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Coole Hansestädter trotzen der Personalnot

Spielbericht

(hk). Ein eminent wichtiges Heimspiel verliert der TuS Bexterhagen. Dabei ist es doch angerichtet. Die Kulisse ist an diesem Dreierspieltag prächtig rund um den Alten Postweg, doch im Kampf um den Klassenerhalt erweist sich das 0:2 gegen den TBV Lemgo II als echter Stimmungs-Downer. Fußball kurios: Trotz der Niederlage springen sie hinauf auf einen Rettungsrang, weil der unmittelbare Tabellen-Nachbar TSV Oerlinghausen II eine klare 3:7-Niederlage beim SV Werl-Aspe kassiert hat. Bex Co-Trainer Maximilian Ilgner bilanziert bei Lippe-Kick: „Lemgo II hat seine Chancen genutzt. Wir haben das eben nicht getan. Deshalb stehen wir unten drin, Lemgo II nicht. Glückwunsch an die Lemgoer“, wünscht er ihnen eine „gute und verletzungsfreie Restsaison.“

 

Von Henning Klefisch

 

 

Leon Kienast

Es geht beschwerlich und mühselig in dieser Partie zur Sache, entwickelt sich diese aus fußballerischen Gesichtspunkten zu einer äußerst zähen Angelegenheit. Die herausfordernden Platzverhältnisse auf der Rasenfläche im kleinsten Ort aus dem Lemgoer Kreisoberhaus laden allerdings auch nicht unbedingt zum Feinschmecker-Fußball mit Verwöhn-Aroma ein. Den Spielzügen mangelt es an der Dynamik und der Kombinationssicherheit. So muss auch ein Strafstoß für das erste Tor herhalten. Nach einem von Referee Ersin Polat zu Recht verhängten Elfmeter gehen die Gäste in der neunten Spielminute durch den zuvor im gegnerischen Strafraum durchstartenden und gefoulten Leon Kienast mit 1:0 in Führung.

Ersin Polat

Ersin Polat

Die Bexterhäger sind stetig bemüht, spielen sich ganz manierlich nach vorne, doch im interessanten Angriffsdrittel mangelt es an der nötigen Durchschlagskraft und der Kreativität. Bis auf einen Kopfball, der über das gegnerische Gehäuse fliegt, sind Torchancen bei den Reds eher rar gesät. Zumeist wählen sie den weiten Schlag. Daher sind es Kopfbälle, die als bevorzugtes Mittel der Anwendung dienen. Besser und spielstärker sind da schon die personell arg lädierten Gäste, die mit einer Rump-Elf die Reise antreten. Dafür machen es die Lemgoer gar nicht einmal so schlecht. „Wir hätten aber auch zur Halbzeit das 2:0 machen können“, versichert TBV II-Trainer Mathias Wellmann glaubhaft gegenüber Lippe-Kick. Beispielhaft für die extreme Personalnot ist die Einwechslung vom Trainer selbst, der für den angeschlagenen Klaus-Ole Spielzeit in die Partie kommt.

 

Wellmann genießt das Copyright-Recht am Endstand

 

 

Benjamin Rawe

In den zweiten 45 Minuten gehen die Bexterhäger deutlich strukturierter vor, haben mehr das Spielgerät in den eigenen Reihen, ohne daraus aber wirklich zwingend zu werden. Die Personalmalaise bei den Lemgoern geht unterdessen in das nächste Kapitel, als nämlich Tobias Prachnau ausgewechselt werden muss, Ex-Trainer Benjamin Rawe dafür in die Partie hineinkommt.

