Heiden zerlegt den TuS

Spielbericht

(hk). Rache ist süß und bitter zugleich. Was für eine unfassbare Vorstellung vom TuRa Heiden, die reichlich Wiedergutmachung für die 0:5-Klatsche aus dem Hinspiel betreiben. Am heutigen Nachmittag fahren sie in Remmighausen einen satten 7:1-Sieg ein. TuS-Trainer Tim Hosch wählt eine sehr ehrliche Sprache bei Lippe-Kick, erörtert, wie es zu dieser Negativentwicklung gekommen ist.

Euer Einkaufserlebnis in Remmighausen!

Von Henning Klefisch

Das erste Ausrufezeichen setzt allerdings sein TuS Eichholz/Remmighausen, der nach drei Minuten die Führung auf dem Schlappen hat. Im Abwehr-Kuddelmuddel können die Heidener diese Situation aber erfolgreich entschärfen. Es soll im gesamten ersten Spielabschnitt die einzige Möglichkeit für die Hausherren bleiben. Geffers schwärmt bei Lippe-Kick: „Wir haben gut organisiert und kompakt gestanden.“ Dieser konzentrierte Auftritt wird mit Toren belohnt. Nach sechs Minuten geht es los. Scharf wie eine Rasierklinge ist der Flankenball von Julian Brune, der erst geblockt wird, dann allerdings direkt vor den Füßen von Jann König landet, der aus Nahdistanz zum 1:0 vollendet.

J. Brune

Vier Zeigerumdrehungen später macht König beim Eckball seinem Namen alle Ehre und haut in bester Mario Basler-Manier eine Ecke direkt in die gegnerischen Maschen. Der Urheber klatscht Weißbiertrinkend – mit einer Marlboro im Mundwinkel – Applaus, nickt voller Anerkennung, hebt seinen linken Daumen und zwinkert Jann König kurz zu.

J. König

Das königliche Eckball-Festival geht weiter. Nach einer Viertelstunde bedankt sich Unverricht auf seine Art und Weise, als er nämlich einen König-Eckstoß einschädelt. Jetzt möchte Basler endlich zuprosten, aber König hat für solche Sperenzchen gerade keine Zeit, muss die nächste Ecke treten. In Spielminute 33 darf sich auch der kickende Obmann Martin Böddeker in die Torschützenliste eintragen. Marvin Scholten beweist sein Feingefühl, als er Unverricht auf der Außenbahn hervorragend in Position bringt.

Martin Hadulla

Dieser genehmigt seinem Gegenspieler nur die hintere Ansicht, legt in den Rücken der TuS-Abwehr quer. Dort steht in bester Stimmung Böddeker und versenkt eiskalt. Mit dem Pausenpfiff erhöht Brune sogar auf 5:0. Nach einem geschickten Mittelfeldpressing stibitzen sich die Heidener das Objekt der Begierde. Unverricht bedient Brune per Steckpass. Letzterer umkurvt den aus dem Tor stürmenden Eichholz/Remmighausen-Fänger Martin Paul Hadulla und trifft zur 5:0-Pausenführung.

Das flüchtige Schwabauer-Gastspiel

Wladimir Schwabauer

Was keine Geschmacksnerven von Geffers trifft: „Auch, wenn es anders gedacht und geplant war, haben wir dann von der 46. bis zur 70. Minute mehr als drei Gänge zurückgeschaltet. Das gefiel mir eigentlich nicht unbedingt, ist aber durchaus nachvollziehbar gewesen.“ Mirko Röhl (Bild rechts) ist sodann in der 59. Minute für den Ehrentreffer zuständig.

Maximilian Unverricht

Keinen berauschenden Auftritt legt der eingewechselte Wladimir Schwabauer hin. Nach 69 Minuten bekommt er von Geffers das Vertrauen geschenkt. Eine Minute später sieht er vom Referee nach einem Foulspiel die gelbe Karte, nur vier Zeigerumdrehungen folgend die Ampelkarte nach einem Handspiel. Selbst in Unterzahl bleibt Heiden souverän und baut die Führung weiter aus. In der 78. Minute schlägt erneut Maximilian Unverricht zu. Manuel Pellkofer flankt, Hadulla lässt die Kugel fallen und der aufmerksame Unverricht schiebt nicht unverrichteter Dinge ein. 120 Sekunden später sorgt der Capitano höchstpersönlich für den 7:1-Endstand. Nach einer Unverricht-Flanke köpft Jan Kemmler diesen Ball wuchtig unter die Torlatte.

