TBV Lemgo III feiert Comeback in der Erfolgsspur

Spielbericht

(hk). Freunde der Sonne, lasst uns doch gerne den großen Muhammad Ali zum Start dieses umfangreichen Nachberichts zu Wort kommen. Dieser predigte einst: „Man muss immer einmal mehr aufstehen als hinfallen.“ Der TBV Lemgo III füllt diesen Satz mit Leben aus, reagiert vorbildlich auf die 2:3-Heimniederlage gegen die TSG Holzhausen/Sylbach und gewinnt mit diesem Resultat beim TuS Bexterhagen II. Gäste-Trainer Dimitrios Gegas strahlt nach dieser Reaktion mit der Sonne um die Wette, verrät er immerhin bei Lippe-Kick: „Ich bin in diese Woche deutlich besser als in die letzte Woche gestartet. Wir haben verdient mit 3:2 gewonnen.“ Insbesondere, was die Themen Körperspannung, Körperhaltung und Zweikampfstärke angeht, ist im Vergleich zur Vorwoche eine deutliche Verbesserung wahrnehmbar. „Ein wenig schade für uns. Wir waren lange Zeit absolut auf Augenhöhe. Leider machen wir ein paar unnötige Fehler, die dann bestraft werden. Bis auf die fünfzehn Minuten nach dem Wechsel kann ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Ein Unentschieden wäre sicherlich auch ein gerechtes Resultat gewesen. So gilt es, einen Glückwunsch an den TBV zu richten“, so TuS-Trainer Dennis Lütkehölter.

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Von Henning Klefisch

J. Ehlert

Der Tabellenführer nimmt die Begegnung ausgesprochen gut an. Sie lassen den Ball und Gegner ausgiebig laufen. Mit einer Mischung aus Ballverschiebungen und tiefen Zuspielen hinter die gegnerische Abwehrkette sorgen sie für so einige Unruhezustände bei den Bexterhägern. Vor allem das Lemgoer Metronom, Dimi Gegas, spielt für gewöhnlich mit der Präzision eines Uhrmachers die Bälle hinter die gegnerische Kette, um die flinken, technisch versierten und spielstarken Angreifer in Szene zu setzen. Erfreut registriert Lütkehölter jedoch im Gespräch mit Lippe-Kick: „Letztlich konnten wir ihm oft Druck geben, sodass die meisten Versuche gut wegverteidigt wurden.“ Möglicherweise tun sich die Gäste auch deshalb leichter in diesem Spiel, weil der Gegner im Vergleich zur TSG Holzhausen/Sylbach nicht so tief positioniert ist, mutiger agiert, mehr am Spielgeschehen teilnehmen möchte. Allerdings: Genau solch ein präzises Zuspiel hinter die letzte Reds-Linie ist der Wegbereiter für das 1:0, das von Jan Ehlert nach 14 Minuten erzielt wird. Nach einem Foulspiel folgt der Pfiff. Ein verhängter Freistoß aus 25 Metern Torentfernung, durch die Mauer geschossen, landet im gegnerischen Gehäuse. „Das darfst du dir nicht erlauben“, ist Dennis Lütkehölter noch enttäuscht über den Schnitzer.