Florian Stuke

„Daran sieht man schon, dass wir wirklich auf der letzten Rille laufen“, berichtet Wellmann, der lobend erwähnt: „Wir fighten uns durch die zweite Halbzeit und schmeißen alles rein, was geht.“ Der Treffer zum 2:0-Endstand fällt fünf Minuten vor dem Ende. Dabei profitieren die Hansestädter davon, dass die Hausherren das Risiko erhöhen, was automatisch Optionen für prächtige Umschaltaktionen bietet. Der Coach genießt das Urheberrecht an diesem Treffer, als er sich in einen Klärungsversuch mit reichlich Verve hinein schmeißt, den Blockball Kienast bekommt, der die Kugel durch die Hosenträger von Bex-Fänger Florian Stuke hindurch zum 2:0 schießt. Mathias Wellmann rekapituliert gegenüber Lippe-Kick: „Am Ende sicherlich ein glücklicher Sieg, aber mit einer sehr, sehr guten Einstellung der Jungs, da bin ich wirklich stolz drauf.“

 

„Dann wird es ganz schwer, in der Liga zu bleiben“

 

Maximilian Ilgner

Zugleich ist es der Personalnot geschuldet, dass Chef-Trainer Jens Reitemeier einigen Akteuren Spielzeit schenken muss, die in den vergangenen Monaten nicht adäquat trainiert haben, weshalb sie nicht über die optimale Match-Fitness verfügen. Ilgner sieht es positiv: „Das zeigt aber auch, dass in diesem Verein Leben steckt, man zusammen hält, auch wenn es einmal nicht so gut läuft, weil wir im Abstiegskampf sind.“ Es beeindruckt ihn überdies sehr, dass trotz der Abschlusspanik und der Ergebniskrise die Reds weiterhin mit dem Kopf aufrecht die folgenden Aufgaben annehmen, sich mental nicht unterkriegen lassen. „Jeden Sonntag einen Schlag in die Fresse zu bekommen, weil man vorne die Torchancen nicht macht, hinten mit ein, zwei Fehlern eiskalt bestraft wird, dann wird es ganz schwer, in dieser Liga zu bestehen“, ärgert sich Ilgner maßlos darüber.

 

Die komplizierte Prozentrechnung

 

Deshalb wird es außerordentlich wichtig sein, die einfachen Fehler möglichst schnell vollständig abzustellen, um es dem Gegner nicht so leicht zu machen, zu Toren zu kommen. Selbst wird es darum gehen, sogar nach einer eher schwächeren Vorstellung mit einem Lucky Punch die volle Ausbeute einzuheimsen. Aktuell, so scheint es, ist der TuS Bexterhagen selbst sein größter Gegner. Man darf den Bexterhägern zugutehalten, dass sie nach dem zeitigen Rückstand weiterhin mit viel Kampfgeist und einer tollen Moral auf den Ausgleich gedrängt haben, doch letztlich „hat es qualitativ nicht gereicht“, moniert der Bex Co-Trainer im Gespräch mit Lippe-Kick. „Vielleicht werfen wir in manchen Situationen, an manchen Stellen nicht 110 Prozent hinein, sondern nur 70 oder 80 Prozent. Dann schaffst du es nicht zu bestehen.“ Ihm ist bewusst, dass „noch lange nichts verloren ist“, möchte man sich nicht allein auf Ausrutscher der Konkurrenz verlassen, vielmehr den Fokus auf die eigene Performance legen. Dann klappt es vielleicht auch mit dem so relevanten Spielglück. Immerhin haben doch die anderen Abstiegs-Rivalen „dieselben Probleme wie wir“, meint er damit die vielen Rückschläge, die immerzu kassiert werden.

 

Fazit: Die Lemgoer Mannschaft kompensierte alle Personal-Widrigkeiten, rauft sich zusammen und gewinnt diesen Vergleich völlig verdientermaßen. Den Bexterhägern fehlen die richtigen Mittel, um sich selbst mit einem Punktgewinn zu belohnen. Es ist ein verdienter Auswärtserfolg für die Wellmänner.

 

 

Tore:
0:1 Leon Kienast (per Elfmeter; 9. Min.)
0:2 Leon Kienast (85. Min.)

Details

Datum Zeit Liga Saison Spieltag
23. April 2023 90' Kreisliga A Lemgo 2022/23 24

Spielort

Sportplatz Bexterhagen
Bexterhagen, Leopoldshöhe, Kreis Lippe, Regierungsbezirk Detmold, Nordrhein-Westfalen, 32107, Deutschland

Ergebnisse

Club1st Half2nd HalfGoalsSpielausgang
TuS Bexterhagen000Loss
TBV Lemgo II112Win

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