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Ein Spiel voller Höhepunkte

Spielbericht

(hk). Dieser Besuch hat sich definitiv gelohnt. Hossa, was für ein unglaubliches Spektakel die rund 50 Schaulustigen zur besten Sonntagsmittags-Zeit geboten bekommen. Der TBV Lemgo III gewinnt nach einem aufregenden Match mit 4:3. Bis eine Viertelstunde vor dem Schlusspfiff liegen sie scheinbar souverän mit 3:0 in Führung, ganz viel deutet auf einen lockeren Heimsieg hin. Dann aber fühlen sich die Helpuper an der Ehre gepackt, erzielen innerhalb von gerade einmal vier Zeigerumdrehungen zwei Tore. Wenige Minuten später ist Dennis Gomer entscheidend zur Stelle, trifft zum 4:2. Im unmittelbaren Gegenzug verkürzen die Helpuper, bemühen sich leidenschaftlich, doch gleichen nicht mehr aus. TBV III-Spielertrainer Dimitrios Gegas ist stressbedingt spürbar gealtert, kritisiert schonungslos: „Wir haben das Spiel viel zu offen gestaltet, als es hätte sein müssen.“

 

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Von Henning Klefisch

 

Der Favorit nimmt die Begegnung von Anpfiff weg gut an, doch auch die Helpuper sind zielstrebig und wachsam. Sie lauern auf ihre Umschaltaktionen, stellen den Spitzenreiter vor eine echte Prüfung. Insbesondere über ihre rasante linke Flankenposition erzeugen sie so einige Gefahrenmomente, stoßen sie doch über diese Winger-Position des Öfteren bis zur gegnerischen Grundlinie vor. Im Lemgoer Hoheitsgebiet steht allerdings zumeist ein imaginäres Stoppschild, ist dort nämlich kein Durchkommen. TuS Helpup-Chef-Trainer Frank Willhelm moniert: „Wir haben stets die falsche Entscheidung getroffen. Wo wir schießen, hätten wir querlegen müssen. Wo wir querlegen, hätten wir schießen müssen.“ Nach einer Viertelstunde produzieren sie den ersten nennenswerten Gefahrenherd. Sie verpassen die Führung hauchzart, als Simon Wittmann mit einem vehementen Fernschuss aus rund 20 Metern mittig die Torlatte trifft.

 

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Willhelm-Verdruss über Fehlentscheidung vor dem 0:1

 

Die Lemgoer sind gewohnt kombinationssicher, suchen und finden so manche Lücken im tiefen und diszipliniert stehenden gegnerischen Abwehrverbund. In der Box kommen die Lemgoer zu vielversprechenden Abschlussaktionen, mangelt es jedoch an der Wucht und Präzision, um sich mit einem Torerfolg belohnen zu können. Zehn Minuten vor dem Pausenpfiff steht Eric Meierjürgen in zentraler Freistoßposition, nachdem Alex Bannikow zuvor zu Fall gebracht wird. Mit einem beherzten Flachschuss aus 25 Metern in die Torwart-Ecke lässt er Helpup-Fänger Sören Bergmann keinerlei Abwehrchance. Bergmann spekuliert hier wohl auf die andere Ecke, weshalb er diesen Einschlag nicht verhindern kann. Nach Ansicht von Gegas ist dieses Führungstor zu diesem Zeitpunkt „verdient.“ Für Willhelm hingegen ist dieses deshalb irregulär, „eine Fehlentscheidung“, weil vor dem Freistoßpfiff sein Spieler „eindeutig den Ball spielt.“ Er bilanziert gegenüber Lippe-Kick: „Wir haben die erste Halbzeit vom Ballbesitz, vom Tempo bestimmt, ohne dass der Gegner sich großartig versteckt hat“, beobachtet Gegas. Auch Frank Willhelm zeigt sich mit der Vorstellung seiner Elf im ersten Abschnitt mehr als einverstanden, treten seine Schützlinge doch außerordentlich couragiert auf. „Wir haben Lemgo III kaum zu Torchancen kommen lassen, die wichtigsten Spieler haben wir komplett aus dem Spiel genommen, hatten die besseren Chancen. Zu diesem Zeitpunkt eine eher glückliche Führung für Lemgo“, bilanziert er die ersten 45 Minuten.