„Das war nicht A-Ligatauglich“

Tim Hosch

Ein spürbar enttäuscht wirkender TuS Eichholz/Remmighausen-Coach Tim Hosch konstatiert gegenüber Lippe-Kick: „Ich habe mich die ganze Saison dagegen gewehrt, Ausreden zu Personalsituationen zu suchen, weil das sicher auch andere Teams ereilt und trifft.“ Dennoch gibt es Ursachen für diese klare Klatsche: „Aber in den letzten Wochen haben wir eine derart hohe Fluktuation in unseren Startelf-Formationen, dass Automatismen fehlen.“ Er geht noch weiter in die Tiefe: „Ganz klar ist auch: Wir haben bereits zum sechsten Mal ohne gelernten Torwart gespielt und in den Spielen an die 20 Gegentore bekommen. Heute bereits die dritte direkt verwandelte Ecke.“ Daher stellt er fest: „Die vielen Wechsel, die dadurch unterschiedlichen Formationen, und dann einfach drei schnelle Gegentore, waren heute zu viel. Das war mit Abstand das schlechteste Spiel unter meiner Führung. Das war heute nicht A-Liga-tauglich.“

„Werden die Arschbacken zusammenkneifen“

Trotzdem soll jetzt nicht vorzeitig die Flinte ins Korn geschmissen werden. Bei Lippe-Kick gibt er nämlich ein Versprechen ab: „Aber wir stehen wieder auf und werden uns nicht mehr so verkaufen wie heute. Wir werden nun die Arschbacken zusammenkneifen, die Woche hart trainieren und dann in die letzten Spiele gehen, mit einer anderen Einstellung. Dass wir mit um den Abstieg spielen, war vor der Saison im Verein allen bewusst, auch, dass es bis zum letzten Spieltag darum gehen wird. Auf dem Weg dahin haben wir viel Positives erlebt, viele Führungen verspielt und jetzt die erste echte Klatsche bekommen. Und doch haben wir noch immer alle Chancen und die wollen wir nutzen. Deshalb gilt der Blick jetzt schon nach vorne.“ Man merkt es dem wortgewandten und kämpferischen Hosch an: Von dieser Niederlage möchte er sich nicht unterkriegen lassen.

„Matchplan top umgesetzt“

Thorsten Geffers

Lippe-Kick trifft auf einen erleichtert wirkenden Thorsten Geffers, der resümiert: „Ich bin mit der heutigen Leistung wieder sehr zufrieden. Wir haben ruhig, geduldig und organisiert gespielt. Den Matchplan haben meine Jungs top umgesetzt und auch in dieser Höhe verdient gewonnen. Nun freuen wir uns auf den kommenden Dienstag, wenn Meister Blomberg bei uns zu Gast sein wird. Dem TuS wünsche ich, wie allen anderen Vereinen auch, viel Glück und Erfolg im Abstiegskampf.“

Fazit: Ein wahrlich interessantes und einseitiges Fußballspiel, was der TuRa Heiden hochverdient für sich entscheidet. Die Tore werden schön herausgespielt und vorbereitet. Die Geffers-Elf legt eine berauschende Spielfreude an den Tag. Der TuS ist heute jedoch völlig chancenlos.

Tore:
0:1 Jann König (6. Min.)
0:2 Jann König (10. Min.)
0:3 Maximilian Unverricht (15. Min.)
0:4 Martin Böddeker (34. Min.)
0:5 Julian Brune (45. Min.)
1:5 Mirko Röhl (59. Min.)
1:6 Maximilian Unverricht (80. Min.)
1:7 Jan Kemmler (83. Min.)