Ein Gewinner, zwei Meinungen

Spielbericht

(hk). Ausgiebig gefordert wird die SG Sonneborn/Alverdissen, die im bisherigen Saisonverlauf weiterhin ungeschlagen bleibt. Mit dem 2:1-Heimsieg über den SV Wüsten verbucht das Team von Chef-Trainer Daniel Westphal den fünften Sieg im siebten Liga-Spiel. „Knappes Ergebnis heute, gegen einen engagierten und guten Gegner“, bilanziert SG-Kicker Jan-Oliver Drawe zunächst bei Lippe-Kick. SV Wüsten-Chef-Trainer Henri Ellerbrok stellt mit Freude fest: „Wir konnten im Vergleich zu der deutlichen Niederlage in der letzten Woche auf jeden Fall wieder ein besseres Gesicht zeigen.“ Da kassierten die Wüstenfüchse nämlich eine herbe 0:6-Klatsche gegen den SC Bad Salzuflen.

Von Henning Klefisch

Jan-Oliver Drawe

Diese Begegnung ist packend, leidenschaftlich und intensiv. Es findet eine Vielzahl an direkten Duellen statt, stecken beide Widersacher nicht zurück. Der Referee Udo Dissmeier muss in dieser Partie mit vielen Foulspielen so einige gelbe Karten aussprechen. Das fußballerische Niveau in diesem Kräftemessen bezeichnet Ellerbrok als „schwach.“ Ursächlich dafür sind vor allem die „widrigen Platzverhältnisse“, ist er vom Rasenplatz in Sonneborn offenbar nicht so angetan. Was sich unmittelbar auf die Darbietung auswirkt: „So war es auf beiden Seiten kaum möglich, längere Pass-Stafetten zu spielen. Stattdessen musste man immer wieder zu langen Bällen greifen.“

„Das Spiel schleppte sich so dahin“

Henri Ellerbrok

Henri Ellerbrok erklärt gegenüber Lippe-Kick: „Nichtsdestotrotz hat uns der Gegner große Anteile des Spiels überlassen und sich primär auf die Abwehr konzentriert.“ So ist es für den SVW-Trainer „eher überraschend“, dass sein Team nach elf Minuten einem Rückstand hinterherlaufen muss. Immerhin fällt dieses Tor doch „aus dem Nichts.“ Nach einem fein getretenen Eckball steht Noah Elias Steffen mutterseelenallein im gegnerischen Fünfmeter-Raum, muss die Kugel ohne Gegnerdruck an SVW-Fänger Paul Erik Vinzelberg vorbei einköpfen. „Dann haben wir uns ein bisschen von der Hitzigkeit in der ersten Halbzeit anstecken lassen, das Spiel schleppte sich so dahin“, berichtet Drawe im Gespräch mit Lippe-Kick. Mit dem 1:0 für die Nordost-Lipper geht es in die Kabine.

Sonneborn/Alverdissen hat die passende Antwort parat

Fabio Husmann

In der Frühphase vom zweiten Abschnitt verpasst es die Spielgemeinschaft, mehrfach äußerst leichtfertig, das wohl vorentscheidende zweite Tor nachzulegen. Stattdessen laden sie gesellig die Wüstener zum Toreschießen ein, die zunächst diese Offerten noch ausschlagen. Einige Versuche landen neben dem gegnerischen Kasten, andere werden geblockt. Eine gute Stunde ist von der Spieluhr, als die Wüstenfüchse nach einem Eckball in Person von Raid Shamo den Abstauber im gegnerischen Kasten unterbringen.

Raid Shamo

Die richtige Antwort der Hausherren folgt aber prompt, als Fabio Husmann vier Minuten später per Kopf nach einem kurz ausgeführten indirekten Freistoß und einem Flankenball von Tobias Greimeier zum 2:1 erfolgreich ist. Der erste Ball wird noch exzellent abgewehrt, dann zappelt dieser aber doch noch im gegnerischen Netz.

Tobias Greimeier

Der völlig frei stehende Husmann hat den richtigen Riecher, wartet am zweiten Pfosten auf seine Chance und nutzt sie konsequent. Weitere hochkarätige Tormöglichkeiten vergibt die Spielgemeinschaft leichtfertig. Entweder mangelt es am finalen präzisen Zuspiel oder aber Vinzelberg ist als Retter in der Not unterwegs. „Deshalb wurde es zum Ende hin noch einmal eng“, registriert der aufmerksame Drawe. Die Wüstener erhöhen nämlich rapide das Risiko, wollen mit großem Engagement den 2:2-Ausgleichstreffer erzwingen, der allerdings nicht mehr fällt. „Wir verlieren irgendwo auch die Geduld, weil der Unparteiische durch eine nicht vorhandene Linie etwas Unruhe hineinbringt“, hätte sich Henri Ellerbrok an dieser Stelle mehr Souveränität gewünscht.

„Bittere Niederlage in einem schwachen Spiel“

Drawe hat „ein richtiges Drecksspiel“ wahrgenommen. Solche Begegnungen müssen aber auch erst einmal gewonnen werden. „Insgesamt ein verdienter Sieg“, darf die Westphal-Elf jetzt ein spielfreies Wochenende genießen, was zur Erholung von Körper und Geist ganz wesentlich ist. Immerhin können die Wunden geleckt werden, sind doch so einige Akteure verletzt oder lädiert. Über die Spiel-Pause herrscht Erleichterung, möchte die SG Sonneborn/Alverdissen nämlich im Namensvetter-Duell mit Bentorf/Hohenhausen „wieder bei vollen Kräften sein“, so lautet der Wunsch von Drawe. Vom Aufsteiger besitzt er eine hohe Meinung: „Wenn Wüsten weiterhin so auftritt, werden sie mit dem Abstieg nichts zu tun haben.“ SV Wüsten-Trainer Henri Ellerbrok hat eine „insgesamt bittere Niederlage in einem schwachen Spiel“ gesehen. Deshalb bitter, „weil wir meiner Meinung nach das überlegene Team waren, wir kassieren jedoch zwei Standard-Gegentore und müssen hier die Cleverness von der SG anerkennen.“

Fazit: Die Gelehrten streiten sich etwas, ob dieser Sieg denn nun verdient ist, oder eben nicht. Vielleicht liegt die Wahrheit – wie so oft im Leben – in der Mitte. Fakt ist, es ist ein spannendes und aufregendes Match, wenn auch nicht auf dem höchsten Niveau stattfindend.

Tore:
1:0 Noah Elias Steffen (11. Min.)
1:1 Raid Shamo (62. Min.)
2:1 Fabio Husmann (66. Min.)