Ahmsen II macht den einen Fehler weniger

Spielbericht

(hk). Äußerst kurzweilige 90 Minuten finden auf dem Kunstrasenplatz in Wüsten statt. In einem ereignisreichen Spiel triumphiert der TuS Ahmsen II mit 5:4 bei der Reserve aus Wüsten. Somit fahren die Grün-Weißen die Saisonzähler zehn, elf und zwölf ein, springen bis auf den zehnten Tabellenplatz. Die Wüsten-Füchse bleiben derweil weiterhin auf einem Abstiegsrang hängen, mit vier Zählern.

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Von Henning Klefisch

Jan Rehnen

Bis Mitte vom ersten Spielabschnitt bestimmen die Gäste die Szenerie. Sie haben deutlich häufiger den Ball, frequentieren mit diesem auch mehr die gefährlichen Spielfeldzonen. Folgerichtig liegen sie bereits in der sechsten Spielminute mit 1:0 in Führung. Jan Rehnen spielt einen überragenden Pass in die Tiefe, schickt damit Julius Fleher auf die Reise, der am gegnerischen Strafraum per Querpass den lauernden Marcel Riesenberg findet. Der Edeltechniker schiebt aus Nahdistanz mühelos das Runde in das Eckige ein. 60 Sekunden später brilliert erneut Rehnen mit einem hohen Maß an Übersicht, bedient auf der linken Außenbahn mit einem Schnittstellenpass den aufgerückten Spielertrainer Tobias Frenzel. Dieser verarbeitet das Spielgerät akkurat, kann ohne Gegnerdruck im gegnerischen Strafraum auf Torsten Schmidt von Happe (Bild rechts) zulaufen und zum 2:0 vollenden. In der 13. Spielminute erhöht Philipp Schüler mit einem verwandelten Handelfmeter auf 3:0 für die Ahmser. Seinen dritten Assist in diesem Match sichert sich der furios aufspielende Rehnen, als er einen Zuckerpass auf Fleher spielt, der mit Wucht und Dynamik vom Flügel ausgehend in den gegnerischen Strafraum drängt. Der Wüstener Verteidiger berührt die Kugel in diesem Gefahrengebiet mit der Hand, weshalb dies der gute Referee Ersin Polat berechtigterweise mit einem Handelfmeter sanktioniert. SV Wüsten II-Coach Marc Schmidt stellt zähneknirschend fest: „Wir haben leider die ersten 15, 20 Minuten nicht ins Spiel gefunden.“

Wallbaum mit Bernd Schuster-Gedächtnis-Schuss

Frederic Pascal Voss

In dieser überaus aufregenden Partie schlagen die Wüsten-Füchse in der 19. Minute gnadenlos zurück. Aus der Mittelfeldzentrale heraus wird das Spielgerät auf Frederic Pascal Voss befördert. Dieser verarbeitet die Kugel geschickt, schaut, legt sich diese zurecht und trifft aus 23 Metern-Torentfernung mit einer Mischung aus Wucht und Präzision zum 1:3-Anschlusstor. Zugleich ist das ein Wirkungstreffer, denn die Hausherren sind durch diesen Treffer nachhaltig bestärkt, während sich in den Ahmsen-Spielvortrag so einige Ungenauigkeiten einschleichen.

Kay Wallbaum

Und so schlägt Kay Wallbaum in der 28. Minute gnadenlos zu. Der SV Wüsten II gewinnt den Ball im zentralen Mittelfeld, möchte ihn hinter die letzte Ahmser-Abwehrkette spielen. Der Gäste-Verteidiger klärt, allerdings nicht rigoros genug, weshalb Edeltechniker Wallbaum mit ganz viel Gefühl von der Mittellinie draufhaut und zum 2:3 vollendet. Quasi ein Bernd Schuster-Gedächtnis-Schuss. Frenzel veranschaulicht bei Lippe-Kick die eigenen Defizite: „Wir versuchen, wieder mehr Kontrolle ins Spiel zu bekommen und haben sicher auch mehr Aktionen, können aber nicht so zwingend in die Positionen kommen“, weshalb es bei der knappen 3:2-Pausenführung bleibt.

Grün-weißes Kommunikationsproblem wird bestraft

Bastian König

Mit dem gleichen Personal, aber mehr Konzentration und Entschlossenheit wollen die Ahmser aus den Fehlern der Schlussphase vom ersten Durchgang lernen. Mit dem eigenen Anstoß möchten sie mit Rasanz das vierte Tor realisieren, doch laufen in einen verhängnisvollen Konter, der gerade einmal zwei Minuten nach dem Wiederanpfiff zum 3:3-Ausgleich führt. Die Schützlinge von Cheftrainer Marc Schmidt spielen die Kugel über ihre rechte Außenbahn. Sie profitieren davon, dass es bei den Gäste-Akteuren Frenzel und Bastian König an der passenden Kommunikation mangelt, weshalb sie die Kugel von der Grundlinie quer in den Strafraum passen. Mit einem beherzten Spurt rückt der linke Mittelfeldspieler Julian Tienes in die Gefahrenzone vor, demonstriert seinen Spürsinn und vollendet zum Ausgleich.

