Kirchheide-King Simon kommt, sieht und trifft zum Derby-Sieg

Spielbericht

(hk). Dramatischer kann ein Fußballspiel überhaupt nicht enden. Durch einen verwandelten Elfmeter in der zweiten Minute der Nachspielzeit erzielt der TSV Kirchheide das einzige Tor des Tages. Mit diesem extrem späten Treffer von Fynn Simon wird der Lokal-Rivale TBV Lemgo II mit 1:0 bezwungen. Somit klettern die Kirchheider nunmehr auf einen Nichtabstiegsrang. TSV-Torwart Andreas „Berti“ Siebert liefert Lippe-Kick einen anschaulichen Einblick in die Kirchheider Gefühlswelt: „Ein megageiles Gefühl. Wir sind froh ohne Ende, haben diesen Sieg ein wenig feiern können.“ Dieser dreifache Punktgewinn wird von ihm als „disziplinarischer, dreckiger Sieg“ charakterisiert. TBV II-Trainer Mathias Wellmann bemängelt nach der Rückkehr an seine ehemalige Wirkungsstätte: „Wir haben über 80 Prozent-Ballbesitz über das komplette Spiel hinweg.“

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Von Henning Klefisch

Tom Limberg

Über die gesamte Spielzeit gesehen hat der Gast TBV Lemgo II in der Tat eine höhere Ballbesitzquote, ebenfalls die Vielzahl an Abschlussaktionen. Dem entgegengesetzt haben die Schützlinge von Trainer-Fuchs Peter Kuckelkorn eine hohe Disziplin und den Hexer Tom Limberg, der sich als ein unüberwindbares Hindernis im Kirchheide-Kasten erweist. „Tom hat uns heute definitiv die drei Punkte festgehalten. Er war heute ein Stabilisator“, schwärmt sein Torwart-Kollege im Gespräch mit Lippe-Kick. Es ist überaus bemerkenswert, wie herausragend er in den Eins-gegen-eins-Situationen agiert.

Tim Baum

Aller guten Dinge sind drei, ist er so häufig allein hier der Sieger in diesem Duell. Weitere Volleyschüsse, Distanz-Kracher oder Versuche aus kürzester Entfernung werden ebenfalls zur Beute vom reflexstarken Vielflieger. Apropos Verteidiger, der TSV-Abwehrmann Tim Baum etwa ist ein Zweikämpfer vor dem Herrn, gewinnt zahlreiche direkte Duelle. Zugleich demonstriert er einen vorbildlichen Offensivgeist, läuft viel und richtig, macht zudem wichtige Meter nach vorne mit. Zunächst als Innenverteidiger gestartet, ist er später auf die Winger-Position gewechselt. „Er hat es super gemacht“, zollt hierfür Siebert seinen Respekt.

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Lemgoer verzweifeln an Limberg

Michel Ebert

Vor allem in den ersten 30 Minuten verteidigt der TSV Kirchheide ausgesprochen diszipliniert und vielbeinig. Zugleich erzeugen sie im Umschaltspiel so manche Gefahrenmomente, woraus echte Torchancen resultieren. Mitte vom ersten Spielabschnitt etwa vergibt Michel Ebert eine vielversprechende Abschlussaktion, als er die Kugel neben den langen Pfosten schießt. Siebert trauert dem potenziellen Führungstor hinterher: „Ein Stückchen weiter rechts von ihm aus gesehen und der Ball wäre vom Pfosten ins Tor hineingegangen“, haben die Hausherren in dieser Szene die Pech-Marie an den Stiefeln. Wellmann hat einzig einen Pfostenschuss als gegnerischen Gefahrenherd erkannt. Anders tritt sein Team auf, das stets und ständig am überragenden Limberg scheitert. „In ein paar Situationen hält er überragend, in anderen Situationen sind wir nicht clever genug, einfach querzulegen“, weshalb es torlos in die Halbzeitpause geht.

„Haben teilweise die falschen Entscheidungen getroffen“

Mathias Wellmann

In den zweiten 45 Minuten pressen die Lemgoer deutlich frühzeitiger, sind aggressiv und pedantisch im eigenen Anlaufverhalten. Die Hausherren jedoch sind taktisch extrem diszipliniert, stellen die Räumlichkeiten so geschickt zu, dass den spielstarken Wellmännern nahezu vollständig die Entfaltungsmöglichkeiten fehlen. Wenn die Gäste einmal durch sind, dann ist Limberg das personifizierte Stopp-Schild. Wie der erste Spielabschnitt aufgehört hat, so wird auch der zweite fortgeführt. Meistens sind die Lemgoer in der gegnerischen Spielhälfte, doch es mangelt an der erforderlichen Überzeugungskraft, um den Ball im gegnerischen Gehäuse zu versenken. Wellmann moniert gegenüber Lippe-Kick: „Wir waren in guten und aussichtsreichen Positionen, haben dann aber leider teilweise die falschen Entscheidungen getroffen.“

Elfmeter ist „berechtigt“, aber „vermeidbar“

Fynn Simon

Im Angriffsbereich brilliert einmal mehr der Alleskönner Fynn Simon, der im Vergleich mit seinen neuen Farben ackert, als er für die finalen 20 Minuten eingewechselt wird, in diesem Zeitraum mächtig Radau macht. Im Vorfeld des Strafstoßes setzt er im Mittelfeld zu einem unnachahmlichen Solo-Auftritt an, marschiert über die linke Seite, lässt per Finte die Gegenspieler aussteigen, drängt in den gegnerischen Strafraum, legt sich den Ball vor, wird in diesem Augenblick zu Fall gebracht. Der Unparteiische Pascal Balke verhängt einen Elfmeter, den Siebert als „klar“ bezeichnet. Diesen versenkt Simon cool, indem er TBV II-Torwart Justin Tammert in die andere Ecke schickt. Für Wellmann ist dieser Elfmeter „mehr als vermeidbar.“

„Wir wollen drinbleiben“

Andreas Siebert

Resultierend bleibt für Andreas Siebert festzuhalten: „Wir sind mega happy über die drei Punkte. Die sind extrem wichtig in der Situation, in der wir uns gerade befinden“, haben die Männer vom Westhang mit diesem knappen Heimsieg immerhin einige Ränge in der Tabelle gutgemacht. Am folgenden Sonntag muss dieses Ergebnis im Gastspiel beim TuS Brake unbedingt bestätigt werden. Weiterhin sollen mit der nötigen Achtsamkeit und Konzentration die folgenden Aufgaben angegangen werden. Siebert wünscht sich: „Wir müssen das, was wir heute gemacht haben, mit in die nächsten Spiele transportieren“, damit für den Aufsteiger weitere Zähler im Kampf um den Klassenerhalt verbucht werden. Weil: „Wir wollen drinbleiben.“ Wellmann rekapituliert gegenüber Lippe-Kick nach dem Spiel: „Mit dem späten Gegentreffer holt Kirchheide sich die Punkte mit einer sehr disziplinierten defensiven Leistung.“

Fazit: Ein extrem mühseliger und hart erkämpfter Heimsieg für den TSV Kirchheide, der somit immens wichtige Zähler im Kampf um den Klassenerhalt einsammelt. Die besseren und mehr Chancen haben die Jahnplatz-Jungs, denen allerdings die entscheidende Entschlossenheit und Überzeugung fehlt.

Tor:
1:0 Fynn Simon (per Elfmeter; 90. + 2 Min.)