Ahmsen II bestraft fehlerhafte Paulianer

Spielbericht

(hk). Die Zuschauer kommen bei herbstlichen Temperaturen in der Werre-Kampfbahn voll auf ihre Kosten. Durchschnittlich alle zehn Minuten dürfen sie einen Treffer bestaunen, freuen sie sich zudem über den 5:4-Heimsieg von ihrem heimischen TuS Ahmsen II über den SC St. Pauli. Fleiß und Erfolge machen sich bezahlt. Im Tableau springen die Ahmser nämlich mit zwölf erzielten Punkten auf den zehnten Rang, wodurch der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz auf acht Zähler angewachsen ist. Überhaupt nicht einverstanden mit dem Spielvortrag seiner Mannschaft zeigt sich unterdessen Pauli-Co-Trainer Thomas Zacharias, der deshalb auch deutliche Worte bei Lippe-Kick wählt: „Für uns war es ein Spiel, das aus unserer Sicht weit unter dem Niveau war, was wir uns vorgenommen haben.“

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Von Henning Klefisch

Leon Wippersteg

Einen perfekten Frühstart erwischen die Ahmser, die schon in der zweiten Minute durch Leon Wippersteg das 1:0 erzielen. Nach einer ansprechenden Kombination spurtet Finn Plaßmeier kurz vor dem gegnerischen Strafraum erfolgreich zum Ball, drängt mit diesem im Schlepptau in den Strafraum und schießt beherzt auf das Gästegehäuse. Sein abgeprallter Ball gelangt in den rechten Fünfmeterraum, wo der einlaufende Wippersteg lauert, souverän vollendet. Gerade einmal 180 Sekunden folgend bekommt Daniel Töws (Bild rechts) auf der linken Außenbahn das Spielgerät, dribbelt mit diesem in die Zentrale, macht den Thomas Müller-Move, läuft in den Pauli-Strafraum, um letztlich den Vorsprung zu verdoppeln. Von diesem erneuten Rückschlag wachgeküsst, bemühen sich fortan spürbar die Paulianer, die mit deutlich mehr Entschlossenheit und Zielstrebigkeit ihr Spiel durchziehen, zudem spannende Abschlussaktionen produzieren, die indessen von Ahmsen II-Keeper Nick Bosse glänzend entschärft werden. Diese Rettungstaten bieten die Basis für das 3:0, das Jan Rehnen nach einer Viertelstunde Spielzeit markiert. Nach einem Flankenball von der linken Außenbahn steht er intuitiv richtig, macht gekonnt den Kopfnicker aus Nahdistanz.

Verdutzte Gesichter nach Elfmeterpfiff

Oliver Isaak

Die Paulianer geben allerdings nicht auf, verkürzen in der 25. Spielminute durch einen verwandelten Elfmeter von Oliver Isaak zum 1:3. Wie kommt es dazu? Auf der linken Außenbahn dribbeln sich die Gäste beschwingt durch die gegnerische Deckung, fummeln die Ahmser-Außenverteidiger trotz Unterzahlspiel aus. Auch Spielertrainer Frenzel gerät in den Mittelpunkt des Geschehens. An der relativ ungefährlichen Außenkante vom eigenen Strafraum möchte er den gegnerischen Angreifer ablaufen, „als der Gegner den Ball in der Schrittbewegung durch die Hosenträger schiebt.“ Referee Gökmen Polat verhängt für diese Szene einen Handelfmeter, der alle Beteiligten spürbar überrascht zurücklässt. „Zumal es von keiner Seite in dem Augenblick irgendwelche reklamierenden Kommentare gab.“

Ahmsen II leistet sich leichtfertige Gegentore

Ashley James

Nach diesem verwandelten Elfmeter bekommt der Sportclub die zweite Luft, fühlt sich motiviert, auf das zweite Tor zu gehen, was in der 35. Minute auch fällt. In der Mittelfeldzentrale fabrizieren die Ahmser einen leichtfertigen gegnerischen Freistoß. Diesen befördern die Hansestädter in Person von Ashley James mit einem langen Flugball Richtung Ahmser Strafraum. In der dortigen Viererkette mangelt es an der passenden Abstimmung, Frenzel unterläuft das Zuspiel, „der Stürmer dankt es mit einer mitführenden Bewegung seines Arms und schiebt ein“, so beschreibt Tobias Frenzel diesen Treffer von Niklas Schnittger.

Fabian Schnittger

Erneut ist er beteiligt. Wie ebenfalls beim 3:3, das fünf Minuten vor dem Seitenwechsel fällt. Nick Bosse passt die Kugel auf rechts, wo Frenzel steht, diese zum eigenen Keeper zurückspielen möchte. Doch, als problematisch erweist sich, dass sein Zuspiel zu kurz gerät, weshalb der beherzt dazwischen spurtende Pauli-Angreifer an den Ball kommt, vom heraus eilenden Bosse zu Boden befördert wird. Der berechtigte Elfmeter wird durch Schnittger nervenstark zum 3:3-Halbzeitstand vollendet.

