Ahmser-Kantersieg mit Anlaufschwierigkeiten

Spielbericht

(hk). So lässt es sich aufsteigen. Das ist ein prächtiges Statement vom Spitzenreiter. Nach zuletzt steigerungsfähigen Darbietungen glänzt der TuS Ahmsen in dieser Runde und schickt die SG Sonneborn/Alverdissen mit einem satten 7:2-Erfolg auf die weite Heimreise gen lippisch-niedersächsische Grenzregion. Unter Wert geschlagen fühlt sich unterdessen der SG-Goalgetter Jan-Oliver Drawe, der bei Lippe-Kick zu beanstanden hat: „Insgesamt fällt das Ergebnis zwei bis drei Tore zu hoch aus.“

Von Henning Klefisch

Sebastian Ewert

Dabei offenbaren die Ahmser in der Anfangsphase arge Probleme. Grund dafür ist die außerordentlich stabile und taktisch disziplinierte Vorstellung der Spielgemeinschaft, die sicher im Passspiel agieren, zudem die richtigen Passwege geschickt zustellen, dadurch zu einem Stein im Fußballschuh des Favoriten werden. Ebenfalls im Angriffssektor setzen sie Zeichen. So vergibt etwa Mohamed Mardnli den ersten Hochkaräter, um den aufmüpfigen Underdog in Führung zu bringen. „Aber derzeit brauchen wir einfach zu viele Chancen, um Tore zu erzielen“, kritisiert Drawe. Da ist es umso hilfreicher, dass Kaltschnäuzigkeit ein treuer Buddy der Johannfunke-Jungs ist, die ihre erste Torchance verwerten.

Mohammed Mardnli

Auf der linken Seite spielen sie sich über Jörn Seifert frei, der Niclas Lehbrink zum erfolgreichen Einschuss einlädt. 18 Minuten sind bis dato von der Uhr. Fast im direkten Gegenzug allerdings folgt die prompte Antwort der mutigen Gäste, die in der 20. Minute erfolgreich sind. Dieses Mal ist Mardnli kaltschnäuzig unterwegs. Die Ahmser schlagen jedoch überzeugend zurück, befördern sie auch ihre zweite Einschussmöglichkeit in den gegnerischen Kasten. Nachdem sich Lehbrink hervorragend auf der linken Winger-Position durchtankt, markiert Sebastian Ewert den Treffer zum 2:1 in der 32. Spielminute. Drawe sieht seine Mannschaft in den ersten 45 Minuten als „spielbestimmender“, ist es schließlich eine „starke erste Halbzeit“, die sein Team zeigt. Das Problem, worunter Sonneborn/Alverdissen zu leiden hat: „Gegen ein Spitzenteam darfst du dir keine Fehler erlauben, sonst wirst du eiskalt bestraft“, stellt der SG-O-Ton-Geber völlig korrekterweise fest.

Tore fallen wie die reifen Früchtchen

Jan-Oliver Drawe

Weil im ersten Spielabschnitt noch so einige Defizite in der Viererkette offensichtlich sind, stellt Johannfunke ganz bewusst auf eine Dreierkette um, was sich als ein genialer taktischer Schachzug erweisen soll. Der spielstarke Jan-Hendrik Pluskat bekleidet eine Verteidigerposition, fungiert Robin Schröder zudem als Staubsauger-Vertreter vor der Abwehrkette auf der Sechser-Position. Nur 120 Sekunden nach dem Wiederanpfiff baut Ahmsen den Vorsprung zum 3:1 aus. Nach 60 Minuten erhöhen die Nordost-Lipper allerdings signifikant den Spannungsbogen, als Jan-Oliver Drawe nämlich mit einem Traumfreistoß zum 3:2 erfolgreich ist. Dieses Gegentor scheint wohl den Primus so zu reizen, dass er in der Folgezeit im Stil von einer Klasse-Mannschaft überragend aufdreht, ein Treffer nach dem anderen erzielt, letztlich mit einem 7:2-Kantersieg triumphiert. Sebastian Ewert (65. Min.), Niclas Lehbrink (77.; 80. Min.) und Finn Petzold (83. Min.) markieren in nicht einmal 20 Minuten gleich vier Treffer. Drawe schimpft, dass seine Spieler nach dem zweiten Tor „leider sämtliche Grundtugenden vermissen ließen und Ahmsen zum Toreschießen eingeladen haben.“ Nach der Beobachtung von Thomas Johannfunke hätten sogar noch weitere Tore für sein Team fallen können.

„Dann ist das Jammern auf hohem Niveau“

Thomas Johannfunke

„Wenn man in zwei Spielen gegen Sonneborn/Alverdissen zwölf Tore schießt und fünf bekommt, dann ist das Jammern auf hohem Niveau“, freut sich Johannfunke, dass sein Ensemble nach einer gezeigten Anfangsnervosität sich spürbar steigert, vor allem im zweiten Abschnitt eine bärenstarke Leistung zeigt. „Was die Leistung in der zweiten Halbzeit angeht, bin ich so etwas von stolz auf meine Jungs, dass sie das so heruntergespielt und auch völlig verdient in dieser Höhe gewonnen haben.“ Der Aufstiegs-Drops ist aber noch längst nicht gelutscht, warten auf die Grün-Weißen noch einige anspruchsvolle Hürden, die erst einmal genommen werden müssen, bevor die Aufstiegsfeierlichkeiten beginnen dürfen. Eine Erkenntnis, die aufhorchen lässt: „Wir sind mittlerweile so gefestigt, dass es schwierig wird, für andere Mannschaften da oben noch hineinzukommen. Die müssen ihre Spiele auch erst einmal gewinnen. Das ist auch nicht so einfach. Ich sehe uns auf einem sehr guten Weg.“

„Vielleicht auch zur richtigen Zeit.“

Die unglaubliche Kaltschnäuzigkeit der Ahmser im dritten und finalen Teil dieser Begegnung beeindruckt Drawe außerordentlich, wenn er feststellt: „Jeder Schuss ein Treffer!“ Sein Empfinden ist daher ernüchternd: „Das ist extrem bitter, gibt aber nochmal eine deutliche Warnung an die nächsten Wochen.“ Zufrieden kann er feststellen, dass seine Mannschaft immerhin eine Stunde lang „sehr gut gespielt hat“, um sodann mit Bedauern in seiner Stimme festzustellen: „Dann haben wir leider völlig den Faden verloren.“ Möglicherweise hat diese deutliche Auswärts-Klatsche auch eine reinigende Wirkung: „So gibt’s richtig auf die Fresse, aber vielleicht auch zur richtigen Zeit.“ Deshalb gibt er seinem Team einen wichtigen Ratschlag mit auf den Weg: „Mund abputzen und weiter geht’s!“

Fazit: Im ersten Spielabschnitt ist die SG Sonneborn/Alverdissen vielleicht sogar das bessere Team, geht unberechtigt mit einem Rückstand in die Kabine. Sie halten auch bis zur 60. Minute gegen den potenziellen Bezirksliga-Aufsteiger hervorragend mit, um dann wie ein Kartenhaus in sich zusammenzufallen.

Tore:
1:0 Niclas Lehbrink (18. Min.)
1:1 Mohamed Mardnli (20. Min.)
2:1 Sebastian Ewert (32. Min.)
3:1 Jörn Seifert (47. Min.)
3:2 Jan-Oliver Drawe (60. Min.)
4:2 Sebastian Ewert (65. Min.)
5:2 Niclas Lehbrink (77. Min.)
6:2 Niclas Lehbrink (80. Min.)
7:2 Finn Petzold (83. Min.)