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TBV III und der 180-Sekunden-Dreier-Dreher

Spielbericht

(hk). Die Moral ist intakt beim TBV Lemgo III. Nach einem 0:1-Halbzeitrückstand drehen die Hansestädter das Heimspiel gegen den TuS Ahmsen II mit einem Doppelschlag in der 68. und 71. Spielminute. Da der ärgste Verfolger TuS Asemissen II im West-Lipper-Derby bei der TuS Helpup ebenfalls nur mit 2:1 gewinnt, führen die Männer von Cheftrainer Dimitrios Gegas auch weiterhin die B2 Lemgo aufgrund eines mehr erzielten Tores an. Obwohl der knappe Spielstand möglicherweise etwas Gegenteiliges suggeriert, stellt Gegas fest: „Wir haben verdient gewonnen, sind auf keinen Fall der glückliche Sieger. Wir haben über die gesamten 90 Minuten richtig Druck gemacht.“

 

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Von Henning Klefisch

 

Bastian König

Nach dem Dafürhalten von TuS Ahmsen II-Spielertrainer Tobias Frenzel ist die Favoritenrolle eine klare Geschichte, die zugunsten des TBV Lemgo III spricht. Die ohnehin schon angespannte Personalsituation verschlechtert sich bei den Gästen am Sonntag erheblich, denn Bastian König hat sich krankgemeldet, auch Julius Fleher ist nicht spielfähig. Die vorbildliche Motivation seiner Schützlinge beeindruckt ihn doch sehr. Immerhin stellt er mit Genugtuung fest: „Dennoch haben wir alles in die Waagschale geworfen, allen Mut zusammengenommen und uns mit allen Kräften, aller Geschlossenheit und Disziplin der Herausforderung gestellt.“

 

„Ahmsen II hatte uns fast so weit“

 

Der erste Durchgang aus TBV Lemgo III-Sicht wird von zahlreichen Unkonzentriertheiten geprägt. Der erste Ballkontakt ist unsauber, die Kugel verspringt, weshalb es zu Zweikämpfen kommt, die oft verloren werden. Dies garniert mit zahlreichen Fehlpässen sorgt dafür, dass der Gastgeber-Coach von einer „destruktiven Spielweise“ spricht, die sein Team anbietet. Trotz all dieser Mankos liegt die höhere Ballbesitzquote eindeutig auf Seiten der Hansestädter. Immer wieder bemühen sie sich, zu verschieben, ebenfalls die Tiefe zu suchen, was allerdings zu oft beim Versuch bleibt. Das liegt vor allem auch daran, dass die tief stehenden und leidenschaftlich verteidigenden Ahmser taktisch ausgesprochen diszipliniert agieren, weshalb sich Gegas etwa die grünweiße 1:8-Klatsche gegen den TuS Lipperreihe II nicht erklären kann. Möglicherweise, so die Vermutung von ihm, hat es personelle Gründe, warum der TuS Ahmsen II in diesem Match sein Waterloo erlebt hat. Im ersten Durchgang am Jahnplatz hingegen „hatten sie uns fast so weit“, befindet Gegas. In der Tat, denn die Ahmser wollen im Abwehrbereich stabiler agieren, kompromissloser, vor allem auch die Abstände und die Räume zwischen den verschiedenen Mannschaftsteilen geringer halten. Frühzeitig soll den spielstarken Lemgoern der nötige Spieltrieb geraubt werden. „Dies gelang uns vor allem im ersten Durchgang ausgezeichnet“, findet Frenzel.

 

Ärgerliches Gegentor bringt die Ahmsen II-Führung

 