Schüler macht es in lehrbuchhafter Manier

Was ist das bitteschön für ein Schockerlebnis für den TuS Ahmsen II, der im FC Augsburg-Style – gegen RB Leipzig – einen 3:0-Vorsprung herschenkt? Dementsprechend wirken sie wenig stabil in ihrem Handeln, doch wollen trotz dieser Schwächen eine zeitige Antwort auf dem Spielfeld abliefern. In der 63. Minute folgt ein echtes Statement durch den auffälligen Schüler (Bild rechts) . 30 Meter vor dem gegnerischen Kasten wird der Unterschiedsspieler in Position gebracht, dribbelt seinen Gegenspieler aus, um dann mit Anlauf mit einem 20-Meter-Schuss in das linke untere Eck den SVW II-Torwart Schmidt von Happe zu überwinden.

Ahmsen II lässt defensive Sorgfaltspflicht vermissen

Maximilian Van Afferden

Von den gegnerischen Comeback-Qualitäten zeigt sich Frenzel äußerst angetan. Mit Respekt in seiner Stimme stellt er fest: „Wer meint, dass damit der Käse gegessen ist, täuscht sich, rappelt sich Wüsten II auf und zeigt Nehmerqualitäten, lässt sich nicht beirren und sucht immer wieder die Flucht nach vorne.“ Nach einem eigenen Angriffszug holt das Kellerkind einen Eckball zwanzig Minuten vor dem Schlusspfiff heraus. Abermals agieren die Ahmser bei der Bereinigung von diesem Standard schlampig. Das zweite Zuspiel kommt von der Außenbahn, wird empathisch in den Rückraum gepasst. Dort lassen es die Gäste am nötigen Deckungsverhalten vermissen. Maximilian Van Afferden freut sich über so viel Entfaltungsoptionen und knallt die Kugel aus der Distanz in das gegnerische Gehäuse. Damit erzielt der nimmermüde SV Wüsten II den 4:4-Ausgleichstreffer.

„Wir spielen alles oder nichts“

Finn Plassmeier

In der Folgezeit entwickelt sich eine Angelegenheit, die mit offenem Visier geführt wird. Die Gäste stellen deutlich offensiver um, spielen nur noch mit einer Dreierkette, verstärken somit spürbar den eigenen Offensivgeist. Frenzel bringt gegenüber Lippe-Kick klar zum Ausdruck: „Wir spielen alles oder nichts, denn wir haben uns vorgenommen, das Spiel für uns zu entscheiden.“ Wenn die spielstarken Ahmser das Spielgerät in den eigenen Reihen besitzen, fühlen sie sich wohl. So spielen sie den Ball vom Flügel in das Zentrum. Finn Plaßmeier dreht mit der Kugel auf, passt weiter auf Gianluca Sieveking, der zwei Gegenspieler austanzt, dann von halblinker Position aus 20 Metern Torentfernung sich ein Herz fasst. Ein Schuss wie ein Strich, denn sein Geschoss schlägt rechts halbhoch im gegnerischen Gehäuse zum 5:4 ein. Vielflieger Schmidt von Happe ist bei diesem präzisen Schuss ohne eine jede Abwehrchance. Die Wüsten-Füchse haben kurz vor dem Schlusspfiff die letzte Torannäherung in dieser Partie. Von der rechten Flanke bekommen sie einen Freistoß zugesprochen, der jedoch ohne Ertrag bleibt.

„Wir geben nicht auf“

Marc Schmidt

Von den Comeback-Qualitäten seiner Mannschaft zeigt sich Schmidt durchaus angetan, doch belohnt werden diese nicht: „Wir haben uns aber tapfer immer und immer wieder ran gekämpft, es hat leider nicht zu etwas Zählbarem gereicht.“ Trotzdem werden sie sich nach der unglücklichen Niederlage nicht in den Schmollwinkel zurückziehen. Der SV Wüsten II-Coach verspricht schließlich bei Lippe-Kick: „Wir geben nicht auf und kämpfen weiter für die nächsten Punkte.“

„Einstellung und Wille sollten das Spiel mitentscheiden“

Tobias Frenzel

TuS Ahmsen II-Coach Tobias Frenzel resümiert im Gespräch mit Lippe-Kick: „Ein aufregendes Spiel, welches nach der ersten Viertel-Stunde nicht zu erwarten war.“ Warum haben denn seine Schützlinge diesen ereignisreichen Vergleich letztlich für sich entscheiden können? Frenzel hat da so mehr als nur eine leise Ahnung: „Die Einstellung und der Wille beziehungsweise die Moral sollten das Spiel mitentscheiden, dies zu unseren Gunsten und anhand der Spielanteile sowie der Torchancen auch nicht unverdient.“ So manche Nachlässigkeit hat allerdings dazu geführt, dass sich die Männer von der Werre-Kampfbahn selbst einige Steine in den Weg geräumt haben.

Fazit: Es ist ein unglaublich aufregendes Spiel, in dem beide Mannschaften immer wieder an ihre Perspektive glauben. Letztlich machen die Ahmser eben den einen entscheidenden Fehler weniger, was mit dem knappen Sieg belohnt wird. Die Wüstenfüchse dürfen aber absolut stolz auf ihre eigene Leistung sein. Es fehlt nicht viel für einen Punktgewinn.

Tore:
0:1 Marcel Riesenberg (6. Min.)
0:2 Tobias Frenzel (7. Min.)
0:3 Philipp Schüler (per Elfmeter; 13. Min.)
1:3 Frederic Pascal Voss (19. Min.)
2:3 Kay Wallbaum (28. Min.)
3:3 Julian Tienes (47. Min.)
3:4 Philipp Schüler (63. Min.)
4:4 Maximilian Van Afferden (72. Min.)
4:5 Gianluca Sieveking (88. Min.)