunke fühlt sich im ersten Abschnitt wie im falschen Film, wird sein Team doch „kalt erwischt.“ Dass es mit dieser heftigen Hypothek in die Halbzeitpause geht, hat Gründe. „Wir waren pomadig, sind nicht in die Zweikämpfe gekommen, spielten unter dem Motto, wir werden das schon irgendwie richten können“, beanstandet er. Überragend ist die enorme Eiseskälte der Hausherren, haben sie nach Aussage von Johannfunke dreimal auf das gegnerische Gehäuse geschossen, einmal gegen die Latte geköpft, was summa summarum zu einer 3:0-Führung führt. Das Murmeltier hat einmal mehr gegrüßt, ist es so ähnlich doch auch in Brake verlaufen.

 

„Wir haben ein anderes Gesicht gezeigt“

 

Niclas Lehbrink

Allerdings sind da noch 45 Minuten zu spielen. „Uns war bewusst, dass Ahmsen mit dem Messer zwischen den Zähnen aus der Halbzeitpause kommen wird. Sie wollten relativ schnell einen Anschlusstreffer machen, mit ihren Fans, die sie mitgebracht haben“, soll Daniel Westphal über prophetische Züge verfügen. Was für Kreisliga-Verhältnisse außergewöhnlich ist. Ein ganzer Fan-Bus, rund 50 Leute, nehmen die 45 Kilometer weite Anreise von Ahmsen nach Alverdissen auf sich. Was vielleicht auch daran liegt, dass die Reserve an diesem Wochenende spielfrei hat. Diese frenetische grün-weiße Unterstützung hat bei den Grün-Weißen noch einmal einige Gänge nach oben katapultiert. „Wir haben ein anderes Gesicht gezeigt“, frohlockt Thomas Johannfunke. Er hat die erste gegnerische Torannäherung in der 88. Minute beobachtet. Die TuSA-Schlachtenbummler dürfen sich bereits eine Minute nach dem Seitenwechsel über das Anschlusstor freuen, als nämlich Niclas Lehbrink per Elfmeter erfolgreich ist. Der Referee Ersin Polat verhängt diesen Strafstoß, der nach Ansicht von Daniel Westphal höchst umstritten ist. „Alle auf dem Sportplatz sind sich einig, dass dieser Elfmeter keiner sein kann. Bei dieser Aktion kann unser Spieler niemals ein Foul begehen. Der Gegenspieler fällt in meinen Spieler hinein, der Schiedsrichter pfeift Elfmeter.“ Ebenfalls Johannfunke spricht in diesem Zusammenhang von einem „zweifelhaften Elfmeter.“

 

Späte Tore bescheren Gäste-Erfolg

 

Jörn Seifert

Dieses Anschlusstor sorgt für den nötigen Rückenwind. Sonneborn/Alverdissen verpasst es, die Hektik dieser Partie einzudämmen, für die erforderliche Contenance im eigenen Vortrag zu sorgen. In der Ahmser Spielfeldzone erspielen sich die Hausherren zu wenig Ballbesitz, verlieren zudem eine Vielzahl an zweiten Bällen. Die freien Räume können nicht mehr wie gewünscht zugelaufen werden, da Ahmsen einige Gänge hochschaltet, äußerst engagiert viel und die richtigen Meter läuft. Dann, Mitte der zweiten Halbzeit, stellt der Klassenbeste auf pari. Erneut Lehbrink (61. Min.) und Jörn Seifert (69. Min.) sind erfolgreich. Beim zweiten Tor hat der SG-Übungsleiter eine potenzielle Abseitsposition erkannt. In den Schlussminuten gelingt durch Seifert (88. Min.) und Robin Schröder (90. Min.) sogar die vollständige Wende in diesem Match und ein 5:3-Auswärtserfolg.

