Unterhaltsames und leistungsgerechtes Remis

Spielbericht

(hk). So ist das Leben. Während der eine oder andere Fußball-Fan sich ein siebenminütiges Torlos-Abbruch-Match in der European Conference League zwischen dem 1. FC Slovacko und dem Namensvetter aus Köln anschaute, dann wegen Nebel in die Röhre guckte, kommen die Fans beim Match zwischen dem SV Diestelbruch-Mosebeck und dem RSV Hörste voll auf ihre Kosten. Nach 90 höchst aufregenden Minuten erleben sie ein aufregendes 3:3. Unfassbar ist die Personalnot der Gäste, die mit Felix Schlepper relativ kurzfristig auf den achten Spieler verzichten müssen. Da ein Duo berufsbedingt erst unmittelbar vor dem Anstoß kommt, geht der Rasensportverein mit einem Kader von zwölf Akteuren in dieses Gastspiel. Vielleicht sollte Di-Mo-Vereins-Boss Michael Cucchiara zukünftig für solche Partien einen Top-Spiel-Zuschlag erheben, denn das ist Fußball total.

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Von Henning Klefisch

Dennis Gerstenberg Guerreiro

Trotz dieser eklatanten Personalnot startet der Gast furios, ist die Anfangsviertelstunde eindeutig tonangebend. In der zweiten Minute bedient Spielführer Dennis Gerstenberg Guerreiro mit einem Zuckerpass den Goalgetter Sascha Zunke, der einen Torerfolg allerdings nur hauchzart verpasst. Fünf Minuten sind vom Zeiger, als ein direkter Freistoß von Marvin Burmeier knapp am gegnerischen Gehäuse vorbei segelt. Gerade einmal sechzig Sekunden folgend glänzen die Hörster mit einem hervorragenden Steckpass unmittelbar in die Schnittstelle.

Selcuk Cakil

Zunke tankt sich durch, wird etwa 30 Meter vor dem gegnerischen Kasten von Diestelbruch-Mosebeck-Torwart Selcuk Cakil zu Fall gebracht. Leidenschaftlich rafft sich Zunke jedoch wieder auf, nimmt die Kugel, ist zu weit auf der Außenbahn und wird zugleich vom Di-Mo-Defensiven so arg gestört, dass sein Schuss nur an den Querbalken fliegt. RSV-Cheftrainer Thorsten Geffers ist davon überzeugt: „Wäre er liegen geblieben, wäre es für den Keeper glatt rot gewesen. Respekt, dass er weitergelaufen ist, aber dann muss er das Ding auch direkt machen.“ Dieser vorbildliche Sportsgeist vom Kantonisten bleibt somit unbelohnt. Immerhin sorgt diese feine Haltung dafür, dass Cakil nicht folgerichtig von Referee Joaquin Lopes-Moreira des Feldes verwiesen wird.

Gerstenberg Guerreiro: Wie das Messer durch die Butter

Niklas Bent

Der Fußball kann ungerecht sein. Denn mit dem ersten harmonischen Spielzug gehen die Rot-Weißen nach 16 Minuten mit 1:0 in Führung. Spielertrainer Niklas Bent ist der Finisher von diesem hervorragenden Spielzug nach einem tollen Schnittstellenpass von Christopher Wessel. Geffers bemerkt erfreut: „Allerdings hat uns dies wenig geschockt und wir waren weiterhin deutlich präsenter und besser.“ Die korrekte Antwort folgt nämlich gerade einmal sechs Zeigerumdrehungen danach, als nach einem Muster-Angriff Luca Hissenkämper seinen Mitspieler Jannik Heidebrecht per akkuratem Querpass bedient, dieser zum fälligen 1:1 trifft. Nach 34 Minuten drehen die Schwarz-Weißen die Partie sogar vollends.

