Viele Tore, eine Aufholjagd und reichlich Emotionen

Spielbericht

(ms.) Eigentlich geht es für beide Mannschaften im heutigen Spiel um nichts Entscheidendes mehr, was die Meisterschaft angeht. Der TBV Lemgo II und der TSV Schötmar können nicht mehr aufsteigen, niemand kann absteigen. Man könnte also in Versuchung geraten, ein „langweiliges 0:0 – Geplänkel“ zu erwarten. Doch erstens kommt es anders, zweitens, als man denkt.

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Von Michael Schaper

Süheyl Bal

Obwohl es um nichts mehr geht, hat der TBV Lemgo II aber noch eine Rechnung offen. Die 2:3-Niederlage aus der Hinserie soll heute gesühnt werden. Allerdings kommt es anders, als vor dem Spiel erhofft. Die Begegnung startet, der Gastgeber aus Lemgo ist anscheinend noch gar nicht so richtig auf dem Platz, da rappelt es auch schon im Kasten. Süheyl Bal vom TSV Schötmar trifft in der dritten Spielminute zum 1:0-Führungstreffer für die Gäste. Eine innere Wohltat ist dieser Traumstart für den TSV-Vereins-Boss Ersan Dargecit, der gegenüber Lippe-Kick zu Protokoll gibt: „Wir haben sehr stark angefangen und sind auch sehr früh in Führung gegangen. Dadurch konnten wir unsere Taktik auch besser umsetzen und das Tempo vorgeben.“ Entscheidend ist die proaktive Herangehensweise vom Aufsteiger, weshalb ihm aufgefallen ist: „Wir haben das Spiel so gestaltet, wie wir wollten.“

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Zych-Ausgleich nur als kurzer Hoffnungsschimmer

Jonas Zych

Bitter für den TBV Lemgo II, der sich nach dem Treffer nur schwer erholt. Irgendwie hat man das Gefühl, dass der Gastgeber auch jetzt noch nicht so ganz auf dem Platz ist. Der TSV Schötmar hat ganz klar den besseren Start in Halbzeit eins hingelegt. In der 22. Minute dann sowas wie ein Lebenszeichen von der TBV-Reserve. Jonas Zych trifft zum 1:1 – Ausgleich, nutzt dabei eine gegnerische Unaufmerksamkeit. Im Anschluss an den Ausgleichstreffer geht es auch zunächst einige Minuten hoffnungsvoll weiter für Lemgo II, bevor man dann aber wieder in die Lethargie verfällt und den Gast aus Schötmar erneut kommen lässt. Nicht ohne Folgen.

TSV Schötmar startet den Turbo

Hakan Erol

Es läuft die 25. Spielminute. Nur drei Minuten nach dem Anschluss trifft erneut der TSV Schötmar durch Hakan Erol zum 1:2 – Führungstreffer. Wunderbar, wie er sich an drei Gegenspielern vorbei in den Strafraum dribbelt, dann das Runde konsequent in das Eckige jagt. Eine Minute später gibt es dann schlechte Nachrichten für die Gäste. Der Torschütze zum 0:1, Süheyl Bal, muss ausgewechselt werden. Für ihn kommt Lennard Ricken ins Spiel. Weiter mit Druck nach vorne, erhöht Schötmar in der 42. Spielminute sogar noch auf 1:3 durch Olcay Esen, der damit auch den Halbzeitstand markiert. Nach einer perfekt getimten Flanke macht er den Kopf-Nicker.

Katastrophal

Mathias Wellmann

TBV Lemgo II-Coach Mathias Wellmann ist sichtlich enttäuscht von der Leistung seiner Mannschaft.
„In den ersten 45 Minuten sind wir katastrophal, gar nicht auf dem Platz. Wir laufen da herum, als wären wir nur Slalomstangen fürs Training. Ein bisschen Schaulaufen gemacht, mehr nicht.“ Dieses Fehlverhalten hat er in der Halbzeitpause dann seinen Spielern auch deutlich so vermittelt.

Ansprache mit Folgen

Leon Kienast

Die Wirkung der Traineransprache in der Kabine ist deutlich. Der TBV Lemgo II kommt mit viel Elan aus der Pause und schaltet nun seinerseits den Turbo an. Dem Druck hält Schötmar nicht stand und lässt sich drei Minuten nach Wiederanpfiff zu einem Elfmeter hinreißen. „Ein Elfmeter, den du niemals pfeifen darfst, da ein Zweikampf sauberer nicht hätte sein können“, beurteilt Ersan Dargecit im Gespräch mit Lippe-Kick diese Szene. Diesbezüglich ergänzend: „Aber von der Mittellinie aus hat der Unparteiische nur gesehen, dass der Lemgoer Spieler zu Boden ging, dann gab es Aufschrei von der Ersatzbank und er hat auf den Punkt gezeigt.“ Schmunzelnd meint der scheidende TSV Schötmar-Vorsitzender: „Aus 65 Metern Distanz kann das schon nach Elfmeter aussehen.“ Leon Kienast vom TBV II tritt an, und verwandelt sicher zum 2:3 – Anschlusstreffer in der 48. Spielminute. Dargecit muss mit Schrecken feststellen: „Die zweite Hälfte lief dann nicht ganz so gut.“ Zudem hätte er sich einen größeren Aktionsradius vom Spielleiter gewünscht: „Der Schiedsrichter, der über das ganze Spiel hinweg gewillt war, den Mittelkreis nicht zu verlassen, verlor den Faden.“ Nach dem Kienast-Treffer kippt die Partie ein wenig.

