Das völlig verrückte Fußballspiel

Spielbericht

(hk). Verdammt nochmal. Dafür wurde mindestens ein Frust-Kölsch vernascht. Warum ist der Autor dieser Zeilen denn nicht mit seinem tschechischen Dienstwagen im Lippe-Kick-Style über die Autobahn gecruised, um sich dieses kurzweilige Fußballspiel anzuschauen? Tief durchatmen, das Herz schlägt wieder schneller. Passiert, aber bitte kein zweites Mal. Die Zuschauer, die tatsächlich in der Werrekampfbahn vor Ort sind, haben ihr Kommen gewiss nicht bereut. Selten wurde das Hartgeld besser investiert. Der gastgebende TuS Ahmsen besiegt den TuS Leopoldshöhe nämlich in einer atemberaubenden Partie mit 3:2.

Essen, trinken und klönen? Kommt vorbei! Ihr bereut es nicht!

Von Henning Klefisch

N. Lehbrink

Vor allem in den ersten 20 Minuten geht es in diesem Spiel rasant zur Sache. Die Löwen genehmigen sich in dieser Phase ein ausgiebiges Power Napping, während Ahmsen bebt. Auf und außerhalb vom Spielfeld. Innerhalb von nicht einmal einer Viertelstunde schießen Niclas Lehbrink (6.; 13. Min.) und Jörn Seifert (19. Min.) einen famosen 3:0-Vorsprung heraus. Gäste-Trainer Jan Plöger hat die Taktik von seinem Gegenüber Thomas Johannfunke identifiziert: „Ahmsen hat sein ganzes Spiel darauf angelegt, schnell in Führung zu gehen, um dann tief zu verteidigen, und wir beziehungsweise der Schiedsrichter beim 1:0, was klar Abseits war, verschenken die Tore.“ Nach dieser 0:3-Hypothek finden auch die Leopoldshöher einen Zugang in diese Partie, „kontrollieren sie weitestgehend“, wie Plöger meint. Johannfunke sieht eine „sehr starke erste Halbzeit, die mit drei schönen Toren belohnt wurde.“

Leopoldshöhe hat den Taktstock in der Hand

Im zweiten Abschnitt nimmt Jan Plöger einen Einbahnstraßenfußball wahr, während die Grün-Weißen gerade einmal einen Schuss auf das von Andre-Pascal Bultmann gehütete Gehäuse abfeuern. Die Leos bekommen nach 70 Minuten wieder einen Fuß in die Tür, als Luis Knecht (Bild rechts) zum 1:3-Anschlusstor erfolgreich ist. Niklas Parsiegla lässt es sechs Minuten vor dem Schlusspfiff mit seinem Treffer zum 2:3 noch etwas prickelnder werden. Ein Kraftproblem, auch bedingt durch die Corona-Quarantäne und die Erkrankungen, hat Johannfunke wahrgenommen. Immerhin muss er doch auch Spieler ins kalte Wasser werfen, denen die Match-Praxis in den vergangenen Wochen flöten ging. Ehrlich wie ein Beichtbruder gibt er deshalb bei Lippe-Kick zu: „Zweite Halbzeit ging klar an Leopoldshöhe.“

 „Am Ende wäre wahrscheinlich ein Unentschieden verdient gewesen“

Johannfunke (Bild links) bilanziert bei Lippe-Kick: „Ein verdienter Sieg, aber das Spiel hätte nicht länger dauern dürfen, Leo kam immer besser ins Spiel.“ Plöger zeigt sich im Gespräch mit Lippe-Kick überzeugt: „Am Ende wäre aufgrund der guten Chancen, die wir noch vergeben haben, wahrscheinlich sogar noch ein Unentschieden gerecht gewesen.“ Was er keineswegs unter den Deckmantel des Schweigens packen möchte: „Wenn man die ersten 20 Minuten allerdings gar nicht am Spiel teilnimmt, braucht man sich nicht zu beschweren.“ Damit spricht Plöger ganz bestimmt nicht die Unwahrheit.

Fazit: Was für eine völlig verrückte Partie. Eine mit zwei inhaltlich unterschiedlichen Halbzeiten. Zunächst liegen die Ahmser nach 20 traumhaften Anfangsminuten mit 3:0 in Front. Im zweiten Abschnitt halten die Leos den Taktstock fest in ihrer Hand. Ein tolles Fußballspiel, ein Spektakel, in dem die Abwehrreihen allerdings freizügiger agierten, als die überzeugten Vertreter der 68er-Generation.

Tore:
1:0 Niclas Lehbrink (6. Min.)
2:0 Niclas Lehbrink (13. Min.)
3:0 Jörn Seifert (19. Min.)
3:1 Luis Knecht (70. Min.)
3:2 Niklas Parsiegla (84. Min.)