Starke Wüstenfüchse verpassen Premieren-Dreier hauchzart

Spielbericht

(hk). Auf höchst spektakuläre Art und Weise sammelt der SV Wüsten II den ersten Saisonzähler ein. Außerordentlich enttäuscht ist der gastgebende SV Werl-Aspe II, der nach dem 4:4 sich erst einmal sammeln muss, da dieses Achterbahn-Spiel noch nicht angemessen analysiert werden kann. Ebenfalls Routinier Marius Grimm muss zugeben: „Eine richtige Erklärung für das Ergebnis und das Gebotene gibt es nicht.“ Um dann eine Vergleichsmetapher mit dem wechselhaften Wetter vorzuschlagen, was von Sonne, Wolken und Regen gekennzeichnet ist. Am Ende dürfen die Asper froh sein, zumindest einen Zähler mitgenommen zu haben, erzielt Sören Krack den 4:4-Ausgleichstreffer doch erst in der zweiten Minute der Nachspielzeit.

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Von Henning Klefisch

Sascha Döller

Nicolas Kraus

Weil die Wüstener Erstvertretung an diesem Wochenende Spielfreiheit genießt, wird das B2-Team eben mit einigen internen Verstärkungen aufgepimpt. Vor dem Anpfiff lässt es Wettergott Petrus noch einmal kräftig gießen, wodurch der Rasenplatz eine variable Komponente einnimmt. Heftig wirkt für den SV Werl-Aspe II zudem der kurzfristige Ausfall von Tormaschine Sascha Döller, der mit Wadenproblemen zum Zuschauen verdammt ist. Nicolas Kraus bekommt für ihn das Startelf-Mandat von Chefcoach Salvatore Völkel. In den ersten Minuten geht es für beide Kontrahenten vor allem darum, sich mit den herausfordernden Gegebenheiten vor Ort vertraut zu machen. Sicherheitspässe dominieren die Szenerie. Nach einer knappen Viertelstunde erhöhen beide Teams das Risiko und Metin Souk nutzt die erste Torchance, um sein Team in Führung zu schießen.

Starker Schiedsrichter schaut zweimal ganz genau hin

Thomas Herrmann

Die Wüstenfüchse fühlen sich durch diesen Gegentreffer angestachelt. Sie erhöhen die Schlagzahl, erspielen sich einige interessante Abschlussaktionen, die sie indessen nicht im gegnerischen Gehäuse unterbringen können. Mehr Torgefahr entwickeln da schon die Gastgeber, die nach 17 Minuten einen Elfmeter zugesprochen bekommen. Referee Tobias Bartneck verhängt folgerichtig diese Sanktion, als nämlich Souk im gegnerischen Strafraum von den Beinen geholt wird. Der routinierte Thomas Herrmann versenkt nervenstark vom Punkt zum 2:0. Grimm registriert zufrieden: „Der zweite Treffer sollte uns mehr Sicherheit geben und wir konnten Wüsten II auch mächtig unter Druck setzen.“ Tore entstehen daraus aber nicht. Dafür aber auf der Gegenseite, wo es nach einer halben Stunde den zweiten Elfmeter gibt. Erneut ist dieser berechtigt, da SV Werl-Aspe II-Keeper Tim Lambracht (Bild rechts) aus seinem Kasten eilt, auf dem Ball ausrutscht, dabei ebenfalls den Kontrahenten erwischt. Ionica Serea verwandelt den Strafstoß entschlossen zum Anschlusstreffer.

Osso bringt die Asper-Abwehr in Bewegung

Metin Souk

Die Freude im Gästelager ist jedoch nur von einer flüchtigen Dauer, denn sechs Zeigerumdrehungen folgend sorgt Souk erneut für den doppelten Vorsprung. Die Wüsten-Füchse rennen und kämpfen unermüdlich, sind von Chefcoach Marc Schmidt grandios eingestellt, vor allem der unermüdliche Merwan Osso prüft das Asper-Abwehrverhalten auf Herz und Nieren.

Merwan Osso

Beinahe produzieren sie sogar ein Eigentor, als die Kugel aus dem Kuddelmuddel heraus vom Fuß an die Torlatte und dann darüber springt. Um Zentimeter verpassen die Gäste damit den 2:3-Anschlusstreffer. Grimm spricht deshalb auch berechtigterweise von „etwas Glück“, was sein Team in dieser Szene in Anspruch nehmen muss.