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Aufregendes Ausgleichstor

Moritz Stenten

Mit diesem Traumstart im Rücken treten die Gäste auch weiterhin äußerst couragiert auf, müssen sich allerdings ebenfalls einem hartnäckigen Widersacher erwehren. Der TuS Bexterhagen II hat früh zwei sehr gute Umschaltmomente, kann aber den letzten Ball nicht so klar anbringen, dass es zu einer Großchance gekommen wäre. Aus pragmatischen Gründen bevorzugen beide Teams die weiten Zuspiele, denn oftmals verspringt das Spielgerät auf dem Rasenplatz am alten Postweg, was für eine nicht unerhebliche Gefahr sorgt. Um eine Risikominimierung einzugehen, entscheiden sich beide Teams daher zumeist für dieses Stilmittel. So fällt auch in der 23. Minute das Ausgleichstor. Aus halbrechter Position landet ein Flankenball zunächst im Nirwana, denkt der geneigte Beobachter, denn dieser wird länger und länger, senkt sich letztlich aber doch noch zum 1:1. „Der Torwart hat genug Zeit, ist dort, doch, was er da macht, ist nicht gut. Er nimmt nicht die Fäuste oder klärt über die Latte“, hätte sich Gegas in dieser Szene ein anderes Abwehrverhalten von seinem Schlussmann Moritz Stenten gewünscht. Das Spielgerät tropft erst auf der Torlinie auf, springt dann noch einmal hoch, bevor der lauernde Saad Shamo Yousif (Bild rechts) vollstreckt. Allerdings ist es nach Aussage von Dimi Gegas ein irregulärer Treffer, da dieser Ball auf Brusthöhe von Yousif mit der Hand kontrolliert wird. Rund einen Meter bewegt er die Kugel vor sich, rennt mit dieser in das gegnerische Gehäuse. Dass der Referee Wolfgang Lenger diese ahndungswürdige Situation nicht sanktioniert, sorgt beim Gäste-Coach für einen immensen Verdruss und eine große Verwunderung. Zumal das Sichtfeld vom Spielleiter in dieser Szene nicht großartig beeinträchtigt ist.

Bexterhäger starten Schlussoffensive

Christopher Bewekenhorn

Es spricht für den Charakter des TBV Lemgo III, dass selbst dieses spektakuläre Gegentor sie nicht aus dem Konzept bringen lässt. Beherzt spielen sie nach vorne, erzeugen sogar große Torgefahr, als etwa aus zentraler Position über den gegnerischen Kasten geknallt wird. Bexterhagens Timo Winter startet in der 33. Minute frei durch, verzieht seinen Abschluss jedoch. Kurz vor dem Halbzeitpfiff bringt ein Freistoß von Lion Giebner Gefahr. Christopher Bewekenhorn ist am zweiten Pfosten frei, bringt aber weder Kopf noch Fuß an den Ball. Dieser zischt wenige Zentimeter am langen Eck vorbei.

„Wir haben da um ein Gegentor gebettelt“

Alex Bannikow

Im zweiten Spielabschnitt sind wieder die Hansestädter zunächst besser drin in der Begegnung. Es sind erst 180 Sekunden von der Uhr, als Ehlert Bannikow in der gegnerischen Box halblinks in Position bringt. Bannikow packt die linke Kehle aus, knallt das Objekt der Begierde flach ins linke Eck. „Wir haben da um ein Gegentor gebettelt. Wir waren viel zu passiv und zu weit weg von den Leuten“, wundert sich der Reds-Coach nicht, dass sein Team in dieser Phase das 1:2 schlucken muss. In diesem Spielstadium treten die Gäste weiterhin dominierend auf, besitzen mehr den Ball und vielversprechende Tormöglichkeiten. Die Fußball-Zwillinge Ehlert und Bannikow produzieren weitere vielversprechende Abschlussaktionen, sorgen damit für Vielbeschäftigung bei den Bexterhägern.

Joker Soumah erhöht den Spannungsbogen

Aboubacar Soumah

Nach einem individuellen Fehler, durch einen leichtfertigen Ballverlust, erhöht der Spitzenreiter durch Jan Ehlert mit einem abgefälschten Schuss in der 69. Minute auf 3:1. Kurios: Von einem Bex II-Akteur wird die Kugel sogar noch unvorteilhaft unter die eigene Torlatte geknallt. Da aber die Schusskraft zählt, wird Ehlert dieser Treffer gutgeschrieben. Möglicherweise fühlt sich der Aufstiegsfavorit danach zu sicher, folgt schließlich eine Schwächephase, die von reichlich Passivität geprägt ist. Wer denkt, dass die Partie gelaufen ist, sieht sich getäuscht. Bexterhagen II gibt sich nicht auf, drängt auf den Anschlusstreffer. Dieser fällt durch den eingewechselten Aboubacar Soumah, als er aus dem Gewühl nach 78 Minuten den Ball unter die Latte befördert. Nach einem Bexterhäger Standard ist Unglücksrabe Jonas Karsten (Bild rechts) am Elfmeterpunkt am Ball. Ohne Gegnerdruck köpft er diesen auf den ersten Pfosten im Fünfmeterraum. Soumah freut sich über so viel Gegner-Zuneigung und trifft aus kürzester Entfernung zum Anschlusstreffer. „Eine bessere Vorbereitung hätte Bexterhagen II niemals liefern können“, findet ein schmunzelnder Gegas, der in dieser Phase zugleich eine gewisse Ratlosigkeit bei seinem Team erkannt hat. Ein Unglücksrabe ist Karsten auch deshalb, weil er bei seiner Einwechslung Mitte der zweiten Halbzeit mit der gelben Karte verwarnt wird, weil er zu früh auf das Spielfeld läuft.

