Kirsch-Kicker schlagen Werl-Aspe ein Schnippchen

Spielbericht

(hk). Mit diesem Husarenstreich kann wirklich nicht gerechnet werden. Der zuletzt so stark aufspielende und sich bis auf den zweiten Rang vorschiebende SV Werl-Aspe erlebt sein persönliches Waterloo mit der 0:2-Heimniederlage gegen den TuS Brake. Die Mannschaft von Coach Alexander Kirsch erhöht somit deutlich die Wahrscheinlichkeit auf den Klassenerhalt, hat sich bei nunmehr 18 Saisonpunkten bereits ein Polster von elf Zählern auf einen Abstiegsrang geschaffen. „Ein enorm wichtiger Sieg und Bonuspunkte für uns“, schwärmt Kirsch enthusiastisch im Gespräch mit Lippe-Kick. Er stellt fest: „Wir hatten Spielglück auf unserer Seite, doch es war kein unverdienter Sieg.“ Marcio Goncalves, sein Gegenüber, befürchtet sogar: „Wir hätten heute lange spielen können. Wir haben heute das Toreschießen nicht richtig umsetzen können, zu harmlos in der Offensive.“

Von Henning Klefisch

N. Kerkhoff (Foto: M. Reimer)

Mehr vom Spiel hat der favorisierte SV Werl-Aspe. Die Gäste halten mit einer konzentrierten und taktisch disziplinierten Spielweise dagegen, zermürben die spielfreudigen Heerser Bruch-Boys. Zugleich bieten sich einige vielversprechende Kontermöglichkeiten, die von Brake zunächst allerdings etwas verzagt angenommen werden. Stichwort Glück des Tüchtigen: In der Crunch-Time vom ersten Spielabschnitt haben die Hausherren gleich zweimal den Torschrei auf den Lippen. Zunächst steht der Pfosten im Weg, dann pariert Brake-Fänger Maurice Michler wahrlich hervorragend. Mehr Effektivität demonstriert der Underdog bei einer Möglichkeit in der zweiten Minute der Nachspielzeit, die in einem Torerfolg mündet. Jörn Pieper haut einen direkten Freistoß auf den Asper Kasten. WA-Fänger Tim Lambracht lässt diese Fackel abprallen, doch Nils Kerkhoff ist fix zur Stelle, schiebt mutterseelenallein zur überraschenden 1:0-Pausenführung ein. In den zweiten 45 Minuten legt der TuS Brake zuvorderst seinen Fokus auf eine gut formierte Abwehrreihe. Die Asper rennen unverdrossen an, doch sind zu unpräzise, wenig überzeugend, um das gegnerische Abwehrdickicht zu durchdringen. Ganz gezielt verengen sie die torgefährlichen Räumlichkeiten, legen ihr Heil in ein fixes Umschaltspiel. Die Räumlichkeiten offerieren die wagemutigen Gastgeber. So fällt auch das 2:0 in der 86. Minute. Jörn Pieper ist der Torschütze zum Endstand nach einem Konter.

„Waren nicht in der Lage, unsere Tor-Fabrik anzuschmeißen.“

J. Pieper (Foto: M. Reimer)

Bei den Hausherren schlägt der große Personalmangel zu sehr ins Kontor. Würde es eine B-Note wie im Eiskunstlauf geben, wäre der SV Werl-Aspe wohl bevorteilt. So aber fehlt der finale Punch. Goncalves ist sich bewusst: „Solche Tage gibt es manchmal und wie heißt es so schön? Machst du vorne die Tore nicht, kassierst du hinten.“ Das Problem, was den Schwarz-Weißen letztlich das Genick gebrochen hat: „Heute waren wir nicht in der Lage, unsere Tor-Fabrik anzuschmeißen.“ Er nimmt nun bereits das Spiel am Donnerstagabend gegen den TBV Lemgo II ins Visier: „Nun heißt es am Donnerstag, den Spieß umzudrehen und zu Punkten kommen.“ Dann geht es gegen einen direkten Konkurrenten in der Beletage der A Lemgo.

„Hatten ein Mü mehr Willen als der Gegner“

„Unterm Strich hatten wir ein Mü mehr Willen als der Gegner. Die Zweikämpfe haben wir speziell in der zweiten Halbzeit noch entschlossener geführt und sind sodann zu den drei Punkten gekommen“, bilanziert Kirsch bei Lippe-Kick. Vielleicht ist das auch die ausgleichende Gerechtigkeit. Allzu häufig nämlich zeigte der TuS Brake bockstarke Leistungen gegen Teams aus dem Spitzensegment vom Lemgoer Kreisoberhaus, doch hat sich dafür nicht ausreichend belohnt. Als entscheidend erkennt er auch den Faktor „Leidenschaft“, haben seine Jungs doch eine Menge in diesem Themengebiet investiert, auch all den personellen Widrigkeiten getrotzt, um schlussendlich diese Big-Points im Abstiegskampf einzusacken. „Meine Jungs haben das heute hervorragend gemacht. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft“, schwärmt der Gäste-Coach. Seine Hoffnung ist klar: Hoffentlich bringt dieser Favoritensturz seinem Team noch einmal mächtig Auftrieb für die kommenden, so anspruchsvollen Wochen.

Fazit: Ein Favoritensturz, auf den nicht wirklich viel hingedeutet hat. Der von Uli Hoeneß oft inflationär verwendete Slogan: „The trend is your friend“, wird hier ad absurdum geführt. Die Werl-Asper kamen nämlich aus einer Erfolgsserie, Brake aus einem Debakel in Asemissen. Was dann die Kirsch-Kicker demonstrieren, ist ein Indiz von einer großartigen Charakterstärke.

Tore:
0:1 Nils Kerkhoff (45. + 2 Min.)
0:2 Jörn Pieper (86. Min.)