Das überaus aufregende Derby-Remis

Spielbericht

(hk). In diesem mehr als nur „gefühlten Sechs-Punkte-Spiel“, wie es Gäste-Chef-Trainer Tobias Frenzel im Gespräch mit Lippe-Kick bezeichnet, gibt es keinen Gewinner. Das Lokal-Derby im unerbittlichen Abstiegskampf zwischen dem TuS Lockhausen und dem TuS Ahmsen II endet mit einem 2:2-Unentschieden. Bereits im ersten Durchgang fallen alle vier Tore dieser Partie, gleichen die Ahmser eine 0:2-Hypothek dank einer tollen Moral aus. Eben, weil es neben dem Lokalkolorit-Charakter ebenfalls um wichtige Zähler im Klassenerhalts-Kampf geht, „war die Erwartungshaltung an sich selbst höher als üblich und der Druck war da, weil man einen Sprung in der Tabelle machen, sich absetzen konnte.“

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Von Henning Klefisch

Bastian König

Äußerst unkonzentriert starten die Ahmser in diese Partie, leisten sich leichte Fehler, während der Gastgeber im Offensivvortrag äußerst überzeugend auftritt. Ganz bewusst haben sie die Unterschiedsspieler gesucht, diese gezielt in Position gebracht. Nach bereits fünf Minuten eröffnet Nikola Kolak den Torreigen für den TuS Lockhausen. Dabei ist er zugleich Profiteur von einer mangelnden Kommunikation zwischen Bastian König und Nick Bosse (Bild rechts). Kolak flitzt mit dem Ball auf und davon und schiebt diesen zur frühen Führung in die gegnerischen Maschen. Ebenfalls beim 2:0, erzielt von Nemanja Urosevic fünf Minuten später, haben die Ahmser ihre Aktien daran. Tobias Frenzel kann den Ball an der Strafraumkante nicht bereinigen, gerät ins Straucheln, befördert das Spielgerät in die Füße eines Lockse-Akteurs, der dieses in die Mitte weiterleitet. Dort lauert Urosevic und ist erfolgreich.

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Ahmsen II mit tollem Comeback

Finn Plassmeier

Frenzel spekuliert im Gespräch mit Lippe-Kick: „Es brauchte vermutlich das 2:0, um wachgerüttelt zu werden und selbst ins Spiel zu finden.“ Danach, nämlich werden die Gäste immer spielbestimmender, können mit den Verhältnissen vor Ort besser umgehen. Bedeutet: Nach der Balleroberung in der eigenen Spielhälfte befördern sie das Objekt der Begierde mit wenigen Kontakten und Stationen in die Angriffszone. Eine Taktik, die nach 27 Minuten belohnt wird, als Mika Bosse den berechtigten 1:2-Anschlusstreffer markieren kann. Wenige Augenblicke danach setzt der Torschütze entscheidend nach, gewinnt das Spielgerät, bedient per Querpass Finn Plaßmeier, der über die linke Seite in den Strafraum stürmt, wieder quer auf den in der Box positionierten Tom Oertel (Bild rechts) passt. Für ihn ist es ein Leichtes, aus Nahdistanz erfolgreich zu sein. „Von da an wurde das Spiel nun geleitet, griffiger und körperlicher“, berichtet Frenzel.

Ereignisse überschlagen sich in der Schlussphase

Er liefert bei Lippe-Kick einen kostenlosen Einblick in den eigenen Matchplan für die Folgezeit: „Während wir dann für den zweiten Durchgang die Gangart beibehalten wollten, besonnen sich die Gastgeber darauf, defensiv erstmal kompakt zu stehen und auf Konter zu setzen. Dies gelang auch weiterhin.“ Vielversprechende Tormöglichkeiten ergeben sich allerdings zwischen dem Wiederanpfiff und der 75. Minute nicht für die Grün-Weißen, doch die packende Schlussphase hat es wahrlich in sich. Frenzel spricht davon, dass sich in der Crunch-Time „die Ereignisse dann ein wenig überschlagen.“ Er wird präziser in seinen verbalen Ausführungen: „Während sich Nichtigkeiten und Fouls auf beiden Seiten häuften und auch von außen gut eingeheizt wurde, hatte Lockhausen eine dicke Chance auf dem Fuß, die nur knapp über das Aluminium gesetzt wurde.“

