Das Duell der Gegensätze

Spielbericht

(hk). Und wöchentlich grüßt das allseits unbeliebte Murmeltier. Erneut geht die SG Sonneborn/Alverdissen als Verlierer aus einem Liga-Spiel. Wieder ist es eine 1:2-Niederlage, die nach 90 umkämpften Minuten steht. Dabei betont SG-Coach Daniel Westphal gegenüber Lippe-Kick doch: „Grundsätzlich haben wir einen klaren Plan gehabt, wie wir gegen Werl-Aspe auftreten wollen.“ Seine Jungs machen es respektabel, liegen sogar bis kurz nach der Halbzeitpause in Führung, ehe erneut Jonah Tappe als Doppeltorschütze eiskalt zuschlägt. „Das war echt eine harte Nuss, die geknackt werden musste“, schnauft der siegreiche Coach Marcio Goncalves bei Lippe-Kick erleichtert durch. Während sein Team bisher sämtliche Saisonspiele gewonnen hat, wartet der heutige Kontrahent auch weiterhin auf das erste Erfolgserlebnis.

Von Henning Klefisch

Fabian Arning

Insbesondere in den ersten 45 Minuten machen es die Nord-Ost-Lipper ziemlich gut, stehen im Abwehrverbund unheimlich stabil und konzentriert, doppeln die flinken Offensivkräfte der Hausherren. Somit nehmen sie dem SV Werl-Aspe den Wind aus den Segeln. Ziel dieser ausbaldowerten Taktik ist es, im eigenen Offensivspiel möglichst schnell umzuschalten. Bereits in der neunten Spielminute funktioniert dies grandios. Aus der eigenen Verteidigung heraus befördern sie das Spielgerät präzise und dynamisch nach vorne. Fabian Arning brilliert mit einem wuchtigen und präzisen Flankenball, findet den Kopf von Sebastian Lücke, der wiederum aus Nahdistanz einschädelt. „Mit solch schnellen Umschaltmomenten hinter die Kette vom SV Werl-Aspe zu kommen, das haben wir uns so vorgestellt“, adelt Westphal diesen perfekten Spielzug seiner Elf. Überrascht zeigt sich Goncalves, denn er registriert von seinem Team bis dahin eine Ballbesitzquote von „rund 90 Prozent.“ Ihm ist in diesem Moment bewusst: „Also mussten wir wieder unsere Comeback-Mentalität aufzeigen und waren weiterhin nur am Drücker.“ Ein Pfosten-Knaller ist für ihn das Höchste der Gefühle. Ab Mitte der ersten Halbzeit lassen sie sich allerdings zu rigoros in die eigene Abwehr zwängen, dies von einem angriffslustigen Gastgeber, der von Minute zu Minute die Schlagzahl spürbar erhöht. Mit reichlich Geschick, aber auch etwas Glück verteidigen die Gäste den knappen Vorsprung in die Halbzeitpause. Goncalves findet: „Sonneborn/Alverdissen hat den Bus geparkt und die Räume sehr eng gemacht.“

„Haben das sehr gut wegverteidigt“

Jonah Tappe

Die Pausenpredigt bei den Hausherren ist klar und leicht nachvollziehbar. Es wird sich ein Plan zurechtgelegt, wie die Sonneborn/Alverdissen-Defensive geknackt werden soll. „Mehr Flexibilität und Tiefenläufe“, kann es Goncalves im Nachhinein bei Lippe-Kick ohne Gewissensbisse verraten. In den Anfangsminuten vom zweiten Durchgang ist der Druck der Hausherren schlichtweg zu immens. Vor allem die gegnerische linke Flanke wird immer wieder bespielt, ist das Ausgleichstor nach 49 Minuten logisch. „Wir haben das sehr gut wegverteidigt. In den entscheidenden Momenten war Werl-Aspe schneller und besser“, beobachtet Westphal mit Argusaugen den Treffer von Jonah Tappe. Der 17-jährige Wunder-Knabe steht am langen Pfosten und spitzelt das Spielgerät in die lange Ecke.

Tappe macht es in allerbester Stürmer-Manier

Zehn Minuten vor dem Schlusspfiff besticht Alexander Pape mit einer herausragenden Einzelaktion, serviert per Schnittstellenpass für den einlaufenden Tappe, der die Partie vollends dreht. „Gekonnt legt er den Ball in Stürmermanier an dem Torwart vorbei“, hat SG-Fänger Patrick Lassotta in dieser Szene überhaupt keine Abwehrchance. Unglaublich, aber wahr. Bereits am Samstag hat der Ausnahmekicker in der A-Jugend einen Dreierpack geschnürt.

Sonneborn/Alverdissen muss Personalnot Tribut zollen

Marcel Begemann

„Eine Topleistung meiner Mannschaft!“, so schwärmt unterdessen Marcio Goncalves. „Die Leistung vom SV Werl-Aspe müssen wir anerkennen. Wir haben als Truppe sehr gut zusammengearbeitet, dem Gegner alles entgegengeworfen. Das war die Einstellung, die ich mir von der Truppe wünsche“, bescheinigt der SG Sonneborn/Alverdissen-Coach seiner Truppe ein „ganz anderes Auftreten als gegen Brake.“ Als verbesserungswürdig gilt allerdings, dass seine Jungs „in den entscheidenden Situationen zu hektisch sind.“ Die absolut existenten Umschaltmomente hätten mit mehr Gelassenheit und einem erhöhten Selbstbewusstsein im Ballbesitz deutlich besser genutzt werden können. Keineswegs möchte er sein Team allerdings in Schutt und Asche reden. Schließlich muss die Spielgemeinschaft bereits seit mehreren Wochen mit einem 14-Mann-Kader die Herausforderungen angehen. Sogar Westphal, der eigentlich seine Fußballschuhe an den berühmten Nagel gehängt hat, wird in der 69. Spielminute für Marcel Begemann eingewechselt. Der körperliche Verschleiß ist schlichtweg zu herausfordernd, um dies revidieren zu können. Westphal stellt treffend fest, dass es an den spielrelevanten „Impulsen“ mangelt. Goalgetter Jan-Oliver Drawe etwa gönnt sich aktuell einen Budapest-Urlaub. All dies führt bei ihm zur Aussage, dass „Werl-Aspe das Spiel verdient gewonnen hat.“ Trotzdem, unter Berücksichtigung der Personalnot und der enormen Kampfkraft seiner Truppe, „wäre ein Unentschieden gerechtfertigt gewesen.“ Eine „gleiche Einstellung“ im folgenden Heimspiel gegen Bentorf/Hohenhausen wird für die ersten Saisonzähler sorgen, so die Überzeugung vom Team Lemgo-Auswahlspieler aus dem Jahr 2016.

Fazit: Die SG Sonneborn/Alverdissen muss der eklatanten Personalmisere und dem damit einhergehenden Kräfteverschleiß immer mehr Tribut zollen. Defensiv machen sie es lange Zeit wirklich gut, doch sind beim Umschaltspiel wenig zielstrebig. Die bessere Mannschaft entscheidet dieses umkämpfte Spiel letztlich verdientermaßen für sich.

Tore:
0:1 Sebastian Lücke (9. Min.)
1:1 Jonah Tappe (49. Min.)
2:1 Jonah Tappe (81. Min.)