 

 

Meierjürgen in Arjen Robben-Manier

 

Im zweiten Durchgang verbessern sich die Hausherren in so einigen Kategorien. Vor allem, was das Pressingverhalten und das Verschieben in Richtung Ball betrifft. Dadurch sind die Hausherren deutlich spielbestimmender, torgefährlicher. Die Helpuper tanken neuen Offensivelan, opfern einen Sechser für einen Stürmer, um mehr Durchschlagskraft im eigenen Angriffsspiel zu entwickeln. Gerade einmal 120 Sekunden nach dem Wiederanpfiff brilliert Meierjürgen in bester Arjen Robben-Manier, nachdem er zuvor von Jan Ehlert mit einem fürsorglichen Zuspiel auf die Reise geschickt wird. TBV III-Torwart Moritz Stenten genießt nach seinem langen Ball das Urheber-Recht an diesem Treffer. Die Helpuper stellen sich in dieser Situation mittelgut an, verlängern sie das Spielgerät, fehlt die Absicherung in der Innenverteidigung. Mit dem Ball im Schlepptau läuft Meierjürgen in den gegnerischen Strafraum hinein, macht den Robben-Move, zirkelt die Kugel mit dem linken Fuß gefühlvoll in den Winkel. Gerade einmal fünf Zeigerumdrehungen folgend dribbelt sich Bannikow ausgezeichnet frei, geht mit dem Spielgerät bis zur Grundlinie durch, spielt es zurück Richtung Fünfmeter-Raum auf Tobias Prachnau, der zielsicher das Spielgerät in die Ecke befördert. Damit steht es nach 52 Minuten bereits 3:0. Weitere vielversprechende Möglichkeiten werden nicht verwertet.

 

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„The fox in the box“ mit Nervenstärke

 

Die Turn- und Sportlustigen geben aber nicht. Wittmann macht für Maximilian „the fox in the box“ Rost Platz. Sie lauern geduldig auf ihre Chancen, bekommen sie auch. 75 Minuten sind von der Uhr. Über die agile linke Flankenposition spielen sie den Ball per Querpass in den Strafraum. Dort steht Sturm-Tank Marc Schubert und befördert die Kugel per technisch feinem Lupfer an TBV III-Torwart Stenten vorbei ins Tor. Willhelm gibt zu, dass dieses Tor zumindest aus einer „abseitsverdächtigen Position“ fällt. Mit diesem 1:3-Anschlusstreffer werden neue Lebensgeister geweckt, während der Primus für die folgenden Minuten nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Aus dem Halbfeld flanken die Helpuper in den gegnerischen Sechzehner. Dem Lemgoer Abwehrspieler fehlt die Übersicht, er bekommt die Kugel an seinen Unterarm. Somit pfeift der Referee Vladimir Federau nur vier Minuten später einen zwar unglücklichen, aber berechtigten Handelfmeter, der von Maximilian „the fox in the box“ Rost entschlossen verwandelt wird. Explizit im Mittelfeldzentrum erobern die Helpuper eine Vielzahl an Bällen, präsentieren sie sich im hart, aber fair-Stil als echte Zweikampfmonster.