„In Summe die Spitze des Eisberges“

Torben Stuke

Unmittelbar danach kommen auch die Ahmser in den gegnerischen Strafraum, doch scheitern aus vielversprechender Position am glänzend reagierenden Lockse-Fänger Torben Stuke. Es folgt eine Szene, die für Unverständnis bei Tobias Frenzel sorgt. Was ist passiert? Die Kugel wird weit in ihre Hälfte geschlagen, der Gäste-Abwehrmann befördert diese per Kopf zum Fänger Bosse zurück. Dann aber pfeift der Referee Seyfullah Partlak einen Elfmeter wegen eines angeblichen Handspiels. Frenzel zürnt: „In Summe die Spitze des Eisberges, wenn man zuvor die Entscheidungen der Spielleitung mal notiert hat. Wegen unserer Gemüter, insbesondere meinem Gemüt, das geschockt und mehr als verärgert war und dies mehr als berechtigt kundtat, habe ich in meiner Funktion als Spielertrainer nicht das Maß eingehalten und wurde durch mein lautstarkes Reklamieren und Beschweren dann auch noch mit Rot vom Platz gestellt. Nach mehreren Minuten Diskussionen und Schiedsrichterbelehrung wurde dann der gegebene Elfmeter ausgeführt und überragend nervenstark von Nick Bosse gehalten.“

Ahmsen II verpasst das Siegtor nur knapp

Julius Fleher

In der Folgezeit gibt es eine Restspielzeit von nur noch wenigen Minuten. Die finale Abschlussaktion in dieser hart umkämpften Begegnung bietet sich den Ahmsern. Julius Fleher bekommt im linken Mittelfeld den Ball zugespielt, spurtet dynamisch in den Strafraum hinein, legt quer, trifft die Kugel allerdings nicht ganz präzise, weshalb der Wunschadressat nicht bedient wird. Stuke riecht den Braten und schnappt konsequent zu. Somit ist ebenfalls diese vielversprechende Siegchance verpufft.

„Wir waren heute die bessere Mannschaft.“

Slavisa Rajovic

Dass sein Team trotz einer formidablen 2:0-Führung dennoch zwei Punkte abgibt, ärgert den TuS Lockhausen-Chef-Trainer Slavisa Rajovic sehr. Er moniert deshalb im Gespräch mit Lippe-Kick: „Leider haben wir wieder nicht gut aufgepasst und schon sind zwei Punkte weggegangen.“ Dabei wäre die volle Ausbeute doch absolut im Bereich des Möglichen gewesen, weil: „Wir waren heute die bessere Mannschaft. Es war eine kämpferisch starke Leistung von meinen Jungs.“

Tobias Frenzel

Was ihn wahrlich stört, ist die Tatsache, dass seine Mannschaft nach der frühen 2:0-Führung nicht die erforderliche „Ruhe ins Spiel bringt.“ Vielmehr mit zu viel Unachtsamkeit im eigenen Handeln den Gegner bei seinen zwei Toren unterstützt. Für den Nachbarverein hat Rajovic schlussendlich noch freundliche Worte parat: „Ich gratuliere unserem Gegner. Es war von ihnen eine korrekte und sehr sportliche Leistung und wir müssen unser Glück in den nächsten Spielen suchen.“ Tobias Frenzel bilanziert nach dem Spiel gegenüber Lippe-Kick: „Insgesamt kann man sagen, dass wir arg enttäuscht sind über das Spielergebnis, aber wohl froh darüber sein können, dass anhand diverser Situationen und Entscheidungen wir überhaupt einen Punkt mitnehmen durften.“

Fazit: In einem äußerst hart umkämpften Vergleich besitzen beide Teams die Siegchance auf dem Fuß. Letztlich aber mangelt es an der dafür relevanten Konzentration und Zielstrebigkeit, um aus einem Punkt drei machen zu können.

Tore:
1:0 Nikola Kolak (5. Min.)
2:0 Nemanja Urosevic (10. Min.)
2:1 Mike Bosse (27. Min.)
2:2 Tom Oertel (44. Min.)