SV Werl-Aspe II macht es wie England

Spielbericht

(hk). Rein ergebnistechnisch endet dieses Duell unter alten Bekannten zwischen dem TuS Rot-Weiß Grastrup-Retzen und dem SV Werl-Aspe II mit einem 3:3-Unentschieden. Damit also ohne einen Gewinner. Für die Gäste aus dem Heerser Bruch allerdings ist es ein gefühlter Sieg, denn beim favorisierten Nachbarverein einen Zähler zu entführen, das ist aller Ehren wert.

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Von Henning Klefisch

Salvatore Völkel

Den Gästen ist absolut bewusst, dass diese Aufgabe beim Tabellensiebten keinesfalls zu den leichteren in der bisherigen Spielzeit zählt. Routinier Marius Grimm weiß ebenso, dass die Rot-Weißen seinem Team keine Zähler schenken möchten, „uns lieber schnell in den Grund und Boden spielen wollen.“ Folglich stellt Cheftrainer Salvatore Völkel seine Schützlinge gezielt darauf ein. Mit allerhöchster Wachsamkeit und einem immensen Zweikampfwillen wollen die Schwarz-Weißen die Partie angehen. Den Bus vor dem eigenen Kasten zu parken, keinen Mut zu zeigen, das möchten die Gäste unter allen Umständen verhindern. Grimm betont bei Lippe-Kick: „Was wir können, wissen wir, dürfen jedoch nicht zu leichtsinnig sein.“ Weil: „Jeder kleine Fehler kann bestraft werden.“

Falscher Fokus bei den Aspern

Mit dieser intrinsischen Motivation gehen die Asper die Herausforderung an. Der Start in diese Partie fällt allerdings ernüchternd aus. Bereits in der vierten Minute zappelt der Ball im Gehäuse von Werl-Aspe II-Fänger Burhan Gündogan (Bild rechts). Der erste Freistoß der Hausherren wird von den Gästen zu läppisch verteidigt, was eiskalt bestraft wird. Mit mehr Eifer und Engagement tritt der Favorit zunächst auf, während die Asper von einer Verlegenheit in die nächste wanken. Zumindest die Defensive verhindert zunächst weitere gegnerische Torerfolge. Über gewonnene Zweikämpfe findet der SV Werl-Aspe II besser in die Partie hinein, mangelt es indessen an der zündenden Idee beim Torabschluss. In der Zentrale ist Grastrup-Retzen klar tonangebend, beschäftigt die gegnerische Abwehrreihe mit einem großen Aktionsradius. Trotzdem kommen die Gäste im Verlauf vom ersten Durchgang endlich auch zu interessanten Chancen, die jedoch versanden. Wenige Augenblicke vor dem Pausentee entsteht plötzlich Unruhe in ihrem Spiel. Grimm (Bild links) hat als problematisch erkannt: „Wir kümmerten uns teilweise mehr um das Spiel des Mitspielers statt dem eigenen und so liefen wir kurz vor der Pause wieder einmal hinterher und fingen uns so den zweiten Treffer.“ Er meint damit das Tor in der 45. Spielminute von Sascha Oelrichs. Grimm hat nach dem 0:2-Rückschlag aufmerksam beobachtet: „Salva und Thomas waren nicht zufrieden mit dem Spiel. Da geht noch mehr!“

Elfmeter als „Hallo-Wach-Schlag“

Sascha Döller

Die Hausherren sind extrem agil, suchen eine schnelle Vorentscheidung mit dem potenziellen 3:0. Sie stehen sogar kurz davor. Der umsichtige Referee Viktor Braun verhängt nach einem Gäste-Handspiel im eigenen Strafraum folgerichtig einen Elfmeter, der vom nervösen Gra/Ret-Schützen allerdings am Kasten vorbeigeschossen wird.

Metin Souk

„Glück gehabt“, schnauft Grimm kurz durch und hat zugleich wahrgenommen: „Dieser Elfer gab aber wohl allen den „Hallo-Wach-Schlag“ und wir drehten auf und kämpften von nun an deutlich mehr.“ In der Tat, denn auf der linken Außenbahn tankt sich Emre Akar durch, spielt die Kugel auf den langen Pfosten, wo Sascha Döller und Metin Souk mutterseelenallein stehen. Döller verarbeitet das Zuspiel gekonnt und vollendet gegen seinen Ex-Verein entschlossen zum 1:2-Anschlusstor. Dieser Erfolg erweist sich als Leistungsbeschleuniger. Dynamisch sind die Werl-Asper fortan unterwegs und ab der 72. Spielminute sogar in Überzahl, als ein TuS-Kicker nach einem Foulspiel gegen Julius Woineck mit der roten Karte des Spielfeldes verwiesen wird.

Erfolgreiche Elfmeter bescheren hohes Remis

Julius Woineck

„Der vorherige Treffer, Grastrup-Retzen plädierte auf Abseits, und die nicht gerechte rote Karte brachten den Gastgeber mächtig in Rage. Sie vergaßen das Fußballspiel“, befindet Marius Grimm. Für die Gäste soll es nach 68 Minuten noch besser werden. Döller kommt im Sechzehner zu Fall und Braun pfeift Elfmeter. Metin Souk präsentiert sich kalt wie eine Hundeschnauze, als er überzeugend zum 2:2 verwandelt. Nur vier Zeigerumdrehungen danach sind die Gäste in Ekstase. In England-Manier dreht der SV Werl-Aspe II nämlich das Spiel und geht durch Emre Akar erstmalig in dieser Partie in Führung. Mit reichlich Pathos im Blut möchten die Schwarz-Weißen das Resultat halten, doch vier Minuten vor dem Schlusspfiff verhängt der Unparteiische den nächsten Elfmeter, der vom eingewechselten Julian-Kilian Wandmacher eiskalt verwandelt wird. Zuvor haben sich die Hausherren gekonnt über die linke Außenbahn freigespielt. Woineck springt das Spielgerät höchst unglücklich an die Hand, was sanktioniert wird.

„Wir arbeiten uns in die richtige Richtung vor“

Marius Grimm resümiert nach diesem fünften Saisonzähler, wodurch der Vorsprung auf einen Abstiegsrang auf fünf Punkte ausgebaut wird: „Ein Punkt vom Favoriten des Spiels. Wäre die Leistung beziehungsweise die Einstellung in Hälfte eins so wie in der zweiten, wäre mehr möglich gewesen. Aber durch die gezeigte Leistung und den Kampfwillen im zweiten Spielabschnitt haben wir uns den Punkt verdient, wobei mit etwas Glück auch mehr drin gewesen wäre. Aber wir arbeiten uns in die richtige Richtung vor“, verspricht er abschließend bei Lippe-Kick.

Fazit: Eine leistungsgerechte Punkteteilung. Der TuS RW Grastrup-Retzen ist im ersten Durchgang klar überlegen, während die Gäste sich in den zweiten 45 Minuten mächtig sputen, stark aufspielen und somit einen weiteren Zähler im Kampf um den Klassenerhalt mitnehmen.

Tore:
1:0 Julien Rohmann (4. Min.)
2:0 Sascha Oelrichs (45. Min.)
2:1 Sascha Döller (56. Min.)
2:2 Metin Souk (per Elfmeter; 68. Min.)
2:3 Emre Akar (72. Min.)
3:3 Leon-Kilian Wandmacher (per Elfmeter; 86. Min.)