 

„Konnten den Willen von Ahmsen nicht mehr brechen“

 

Daniel Westphal

„Wenn du mit 3:0 führst, musst du es sogar gegen zwölf oder 13 Mann über die Bühne bekommen, das Spiel am Ende gewinnen. Das“, so seine logische Schlussfolgerung, „haben wir nicht geschafft. Das müssen wir uns ankreiden lassen.“ Dennoch, das möchte er ebenfalls in aller Deutlichkeit festhalten, zeigt er sich „stolz auf meine Jungs.“ Schließlich muss der Gastgeber doch auf fünf, sechs Stammkräfte verzichten. Die einsatzfähigen Akteure haben immens viel in die Waagschale geworfen, vor allem im ersten Durchgang bockstark agiert. Das entscheidende Problem, warum es in einer Niederlage endet: „In der zweiten Halbzeit war es dann nicht mehr der Flow, den wir gebraucht hätten, um das Spiel für uns zu entscheiden.“ Wirklich nachteilig ist: „Wir konnten den Willen von Ahmsen nicht mehr brechen, indem wir das Spiel beruhigen konnten.“ Deshalb möchte er seinen vollen Respekt für die vorzeigbare Leistung von Ahmsen in den zweiten 45 Minuten zollen. „Glückwunsch zum Sieg. Wir müssen weiterarbeiten, wir müssen weiter die Köpfe oben behalten. Dann werden wir auch die nächsten Spiele erfolgreich gestalten, auch mit der Einstellung, die wir an den Tag legen, auch wieder Punkte holen.“ Bekanntlich ist Fußball ein Tagesgeschäft, weshalb Westphal von seinem Team fordert, „die Köpfe hochzuhalten“, sich auch von diesem Rückschlag nicht aus der Bahn werfen zu lassen.

 

„Meine Jungs haben immer wieder daran geglaubt“

 

Thomas Johannfunke

„Unser Sieg ist nicht unverdient. Wir hätten mindestens noch zwei Tore mehr machen können. Alle in Ahmsen sind froh, dass wir dieses Spiel mit 5:3 gewonnen haben“, ist Johannfunke begeistert von dieser gewaltigen Leistungssteigerung seiner Elf. Für den Endfünfziger, der aus einer Corona-Erkrankung zurückgekehrt ist, ist dieses atemberaubende Spiel nicht unbedingt etwas für die Genesung von Körper und Geist gewesen. Vor allem der erste Abschnitt hat seinen Alterungsprozess rapide beschleunigt. Das eine oder andere Lebensjahr hat er durch diese Minusleistung riskiert, so munkelt man. „Es geht schon auf die Pumpe“, atmet Johannfunke tief durch, blickt hoffnungsvoll gen Himmel. Trotzdem ist die Moral vom Primus einwandfrei: „Hut ab an meine Jungs. Sie haben immer wieder daran geglaubt, dass das Spiel noch zu drehen ist.“ Insbesondere der Außenverteidiger Julian Wültner holt sich ein Sonderlob ab. In seiner zweiten Seniorenspielzeit macht er es auch in diesem Match einmal mehr überragend. Der SG Sonneborn/Alverdissen möchte er seinen Respekt zollen, haben sie doch nicht wie ein Tabellenvorletzter gespielt, mit Blick auf die Einstellung und Mentalität. „Ich bin mir sicher, dass sie mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Heute haben sie einen Gegner bekommen, der in der zweiten Halbzeit noch einmal richtig zugelegt, im richtigen Moment die Tore gemacht hat.“

 

Fazit: Die erste Halbzeit gehört eindeutig der SG Sonneborn/Alverdissen, die zweite dem TuS Ahmsen. Dank der beispielhaften Leistungssteigerung geht der Auswärtserfolg in Ordnung, wenn allerdings auch das Anschlusstor durch den verwandelten Elfmeter extrem strittig gewesen ist.

 

Tore:
1:0 Lennart Schünemann (7. Min.)
2:0 Rene Bruckschen (20. Min.)
3:0 Lennart Schünemann (29. Min.)
3:1 Niclas Lehbrink (per Elfmeter; 46. Min.)
3:2 Niclas Lehbrink (61. Min.)
3:3 Jörn Seifert (69. Min.)
3:4 Jörn Seifert (88. Min.)
3:5 Robin Schröder (90. Min.)

Details

Datum Zeit Liga Saison Spieltag
2. Oktober 2022 90' Kreisliga A Lemgo 2022/23 8

Spielort

Sportplatz Am Hettberg
Alverdissen, Barntrup, Kreis Lippe, Regierungsbezirk Detmold, Nordrhein-Westfalen, Deutschland

Ergebnisse

Club1st Half2nd HalfGoalsSpielausgang
SG Sonneborn/Alverdissen303Loss
TuS Ahmsen055Win

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