Alle sind fix und foxi

Spielbericht

(hk). Ja Kruzifix, was für ein unglaubliches Hitchcock-Finale. Maximilian, „the fox in the box“, sichert den Helpupern mit seinem Treffer in der dritten Minute der Nachspielzeit einen ganz wichtigen Zähler. Allerdings geben die Gäste sogar einen komfortablen Vorsprung aus der Hand. Zudem ist Leidenschaft ein ganz wesentlicher Begleiter von diesem Spiel, was hart umkämpft ist. Es wird ausgiebig diskutiert, gerne auch hitzig, weshalb bei einigen Protagonisten die Emotionen Tango tanzen. Fußballerisch bleiben so einige Sehnsüchte ungestillt. Daher spricht Helpup-Coach Frank Willhelm von einer „schweren Kost“, die von beiden Teams angeboten wird.

Ihr wollt neue Sportklamotten haben? Einen günstigen Druck? Dann ab zu:

Von Henning Klefisch

Tobias Frenzel

Mit der Spielleitung zeigt sich TuS Ahmsen II-Coach Tobias Frenzel nicht unbedingt einverstanden. Konkret ist es die „Verhältnismäßigkeit“ einiger „fragwürdiger Entscheidungen“, die ihn etwas beunruhigt. Unabhängig vom Referee sind die Ahmser zunächst überhaupt nicht drin im Spiel. Anders die Helpuper, deren Führung völlig berechtigt ist. 16 Minuten sind absolviert, als die Ahmsen II-Abwehr einen gegnerischen Angriffszug unzureichend entschärft. Yorrick Rehm (Bild rechts) freut sich über diese Option und bringt seine Mannschaft mit einem abgefälschten Schuss mit 1:0 in Führung. Simon Wittmann setzt seinen Kumpel zuvor mit einem tief gespielten Zuspiel in Position. Auch in den Folgeminuten sind die Gäste klar besser, spielen einige Bälle hinter die Ahmser-Abwehrkette. In den Zweikämpfen agieren sie entschlossen, überzeugen auch mit gepflegten Passkombinationen. Mehrere vielversprechende Möglichkeiten erspielen sich die Helpuper, die eine davon nach 38 Minuten durch Rehm verwerten. Am zweiten Pfosten stehend nutzt er einen Wittmann-Schussversuch im Stile von einem Kantonisten. Willhelm findet: „Bis dahin hat der TuS Ahmsen nicht stattgefunden.“

Sofsky-Tor als Aufputschmittel

Nach dem zweiten Gegentor legt sich das TuS Ahmsen II-Trainerteam zusammen mit den Führungsspielern einen neuen Schlachtplan zurecht. Früher und mutiger wollen sie fortan die Turn- und Sportlustigen pressen, somit bei eigenem Ballgewinn näher am gegnerischen Gehäuse sein. Diese Umstellung erweist sich als Erfolgsmittel. Im Mittelfeld gewinnen die Hausherren zunehmend die Oberhand, entscheiden dort viele Zweikämpfe für sich, nehmen somit aktiver am Spiel teil. Wichtig für die eigene Psyche ist das 1:2-Anschlusstor von Lukas Sofsky (Bild rechts), der unmittelbar vor dem Pausenpfiff zuschlägt. Willhelm kratzt sich sein Haupt, ist es für ihn eine „klare Abseitsposition“, woraus das Tor entsteht. Für ihn nimmt dieser Treffer fortan Einfluss auf den weiteren Spielverlauf.

Frenzel und das falsche Gefühl

Valentin Mardovic

Mit diesem Erfolgserlebnis im Rücken treten die Ahmser äußerst selbstbewusst im zweiten Durchgang auf, ziehen ihren Nutzen daraus, dass Helpup nicht mehr so griffig ist. Sie gelangen zwar mehrfach in gefährliche Abschlusspositionen, doch gehen fahrlässig damit um. Willhelm kritisiert: „Wir haben uns an die destruktive Spielweise des Gegners angepasst.“ Die Ahmser kurbeln ihr Angriffsspiel mächtig an und drehen die Begegnung nach Treffern von Robert Gruttmann (per Eigentor nach einem abgefälschten 16-Meter-Schuss; 80. Min.) und Valentin Mardovic (nach schönem Spielzug; 85. Min.) spät innerhalb von nur fünf Zeigerumdrehungen. „Hier hatten wir das Gefühl, wir können den Sack jetzt zumachen“, soll Frenzel sich täuschen. Kopfschüttelnd enträtselt der Helpup-Trainer: „Wir haben den Gegner unnötig am Leben gelassen“, ist dieses Erlebnis für ihn absolut lehrreich.

