Die Leiden des jungen Leike

Vorschau

(hk). Mit dem zweiten Saisonsieg verschafft sich der TuS Ahmsen II etwas Luft im stickigen Abstiegskampf. Der direkte Konkurrent, die Reserve der TSG Holzhausen/Sylbach, hat letztlich beim 4:1-Sieg der Ahmser keine echte Chance auf einen Punktgewinn. Mit diesem Erfolg schieben sich die Grün-Weißen auf den zwölften Platz vor, haben somit zwei Zähler Vorsprung auf einen Abstiegsrang.

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Von Henning Klefisch

Tobias Frenzel

Eine volle Portion an Nervosität hält bei den Hausherren Einzug. Sie wissen um die enorme Bedeutung dieser Partie. TuSA II-Coach Tobias Frenzel erklärt: „Weil wir selbst eine gewisse Erwartungshaltung hatten, gerade nach dem ersten Erfolg und einem Gegner, den wir auf Augenhöhe gesehen haben vor dem Spiel!“ Eine Druckresistenz demonstrieren die Ahmser nicht. Hinzu kommt die fehlende Zuordnung und der mangelnde Zugriff, dazu eklatante Abstimmungsprobleme und Passfehler. Mit einfachen Dingen nehmen sie die Partie an, tanken dadurch Selbstvertrauen. In der 23. Spielminute erzielt Julius Fleher (Bild rechts) das Führungstor. Die TSG-Reserve hat einen Eckball. Doch die Frenzel-Männer verteidigen geschickt, spielen den Ball hinter die Absicherung, initiieren einen geschickten wie dynamischen Konter, den Fleher gekonnt vollendet. Dieses Tor erhöht das Vertrauen in die eigene Stärke. Die Kombinationen funktionieren flüssiger und sind ansehnlich. Trotzdem muss nur 180 Sekunden nach dem 1:0 eine Standardsituation dafür herhalten, dass Jan Rehnen auf 2:0 erhöht. In mittiger Position stehend schießt er ein, belohnt seinen couragierten Auftritt mit diesem Torerfolg.

Bastian König: Technik, die begeistert

Bastian Koenig

Das Schützenfest geht weiter. In Spielminute 32 ist es wieder Fleher, der sich geschickt auf der Außenposition durchsetzt. Vom linken Strafraumeck zirkelt er die Kugel gefühlvoll am gegnerischen Fänger Nicolas Mosig vorbei ins Gehäuse. Gerade einmal zwei Minuten später beweist Bastian König sein großes technisches Repertoire mit einem herausragenden Schlenzer, der zum 4:0 einschlägt. Dies ist zugleich auch der Halbzeitstand. Nein, in irgendeiner Art und Weise unterschätzt wird der TuS Ahmsen II keineswegs, so betont es TSG II-Trainer Frederik Leike bei Lippe-Kick mit Nachdruck. Die deutliche Führung ist für ihn primär mit Blick auf die eigene schwache Vorstellung ursächlich, kritisiert er vor allem die lasche Leistung: „Jeder hätte heute mit uns in den ersten 45 Minuten machen können, was er wollte.“ Das haben die Ahmser quasi auch.

TSG-Druck bleibt unbelohnt

Vielleicht fühlt sich der TuS Ahmsen II auch zu sicher. Im Angesicht der deutlichen Führung ist der Spielrhythmus signifikant gestört und die Führenden verlieren spürbar die Energie und die Kontrolle in diesem Match. Anders Holzhausen/Sylbach II, die nach einigen personellen und taktischen Veränderungen nunmehr tonangebend sind. Folgerichtig fällt durch Sebastian Funke nach einer Stunde Spielzeit das 1:4. Von der rechten Seite aus wird ein Eckball in die Mitte geschlagen. Dort wartet sehnsüchtig Funke, knallt die Kugel aus kürzester Entfernung in das gegnerische Netz. Weitere Tore fallen nicht mehr, da die Präzision im Torabschluss fehlt. Weil Marco Högemann auf Ahmser-Seite TSG-Fänger Mosig nicht überwinden kann, spendiert eben der Gast dem durstigen Ahmser eine „isotonische Hopfenschale“, wie Frenzel bei Lippe-Kick zu Protokoll gibt.

„Haben gefühlt den Ball fast das gesamte Spiel“

Was ist nur los mit der zuletzt so hervorragend auftrumpfenden TSG-Reserve aus Holzhausen/Sylbach? Leike (Bild rechts) beschleicht da so eine leise Vorahnung. „Eventuell ist es auch nur meine sehr subjektive Wahrnehmung, aber gefühlt haben wir den Ball fast das gesamte Spiel über.“ Es mangelt am Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten: „Aber wir laden den Gegner zum Tore schießen ein und sind, sobald wir über unsere eigene Hälfte mit dem Ball sind, wie ein kleines verängstigtes Kind, was schnell den Ball loswerden will.“ Allein drei Ahmser-Tore fallen nach „direkten und dummen Ballverlusten“, ärgert sich Leike bei Lippe-Kick über diese fehlende Entschlossenheit wie Behauptungswillen kolossal.

„So eine Niederlage ist so traurig“

Dabei müssen die Hausherren nicht einmal ein erhebliches Gegenpressing anwenden. Ganz im Gegenteil. „Die haben nichts gemacht. Wir haben den roten Teppich ausgerollt und sie eingeladen“, schüttelt Leike darüber auch heute noch mit völligem Unverständnis den Kopf. Dennoch attestiert er dem siegreichen Rivalen, eine „sehr disziplinierte Mannschaft“ zu sein. Die obendrein „viel Kampfgeist und Willen“ zeigt, dazu mit einer Eiseskälte vor dem Tor in Erscheinung tritt. Auch ohne ein Psychologie-Grundstudium wird schnell erkennbar, dass „Freddy“ Leike enorm unter dieser schlimmen Vorstellung seiner Mannschaft leidet. Es ist eine innere Pein, die ihn befällt. Er klagt via Lippe-Kick: „So eine Niederlage ist so traurig und lässt einen am Ende ratlos nach Hause fahren.“

Fazit: Ahmsen II zeigt keine perfekte Partie. Doch das ist in den Untiefen vom Abstiegskampf der B2 Lemgo auch überhaupt nicht erforderlich. Sie schauen, was der Gegner macht, nutzen deren Fehler konsequent aus. Der berechtigte Lohn ist ein definitiv verdienter Heimsieg für die Frenzel-Männer.

Tore:

1:0 Julius Fleher (23. Min.)
2:0 Jan Rehnen (26. Min.)
3:0 Julius Fleher (32. Min.)
4:0 Bastian König (34. Min.)
4:1 Sebastian Funke (60. Min.)