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Fußball-Fest im Walkenfeld

Spielbericht

(hk). Es gibt Fußball-Spiele, die sind fad wie eine Milchsuppe. Dieses hier gehört ganz bestimmt nicht dazu. Acht Tore nach 90 spektakulären Minuten. Fußballherz, du brauchst einen Bypass und einen Doppelpass. Stets geht der TuS Brake in Führung und die Ahmser antworten prompt. Letztlich ist es ein hohes Unentschieden, was blockbustermäßig zu gefallen weiß. „100 Zuschauer waren im Walkenfeld, standen wie eine Wand hinter uns. Fünf A-Jugendspieler spielten bei uns, machten es richtig gut“, schwärmt ein begeisterter TuS Brake-Geschäftsführer Michael Berge bei Lippe-Kick. Sein Coach Alexander Kirsch lobt die beiden Newcomer, die nur eine Übungseinheit mit den Senioren bestritten haben. Die Rede ist von Torben Potthast und Niklas Berge, die unbekümmert performen. „Sie haben ein überragend gutes Spiel gemacht“, bauchpinselt ihr Coach. Ärgert sich derweil: „Das ist schon extrem bitter, wenn du viermal führst, dies mit einer dezimierten Mannschaft.“

 

Von Henning Klefisch

 

M. Foerster

 

 

Die Partie beginnt allerdings mit einer frühzeitigen Auswechslung von Ahmsen-Kicker Marcel Foerster, der mit einer Kopfverletzung vorzeitig den Dienst quittieren muss. Bereits in der achten Spielminute wird er durch Fynn Richter ersetzt. In einem intensiven Kopfballduell wird er an seinem Haupt getroffen, bleibt blutüberströmt liegen, weshalb er mit einem Turban die Szenerie verlassen muss. Lippe-Kick wünscht an dieser Stelle gute Besserung in Richtung Foerster. Die Gäste sind kurz geschockt, kassieren sie nur sechs Zeigerumdrehungen nach diesem Schock das 0:1. Nach einem weit geschlagenen Freistoß in den Sechzehnmeterraum steht Brake-Spielertrainer Alexander Kirsch gänzlich frei, befördert per Kopf den Ball in das Ahmser-Gehäuse. TuSA-Obmann Lothar Köhnemann nörgelt derweil: „Unnötig wie ein Kropf.“ Bruder Andre Kirsch muss nur zwei Minuten später lädiert mit einer Bänderverletzung vom Spielfeld. Für ihn kommt besagter Potthast in die Partie.

 

 

Köhnemann-Sicht auf den Schiedsrichter

 

N. Lehbrink

In Spielminute 21 verhängt der Unparteiische Stefan Wattenberg einen Hand-Elfmeter für den TuS Ahmsen, den sogar Köhnemann als „umstritten für uns“ klassifiziert. Niclas Lehbrink ist das alles egal und er netzt unbeeindruckt ein. Leicht hat es der Referee nicht, wie es auch Köhnemann so registriert: „Es gab ziemlich viele Aktionen im Mittelfeld, die immer lautstark kommentiert wurden, die machten es dem umsichtig pfeifenden Schiri nicht einfacher. Einige Male wirkte er unsicher und griff nicht wirklich durch. Durch die vielen kleinen Nickligkeiten war es ein sehr zerfahrenes und hektisches Spiel, in dem es die harte Hand und ein Durchgreifen des Schiris gebraucht hätte“, will er nicht verhehlen, dass diese Einschätzung nur aus seiner subjektiven Warte aus getroffen wird. Kirsch besitzt ebenfalls eine klare Meinung zum Referee: „Ich hätte wahrscheinlich nicht alles so entschieden, wie er es gemacht hat. Auf dem Platz habe ich mich in den entscheidenden Situationen vielleicht auch ein wenig benachteiligt gefühlt bei strittigen Situationen“, eröffnet Kirsch seine Sicht der Dinge. Zugleich relativierend. Immerhin ist es im Hexenkessel Walkenfeld doch eine „unglaublich hitzige und aufgeladene Atmosphäre.“ Beide Teams, auch die Zuschauer, haben viel kommentiert, auch leidenschaftlich kritisiert. Löblich für ihn, „wie der Schiedsrichter hier die Ruhe behalten hat“, zollt Kirsch ihm hierfür „meinen Respekt und ein großes Lob.“ Grundsätzlich lässt sich nur konstatieren, dass es ein Referee nicht allen recht machen kann, weshalb das Amt der Spielleitung äußerst knifflig ist.

 

 

Ritter fasst sich ein Herz

 

J. Pieper (Foto: M. Reimer)

Zurück zum Fußball. Drei Minuten vor dem Pausenpfiff ist wieder einmal der Gastgeber mit dem Toreschießen an der Reihe. Nach einem fix vorgetragenen Spielzug ist es Jörn Pieper, der das Objekt der Begierde kullernd ins lange Eck befördert. Die Ahmser-Reaktion folgt im Handumdrehen, als Niklas Ritter einen Hammer herausholt. Aus 26 Metern Torentfernung knallt er die Kugel mit Schmackes und laut Köhnemann ebenso „mit einer Menge Wut und Emotionen im Bauch“ unter die Latte zum 2:2-Halbzeitstand. Ein aufregender erster Spielabschnitt mit vier interessanten Toren, zwei verletzungsbedingten Auswechslungen und ganz viel Diskussionsbereitschaft, die im zweiten Abschnitt eine Fortführung erlebt.