Philipp Schüler

Immerhin mangelt es im feldüberlegenen TBV III-Team an der gewünschten Torgefahr in der interessanten Spielfeldzone. Stattdessen kassieren sie durch Philipp Schüler nach 26 Minuten den 0:1-Rückstand. Dieser fällt nach einem Freistoß von der linken Seite, der auf den zweiten Pfosten geschlagen wird. Auf den ersten Blick rollt dieser Ball Richtung Toraus, doch TBV III-Torwart Moritz Stenten (Bild rechts) möchte ihn schnappen, lässt ihn nur abtropfen, weshalb die Kugel servierfähig für den gedankenschnellen Schüler liegenbleibt, der aus zehn Metern per wunderbarem Lupfer den auf dem Boden liegenden Stenten bezwingt. „Sehr ärgerlich, auch für Moritz, der ansonsten eine überragende Leistung gebracht hat“, charakterisiert Gegas diesen 0:1-Pausenrückstand als „unverdient.“ Wenige Augenblicke später hätte der Underdog sogar den Vorsprung ausbauen können. Ein gekonntes Zuspiel hinter die Lemgoer Abwehrkette sorgt dafür, dass Finn Plaßmeier völlig mutterseelenallein auf Stenten zuläuft, am überragend parierenden Schlussmann scheitert. Frenzel klärt gegenüber Lippe-Kick auf, warum bei seinem Zögling es wohl an der richtigen Fokussierung gemangelt hat: „Der Spieler selbst sprach in der Halbzeit davon, durch einen anderen Pfiff etwas irritiert gewesen zu sein.“ Dieser Rückstand hätte von Tobias Prachnau wenige Augenblicke vor dem Pausenpfiff egalisiert werden können. Er bekommt ein Zuspiel im spitzen Winkel im gegnerischen Strafraum, möchte mit einem Hämmerchen den Ahmsen II-Fänger Nick Bosse in der kurzen Ecke überwinden. Allerdings streift sein Versuch den langen Pfosten und springt wieder zurück ins Spielfeld.

 

„Für uns hieß es, alle Kräfte zu mobilisieren“

 

Wie verwandelt kommt der TBV Lemgo III aus der Kabine. Deutlich angriffslustiger präsentieren sich die Hansestädter, die ganz bewusst 15 Meter weiter nach vorne gerückt sind, zugleich die spielmachenden gegnerischen Innenverteidiger quasi in Manndeckung nehmen, somit das Ahmser Aufbauspiel gezielt stören. Dadurch werden die Gäste zu weiten Zuspielen gezwungen, denen es an der nötigen Genauigkeit mangelt. Deshalb bestimmen viele Lemgoer Ballgewinne die Szenerie, entfachen sie lauffreudig und engagiert einen gewaltigen Druck. Frenzel fühlt sich mit seinem Team keineswegs unvorbereitet, dass ein echter Angriffswirbel durch die Hansestädter entfacht wird: „Für uns hieß es, alle Kräfte zu mobilisieren und die Aufmerksamkeit beziehungsweise Konzentration hochzuhalten, dem Gegner weiterhin nicht den Platz und die Zeit zu geben, um sich zu entfalten.“

 

„Bann ist bei uns gebrochen, Leichtigkeit wiedergekommen“

 

Er nimmt vorweg, was in den Folgeminuten passieren wird. „Allerdings ist dies über 90 Minuten bei einer starken Mannschaft wie Lemgo III nicht möglich, sodass zwei Momente das Spiel gedreht haben.“ Das Ausgleichstor in der 68. Spielminute ist deshalb auch nur mehr als folgerichtig. Nach einem wunderbaren Angriffszug über die rechte Außenbahn befördern sie das Spielgerät in die Zentrale. Eric Meierjürgen (Bild rechts) wird rund 20 Meter vor dem gegnerischen Gehäuse in den Fuß angespielt, kann sich ohne Gegnerdruck die Kugel zurechtlegen und per Rechtsschuss diese oben rechts unter die Torlatte zimmern. Bosse ist mit den Fingerspitzen noch am Spielgerät, doch das Geschoss ist zu hart und platziert, dass er dieses noch um den Pfosten lenken kann. „Dann ist der Bann bei uns gebrochen, die Leichtigkeit wiedergekommen“, vermerkt Dimi Gegas mit Anklang in seiner Stimme.

 

„Für keinen Torwart dieser Welt haltbar“

 