Kopfschütteln bei Ersan Dargecit

Alex Krist

Der TSV Schötmar wird etwas aggressiv, womit sich die Mannschaft in der 55. und 56. Spielminute jeweils eine gelbe Karte einkassiert. Die Lemgo-Zweitvertretung dreht weiter auf. Kurz nachdem in der 57. Minute Alex Krist für Firat Kartal auf den Platz kommt, gibt es in der 60. Minute wieder Grund zum Jubeln für den Gastgeber. Jonas Hildebrand trifft zum 3:3-Ausgleich, und bringt seine Mannschaft wieder heran. Das bisherige Ergebnis ist egalisiert und die Karten werden neu gemischt. Völlig unverständlich ist für Ersan Dargecit: „Wenn die gegnerische Auswechselbank geschrien hat, kam der Pfiff, wenn wir geschrien haben, gab es eine Karte wegen Meckern, unabhängig davon, ob Spieler oder Trainer.“ Nach seinem Dafürhalten spielt das den Hausherren in die Karten: „Mit dieser Sicherheit im Rücken kam dann Lemgo stärker und aggressiver.“

Beide Teams mit neuen Kräften

Jonas Hildebrand

Die 70. Minute bringt neuen Schwung in die Begegnung. Beide Teams wechseln aus. Der TSV Schötmar nimmt einen Doppelwechsel vor und bringt Fatih Ilhan für Abaz Isufi, und Karim Hicheri für den in der ersten Halbzeit eingewechselten Lennard Ricken ins Spiel. Der Gastgeber hingegen bringt Eric Meierjürgen für Alan Namo. So geht es mit frischer Kraft für beide Teams weiter. Der Schock für Schötmar folgt dann in der 77. Spielminute. Es ist erneut Jonas Hildebrand, der mit einem Doppelschlag zum 4:3 – Führungstreffer das Spiel nun komplett dreht.

Olcay Esen

Doch das Spiel ist noch nicht vorbei. In der 80. Spielminute ist es dann wieder der TSV Schötmar, der Grund hat, sich zu freuen. Olcay Esen gleicht mit seinem zweiten Treffer zum 4:4 – Endstand die Partie wieder aus. Nach einem langen Ball hinter die Abwehr der Hansestädter ist Esen im direkten Eins-gegen-eins-Duell mit dem gegnerischen Fänger Noel Amir Strate positioniert, bleibt gelassen und trifft. In der Endphase der Begegnung wird es dann erneut hektisch und es hagelt noch Karten. Der TSV Schötmar kassiert eine Gelbe Karte in der 81. Minute, und dann auch noch die Gelb-Rote Karte für den Trainer Fatih Ilhan in der 88. Spielminute, aber auch der TBV Lemgo II fängt sich in der 90. Minute noch eine Gelbe Karte.

„Hätten das nach dem 3:1 cleverer machen müssen“

Ersan Dargecit

Über den späten Ausgleichstreffer sagt TBV Lemgo II-Chef-Trainer Mathias Wellmann: „Mehr als ärgerlich, das kann man definitiv verteidigen, vor allem, wenn man nach einem 1:3-Rückstand noch zum 4:3 kommt, sollte man sich auch belohnen.“ Schlussendlich bilanziert Ersan Dargecit im Gespräch mit Lippe-Kick: „Das Unentschieden ist bitter, da wir dieses Spiel hätten gewinnen können und müssen.“ Was ihn tiefergehend stört: „Gerade nach dem 3:1 zur Halbzeitpause hätten wir das cleverer machen müssen, unabhängig vom Unparteiischen.“

Fazit: Enttäuschend für die Jahnplatz-Jungs, dass sie sich für die gute Leistung in der zweiten Halbzeit nicht belohnen können. Aber auf dem Kampfgeist der letzten 45 Minuten dieses Spiels kann man aufbauen und dem nächsten Gegner, der kein Geringerer als der Liga-Primus TuS Ahmsen ist, mit breiter Brust entgegentreten.

Tore:
0:1 Süheyl Bal (3. Minute)
1:1 Jonas Zych (22. Minute)
1:2 Hakan Erol (25. Minute)
1:3 Olcay Esen (42. Minute)
2:3 Leon Kienast (per Elfmeter; 48. Minute)
3:3 Jonas Hildebrand (60. Minute)
4:3 Jonas Hildebrand (77. Minute)
4:4 Olcay Esen (80. Minute)