SuK Canlar Bielefeld — SG Hörstmar/Lieme

Spielbericht

Doppelter Warkentin für drei Punkte

(hk). Eine tolle Premierenspielzeit in der Bezirksliga krönt die SG Hörstmar/Lieme mit dem 2:1-Auswärtssieg beim SuK Canlar Bielefeld. Fast schon historische Worte wählt Canlar-Coach Zafer Atmaca, der bei Lippe-Kick erklärt: „Ich habe noch nie eine Halbserie selbst so gespielt oder einen Verein trainiert. Das ist dieses Jahr ganz schlimm“, ärgert er sich sehr über die Winterbilanz mit zwölf Punkten aus 16 Spielen und dem drittletzten Tabellenplatz.

Von Henning Klefisch

Der Grund für seinen Ärger: „Wir lassen unnötig Punkte liegen, wo wir gleichwertig oder sogar besser sind“, findet Atmaca keine Erklärung dafür, dass seine Mannschaft so häufig „unnötig Punkte liegen lässt.“ So haben die Sparrenburg-Kicker auch im heutigen Spiel gegen den Aufsteiger eine starke erste Hälfte absolviert mit vielen Strafraumszenen. „Normalerweise musst du mit 3, 4:0 in die Kabine gehen, aber jedes Mal war ein Bein oder ein Hintern dazwischen. Auch hatte der Gegner einen guten Torwart“, nennt der SuK-Trainer die Gründe, warum seine Mannschaft sich nicht belohnt. Immerhin freut er sich, dass das läuferische Engagement, auch das Spielsystem, exzellent gepasst habe, doch bei einem Konter stellen sich die Hausherren tollpatschig an. In der 27. Minute unterbindet Canlar einen Tempogegenstoß der Lipper mit einem Foulspiel. Bedenklich: Gleich fünf, sechs SuK-Kicker stehen um zwei gegnerische Akteure herum. „Anstatt dass wir uns sortieren, gucken wir uns alle gegenseitig an“, zeigt Zafer Atmaca für diese Verhaltensweise überhaupt kein Verständnis. Hörstmar/Lieme bedankt sich für diesen Geleitschutz, spielt den Freistoß kurz. Arno Warkentin wird bedient, der alleine auf SuK-Keeper Deniz Gel zuläuft, diesen nervenstark überwindet. Atmaca, immer noch ein Stück weit fassungslos, sagt: „Wir sitzen in der Kabine und denken: Was ist jetzt schon wieder passiert?“

„Das kann doch nicht sein“

Im zweiten Spielabschnitt benötigen die Gastgeber bis zu einer Viertelstunde, um wieder den gewünschten Spielrhythmus aufzunehmen. Es fehlt aber

A. Warkentin

die Durchsetzungsfähigkeit im Vergleich zu den ersten 45 Minuten. Fünf Minuten vor dem Schlusspfiff ist erneut Arno Warkentin erfolgreich. Nach einem langen Ball spielen die Gäste die Kugel in Person von Thomas Janzen und Arno Warkentin mit dem Kopf mehrfach hin und her, liefern sich gegenseitig einen Schnittstellenball für Warkentin, der zum 2:0 vollendet. Er umkurvt den gegnerischen Fänger geschickt. Zu spät, erst in der zweiten Minute der Nachspielzeit, trifft Mert Karacali zum 2:1, was zugleich auch der Endstand ist. „Wie bereits im Hinspiel hätten wir das Spiel gewinnen müssen, gerade in unserer Situation, haben es aber wieder nicht hinbekommen. Nach dem Spiel sitzt du in der Kabine und denkst dir: Das kann doch nicht sein.“ Eine Sache möchte er aber klarstellen: „Als Außenstehender denkt man vielleicht: Die Mannschaft ist vielleicht zweigeteilt. Sie verliert ja nur, die Atmosphäre ist nicht gut und zum Training kommen vielleicht nur vier, fünf Leute. Das ist alles nicht der Fall. Bis auf zwei Ausnahmen, wo wir wirklich schlecht waren, sind wir echt besser gewesen, holen aber unsere Punkte einfach nicht“, gesteht er offen ein, dass so etwas einen „zermürbt.“

Atmaca möchte eine Runde googeln

Unverständnis ruft bei ihm das gegnerische Verhalten hervor, die nach seiner Einschätzung keine Besserung im Vergleich zum Hinspiel demonstrieren: „Ich kann dem Trainerteam und der Auswechselbank kein gutes Zeugnis ausstellen. Das ist ein ganz großes Fehlverhalten, was die Jungs an den Tag gelegt haben. Immer, wenn ich etwas hineingerufen habe, brach ein Gelächter auf von fünf, sechs Leuten, die jeden Kommentar von meinem Co-Trainer und mir ins Lächerliche gezogen haben“, ist für ihn klar: „Das macht man einfach nicht.“ Er empfiehlt: „Vielleicht sollte man sich mal zu Hause

M. Wölk

hinsetzen und die Namen dieser Jungs googeln, wie hoch sie gespielt haben. Vielleicht sind das ja Ausnahmekönner auf ihrem Gebiet, dass sie sich das Recht nehmen, so etwas zu machen. Vielleicht sind das ja Jungs, die einen Profivertrag hatten, irgendwann im Profibereich gearbeitet haben, vielleicht haben sie mal Regional- oder Oberliga gespielt. Das muss ja von irgendwoher kommen, dass man mit so einer frechen Art im Amateurfußball umgeht.“ Er ist überzeugt davon, dass sich diese Spieler durch solch ein Verhalten „keine Freunde machen“, und: „Es bringt mir auch nichts, wenn der gegnerische Trainer zu mir kommt, sich für so etwas entschuldigt. Wenn er Ruhe haben möchte, sagt er nach zehn Minuten zu seinen Jungs: Jetzt seid mal ruhig. Dann muss auch Ruhe herrschen. Wenn nicht, ist das vielleicht ein Problem von ihm.“ Zafer Atmaca verrät bei Lippe-Kick bereits seine Abendplanung: „Ich suche die Namen im Internet, wie hoch die gespielt haben. Vielleicht ist einer dabei, der wirklich das Recht hat, auf ironische Weise Kommentare und solch ein Gelächter in den Raum zu werfen. Da müssen sie auch akzeptieren, dass so eine Mannschaft wie Hicret kommt, wo es auch etwas knallt.“ Wölk äußert sich auf Nachfrage dazu nicht. Er möchte aber klarstellen, dass er sich nicht entschuldigt hat. Der Grund: „Ich wüsste nicht wofür.“ Hörstmar/Lieme-Coach Matthias Wölk legt den Fokus auf das Sportliche, moniert am Spiel seiner Truppe die fehlende Abschlussstärke. Dennoch: „Der knappe Sieg geht in Ordnung. Wir hatten in der zweiten Halbzeit riesige Chancen, vergeben diese aber leichtfertig.“ Serkan Erdem etwa hätte ebenfalls ein Doppeltorschütze sein können.

Fazit: Verdientermaßen entführt die SG Hörstmar/Lieme die drei Punkte. Für Canlar-Coach Zafer Atmaca wäre eine klare Pausenführung verdient gewesen, doch die Lipper haben einen Warkentin in Bestform.

Tore:

0:1 Arno Warkentin (27. Min.)

0:2 Arno Warkentin (85. Min.)

1:2 Mert Karacali (90. +2 Min.)