Ex-FIFA-Schiedsrichter mit Hattrick in zehn Minuten

Spielbericht

(hk). Ja, es geht doch. Der Bann ist gebrochen. Den ersten Saisonsieg verbucht der SV Wüsten II, der in einem spektakulären Fußballspiel die Reserve aus Schötmar mit 4:3 bezwingt. Der ehemalige rumänische FIFA-Schiedsrichter Ionica Serea brilliert mit einem Dreierpack innerhalb von gerade einmal zehn Zeigerumdrehungen. Somit sorgt der Mittvierziger für die Wende in diesem Spiel, läuft das Kellerkind doch zunächst einem zweimaligen Rückstand hinterher.

Euer starker Finanzpartner an eurer Seite!

Von Henning Klefisch

Frederic Pascal Voss

Mit dem knappsten aller möglichen Vorsprünge für den SV Wüsten II geht es in die Halbzeitpause. Frederic Pascal Voss erzielt in der 36. Spielminute das goldene Tor im ersten Durchgang. Es ist bemerkenswert, wie er sich gegen gleich mehrere Gegenspieler gekonnt durchsetzt, dann eiskalt vollstreckt. Der Aufsteiger aus Schötmar liefert eine höchst anonyme Vorstellung ab. Kein einziges Mal befördern sie das Spielgerät auf das von Felix Eickhoff gehütete SVW II-Gehäuse. Gäste-Kicker Ersan Dargecit hält mit seiner kritischen Meinung nicht hinter dem Berg: „Nichts hat geklappt. Das, was wir da gespielt haben, war einfach nur eine Arbeitsverweigerung und deshalb lagen wir zur Halbzeit verdient zurück.“ Denkbar knapp nämlich, was dem TSV Schötmar II sämtliche Perspektiven für den zweiten Spielabschnitt offeriert.

Fehlerfestival in den Abwehrreihen

Weil eben sämtliche Comeback-Möglichkeiten noch realistisch bestehen, reißen sich die Gäste am Riemen, verfügen über einen besseren Zugriff, zeigen ein ansprechendes Spiel und drehen dieses innerhalb von nur sieben Zeigerumdrehungen durch die Treffer von Erdal Celik (49. Min.) und Utku Karacan (Bild rechts; 56. Min.). Aufgrund der Leistungssteigerung ist es ein berechtigter 2:1-Zwischenstand für den Aufsteiger im Aufeinandertreffen der Liga-Neulinge. Ab der Mitte vom zweiten Spielabschnitt lässt allerdings kontinuierlich die Konzentration bei den 22 Aktiven auf dem Spielfeld nach. Im Abwehrbereich reiht sich eine Unachtsamkeit an die andere, weshalb als Endprodukt dieser Nachlässigkeiten zahlreiche Abschlussmöglichkeiten hüben wie drüben zu beobachten sind.

„Reden über eine Abseitsposition von klaren sechs, sieben Metern“

In der 66. Spielminute ereignet sich die Szene, die zum 2:2-Ausgleichstreffer führt, die Dargecit als den „Knackpunkt“ in diesem Spiel ausgemacht hat. Einen Wüstener-Eckstoß klären die Lohfeld-Jungs gekonnt, schlagen die Kugel aus der eigenen Gefahrenzone. Eickhoff (Bild links) bekommt das Objekt der Begierde, schlägt es erneut Richtung gegnerischen Strafraum. Die TSV-Deckung ist hervorragend organisiert, steht auf einer Linie rund vier Meter vor der eigenen Strafraumkante. Der Gastgeber-Keeper haut den Ball auf den Eckballschützen, der sogar noch mehrere Meter hinter der gegnerischen Sechzehnmeter-Linie steht. Dargecit rechnet vor: „Wir reden hier also über eine Abseitssituation von klaren sechs, sieben Metern.“ Die Kugel wird in die Zentrale gepasst, wo Serea steht und aus Nahdistanz den Fuß wirksam hinhält.

„Diese Regel habe ich bis heute noch nicht gehört“

Ersan Dargecit, selbst ein lippischer Referee, konstatiert nach diesem Remis-Tor: „Das war für uns der Moment, wo wir wussten, dass wir hier heute sicherlich nichts mitnehmen werden. Der Unparteiische hatte zuvor schon ein paar komische Entscheidungen getroffen.“ Er kann dies sogar etwas konkreter fassen: „Eine davon war beispielsweise, dass unser Spieler Fitim Haxhimusa (Bild rechts) verletzt behandelt wurde und dann am Spielfeldrand auf ein Zeichen vom Schiedsrichter gewartet hat, wieder hineinkommen zu dürfen. Der Schiedsrichter ruft ihn zurück aufs Feld, Fitim kommt rein und nimmt seinem Gegenspieler den Ball ab.“ Was dann aber für den TSV Schötmar-Vereins-Boss zumindest ungewöhnlich ist: „Der Schiedsrichter unterbricht das Spiel, mit der Begründung, dass Fitim nicht ins Spielgeschehen eingreifen darf. Diese Regel habe ich bis heute noch nie gehört. Müssen Spieler nach einer Behandlung, wenn sie das Spielfeld betreten, erstmal auf dem Feld eine gewisse Zeit verbringen, bevor sie wieder am Spiel teilnehmen dürfen?“

„Verdienter Sieg, unnötig spannend gemacht“

Ionica Serea

Nach diesen aufregenden Szenen wird natürlich noch weiter munter gekickt. Es fallen gleich mehrere Tore. Wie etwa zwei weitere von Ionica Serea (72.; 76 Min.) und der Treffer zum 4:3-Endstand in der dritten Minute der Nachspielzeit durch Duart Ajeti (Bild rechts). Ersan Dargecit ist fest davon überzeugt: „Alles in allem wäre mehr drin gewesen, wenn man es zugelassen hätte, aber das wollte man irgendwie nicht. Wenn der Gegner mit zwölf Mann spielt, dann wird es natürlich schwer, etwas zu holen.“ Nach der dritten Niederlage in Serie möchte der amtierende C2-Champion möglichst schnell wieder in die Spur finden. Am besten bereits am kommenden Sonntag, wenn es im Heimspiel gegen den TuS Ahmsen II um wichtige Punkte um den Klassenerhalt geht. Dargecit kündigt bereits an, sich auf dieses Spiel zu konzentrieren, „wobei so langsam die Lust auch vergeht, wenn man Spiele so verliert.“ Eine riesengroße Erleichterung nach diesem Premierensieg ist beim SV Wüsten II-Cheftrainer Marc Schmidt auszumachen, der gegenüber Lippe-Kick rekapituliert: „Verdienter Sieg, unnötig spannend gemacht, aber die ersten drei Punkte sind eingefahren und das total verdient. Glückwunsch an jeden einzelnen Spieler.“

Fazit: Was für eine ereignisreiche Partie, die von interessanten Situationen und Aktionen begleitet wird. Am Ende dominiert vor allem der Gala-Auftritt von Ionica Serea, der innerhalb von nur zehn Minuten die Partie in die Richtung der Wüstenfüchse stupst.

Tore:
1:0 Frederic Pascal Voss (36. Min.)
1:1 Erdal Celik (49. Min.)
1:2 Utku Karacan (56. Min.)
2:2 Ionica Serea (66. Min.)
3:2 Ionica Serea (72. Min.)
4:2 Ionica Serea (76. Min.)
4:3 Duart Ajeti (90. + 3 Min.)