J. Ehlert

Nach diesem Ausgleich erhöhen die Lemgoer kontinuierlich die Schlagzahl, rücken noch weiter nach vorne, entwickeln nur 180 Sekunden nach dem 1:1 den nächsten interessanten Spielzug. Der Spielertrainer Gegas passt auf Jonas Karsten, der gefühlvoll einen Haken schlägt, dann für Jan Ehlert an der Strafraumkante weiterleitet. Dieser dreht sich mit dem Objekt der Begierde erst nach außen, läuft parallel zur Strafraumkante dann nach innen und knallt den Ball mit Schmackes per Linksschuss links oben in den Knick. Für Mika Bosse (Bild rechts) ist dieser „Strahl“ (O-Ton: Gegas) definitiv unhaltbar. „Für keinen Torwart dieser Welt haltbar“, betont er nachdrücklich. In der Folgezeit verfügt die Drittvertretung über zwei äußerst hochkarätige Abschlussaktionen, die sie jedoch in Bruder Leichtfuß-Manier vergeben. Die Ahmser produzieren noch einige sporadische Angriffszüge. Meist probieren sie es über durchaus gefährliche Halbfeld-Flanken über Tobias Frenzel, die auf den zweiten Pfosten mit viel Effet geschlagen werden. Gegas ist davon überzeugt: „Wenn da nur einer den Ball nur leicht touchiert, landet der Ball auch gerne einmal im langen Eck. Da haben wir ein wenig Glück gehabt, dass wir in der Schlussphase nicht bestraft werden.“ Frenzel beschreibt diese Phase von seinem Team wie folgt: „Die ausstehende Spielzeit war immer wieder ein Gegenkontern, von unserer Seite primär mit längeren Bällen, die teils sehr knapp im Abseits endeten.“

 

„Es war ein echter Kraftakt“

 

Dimitrios Gegas

Dimitrios Gegas bilanziert gegenüber Lippe-Kick nach dem Match: „Es war ein echter Kraftakt. Ahmsen II hat es richtig gut gemacht. Vor allem in der Defensive, da waren sie sehr kompakt und präsent. Die Innenverteidiger und der Spielertrainer über links waren sehr spielstark, sodass es ein harter Brocken war, wir in der zweiten Halbzeit alles abrufen mussten, was an Kräften und Qualitäten da ist, damit wir das Spiel noch drehen“, was dank viel Willen und fußballerischer Klasse auch gelingt. Somit haben sich die Lemgoer eine exzellente Ausgangsposition für das anstehende Gastspiel beim TuS Lipperreihe II geschaffen. Gegas redet keinen Nonsens, wenn er gegenüber Lippe-Kick verdeutlicht: „Das wird ein sehr harter Gegner. Sie haben einen ordentlichen Lauf.“ Immerhin haben die Roten mit 8:1 den TuS Ahmsen II distanziert, am Sonntag den SV Wüsten II gar mit 14:0. „Sie sind gerade on fire, haben eine echte Siegesserie“, mutmaßt Gegas. Er glaubt nicht, dass seine Mannschaft in der Außenseiterrolle nach West-Lippe anreist, sieht sich indessen ebenso wenig als Top-Favoriten.

 

Frenzel möchte seinem Team „ein Kompliment aussprechen“

 

 

Tobias Frenzel

Einem echten Bonuspunkt bei einem ultimativen Schwergewicht dieser Liga trauert Tobias Frenzel hinterher, weshalb er im Lippe-Kick-Gespräch rekapituliert: „Für uns genommen enttäuschend, dass wir nicht den Punkt mitnehmen konnten, wobei das in Anbetracht der Spielvoraussetzungen wenn auch ein Meckern auf hohem Niveau ist.“ Diese Leistung verstärkt das Vertrauen in die eigene Stärke: „Nichtsdestotrotz zeigt uns das aber auch, dass wir mithalten können, wenn wir wollen.“ Auch deshalb möchte er an dieser Stelle seinem Team „ein Kompliment aussprechen“, da dieses es am Jahnplatz „wirklich stark gemacht hat.“

 

Fazit: Letztlich ist dieser Sieg denkbar knapp, trotzdem absolut verdient. Der TuS Ahmsen II tritt allerdings im Vergleich zum Lipperreihe II-Waterloo wie verwandelt auf, steigert sich leistungsmäßig enorm, macht es dem Tabellenführer richtig schwer, doch ächzt und krächzt unter dem gewaltigen Doppelschlag.

 

Tore:
0:1 Philipp Schüler (26. Min.)
1:1 Eric Meierjürgen (68. Min.)
2:1 Jan Ehlert (71. Min.)

Details

Datum Zeit Liga Saison Spieltag
6. November 2022 90' Kreisliga B2 Lemgo 2022/23 13

Spielort

Jahnplatz
Pideritstraße 15, 32657 Lemgo, Deutschland

Ergebnisse

Club1st Half2nd HalfGoalsSpielausgang
TBV Lemgo III022Win
TuS Ahmsen II101Loss

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