Fortuna schießt sich an die Tabellenspitze

Spielbericht

(hk). Alle Zutaten, die einen würdigen Spitzenreiter ausmachen, zeigt der FC Fortuna Schlangen am heutigen Nachmittag. Charakter, Widerstandskraft, mentale Stärke, fußballerischer Esprit, Torhunger und natürlich die altbekannte mannschaftliche Geschlossenheit. Selbst nach einem frühen 0:2-Schock, realisiert durch einen Doppelschlag von Artur Andrejew (5. Min.) und Gianni Bovino (10. Min.), lassen sich die Schützlinge von Trainer-Fuchs Mark Meinhardt nicht aus dem Konzept bringen, siegen am Ende nach einer enormen Leistungssteigerung mit 5:2. „Obwohl das Spiel zunächst für uns spricht, haben wir am Ende das Spiel verdient verloren“, rekapituliert der Post TSV Detmold II-Spieler-Trainer Tobias Gatzke via Lippe-Kick.

Von Henning Klefisch

Mark Meinhardt

Nach der Übernahme der Spitzenposition genehmigt Fortuna-Chef-Trainer Mark Meinhardt auch die nötige Muße in der Stunde des großen Triumphs: „Die Jungs dürfen das Tabellenbild, auch wenn es nur eine Momentaufnahme ist, heute gerne genießen.“ Nicht nur das reine Resultat weiß zu gefallen: „Vor allem die Art und Weise, wie die Mannschaft heute zurückgekommen ist. Da darf man ruhig ein dickes Kompliment aussprechen.“

„Nicht eingeknickt, sondern stark zurückgekommen“

Artur Andrejew

Die Fortuna leistet sich in der Frühphase zwei kapitale Aussetzer, die der Gast durch Artur Andrejew (5. Min.) und Gianni Bovino (10. Min.) zeitig bestraft. „Wir haben es gut zu Ende gespielt“, zeigt sich Gatzke mit diesen Spielzügen seiner Jungs sehr einverstanden.

Gianni Bovino

Das rasante Detmolder Umschaltspiel hat Meinhardt schon vorsorglich als große Qualität ausgemacht. Dass seine Männer die Gegentore durch eigene Nachlässigkeiten begünstigen, kommt noch erschwerend dazu. Mit der Reaktion seiner Elf zeigt sich Meinhardt hochzufrieden: „Trotzdem sind wir nicht eingeknickt, sondern stark zurückgekommen.“ Er nimmt vorweg, was wie ein Wirbelsturm über die Postler hinwegzieht: „Von der 15. bis 38. Minute waren wir top im Spiel und gerade die Art und Weise, wie wir die Tore heraus kombiniert haben, war sehenswert!“

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„Die Einstellung passte nicht“

Bereits beim traditionellen Fünf-gegen-Fünf-Aufwärmspiel hat Gatzke allerdings die fehlende Griffigkeit bei seinem Ensemble beobachtet. Quasi ein negativer Vorbote. Nicht nur: „Die Einstellung passte nicht“, hat sich dieser Malus im gesamten Spiel negativ bemerkbar gemacht. Vor allem muss ein Underdog es versuchen, über Zweikämpfe in die Partie hineinzufinden. Doch bei gefühlt nur 30 Prozent gewonnener Duelle wird es eben äußerst schwierig, das Spiel auf die eigene Seite zu ziehen.

Heise als vorbildlicher Tor-Butler

Andre Scheck

Es allein mit der spielerischen Klinge regeln zu wollen, erweist sich als falsches Stilmittel. Weil eben die Teamleistung bei den Postlern nicht stimmig ist, dreht Schlangen nach zwei Doppelschlägen von Andre Scheck (15.; 38. Min.) und Bryan Ratnasingam (26.; 33. Min.) die Partie, geht mit einem 4:2-Vorsprung in die Halbzeitpause. Beim 1:2 brilliert Julian Wiegel als fleißiger Vorlagen-Geber.

Bryan Ratnasingam

Ratnasingam glänzt beim Ausgleichstreffer mit einem herausragenden Torabschluss. Wenige Augenblicke danach dreht er nach starkem Assist von Tom Heise die Begegnung. Heise sichert sich seinen zweiten Scorerpunkt beim zweiten Scheck-Tor wenige Momente vor dem Pausenpfiff. Gatzke schimpft: „Wir haben Schlangen zurück ins Spiel gebracht, haben sie wieder stark gemacht. Nach dem 2:2 haben wir es nicht geschafft, diesen Hebel wieder umzulegen.“ Sie haben fußballerisch die Kurve nicht mehr bekommen, lassen es die Postler mit sich geschehen. „In der zweiten Halbzeit haben wir es mit dem zwei Tore Vorsprung gut verwaltet und durch Gabriel Bailman’s überlegten Abschluss in der 68. Minute dann verdient den Deckel darauf gemacht“, schildert Mark Meinhardt, wie das Tor zum 5:2-Endstand gefallen ist.

„Haben vielleicht gedacht, wir schaffen es auch mit 70, 80 Prozent“

Tobias Gatzke

„Schlangen hat verdient gewonnen“, sagt Tobias Gatzke ehrlich gegenüber Lippe-Kick. Seinem Team ins Pflichtenheftchen schreibend: „Wir müssen daran arbeiten, im Ganzen besser zu werden, mehr Disziplin an den Tag zu legen.“ In den vergangenen, so erfolgreichen Wochen, hat er „dieses unbedingte Wollen“ wohlwollend registrieren können. Daran mangelt es am Rennekamp komplett. Seine Analyse nach dem Spiel hat ergeben: „Vielleicht haben uns die beiden schnellen Tore nicht gutgetan. Da haben wir vielleicht gedacht, wir schaffen es auch mit 70, 80 Prozent.“ Dabei steht den Detmoldern der qualitativ und nominell stärkste Kader im bisherigen Saisonverlauf zur Verfügung. Warum hat es trotzdem nicht gereicht? „Heute ist keiner an die 100 Prozent gegangen. Das war der ausschlaggebende Punkt, dass es heute so gekommen ist“, fällt die Kritik von Gatzke überaus schonungslos und einsichtig aus.

Fazit: Selbst von der frühen Hypothek lassen sich die Schlänger nicht aus dem Konzept bringen, antworten schnell und überzeugend. Die Postler lassen es an der nötigen Spannung, Einstellung und Konzentration vermissen, weshalb der Heimsieg in allen Aspekten hochverdient ausfällt.

Tore:
0:1 Artur Andrejew (5. Min.)
0:2 Gianni Bovino (10. Min.)
1:2 Andre Scheck (15. Min.)
2:2 Bryan Ratnasingam (26. Min.)
3:2 Bryan Ratnasingam (33. Min.)
4:2 Andre Scheck (38. Min.)
5:2 Gabriel Bailman (69. Min.)