Unterschiedliche Bewertung der Freistoß-Situation

Dann kommt es zu einem Freistoß für die Helpuper, „den sich niemand erklären kann, wo von unserer Position aus nichts zu sehen war. Eher im Gegenteil. Unser Verteidiger wurde im Ballbesitz gestoßen“, meckert Frenzel bei Lippe-Kick. Anders sieht es Willhelm (Bild rechts), der ein „klares Foul“ an seinem Schützling Marc Schubert erkennt. Die Helpuper müssen den folgenden Freistoß nicht einmal in Juninho-Manier schießen, um durch Linksfuß Maximilian, „the fox in the box“, Rost den späten Ausgleich zu markieren.

Ahmsen II-Fänger Tim Lothar Hoffmann steht in dieser Szene nicht unbedingt optimal. Schlau wie ein Fuchs riecht Rost (Bild links) den Braten und glänzt als veritabler Freistoßschütze.

„An Defiziten arbeiten, unsere Stärken stärken“

Tobias Frenzel bilanziert gegenüber Lippe-Kick nach dem Spiel: „Unterm Strich ist das dabei herumgekommen, was wir uns mindestens vorgestellt haben. Nach einem 0:2-Rückstand so zurückzukommen, da mache ich meiner Mannschaft definitiv ein Kompliment.“ Eben weil aber seine Jungs nach dem Doppelschlag bis kurz vor dem Abpfiff mit 3:2 führen, hätte er sich den für den Klassenerhalt so förderlichen Heimdreier sehnlichst gewünscht. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben, weshalb Frenzel hofft: „Den Dreier werden wir uns gegen Grastrup/Retzen mit einer schweren, aber nicht unmöglichen Aufgabe vornehmen.“ Zwei komplette Trainingswochen hat der Tabellen-Vierzehnte nun Zeit, sich inhaltlich auf diese harte Aufgabe vorzubereiten. Frenzel betont: „An unseren Defiziten wollen wir arbeiten, unsere Stärken weiter stärken.“ Immerhin möchte das Kellerkind nicht auf einem Abstiegsrang überwintern.

„Fox“ belohnt „tolle Moral“

Für Frank Willhelm geht es primär darum, die positiven Aspekte aus diesem Match herauszufiltern. Drei Spieltage bereits sind die schwach gestarteten Turn- und Sportlustigen ohne Niederlage. Bis zur Winterpause soll diese vielversprechende Serie weiter fortgeführt werden. Er prognostiziert bei Lippe-Kick: „Am Dienstag werden wir weiter daran arbeiten, konstanter über 90 Minuten zu werden und uns auf das Spiel zu fokussieren – unabhängig vom Gegner.“

Den Zähler für die Hausherren bezeichnet Willhelm letztlich als „glücklich, aber nicht unverdient.“ Was er dem Gastgeber zugutehalten möchte: „Sie haben aus ihren Möglichkeiten das Maximum herausgeholt.“ Seine Mannschaft habe hingegen eher leichtfertig die Einfuhr von gleich zwei Zählern verpasst. Dass „Fox“ so spät den Punktgewinn sichert, spricht für eine „tolle Moral.“ Nun ist für Frank Willhelm die Vorgehensweise eindeutig: „Mund abputzen und weitermachen.“ Schließlich sind noch einige Punkte zu vergeben.

Fazit: Was für ein aufregendes Spiel zwischen diesen beiden Teams, die zunächst die wichtigen Zähler für den Klassenerhalt einsammeln möchten. Erst liegen sämtliche Trümpfe auf der Helpuper Hand, ehe Ahmsen II die Partie dreht. Zuletzt lachen aber wieder die Gäste. Insgesamt ein gerechtes Remis.

Tore:
0:1 Yorrick Rehm (16. Min.)
0:2 Yorrick Rehm (38. Min.)
1:2 Lukas Sofsky (45. Min.)
2:2 Robert Gruttmann (per Eigentor; 80. Min.)
3:2 Valentin Mardovic (85. Min.)
3:3 Maximilian Rost (90. + 3 Min.)