Gegas bemängelt „extrem geisteskranke Fehler“

Kai Hansen

Im Anschluss müssen Abou Soumah (Fuß) und Kai Hansen (Oberschenkel) verletzt ausgewechselt werden. Doch die Reds versuchen es weiter. Eine Doppelchance in der 80. Minute hätte fast den Ausgleich gebracht. Zuerst rettet die Latte den Tabellenführer, dann streicht der Ball wenige Zentimeter links am Pfosten vorbei. Gegas spricht in diesem Zusammenhang von „extrem geisteskranken Fehlern“, die seinem Team passieren. Und: „Das waren wirklich sehr gefährliche Chancen. Da hätten wir uns nicht beschweren dürfen, wenn da ein Tor fällt“, darf sich Gegas kurz bekreuzigen, dass der mögliche Ausgleichstreffer in dieser Spielphase seinem Team erspart bleibt.

Meierjürgen und Bannikow verpassen die Vorentscheidung

In der Schlussphase kommen die Gäste dann zu zwei klaren Kontersituationen, doch sie machen das Spiel nicht zu. So bleibt es spannend bis zum Abpfiff. Konkret: Ab Spielminute 80 jedoch flaut der Bexterhäger Angriffswirbel etwas ab, weil ebenfalls die Blau-Weißen ihre Aktivität wieder hochfahren. Die Vorentscheidung hat sogar Spielführer Eric Meierjürgen (Bild rechts) auf dem Fuß, der aus Nahdistanz das verwaiste Gehäuse nur denkbar knapp verfehlt. Alex Bannikow zirkelt den Ball aus guter Lage links neben den Kasten. Oftmals mangelt es am finalen Zuspiel bei den Hansestädtern.

„Wir haben mal wieder als echte Mannschaft gespielt“

Dennis Lütkehölter

Dennis Lütkehölter bilanziert nach dem Spiel bei Lippe-Kick: „Wir nehmen das Positive mit! Wir haben mal wieder als echte Mannschaft gespielt und gekämpft. Wir waren nicht schlechter als der Spitzenreiter und haben ihnen mit unseren Mitteln das Leben schwergemacht. Alle Spieler, ob von Beginn oder von der Bank, haben sich voll eingebracht. So macht es Spaß und wird uns zeitig auch wieder Punkte einfahren lassen.“ Ganz tief durchatmen darf unterdessen der Gäste-Coach. „Frohen Mutes haben wir auf den Abpfiff gewartet. Momentan ist bei uns alles möglich. Zumindest, was das Toreschießen angeht. Da helfen wir auch gerne mal mit“, bemängelt Gegas (Bild rechts). Sich zugleich versöhnlich zeigend: „Diese Phasen hat man manchmal. Das wird sich auch gerne ändern.“ Nach dem knappen Auswärtssieg in Bexterhagen überwiegt allerdings die Erleichterung: „Wir sind froh, ein schweres Spiel in Bexterhagen gewonnen, drei Punkte mitgenommen zu haben.“ Zugleich richtet er seinen Ausblick auf das folgende komplizierte Gastspiel beim TuS Rot-Weiß Grastrup-Retzen.

Fazit: Ebenfalls in diesem Match muss sich der TBV Lemgo III richtig verausgaben, mächtig strecken, bis an die eigene Schmerzgrenze gehen. Die Hausherren stellen einen starken und anstrengenden Rivalen, der bis zuletzt am Unentschieden kratzt.

Tore:
0:1 Jan Ehlert (14. Min.)
1:1 Saad Shamo Yousif (23. Min.)
1:2 Alex Bannikow (48. Min.)
1:3 Jan Ehlert (69. Min.)
2:3 Aboubacar Soumah (78. Min.)