Stolzer Kirsch trotz Derby-Pleite

Spielbericht

(hk). Es ist durchaus vorteilhaft, eine spielfreie Bezirksliga-Reserve in den eigenen Reihen zu haben. Wie etwa auch im Fall des TBV Lemgo II, der sich vereinsintern mit einigen überkreislichen Neuzugängen verstärkt hat. Vor heimischer Kulisse gelingt den Jahnplatz-Jungs ein klarer 3:0-Heim-Erfolg im Hansestadt-Derby über den TuS Brake. Vor allem in der Verteidigung sind die Gäste an diesem Tag allerdings extrem schwach aufgestellt, was sie nicht kompensieren können. Für Coach Alexander Kirsch steht dennoch fest: „Ein großes Lob an meine Mannschaft, die dem Gegner heute einen großen Kampf geliefert, bis wenige Minuten vor dem Ende für ein offenes Spiel gesorgt hat“, spielt er damit auf die beiden späten Treffer an.

Von Henning Klefisch

Ultra zeitnah gehen die Lemgoer bereits in Führung, dauert es keine drei Minuten, ehe Jonas Hildebrand auf 1:0 stellt. Kirsch leistet sich zuvor im Mittelfeld einen kapitalen Ballverlust, der vom aufmerksamen Gegner konsequent bestraft wird. Aus dem Zentrum heraus bedient Liam Raskin Jonas Hildebrand (Bild rechts), der geschickt dem Gästefänger Niklas Remmert die Kugel durch den Schacht schiebt. Der TBV II-Druck bleibt weiterhin hoch, drängen sie doch auf eine Vorentscheidung mit schnellen und weiteren Toren. Fußballerische Kompetenzen werden allerdings sekundär behandelt. Zwei, drei Abschlussaktionen der Hausherren springen dabei heraus, die zumindest abseitsverdächtig sind, doch es fehlt die lukrative Gattung, wird Remmert keineswegs in Angst und Schrecken versetzt. Die Gäste erzeugen in dieser Spielphase nur allzu wenig Torgefahr.

Pieper-Pfostenknaller nach dem Wiederanpfiff

Jörn Pieper (Foto: M. Reimer)

Im zweiten Durchgang setzen die Walkenfeld-Jungs die erste Duftmarke, als nämlich Jörn Pieper es zu genau nimmt, das Spielgerät an den gegnerischen Pfosten knallt. Kirsch versichert: „Wenn wir da den Ausgleich machen, dann wird es vielleicht noch ein offeneres Spiel.“ TBV Lemgo II-Coach Mathias Wellmann freut sich außerordentlich, dass seine Spieler sich selbst von diesem Pfosten-Knaller „unbeeindruckt“ zeigen, „weiter spielen.“ Vielleicht liegt es auch an der gegnerischen Harmlosigkeit: „Brake hat nach dem Pfostentreffer auch nichts mehr“, registriert er aufmerksam.

Verschiedene Spielansätze

Selbst ohne dieses Tor entwickelt sich zwischen den beiden Nachbarvereinen ein „offener Schlagabtausch.“ Es geht leidenschaftlich in diesem Prestigeduell zur Sache, sind es so einige packende Zweikämpfe, doch unter einer souveränen Leitung von Referee Denis-Toprak Kudat ist das oberste Gebot die Fairness, die über allem steht. Fußballerisch und mit Blick auf die Ballbesitzquote sind die Lemgoer ihrem Widersacher überlegen, doch die Braker überzeugen mit den Primärtugenden, erzeugen zudem immer wieder gefährliche Umschaltmomente.

Einwürfe als Erfolgs-Methode

Louis Hagemann

Entscheidend unaufmerksam reagiert die Gäste-Elf allerdings in der 78. Minute nach einem Einwurf von Jonas Zych. Diesen gegnerischen Fehler nutzt Leon Kienast bei seinem Treffer zum 2:0 hervorragend, als er in der Bewegung mit dem Ball in die Box spurtet, dann direkt zum Abschluss kommt. Fünf Minuten vor dem Schlusspfiff hätte der TuS Brake in Person von Henning Rullmann noch einmal ein neues Spannungslevel erzeugen können, doch er findet im stark parierenden Noel Amir Strate seinen Meister. Fast im Gegenzug markiert Louis Hagemann den 3:0-Endstand, profitiert dabei von nachlassenden Kräften bei den Gästen. Wie auch beim zweiten Treffer ist ebenso beim dritten Einschlag ein Einwurf der Wegbereiter zum Glück. Raskin setzt sich energisch durch, spielt die Kugel hart und flach in die Zentrale, wo Hagemann erst lauert, dann aus Nahdistanz vollstreckt. Um eine epische Schlussoffensive zu starten, dafür fehlt dem TuS Brake schlichtweg die Power. Dass die Kirsch-Kicker mit fortlaufender Spielzeit ebenso die Kräfte schwinden gelassen haben, ist auch in eine direkte Verbindung mit den fehlenden Wechseloptionen zu setzen. Leistungsträger und Interims-Innenverteidiger Andre Kirsch muss etwa verletzungsbedingt nach einer Stunde Spielzeit vorzeitig das Spielfeld verlassen.

„Haben die Mentalität und Qualität für den Klassenerhalt“

Mathias Wellmann resümiert gegenüber Lippe-Kick: „Ein sehr verdienter Sieg, der uns auch weiterhin sehr gut tut.“ Konträr dazu ist die Stimmungslage beim Gäste-Team: „Mit der Leistung bin ich sehr zufrieden. Mit dem Ergebnis natürlich nicht, zumal wir durch die Siege der Konkurrenz auf einen Abstiegsrang gerutscht sind. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir die Mentalität und die Qualität haben, noch genügend Punkte zu holen, dass wir nicht absteigen werden. Das zeigen diese Spiele einfach auch“, bilanziert Alexander Kirsch abschließend.

Alexander Kirsch

Momentan sieht es rund um den Traditionsverein eher grau als lila aus. Dennoch stirbt die Hoffnung bekanntlich zuletzt, zumal die Mannschaft absolut intakt ist, stets an sich glaubt. Zwei Eigenschaften, die einen Schlüssel auf dem beschwerlichen Weg zum Klassenerhalt sein können. Die Walkenfeld-Jünger sollten dafür allerdings schleunigst eine Allianz mit der Glücksgöttin Fortuna anstreben, mangelt es hier im Personalsektor ebenso wie im Spielverlauf.

Fazit: Die bessere Mannschaft setzt sich verdientermaßen durch, wobei der TuS Brake seine Haut extrem teuer verkauft hat. Hätte Pieper ein wenig genauer gezielt, wer weiß, wie sich die Partie dann entwickelt hätte.

Tore:
1:0 Jonas Hildebrand (3. Min.)
2:0 Leon Kienast (78. Min.)
3:0 Louis Hagemann (85. Min.)