Camara-Wechsel macht sich bezahlt

Abdoulaye Camara

Beide Trainer erkennen, dass insbesondere die Abwehrreihen wenig stabil sind. Folglich vollziehen sie leichte taktische und personelle Veränderungen, um in diesem Mannschaftsteil für mehr Stabilität zu sorgen. Frenzel etwa begründet eine Einwechslung: „Wir setzen an dieser Stelle mehr auf Wendigkeit und Schnelligkeit in vorderster Front, es kommt Abdoulaye Camara für Marcel Riesenberg.

Marcel Riesenberg

Und dieser Wechsel schien sich auszuzahlen.“ In der Tat, denn die Hausherren pressen deutlich intensiver und früher, was zu deutlich mehr Balldiebstählen führt. Nachdem zunächst noch einige Abschlussaktionen versanden, vollstreckt Julius Fleher in der 65. Spielminute zur erneuten Führung. Nach einer schnellen Umschaltbewegung über einige Anspielstationen wird Fleher für seinen unermüdlichen Laufweg mit diesem Tor belohnt. Für seinen Coach ist dies „kein Zufallsprodukt“, vielmehr nur absolut folgerichtig.

„Und wieder grüßt das Murmeltier“

Julius Fleher

Eine Viertelstunde vor dem Schlusspfiff baut der TuS Ahmsen II die Führung aus. Auf der linken Außenposition erhält Fleher das Spielgerät, bedient weitsichtig per Querpass den freistehenden Plaßmeier, der mit viel Technik und Wucht staubtrocken zum 5:3 erfolgreich ist. Frenzel spürt in diesem Moment ein ganz spezielles Déjà-vu-Erlebnis: „Und wieder grüßt das Murmeltier.

Jan Billotin

In der Abschlussviertelstunde werden wir wieder passiver, attackieren nicht mehr frühzeitig und beherzt und geben Pauli wieder mehr Raum.“ Die Lemgoer freuen sich sehr über solche Entfaltungsmöglichkeiten, spielen nach einer feinen Kombination über die rechte Außenbahn den exzellent lauernden Jan Henrick Billotin im Zentrum frei. Der befindet sich rund 20 Meter vor dem gegnerischen Gehäuse, dreht auf, lässt den Ahmser-Abwehrmann schlecht aussehen und finalisiert aus der Deckung zum 5:4 zehn Minuten vor dem Ende. In den Schlussminuten presst der Sportclub hingebungsvoll, während die Ahmser vor allem mit schnellen Umschaltbewegungen zum Erfolg kommen möchten.

„Wir haben die Qualität, besser zu spielen“

Tobias Frenzel

Nach diesem aufregenden Spiel bilanziert Tobias Frenzel im Gespräch mit Lippe-Kick: „Mit viel Mühe, aber nicht unverdient gewinnen wir final das letzte Heimspiel des Jahres.“ Die Leistungskonstanz fehlt den Paulianern völlig. So ist es nur phasenweise ein gutes Spiel von den Meschonat-Männern, denen es an der erforderlichen Nachhaltigkeit mangelt. Demnach gibt sich Thomas Zacharias gewohnt pragmatisch: „Dadurch war das Ergebnis am Ende eben so, wie es war.“

Thomas Zacharias

Reichlich Möglichkeiten, um mit einem, vielleicht sogar drei Punkten die Heimreise gen West-Alm anzutreten, sind zur Genüge vorhanden. Dass mit diesen allerdings so verschwenderisch umgegangen wird, „hat uns dann hinten heraus das Genick gebrochen“, befindet ein zähneknirschender Zacharias. Er nimmt seine Mannschaft ganz bewusst in die Verantwortung hinein: „Wir haben die Qualität, besser zu spielen und jetzt ist es die Aufgabe von jedem einzelnen Spieler, sich selbst auszuwerten und die individuellen Fehler im Training abzustellen.“ Den siegreichen Gastgeber aus Ahmsen beglückwünscht er zu diesem dreifachen Punktgewinn.

Fazit: In einem Fehlerfestival, in dem insbesondere die Abwehrketten im ersten Durchgang nur wenig stabil sind, macht der TuS Ahmsen II eben diesen einen und entscheidenden Fehler weniger, was zum Heimsieg berechtigt. Die Paulianer lassen so einige Wünsche unerfüllt.

Tore:
1:0 Leon Wippersteg (2. Min.)
2:0 Daniel Töws (5. Min.)
3:0 Jan Rehnen (15. Min.)
3:1 Oliver Isaak (per Elfmeter; 25. Min.)
3:2 Fabian Schnittger (35. Min.)
3:3 Fabian Schnittger (per Elfmeter; 40. Min.)
4:3 Julius Fleher (65. Min.)
5:3 Finn Plassmeier (75. Min.)
5:4 Jan Henrick Billotin (80. Min.)