Wer feiern kann, kann auch siegen

Spielbericht

(hk). Als etwas ausgeschlafener präsentiert sich der TuS Horn-Bad Meinberg im Spätspiel dieser vierten Runde. Nach 95 höchst intensiven Minuten triumphieren die Kurstädter mit 5:4 in Remmighausen. Stolz wie Bolle auf sein Team ist Gäste-Coach Toni Knöfel, der insbesondere die „Moral“ und die „Kämpferqualitäten“ positiv hervorhebt. Die Kurstädter stehen mindestens einmal mehr auf, als sie hinfallen, liegen sogar zweimal im Hintertreffen, um letztlich trotzdem zu gewinnen. Gestohlen ist dieser Auswärts-Dreier allerdings ganz bestimmt nicht. Knöfel betont nämlich gegenüber Lippe-Kick: „Wir waren die spielbestimmende Mannschaft.“ Die Hausherren müssen sich mit gravierenden Personalsorgen herumschlagen. Mit einem schmalen 13-Mann-Kader treten sie an. Ein Kicker gab am Dienstag sogar seine Trainings-Premiere nach einigen Wochen, der andere war unter der Woche krank. Deshalb stehen auch Akteure aus der C-Liga-Reserve im Kader. „Wir haben auch wieder Pech gehabt“, hadert TuS-Trainer Tim Hosch.

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Von Henning Klefisch

Noah Cardoso

Obwohl sie mehr vom Spiel haben, lassen die Kurstädter so einige Abschlussaktionen ungenutzt, verteidigen zudem äußerst luftig. Dass Justin Pais Noah Cardoso in Spielminute 21 auf 1:0 für den TuS Eichholz-Remmighausen stellt, ist für Knöfel irregulär, fällt dieses Tor doch aus „einer klaren Abseitsstellung, die wir nicht mehr bis zum Tor verteidigen können.“ Bis dato sind die Horner mehr am Spielgerät, während der personell durchaus lädierte TuS Eichholz-Remmighausen leidenschaftlich das eigene Gehäuse verteidigt, zudem mit schnellen Konterattacken den Erfolg sucht. Diese Marschroute funktioniert sogar hervorragend, denn gerade einmal vier Minuten nach dem Führungstor erhöht Mirko Röhl (Bild rechts) auf 2:0. Knöfel prangert die Fahrlässigkeit im eigenen Spielvortrag an. Hosch schwärmt: „Wir haben einen unglaublich schönen Kombinationsfußball gespielt, völlig zurecht geführt, mannschaftlich geschlossen gespielt, wenig zugelassen, waren effektiv vor dem Tor.“

Barner verpasst knapp den lupenreinen Hattrick

Das zweite Gegentor dient allerdings als der richtige Wachmacher. Knöfel stellt zufrieden fest: „Von nun fangen wir auch an, nach vorne zu spielen und bis ins letzte Drittel zu kombinieren.“ Allerdings mangelt es am Herausspielen von hochkarätigen Abschlussaktionen, sind es maximal Halbchancen, die sich entwickeln. Dennoch ist Dennis Barner (Bild rechts) drei Minuten vor dem Seitenwechsel per Abstauber für das Anschlusstor verantwortlich. Knöfel meint: „Irgendwie gerecht, aber der Treffer lag nicht unbedingt in der Luft.“ Es soll für die Kurstädter noch deutlich besser kommen, denn keine 120 Sekunden danach wittert Spürnase Barner wieder seine Chance. Nach einem eher misslungenen Abschluss von Felix Tcheon lauert er und trifft zum 2:2-Ausgleich. Barner ist jetzt außer Rand und Band. Ein lupenreiner Hattrick wird von einem gegnerischen Kicker gerade so verhindert. Alexander-Chika Schneckener im grün-weißen Gehäuse ist nämlich schon geschlagen, doch sein Mitspieler unterstützt ihn tatkräftig – als Retter in der Not.

„Was ein krasser Freistoß“

Jannik Rother

Ab dem Start vom zweiten Spielabschnitt sind die Gäste voll drin in der Partie, besitzen fast schon Abschlussaktionen im Minutentakt. Einzig die Coolness im Torabschluss fehlt zuweilen. Stattdessen geht wieder Eichholz-Remmighausen nach 55 Minuten mit 3:2 in Führung. Toni Knöfel staunt nur: „Was ein krasser Freistoß. Die kenne ich eigentlich nur von Tobias Gatzke.“ Er meint damit den „Sonntagsschuss“ aus rund 30 Metern Torentfernung von Jannik Rother, der sich ein Herz fasst und die Fackel zündet. Besagter Freistoß-King Gatzke würde nur gönnerhaft nicken, vielleicht sogar Applaus, für so viel Freistoß-Kunst klatschen. Knöfel ist wohl doch schon lippisch-pessimistisch, befürchtet einen Leistungseinbruch. Seine Mannschaft wird ihn allerdings eines Besseren belehren. 67 Minuten sind von der Uhr, als nach einer blitzsauberen Kombination Hendrik Laabs in Position gebracht wird. Dieser finalisiert gekonnt.