Luca Hissenkämper

Erneut besticht Gerstenberg Guerreiro mit einem wohltemperierten Zuspiel zwischen die gegnerische Abwehrkette. Hissenkämper bedankt sich auf seine Art und knallt die Kugel per Volleyschuss zum 2:1 ins gegnerische Netz. Im direkten Gegenzug egalisiert Wessel allerdings für den Gastgeber. Nach einem Seitenwechsel von Malte Wrenger wird Fabian Richts in Szene gesetzt, der mit einem Querpass den einlaufenden Wessel zum Versenken animiert. Für den 3:2-Pausenvorsprung des RSV Hörste sorgt Zunke, der von einem Kommunikationsproblem von Cakil und seinem Verteidiger profitiert und den folgerichtigen Zwischenstand markiert. Arne Dreier, der Sportliche Leiter der Hausherren, schimpft bei Lippe-Kick wie ein Rohrspatz: „Wir verpennen die erste Halbzeit, schießen uns die Tore selbst hinein, mit immer wieder unnötigen Aktionen, wo wir uns immer wieder selbst in Gefahr bringen, die Bälle hinten herumspielen. Oder die langen Bälle, die auf Zunke kommen, einfach nicht sauber verteidigen.“

Kopfnicker Wessel sorgt für überfälligen Ausgleich

O. Peters

In den zweiten 45 Minuten nimmt das Spielniveau spürbar ab. Diestelbruch-Mosebeck übernimmt zusehends die Spielkontrolle, hat mehr den Ball und vom Spiel. Notgedrungen muss Yanik Klocker schon fünf Minuten nach dem Seitenwechsel vorzeitig das Spielfeld verlassen, wodurch die Gäste das Auswechselkontingent früh ausschöpfen. Oliver Peters bekommt dafür Spielzeit.

Christopher Wessel

Durch die enorme Personalmalaise und der Tatsache, dass einige Akteure lädiert diese Partie bestreiten müssen, ist der Kräfteschwund beim RSV Hörste von Minute zu Minute immer mehr spürbar. Sie schleppen sich Richtung Abpfiff, sehnen sich diesen herbei. Die Hausherren erhöhen unterdessen die Schlagzahl, erspielen sich so einige interessante Abschlussaktionen. Sie erzielen eine Viertelstunde vor dem Schlusspfiff durch den Kopfnicker Wessel den berechtigten 3:3-Endstand.

„Erneut ein Schritt nach vorne“

„Wenn man beide Halbzeiten zusammen sieht, ist es ein leistungsgerechtes Unentschieden. Das ist ein Punkt, den wir mitnehmen müssen. Wir haben wieder nicht verloren, das ist erneut ein Schritt nach vorne“, wird Arne Dreier sich jetzt nicht in den Schlaf weinen. Dem Referee bescheinigt er eine „starke Leistung.“ Was ihn fasziniert: „Wie er mit den Spielern umgegangen ist, locker auf die Kommentare reagiert hat. So kann man auch ein Spiel im Griff haben“, möchte er an dieser Stelle ganz explizit die ausgezeichnete Leistung vom Unparteiischen Joaquin Lopes-Moreira hervorheben.

„Die Jungs gehen auf dem Zahnfleisch“

Thorsten Geffers

Thorsten Geffers bilanziert nach dem Spiel im Gespräch mit Lippe-Kick: „Am Ende sicher ein gerechtes Unentschieden, in dem für beide Teams alles möglich gewesen wäre.“ Er hat allerdings auch die besonderen Umstände im Hinterkopf: „Aufgrund unserer personellen Situation müssen wir mit dem Punkt zufrieden sein. Die Jungs gehen auf dem Zahnfleisch und es fehlten uns die letzten 20 Minuten einfach die Körner und Alternativen auf der Bank.“ Deshalb dominiert beim erfahrenen Coach vor allem der Stolz über diese Willensleistung seiner Schützlinge, die den Vorsprung auf die Dörenwald-Jungs weiter konstant halten konnten. Er fühlt sich auch nach dem Abpfiff in geselliger Runde wohl, berichtet Geffers doch dazu bei Lippe-Kick: „Auch nach dem Spiel war es, wie in den 90 Minuten vorher auch, ein faires, gutes Miteinander.“ Was den Kreisliga-Fußball besonders auszeichnet: „Beide Teams, Offizielle und der sehr gut pfeifende Schiedsrichter standen noch bis etwas später in die Nacht bei dem einen und anderen Pils gemeinsam zusammen.“

Fazit: Im ersten Spielabschnitt ist der RSV Hörste deutlich überlegen, in den zweiten 45 Minuten übernimmt immer mehr der SV Diestelbruch-Mosebeck die Initiative. Ergo ist diese Punkteteilung im Gesamten absolut leistungsgerecht.

Tore:
1:0 Niklas Bent (15. Min.)
1:1 Jannik Heidebrecht (22. Min.)
1:2 Luca Hissenkämper (33. Min.)
2:2 Christopher Wessel (34. Min.)
2:3 Sascha Zunke (44. Min.)
3:3 Christopher Wessel (75. Min.)