Längerer Asper Atem wird belohnt

Spielbericht

(hk). Das ist einfach mal ein unglaublich bitterer Spieltag, den der Aufsteiger aus Kirchheide erlebt hat. Da führt die Mannschaft von Chefcoach Peter Kuckelkorn bis zehn Minuten vor dem Schlusspfiff beim haushohen Favoriten SV Werl-Aspe mit 1:0, um dann per Doppelschlag zu verlieren, zugleich auf einen Abstiegsplatz abzurutschen. Im Parallelspiel schlägt nämlich der Tabellennachbar SG Sonneborn/Alverdissen überraschend mit 2:0 den TBV Lemgo II. TSV-Keeper Andreas Siebert blickt zurück: „Das Ergebnis ist am Ende zumindest in die Richtung erwartbar, dass Werl-Aspe gewinnt, aber gar nicht so verlaufen, wie es aussieht.“

Von Henning Klefisch

Die Personalsituation gestaltet sich, für die Männer vom Westhang noch verheerender, als im Vorbericht bei Lippe-Kick prophezeit. Der vermeintliche Rückkehrer Johnny Belke muss krankheitsbedingt aussetzen. Am Samstagnachmittag gesellt sich die nächste Hiobsbotschaft hinzu, als nämlich Fynn Simon wegen einer Fußverletzung sein Mitwirken absagen muss. So haben so einige Akteure aus der Zweitvertretung einen persönlichen Aufstieg in die A-Klasse erlebt. Deshalb konnte Kuckelkorn mit einem 15-Mann-Kader das Gastspiel am Heerser Bruch bestreiten. Eine Wunsch-Elf ist es für den TSV Kirchheide trotzdem nicht.

„Zermürbend, da wir einige Torchancen liegen lassen haben“

Lucas Berger

Die Gäste-Taktik ist klar: Die enorme Spiel- und Kombinationsstärke und Torgefährlichkeit der Asper ist wohlauf bekannt. Unvergessen etwa ist der grandiose 7:2-Auswärtssieg beim TSV Oerlinghausen II zuletzt. Aus diesem Grund lässt Kuckelkorn seine Mannschaft zunächst die intensive Verteidigungshaltung praktizieren, nehmen sie erst ab der Mittellinie die ersten beherzten Zweikämpfe an, ziehen sich zurück, um eine breite und stabile Ordnung zu besitzen. Vielbeinig und mit reichlich Disziplin macht es der Underdog ziemlich gut. Im Angriffsspiel wollen sie die berühmten Nadelstiche setzen. Hausherren-Coach Marcio Goncalves ärgert sich im Gespräch mit Lippe-Kick: „Leider hat Kirchheide nicht wirklich mitgespielt und sich nur hinten reingestellt. Es war zermürbend, da wir einige Torchancen liegen lassen haben.“ Er nimmt das vorweg, was sich in der 41. Spielminute ereignet. „Und dann passiert das, was so passiert, wenn man nur auf ein Tor spielt. Er meint das Kirchheider Führungstor. Siebert, der sein erstes Spiel über die volle Spielzeit nach 13 Monaten bestreitet, schlägt ab, Lucas Berger legt per Kopfball ab. Nach einem Querpass von Finn-Joel Heinze in den gegnerischen Strafraum gelingt es dann Leon Delker aus kurzer Entfernung auf 1:0 zu stellen, was zugleich auch der Halbzeitstand ist. Vor allem nach dem ersten Abschnitt muss Marcio Goncalves tief durchpusten: „Wieder einmal eine harte Nuss“, stellt der Chefcoach vom SV Werl-Aspe fest. Es ist ein ständiges Anlaufen seiner Jungs. „Wir hatten gefühlt 95 Prozent-Ballbesitz, haben das Spiel komplett bestimmt.“

Seipt-Flanken sorgen für die Wende

Ole Maxim Seipt

„Uns war klar, dass die zweiten 45 Minuten für uns eine harte Arbeit werden“, sind die Gäste doch schließlich keine Traumtänzer. Bis zur besagten 80. Spielminute gelingt es ihnen, die gegnerischen Möglichkeiten zu eliminieren. Oft verpassen die Schwarz-Weißen, die in der Halbzeit erheblich umgestellt haben, das Tor um nur wenige Zentimeter, weil beim Schuss oder beim Pass die nötige Genauigkeit fehlt. „Disziplintechnisch eine sehr geile Leistung von unseren Jungs“, schwärmt Siebert im Gespräch mit Lippe-Kick. In der 80. Minute klingelt es allerdings in seinem Kasten. Der eingewechselte Ole Maxim Seipt setzt sich auf der linken Seite durch, erhält von seinen Gegenspielern zu viele Entfaltungsmöglichkeiten, bringt per Maßflanke Till Meßmann in Position, der am Fünfmeterraum stehend Siebert per wuchtigem Kopfball überwindet. Zum verdienten 1:1, was anhand der vielen Chancen die logische Konsequenz ist. Vier Zeigerumdrehungen später macht erneut Seipt auf der linken Flanke mächtig Radau, spielt Finn-Joel Heinze aus, serviert für den frei stehenden Joker Nizamadin Cakmak, der per Kopfball zum viel umjubelten 2:1-Siegtor erfolgreich ist. Vor allem bei der Abwehr der Flanken hätten die Kirchheider beherzter und entschlossener dagegenhalten müssen.

„Mal wieder Mentalität gezeigt“

Andreas Siebert

Ganze Gebirge sind Goncalves von seinen Schultern gefallen, dass dank einer tollen Charakterleistung sein Team doch noch die volle Punktzahl einfährt: „Gut, dass wir so eine breite und starke Bank hatten.“ Er erläutert gegenüber Lippe-Kick: „Heute haben wir das Spiel mit der Bank gewonnen, die nochmal frischen Wind hereingebracht haben. So haben wir das Spiel noch drehen können.“ Der lippische Tedesco reckt beide Daumen gen Himmel und lobt: „Starke Leistung und wieder mal Mentalität gezeigt!“ Andreas „Berti“ Siebert rekapituliert im Gespräch mit Lippe-Kick: „Es ist ärgerlich und schade, dass wir das 1:0, später das 1:1 nicht über die Zeit retten konnten, am Ende mit leeren Händen dastehen. Die Jungs haben sehr diszipliniert gearbeitet und gefightet, haben ein tolles Spiel geliefert. Wir haben Werl-Aspe vor eine Herausforderung gestellt, am Ende des Tages aber trotzdem keine Zähler mitgenommen.“ Im Hinblick auf die Hausherren berichtet er: „Für den SV Werl-Aspe geht dieser Sieg schon so in Ordnung. Wir wünschen ihnen viel Erfolg für den weiteren Saisonverlauf, sehen uns dann im Rückspiel bei uns zu Hause, hoffen, dass wir dann dort die drei Punkte vielleicht doch mitnehmen.“

Fazit: Was für ein Schlussfinish der nie aufgebenden Goncalves-Jünger, die nicht unverdient dafür die volle Ausbeute einsacken. Mit einer Rumpf-Elf angetreten, macht es der TSV Kirchheide richtig gut und zeigt eine mannschaftlich extrem geschlossene Vorstellung. Ein starker Auftritt vom Aufsteiger, der letztlich unbelohnt bleibt.

Tore:
0:1 Leon Delker (41. Min.)
1:1 Till Meßmann (80. Min.)
2:1 Nizamadin Cakmak (86. Min.)