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Vogelwildes Spiel und Schiedsrichter-Ärger

Spielbericht

(hk). Es ist ein Match für echte Abenteurer, aber nichts für Hypochonder. Acht Tore fallen beim attraktiven Vergleich auf dem Jahnplatz zwischen dem TBV Lemgo II und dem TuS Ahmsen. Der Tabellenführer sichert sich durch den 5:3-Auswärtssieg weitere drei Zähler und verteidigt somit den Platz an der Sonne. Das fußballerische Niveau beschreibt Gäste-Coach Thomas Johannfunke als hochklassig, doch das krasse Gegenteil ist die Leistung vom Referee Cemil Türkoglu, der nach seinem Dafürhalten einige strittige Entscheidungen trifft. „Er hat das Spiel dermaßen beeinflusst“, moniert er via Lippe-Kick.

 

Von Henning Klefisch

 

 

Jörn Seifert

Den besseren Einstieg in diese Partie finden die Ahmser, die tonangebend sind, dadurch auch mehr Torgefahr entwickeln. Die Seifert-Twins sorgen für eine 2:0-Halbzeitführung, die zeitnah bewerkstelligt wird. Sören Seifert (10. Min.) und Jörn Seifert (17. Min.) treffen. „Ahmsen war deutlich spielbestimmend und taktangebend“, macht TBV II-Trainer Mathias Wellmann dies gegenüber Lippe-Kick allzu deutlich. Trotzdem kritisiert er die „beiden dummen Fehler von uns“, wodurch diese Gegentore noch begünstigt werden. Ein dritter Gäste-Treffer wäre absolut möglich gewesen. Ab der 38. Spielminute müssen die Ahmser in Unterzahl agieren, da Till Käufer mit der Ampelkarte des Feldes verwiesen wird. Unverständlich für Johannfunke, dass der TBV II-Angreifer „mindestens drei, vier Meter im Abseits stand“, dies aber nicht folgerichtig mit einem Pfiff sanktioniert wird. Durch dieses Abseitsdesaster muss letztlich Käufer vorzeitig duschen gehen. Feldspieler Gerrit Morawek muss deshalb runter. Dafür bekommt Fabian Philip Passon seinen Einsatz, ein A-Jugend-Keeper, der sein erstes Seniorenjahr bestreitet. Der Newcomer ist aber auch dafür verantwortlich, dass der Spitzenreiter mit einer 2:0-Führung in die Kabine geht.

 

Lemgoer Doppelschlag schockt Ahmsen kurz

 

Marvin Fuchs

Für die zweiten 45 Minuten stellt Johannfunke auf ein 4-4-1-System um, damit mehr Kompaktheit in Unterzahl erzeugt wird. Eine Minute nach dem Seitenwechsel verballert Bastian Ewert die „hunderttausendprozentige Torchance“, wie Johannfunke bewertet, um zum wohl vorentscheidenden 3:0 zu treffen. Deutlich mehr Kaltschnäuzigkeit demonstriert hingegen der TBV Lemgo II, der entschlossen durch Marvin Fuchs (50. Min.) und Leon Kienast (57. Min.) innerhalb von nur sieben Minuten auf 2:2 stellt. „Vollkommen verdient. Bis dahin hatte Ahmsen nichts mehr vom Spiel“, registriert der aufmerksame Wellmann, der sich über die eigenen Comeback-Qualitäten außerordentlich erfreut. Die Ahmser Antwort folgt aber zeitnah. Nach einem fixen Konterangriff schließt Sören Seifert zum 3:2 ab. Im direkten Gegenzug gleicht der TBV Lemgo II jedoch nach einem langen Ball auf den zweiten Pfosten durch Tobias Prachnau schnell wieder aus. Wellmann räumt offenherzig ein, dass auch hier eine Abseitsposition vorliegt. „Wir wollen uns mal nicht beschweren, dass er es nicht pfeift“, schmunzelt der Gastgeber-Coach im Gespräch mit Lippe-Kick. „Dann war das Spiel auf dem Messers Schneide“, so lautet die Beobachtung von Thomas Johannfunke. Erfreut konstatiert er, dass seine Mannschaft trotz der Unterzahl spielbestimmend agiert. Dies wird durch den Doppelschlag (72.; 83. Min.) von Niclas Lehbrink garniert, der zum 5:3-Endstand erfolgreich ist.