 

 

„Erstes Eckball-Gegentor in dieser Saison“

 

Dennis Gomer sorgt allerdings für eine Beruhigungstablette mit seinem Treffer zum 4:2. Nach einer kurz ausgeführten Ecke auf den emsigen Meierjürgen flankt dieser auf den zweiten Pfosten. Dort lauert Gomer, der im Habitus von einem Kopfball-Ungeheuer die zwei-Tore-Führung wiederherstellen kann. So viel Liberalität im Deckungsverhalten möchte Frank Willhelm beim Dienstagstraining schonungslos wie ehrlich ansprechen. „Wir wollen immer die Ordnung halten. Das ist das erste Eckball-Gegentor in dieser Saison, das wir kassieren“, hätte er sich mehr Konsequenz im Abwehrverhalten von seinem Team erwünscht. Gegas gibt fast schon inflationär high five: „Er ist fünf Meter im fünf Meter-Raum hochgesprungen.“ Bereits mit dem folgenden Angriff verkürzt Rost indessen zum 4:3. Dies tut er unnachahmlich mit einem direkt verwandelten Eckball ins lange Eck auf herausragende Art und Weise. Was für ein sagenhafter Kunstschuss, so staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. Willhelm meint: „Wenn man einen Eckball direkt verwandelt, ist für uns alles gut gelaufen, für den Gegner alles schlecht.“ In den hitzigen und emotional geführten Schlusssequenzen drängen die Helpuper auf den Ausgleichstreffer, der allerdings nicht mehr fällt. Sie probieren es mit einigen weiten Schlägen, denen aber die Überzeugung und Präzision fehlt.

 

 

„Haben jeden Treffer heraus gespielt“

 

Dimi Gegas (Bild rechts) bilanziert gegenüber Lippe-Kick: „Über die 90 Minuten gesehen, war der Dreier absolut verdient. Wunderschön, wie die Tore fallen. Wir haben jeden Treffer heraus gespielt. Wir bekommen Gegentore wie einen Handelfmeter oder den direkt verwandelten Eckball. Das war auch ein bisschen dem Zufall geschuldet, doch das muss man sich auch erarbeiten. Wir sind glücklich, dass wir die drei Punkte geholt haben.“ Er blickt bereits auf den folgenden Prüfstein: „Grastrup-Retzen steht vor der Tür. Das wird eine richtig harte Aufgabe.“

 

„Zu keinem Zeitpunkt gesehen, dass ein Tabellenführer gegen den Achten spielt“

 

 

Frank Wilhelm

Durchaus stolz ist Frank Willhelm auf seine Mannschaft, der er attestiert: „Wir haben das echt ordentlich gemacht. Man hat zu keinem Zeitpunkt im Spiel gesehen, dass ein Tabellenführer gegen den Achten Fußball gespielt hat. Es waren keine Unterschiede zu erkennen. In der Physis nicht, in der Spielanlage nicht. Diese Niederlage ist ärgerlich. Da war mehr drin.“ Der Gäste-Coach ist fest davon überzeugt, dass das Gedankenkino bei den Lemgoern dann mächtig rotiert wäre, wenn es torlos in die Kabinen gegangen wäre. „Das ist das Glück des Spitzenreiters.“ Zumal er gleich drei strittige Abseits-Szenen beobachtet hat, die gegen sein Team gepfiffen werden. Aus bis zu 40 Metern Torentfernung laufen sie mutterseelenallein auf Moritz Stenten zu, werden aber stets von Fedorov zurückgepfiffen.

 

Fazit: Diese Partie ist von einer äußerst kurzweiligen und abwechslungsreichen Erscheinung. Beide Teams agieren mit offenem Visier, sind im Abwehrverhalten äußerst liberal, liefern sich vielleicht auch deshalb einen faszinierenden und spannenden Fight.

 

Tore:
1:0 Eric Meierjürgen (35. Min.)
2:0 Eric Meierjürgen (47. Min.)
3:0 Tobias Prachnau (52. Min.)
3:1 Marc Schubert (75. Min.)
3:2 Maximilian Rost (per Elfmeter; 79. Min.)
4:2 Dennis Gomer (86. Min.)
4:3 Maximilian Rost (86. Min.)

Details

Datum Zeit Liga Saison Spieltag
5. März 2023 90' Kreisliga B2 Lemgo 2022/23 17

Spielort

Jahnplatz
Pideritstraße 15, 32657 Lemgo, Deutschland

Ergebnisse

Club1st Half2nd HalfGoalsSpielausgang
TBV Lemgo III134Win
TuS Helpup033Loss

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