Tcheon macht erneut den Tor-Butler

F. Tcheon

Knöfel atmet hektisch, stammelt: „Das Spiel stand komplett auf der Kippe, weil wir alles nach vorne warfen und dadurch natürlich anfällig für Konter waren.“ Wie Recht er doch hat, denn mehrfach muss Jean-Marc Krumme im Eins-gegen-eins-Duell den Rückstand verhindern. Für sein Team soll es noch besser kommen, denn nach einem Befreiungsschlag gelingt Hendrik Laabs in der 89. Minute das 4:3 für die Horner. Wenige Augenblicke später bringt der starke Tcheon seinen Mitspieler Jan Luis Stein in Position, der aus Nahdistanz die Gäste-Führung ausbaut. Obwohl Niklas Bohlmann zu einer „blitzsauberen Grätsche“ ansetzt, verhängt Referee Sven Klings in dieser Szene nach 95 Minuten einen Strafstoß. „Für mich hätte Elfmeter eigentlich auch Rot bedeuten müssen“, findet Knöfel im Gespräch mit Lippe-Kick. Rother ist dies alles relativ. Kalt wie eine Hundeschnauze verwandelt der Blondschopf aus elf Metern Torentfernung das Runde in das Eckige.

„Hatten die deutlich klareren und besseren Torchancen“

So einige Stunden lässt sich Tim Hosch nach dem Spiel Zeit, um sich die Geschehnisse noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Sein Urteil ist eindeutig: „Dieses Spiel hat keinen Sieger verdient.“ Ungünstig für seine Mannschaft, dass auch Pech eine entscheidende Rolle gespielt hat. Natürlich, das möchte er überhaupt nicht in Abrede stellen, haben die Horner „mehr Ballbesitz gehabt.“ Was für ihn aber eindeutig feststeht: „Wir hatten die deutlich klareren und besseren Torchancen.“ Innerlich ist Hosch hin- und hergerissen. Auf der einen Seite zeigt er sich dankbar, dass Alexander Schneckener den gesperrten Lumjan Braha im TuS-Tor ersetzt. Einerlei. Andererseits.

Tim Hosch

„Man darf nicht vergessen, dass er kein gelernter Torwart ist. Es gab drei Situationen, wo wir über einen fallengelassenen Ball sprechen, der einfach aufgenommen und versenkt wurde. Das ist vielleicht auch das eine Tor zu viel. Er kommt zu häufig aus dem Tor, es ist die Unerfahrenheit. Die Torwartposition ist eine anspruchsvolle Position, die man nicht mal einfach so erfüllen kann. In dieser Liga mit diesem Niveau hat das einfach auch Einfluss.“ All dies möchte Hosch bei der Analyse nicht verschweigen. Denn: „Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, einen Punkt verdient gehabt.“ So haben seine Grün-Weißen etwa Pech bei einem Pfostenknaller. In einer anderen Szene scheitern sie aussichtsreich an Krumme. Schließlich soll auch die epische Personalmisere nicht vergessen werden, mangelt es etwa in diesem Spiel an zwei Sechsern. Gegen solch einen individuell so stark besetzten Kontrahenten wird es dann eben schwer, erfolgreich zu sein.

„Willensleistung, ein wenig Glück und ein starker Keeper“

Toni Knöfel

TuS Horn-Bad Meinberg-Coach Toni Knöfel bilanziert bei Lippe-Kick nach dem Match: „Trotz aller sich bietenden Umstände, erst wollten wir das Spiel verlegen wegen einer Veranstaltung und dem dann tauschenden Heimrecht für das Sportfest und dass es für uns kein Wasser gab, einige Spieler waren erst um 6.00 oder 7.00 Uhr zu Hause, haben wir es dank einer Willensleistung, ein wenig Glück und einem starken Keeper (trotz vier Gegentreffer) geschafft, die maximale Ausbeute zu holen.“ Was ganz viel Ruhe und fußballerische Kompetenz in das Spiel der Kurstädter hineinbrachte: „Von Vorteil für unser Spiel war natürlich die Rückkehr von Daniel Brinkmann.“

Fazit: Was war das hier bitteschön für ein unglaubliches Fußballspiel. Beide Kontrahenten schenken sich nicht viel, liefern sich einen tollen Fight ab. Eine extrem kurzweilige und spannende Partie, die einen glücklicheren Sieger findet.

Tore:
1:0 Justin Pais Noah Cardoso (21. Min.)
2:0 Mirko Röhl (25. Min.)
2:1 Dennis Barner (42. Min.)
2:2 Dennis Barner (44. Min.)
3:2 Jannik Rother (55. Min.)
3:3 Hendrik Laabs (67. Min.)
3:4 Hendrik Laabs (89. Min.)
3:5 Jan Luis Stein (90. + 3 Min.)
4:5 Jannik Rother (90. + 5 Min.)