Die wenig aufregende Punkteteilung

Spielbericht

(hk). Die Sieges-Serie vom VfL Lüerdissen ist gestoppt. Nach drei Dreiern nacheinander remisieren sie im heutigen Gastspiel bei der SG Bentorf/Hohenhausen mit einem 1:1. Nach Ansicht vom ehemaligen VfL-Kicker und langjährigen Ben/Hoh-Obmann Marco Evers fällt diese Punkteteilung „im Großen und Ganzen leistungsgerecht aus.“ Exemplarisch für seine keineswegs steile These: Fair verteilt sind die Spielanteile pro Halbzeit, stellt im ersten Durchgang der VfL Lüerdissen das bessere Team, während die Hausherren die Szenerie in den zweiten 45 Minuten bestimmen. Im ersten Match auf Rasen nach einer monatelangen Zwangspause nehmen die Lüerdisser diesen einen Punkt „gerne mit“, wie es der Spieler-Trainer Tim Steffen deutlich macht. Tabellarisch gibt es kosmetische Veränderungen, verbleibt der VfL auf fünfter Position, während die Kalletaler einen Rang nach unten abrutschen, sind sie jetzt Achter.

Von Henning Klefisch

Tim Falke

Dass beide Teams keine ausufernden Erfahrungswerte in den vergangenen Wochen mit diesem Naturrasen erleben durften, macht sich mit Blick auf das Spielniveau und die Chancenmenge bemerkbar. Für die Lüerdisser kommt noch hinzu, dass kurzfristig auf den erkrankten Angreifer Alexander Quast verzichtet werden muss. Zunächst besitzen sie trotz dieser offensiven Schwächung eine exzellente Abschlussaktion durch Tim Plöger, der seinen Kopfball nur wenige Zentimeter am gegnerischen Kasten vorbeisegeln lässt, nachdem ein seitlicher Freistoß in den Strafraum hineinfliegt. Besser machen es die Kasper-Kicker wenige Momente später. 25 Minuten sind von der Uhr, als die Hausherren durch Tim Falke den Führungstreffer erzielen. Einen vermeidbaren Ballverlust leisten sich die Lüerdisser in der mittleren Spielfeldzone.

B. Fiedler

Im Speedy Gonzales-Stil tankt sich Falke auf der linken Seite dynamisch durch, macht mit einem Doppelpass den Gegenspieler nass, scheitert im ersten Versuch an Fabian Klatt im VfL-Kasten, doch den zweiten Ball versenkt er aus Nahdistanz. Steffen bemängelt via Lippe-Kick: „Mit Sicherheit ein zu verteidigendes Tor.“ 13 Minuten danach gleicht aber Bennet Fiedler für die in dieser Spielphase dominierenden Lüerdisser aus. Nach einem Freistoß auf der rechten Höhe vom Strafraum wird die Kugel von einem Ben/Hoh-Abwehr-Mann zunächst abgewehrt, nachdem diese mit einem weiten Schlag in die Gefahrenzone befördert wird. Fiedler demonstriert seine Wachsamkeit und Reaktionsschnelligkeit in dieser Szene und versenkt aus dem Kuddelmuddel heraus das Runde in das Eckige. Mit reichlich Überzeugungskraft drückt er das Spielgerät letztlich über die Torlinie. Es fehlt nicht viel und die Lüerdisser drehen die Begegnung komplett. Stürmer Heiner Beckmann setzt sich hervorragend auf der rechten Flanke durch, schießt von halbrechter Position auf das Ben/Hoh-Gehäuse, doch Fänger Heiko Langer pariert grandios. Weiteres Gefahrenpotenzial der Lüerdisser entsteht vor allem über ruhende Bälle, wie etwa Eckbälle und seitliche Freistöße.

Christopher Bailis als Fels in der Brandung

Fabian Klatt

In Spielabschnitt zwei erspielen sich die Kalletaler die aussichtsreicheren Möglichkeiten. In einer Situation ist es der eingewechselte Denis Jankowski, der in eine aussichtsreiche Abschlussposition kommt, allerdings vom Gegenspieler so massiv gestört wird, dass sein Versuch für den gegnerischen Fänger Fabian Klatt keine allzu große Herausforderung darstellt. Zudem ist es Jannic-Noah Dingemann, der an der Strafraumkante stehend, das Kunststück fertigbringt, das verwaiste Gehäuse zu verfehlen, stattdessen die Kugel über das Tor jagt.