„Eine Katastrophe, die Ein- und Vorstellung“

Einen Einblick in die Halbzeitansprache beim SV Werl-Aspe II liefert Marius Grimm, der gegenüber Lippe-Kick verrät: „Dass Wüsten II noch nicht aufgegeben hat und wir nicht nachlassen dürfen und noch mehr ackern müssen, wurde durch das Trainergespann nochmals klargemacht.“ Diese Worte verhallen jedoch, denn die Hausherren-Deckung lässt sich von den beweglichen Wüsten-Füchsen häufig allzu leicht ausspielen, weshalb sie innerhalb von nur fünf Zeigerumdrehungen zwei Gegentore zum 3:3 schlucken. Grimm ärgert sich und zieht einen negativen Vergleich: „Wir sind so in die zweite Hälfte gestartet wie Grastrup-Retzen in der Vorwoche gegen uns. Eine Katastrophe, die Ein- und Vorstellung.“

Krack köpft zum späten Punktgewinn ein

Ahmed Berjawi

Die Völkel-Elf schüttelt sich und findet wieder einen Fuß in die Tür von dieser Partie. Herausragende Abschlussaktionen sind das Produkt dieser Leistungssteigerung. Die aussichtsreichste davon vergibt Ahmed Berjawi, der die Kugel an den Pfosten knallt. Grimm bemüht einen Verbal-Klassiker: „Wer vorne seine Chancen nicht nutzt, der fängt sich hinten eine.“ Wie etwa auch in Spielminute 75, als die Schwarz-Weißen nicht schnell und hoch genug in die Luft steigen, wovon Osso profitiert und auf 4:3 für sein Team stellt. Einige Augenblicke benötigen die Werl-Asper, um diese bittere Pille ausgiebig zu verdauen. In den Schlussminuten jedoch finden sie wieder einen besseren Zugang in diese Partie, intensivieren rapide das Risiko, was automatisch mehr Platz für die unermüdlichen SVW II-Jungs offeriert. Zumindest den einen Heimzähler möchte der SV Werl-Aspe II allerdings am eigenen Platz behalten. Grimm verrät: „Hinten hieß es nun, „schwimmen und über Wasser bleiben“ und vorne „haut das Ding in die Maschen“. Das letztlich verdiente 4:4 köpft Krack (Bild rechts) in der 92. Minute nach einem Eckball.

„Kopfschütteln von allen Zuschauern“

Die Frustration ist trotz des Last-Minute-Tores immens beim Tabellenzwölften vom Heerser Bruch. Marius Grimm fasst diese in Worte, wenn er bei Lippe-Kick bilanziert: „Vier Gegentreffer gegen den Tabellenletzten, der bis dahin zwei Tore geschossen hatte.“ Der einhellige Tenor der Zeitzeugen ist ernüchternd: „Kopfschütteln von allen Zuschauern.“ Gewohnt selbstkritisch äußert sich Grimm, als er gegenüber Lippe-Kick deutlich macht: „Die Vorstellung hatte nicht die Berechtigung für mehr Punkte. Mit dieser Vorstellung können wir fast noch froh sein, überhaupt einen Punkt mitgenommen zu haben.“ Der Gegner macht es nämlich vor, wie es laufen kann, vielmehr soll: „Wüsten II war stets präsent, kämpfte weiter und wir liefen häufig nur hinterher oder spielten total überhastet die Bälle, meist jedoch die falschen.“

„Ein für beide Seiten gerechtes Unentschieden“

Marc Schmidt

Nach der famosen zweiten Halbzeit gegen den Favoriten aus Grastrup-Retzen ist es in diesem Spiel ein herber Rückschritt gegen den Underdog. Am folgenden Sonntag folgt das nächste Duell gegen ein bis dahin punktloses Team. Es geht gegen den Tabellenletzten SG Hörstmar/Leese II: „Da muss im nächsten Spiel gegen das nächste „Kellerkind“ eine deutlich bessere Vorstellung gezeigt werden“, verdeutlicht Grimm mit Nachdruck. Mit der schwachen Startphase seiner Elf zeigt sich Gäste-Coach Marc Schmidt überhaupt nicht einverstanden: „Wir sind überhaupt nicht ins Spiel gekommen.“ Ihn freut allerdings explizit, dass seine „wachrüttelnden Worte“ in der Halbzeitpause spätestens im zweiten Durchgang die volle Wirkung entfalten. „Wir haben verdient die Führung übernommen, aber Werl-Aspe II gab nicht auf. Ich hätte mir die drei Punkte gewünscht, aber nach beiden Halbzeiten war es ein für beide Seiten gerechtes Unentschieden“, beschließt er bei Lippe-Kick seine Spielanalyse.

Fazit: Am Ende darf sich der SV Werl-Aspe II sogar noch glücklich schätzen, zumindest einen Zähler behalten zu dürfen. Die Gäste zeigen ein starkes Auswärtsspiel, sind griffig, willensstark und torgefährlich. Noch nie im bisherigen Saisonverlauf sind die Wüsten-Füchse so nah am ersten Saisonsieg vorbeigeschrammt.

Tore:
1:0 Metin Souk (13. Min.)
2:0 Thomas Herrmann (per Elfmeter; 17. Min.)
2:1 Ionica Serea (per Elfmeter; 28. Min.)
3:1 Metin Souk (34. Min.)
3:2 Ben Luca Wallbaum (47. Min.)
3:3 Merwan Osso (50. Min.)
3:4 Merwan Osso (75. Min.)
4:4 Sören Krack (90. + 2 Min.)