 

 

Lehbrink und der erfolgreiche Spagat

 

R. Quest

Köhnemann ist ein hellhöriger Zuschauer. Die Emotionen tanzen Tango. „Es blieb unruhig. Es wurde diskutiert und diskutiert. Ständig gab es Zweikämpfe, die zu Unruhe führten, immer wieder waren Kirsch und Ritter involviert.“ Fünf Minuten nach dem Seitenwechsel ist wieder das Walkenfeld-Team an der Reihe. Nach einem Getümmel im Strafraum im Anschluss an einen Freistoß von der Eckfahne ereignet sich ein Zusammenstoß im Fünfmeter-Raum. In diesem Kuddelmuddel gelingt es Robin Plöger, die Kugel durch alle Füße hindurch in das Ahmser Netz zu befördern. Die Partie bleibt wild. In der 64. Minute kassiert der Braker Richard Amon Quest die Ampelkarte wegen mehrfacher Foulspiele, darf somit vorzeitig den Duschknopf drücken. Der Favorit nutzt diese Unruhe aus, egalisiert zehn Minuten später durch Niclas Lehbrink. Ein weit geschlagener Flankenball landet vor den Füßen vom Außenbahnkicker Jan-Hendrik Pluskat, der das Runde Richtung Brake-Tor drischt. Lehbrink riecht die Gefahr, macht ein langes Bein und ist damit zum 3:3 erfolgreich. Köhnemann atmet schwer, wischt sich die Schweißperlen von der Stirn: „Puh, alles nur Krampf und Kampf hier und heute.“

 

 

Lehbrink und das Last-Minute-Tor

 

T. Käufer

In dieser hitzigen Partie demonstriert Ahmsen-Schnapper Till Käufer sein großes Fair-Play-Herz, als er einen Krampf in der rechten Wade von Kirsch durch Druck auf den Fuß beim ausgestreckten Bein löst. Köhnemann schwärmt: „Gut so.“ Die Käufersche Behandlung lässt ihn galant laufen. So weit, dass Kirsch fünf Minuten vor dem Schlusspfiff aus zwölf Metern Torentfernung eine großartige Möglichkeit besitzt. Sein Versuch landet indes über dem gegnerischen Tor. Nur 60 Sekunden später allerdings macht es Pieper besser. Ein feines Zuspiel in den Lauf finalisiert er mit einem beherzten Abschluss zur erneuten Brake-Führung. Das letzte Statement setzt allerdings Dreifach-Torschütze Lehbrink, der in der Schlussminute den 4:4-Endstand markiert.

 

 

„Ich bin stolz auf meine Mannschaft“

„Ahmsen war heute nicht besser als wir. Denn wir hatten eine Vielzahl von Großchancen, zwischenzeitlich das Spiel zu entscheiden“, trauert Kirsch diesen verpassten „Big-Points“ hinterher. Vor dem Spiel wäre er mit diesem Zähler gegen eines der Spitzenteams aus dem Lemgoer Kreisoberhaus absolut zufrieden, doch nach diesem Match trauert er zwei verpassten Zählern hinterher. Diese Leistung ist gar nicht hoch genug zu bewerten, erweist Quest seinem Team doch einen Bärendienst mit seiner ausgeprägten Redefreude. „Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Im Endeffekt kann so ein Punkt gegen Ahmsen vielleicht noch viel wert sein“, so Kirsch. Zugleich spekulierend: „Wahrscheinlich ist keiner der beiden Trainer so richtig zufrieden, doch kann aufgrund der Umstände damit leben.“ Köhnemann kann nicht mehr, ist ganz hibbelig und japst: „Wahnsinn hoch drei hier. Was kommt noch? Nichts mehr“, gibt er sich selbst die Antwort. Um sogleich präziser zu erörtern: „Ein 4:4 erkämpft und somit sollte es auch keinen Sieger heute geben.“ Und, er schwelgt in seligen Erinnerungen an dieses Spiel: „Ich bin stolz auf alle. Ganz große Klasse.“

 

 

Fazit: Der große Gewinner in diesem Spiel ist der Zuschauer. Offensiv brennen die beiden Kontrahenten ein wahres Feuerwerk ab, doch im Abwehrbereich gibt es so einige Auszeiten. Für den TuS Brake liegt der Sieg auf dem Silbertablett.

 

 

Tore:

1:0 Alexander Kirsch (14. Min.)
1:1 Niclas Lehbrink (21. Min.)
2:1 Jörn Pieper (42. Min.)
2:2 Niklas Ritter (44. Min.)
3:2 Robin Plöger (50. Min.)
3:3 Niclas Lehbrink (73. Min.)
4:3 Jörn Pieper (86. Min.)
4:4 Niclas Lehbrink (90. Min.)

Details

Datum Zeit Liga Saison Spieltag
10. Oktober 2021 90' Kreisliga A Lemgo 2021/22 9

Spielort

Zentrum Walkenfeld
4, Walkenfeld, Brake, Lemgo, Kreis Lippe, Regierungsbezirk Detmold, Nordrhein-Westfalen, 32657, Deutschland

Ergebnisse

Club1st Half2nd HalfGoalsSpielausgang
TuS Brake224Draw
TuS Ahmsen224Draw

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