Horn verkauft sich teuer, doch verliert

Spielbericht

(hk). Der TuRa Heiden bleibt dem Erfolgspfad weiterhin treu. Mit 4:2 schlagen sie in einem anschaulichen und begeisternden Spiel den Türkischen SV Horn, der mit drei Punkten im Tabellenkeller bleibt. Trotzdem schlägt Gäste-Coach Thorsten Schmiech nach dem Besuch an seiner ehemaligen Wirkungsstätte versöhnliche Töne an: „Auch wenn es aufgrund des Ergebnisses etwas komisch klingen mag, bin ich mit der Leistung der Jungs heute zufrieden.“ Weil: „Wir haben in Sachen Einsatz, Bereitschaft und fußballerischer Lösungen vieles umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben.“

Von Henning Klefisch

A. Pyrlitesku

Schmiech ist ein Coach, der Signale von seinem Team gesendet haben möchte. Diese werden mit Verve hinausposaunt, denn die Egge-Jungs besitzen sogar realistische Möglichkeiten, um beim Tabellenzweiten zu punkten. Bei den Gegentoren stellen sich die Horner wenig souverän an, laden die Heidener zu diesen quasi ein. Was ihn dafür umso zuversichtlicher stimmt: „Wir hatten über das ganze Spiel betrachtet mehr Strafraumaktionen und waren für mehr als zwei Tore gut am heutigen Tag!“ Ganz anders agieren die Heidener, die nach 180 Sekunden durch Andrei Pyrlitesku den absoluten Traumstart erwischen. Maximilian Unverricht beweist eine sagenhafte Übersicht, als er mit einem mustergültigen Zuspiel auf der Außenbahn Julian Brune in Position bringt. Der setzt sich gegen seinen Gegenspieler durch, bedient per Querpass Pyrlitesku. Dieser erzielt gekonnt das 1:0. Die Führung besitzt allerdings nur eine fünfminütige Haltbarkeitszeit. Dann schlägt nämlich Cihat Keles gnadenlos zu, profitiert dabei von einem Lapsus in der TuRa-Defensive. Bis zur Halbzeitpause ziehen allerdings die Gastgeber nach Toren von Janik Markmann (nach einer Unverricht-Ecke; 10. Min.) und Andrei Pyrlitesku (nach Böke-Flanke; 30. Min.) mit 3:1 davon. Oh, wie ist das schön, wie Pyrlitesku gegen die Laufrichtung vom TSV-Torwart Niklas Hampe in die lange Ecke erfolgreich ist.

„Schwierige Phase mit viel Einsatz und Leidenschaft überstanden“

C. Keles

Den besseren Start in die zweiten 45 Minuten erwischen die Horner. Die Hausherren hingegen lassen es an der nötigen Stabilität mangeln, sind fahrig in vielen Aktionen. Heiden hat nach 61 Minuten sogar richtig Glück, dass der insgesamt starke Schiedsrichter Jonas Engelke nach einem Foulspiel von Peter Werner nicht pfeift. Als Cihat Keles per Elfmeter nach 64 Minuten auf 2:3 verkürzt, erhöht sich das Spannungspotenzial. Für Geffers ist dieser Strafstoß eine „Konzessionsentscheidung.“ Um dann präziser zu werden: „Den muss man nicht unbedingt geben, aber aufgrund der vorherigen Aktion vertretbar.“ TuRa-Fänger Hertel hat offensichtlich gefoult. Ein stolzer Geffers: „Diese abschließende schwierige Phase haben wir dann mit viel Einsatz und Leidenschaft überstehen können.“ Für letzte Klarheit in Sachen Heimsieg sorgt schließlich Julian Brune sechs Minuten vor dem Abpfiff, nachdem er gekonnt von Pyrlitesku in Szene gesetzt wird.

Horn hält das Spiel offen

„Heiden hingegen war sehr effektiv, zum richtigen Zeitpunkt gierig auf das nächste Tor und dadurch sicher auch nicht der unverdiente Sieger des Spiels“, zeigt sich Schmiech als fairer Verlierer. Vor allem beeindruckt ihn die tolle Einstellung, die Mentalität seiner Schützlinge, hat er erfreut registriert: „Trotzdem konnten sie sich zu keinem Zeitpunkt sicher sein, das Spiel auch zu gewinnen, was mich weitestgehend zufrieden zurücklässt!“ In einer völlig anderen Gefühlswelt befindet sich derweil Geffers, zeigt er sich mit dem Auftritt seiner Jungs in den zweiten 45 Minuten „nicht ganz zufrieden.“

„Der Teamspirit ist enorm“

T. Geffers

Es geht in diesem hart umkämpften Match rauf und runter. Beide Mannschaften schenken sich nicht viel, aber die Fairness wird ganz hochgeschätzt. Ehrlich werden Eckstöße dem Kontrahenten gewährt, wenn der Schiedsrichter nicht ganz richtigliegt. Die dritte Halbzeit kommt ebenfalls nicht zu kurz: „Auch nach dem Spiel saßen beide Teams und Trainer bei einem Getränk noch zusammen.“ Geffers ist richtig angetan von der Einstellung, dem Charakter seiner Mannschaft: „Auch heute bin ich wieder stolz auf mein Team, mussten wir doch erneut auf einige Stammspieler verzichten. Der Teamspirit ist enorm, jeder zerreißt sich für den anderen und es wird absolut mannschaftsdienlich gespielt.“

Interne Verstärkungen betreiben Eigenwerbung

Einmal mehr ist die Personalnot enorm bei den Hornern. Ein Trio aus der C-Liga-Reserve bekommt ein Mandat für die Startelf. Schmiech lobt die drei internen Leih-Spieler explizit. Vorwerfen müssen sie sich: In den beiden Strafräumen agieren sie jeweils zu freizügig, wenig zupackend. Dieses Match bei einem absoluten A-Liga-Spitzenteam dient als Energie-Spender für die Horner. Deshalb sollen die vernünftigen Lehren nach dieser starken Vorstellung gezogen werden: „Jetzt gilt es, in den nächsten Wochen darauf aufbauend, auch Zählbares auf das Punktekonto zu bringen!“ Die Erfolge sollten gefeiert werden, wie sie eben kommen: „Das Positivste des heutigen Tages ist sicher, dass Stand jetzt kein weiterer Verletzter hinzugekommen ist! Glückwunsch an den TuRa Heiden zum Sieg.“ Nach knapp fünfjährigem Wirken an der Rotenberg-Kampfbahn sind die Heidener sicherlich der Zweit-Verein von Thorsten Schmiech.

Fazit: Was für ein tolles Fußballspiel. Die Mannschaften geben es sich so richtig, doch Respekt und Fairplay genießen Hochkonjunktur. Ausschließlich Gewinner produziert dieses Spiel, kommen doch auch die zahlreichen Schlachtenbummler voll auf ihre Kosten.

Tore:

1:0 Andrei Pyrlitesku (3. Min.)
1:1 Cihat Keles (8. Min.)
2:1 Janik Markmann (10. Min.)
3:1 Andrei Pyrlitesku (30. Min.)
3:2 Cihat Keles (per Elfmeter; 64. Min.)
4:2 Julian Brune (84. Min.)