 

„Wir müssen wieder sattelfester werden“

 

Thomas Johannfunke

Dass seine Spieler noch zwei so entscheidende und späte Gegentore schlucken, ist für Wellmann ein Indiz für die Jugendlichkeit. Immerhin besitzt sein Team in dieser Partie ein Durchschnittsalter von gerade einmal 20 Jahren. „Da zahlen wir aktuell auch ein bisschen Lehrgeld“, räumt Wellmann gegenüber Lippe-Kick ehrlich ein. Im Konsens mit Johannfunke zeigt er sich darüber einig, dass es mit Blick auf das gesamte Spiel auch in einem Remis hätte enden können. Ähnlich wie eingangs von seinem Trainerkollegen erwähnt, stellt auch Mathias Wellmann positiv das hochklassige Niveau von diesem A-Liga-Match heraus. „Meine Spieler haben gezeigt, dass sie nicht da stehen müssen, wo sie stehen“, fühlt er sich mit seinem Team oft unter Wert geschlagen. Trotzdem möchte er dem TuS Ahmsen ganz artig zum Auswärtssieg gratulieren. Vor allem die ungeheuerliche Offensivpower mit den Seifert-Twins beeindruckt ihn sehr. Er glaubt: „Ohne die beiden ist bei Ahmsen nicht mehr so viel los. Wenn sie nicht dabei sind, wird es eng für sie, was die Offensive und das Spiel angeht.“ Den Seiferts bescheinigt er heute, ein „überragendes Spiel“ gemacht zu haben, weshalb er eine Nominierung für die Lippe-Kick-Elf der Woche als angemessen einstufen würde. Für sein Team hat er noch einen lieb gemeinten Ratschlag parat: „Wir müssen wieder sattelfester werden, nicht mehr so viele Gegentore bekommen.“ Johannfunke muss erst einmal sein Betriebssystem herunterfahren: „Das war nichts für schwache Nerven. Ich kann nur ein wahnsinniges Kompliment an meine Truppe machen. Wir trotzen allen Widrigkeiten. Wie man so zurückkommen und 50 Minuten in Unterzahl spielen kann“, das lässt den Trainer-Methusalem mit der Zunge schnalzen. Der sich zugleich davon überzeugt zeigt: „Mit elf Mann hätten wir dieses Spiel klar und sicher nach Hause gefahren.“

 

Fazit: Der TuS Ahmsen hadert sehr mit den Schiedsrichterentscheidungen, doch verkauft sich trotz Unterzahl extrem teuer und macht es richtig gut. Die Hausherren glauben stets an ihre Chance, lassen sich von der enormen Offensivwucht nicht einschüchtern, zeigen ein starkes Heimspiel.

 

Tore:
0:1 Sören Seifert (10. Min.)
0:2 Jörn Seifert (17. Min.)
1:2 Marvin Fuchs (50. Min.)
2:2 Leon Kienast (57. Min.)
2:3 Sören Seifert (63. Min.)
3:3 Tobias Prachnau (64. Min.)
3:4 Niclas Lehbrink (72. Min.)
3:5 Niclas Lehbrink (83. Min.)

Details

Datum Zeit Liga Saison Spieltag
6. November 2022 90' Kreisliga A Lemgo 2022/23 13

Spielort

Jahnplatz
Pideritstraße 15, 32657 Lemgo, Deutschland

Ergebnisse

Club1st Half2nd HalfGoalsSpielausgang
TBV Lemgo II033Loss
TuS Ahmsen235Win

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