Dennis Kappel

Einen absolut möglichen Foulelfmeter erkennt Evers in einer Szene, als Dennis Kappel im gegnerischen Strafraum von Klatt zu Fall gebracht wird. „Unser Spieler wollte den Elfmeter haben. Das war aber auch einer, weil er vom Lüerdisser Torwart ganz klar berührt wird.“ Den Referee Ömer Isikcilar möchte er nicht zu sehr ins Kreuzfeuer der Kritik nehmen, bescheinigt er ihm doch auch bis auf diese Szene eine „sehr gute Leistung.“ Die Männer aus dem Waldstadion sind insbesondere über Standardsituationen extrem gefährlich. Obwohl die Chancenvielfalt und Qualität klar aufseiten der Hausherren liegt, investieren die VfL-Jungs enorm viel, hebt sich dabei Christopher Bailis positiv hervor, der eine ausgezeichnete Leistung zeigt, so manch einen Torschuss blockt, somit als Fels in der Brandung für sein Team agiert. „Eine Situation klärt er monsterhaft, das war leidenschaftlich“, lobt ihn sein Coach Tim Steffen explizit dafür bei Lippe-Kick.

„Beide Mannschaften können mit dem Punkt leben“

Marco Evers

Obwohl im ersten Spielabschnitt die Gäste-Elf eine höhere Ballbesitzquote aufweist, erkennt Marco Evers doch bei seinem Team die „klareren Torchancen.“ Zudem gewichtet er auch die immense Leistungssteigerung im zweiten Spielabschnitt, weshalb er deutlich macht: „Aufgrund der zweiten Halbzeit und der Torchancen hätten wir einen Sieg verdient gehabt.“ So hat er allein zwei, drei Hochkaräter registriert, um trotzdem letztlich zu betonen: „Über die 90 Minuten gesehen, geht dieses Unentschieden schon so in Ordnung.“ Die beiden Teams besitzen neben der Evers-Historie als kleinsten gemeinsamen Nenner, dass sie weder im Aufstiegsrennen, noch im Abstiegskampf eine Hauptrolle spielen, weshalb sie in den folgenden Tagen nicht von einer panischen Schlaflosigkeit heimgesucht werden. „Beide Mannschaften können mit dem Punkt leben. Zumal es auch keine Laufkundschaft ist“, prophezeit Marco Evers gegenüber Lippe-Kick.

Lüerdisser überzeugen mit vorbildlicher Einstellung

Tim Steffen

„Zum Schluss muss man sagen, haben wir uns glücklich diesen Punkt erkämpft, weil Bentorf/Hohenhausen vor allem in der zweiten Halbzeit die klareren Dinger hatte. Nichtsdestotrotz will ich nicht sagen, dass dieses Unentschieden unverdient ist. Denn wir nehmen diesen Punkt gerne mit“, gilt Tim Steffen doch auch ein Stück weit als Pragmatiker. Die optimale Leistung haben die Lüerdisser in diesem Match ganz bestimmt nicht abgerufen, dennoch kann die Unbesiegbar-Serie im neuen Fußball-Jahr weiterhin fortgeführt werden. So ist die Einstellung der Truppe absolut unantastbar. Wie intensiv und energisch diese Partie bestritten wird, zeigt sich anhand der Verletzung von Marcus Klewe, dessen Einsatz im Orts-Derby gegen den TBV Lemgo II am kommenden Donnerstag gefährdet ist. Die Hoffnung ist vorhanden, dass der eine oder andere erkrankte Akteur in vier Tagen zurückkehren wird.

Fazit: Es geht hart, herzlich, dennoch stets fair zur Sache. Fußball aus der Delikatessen-Abteilung steht nicht auf dem Tagesprogramm, vielmehr werden Primärtugenden wie Laufen und Kämpfen bevorzugt praktiziert. Die Punkteteilung geht letztlich so in Ordnung in diesem engen und spannenden Vergleich. Da der Rasenplatz in der Kampfbahn Lippe-Nord allerdings auch für erschwerte Bedingungen sorgt, ist dieses Anwendungsprinzip gut nachvollziehbar.

Tore:
1:0 Tim Falke (25. Min.)
1:1 Bennet Fiedler (38. Min.)