Tiburzy-Team erwischt „gebrauchten Tag“

Spielbericht

(hk). Was ist das bitteschön für ein unglaubliches Spektakel-Spiel?! Neun Tore, einige Aufreger und eine Menge an fußballerischer Klasse bieten sich den Zuschauern im Bad Meinberger Waldstadion beim 6:3-Auswärts-Erfolg des Post TSV Detmold II beim TuS Horn-Bad Meinberg. TuS-Trainer Toni Tiburzy stammelt nur nachdenklich gegenüber Lippe-Kick: „Ein gebrauchter Tag.“

Von Henning Klefisch

Jan Härtel

Das Spiel benötigt keine Eingewöhnung. Es sind gerade einmal 30 Sekunden von der Uhr, als der Referee Axel Wattenberg dem ehemaligen Bundesliga-Spieler und aktuellen TuS-Kicker Daniel Brinkmann (Bild rechts) eine gelbe Karte für eine angebliche Schwalbe im gegnerischen Strafraum zeigt. Er hat den gegnerischen Torwart Jan Philipp Härtel bereits umspielt, bekommt nach Beobachtung von Tiburzy „dann einen Kontakt und geht zu Boden.“ Das Urteil vom Trainer der Hausherren ist eindeutig: „Klarer Elfmeter und gegebenenfalls rot.“ Was für ein inneres Unwohlsein und Schnappatmung beim TuS-Trainer sorgt: „Jedoch gibt der Schiedsrichter gelb wegen Schwalbe und das, obwohl er den Mittelkreis noch nicht einmal verlassen hatte. Völlig dämlich vom Schiri, weil Daniel eigentlich klar zum 1:0 einschiebt. Da war schon fast klar, was heute abgeht.“ Die Gäste dürfen sich kurz bekreuzigen. Da ist ihnen das Herz bereits in die Hose gerutscht, gibt es Post TSV Detmold II-Spieler-Trainer Tobias Gatzke offenherzig gegenüber Lippe-Kick zu.

Gatzke-Unverständnis über Elfmeter-Entscheidung

Dimitri Block

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, denn in der elften Spielminute foult offenbar Dimitri Block seinen Gegenspieler Hendrik Laabs. Wattenberg entscheidet auf Elfmeter. Sehr zum Unverständnis von Gatzke: „Ich sehe es ein bisschen anders, nämlich, dass Dimi den Ball zur Ecke klärt, Laabs fällt über ihn.“ Brinkmann lässt sich nicht zweimal bitten, versenkt den Strafstoß nervenstark zur 1:0-Führung für den TuS Horn-Bad Meinberg. Von den Postlern hat Tiburzy in dieser Spielphase fast ausschließlich weite Schläge beobachtet.

Anlaufender Stein belohnt sich selbst

Vladyslav Kozlovskyi

Aus einer kompakten Defensive heraus agieren die Detmolder, die immer wieder Angriffsmomente erzeugen. Spielstark und mutig schaffen sie es, sich hinter der gegnerischen Abwehrkette Räume zu erspielen. Oft aber auch mit weiten Schlägen. Nach diesem Schema fällt in der 23. Minute auch der 1:1-Ausgleichstreffer. Mit einem weiten Zuspiel bedient Enis Cömert seinen Stürmer Kevin Sömmer, der gekonnt erfolgreich ist. Gerade einmal sieben Minuten folgend erhöht Vladyslav Kozlovykyi auf 2:1 für den Post TSV II, dreht die Partie damit vollends.

Erneut ist es ein langer Ball, der als Ausgangspunkt dient, TuS-Torwart Sven Meinbrock kommt aus seinem Kasten geeilt, doch klärt nicht energisch genug. Bereits vier Zeigerumdrehungen später allerdings gleicht Jan Luis Stein für die charakterstarken Kurstädter aus. Die Postler haben ihre Aktien an diesem Treffer, denn spielerisch wollen sie es aus der eigenen Abwehrkette heraus lösen. Maximilian Stättner bekommt das Spielgerät mit dem Gesicht zum eigenen Gehäuse. Die Kugel springt auf, er will sie über seinen pressenden Gegenspieler Stein heben, doch trifft dessen Brust, wodurch der Hornsche alleine auf den gegnerischen Fänger Jan Philipp Härtel zuläuft, eiskalt zum 2:2 versenkt, was zugleich auch der Halbzeitstand ist.

Prophet Gatzke blickt in die Glaskugel

Sven Meinbrock

„Wir haben den Jungs in der Kabine gesagt, wir müssen weiterhin viel investieren, Gas geben. Wenn wir den Kampf annehmen, unser Spiel so machen, wie wir es uns vorgenommen haben, werden wir weiter punkten. So war es dann auch“, blickt Tobias Gatzke auf die 56. Spielminute voraus, als wieder Sömmer erfolgreich ist. Ein weites Zuspiel auf die linke Außenbahn erläuft er sich, stürmt in den gegnerischen Strafraum.

Kevin Sömmer

Gatzke spricht hier von einem „Billard-Tor.“ Warum? Zunächst schießt Sömmer seinen Gegenspieler an, bekommt das Objekt der Begierde zurück und düpiert mit einer abgefälschten Flanke den TuS-Torwart Sven Meinbrock mit seinem Treffer zur 3:2-Führung. Davor ist jedoch Ausgeglichenheit ein echter Trumpf in diesem umkämpften Match. Unmittelbar danach besitzen die Hornschen die ausgezeichnete Ausgleichschance, als sie im Eins-gegen-eins-Duell auf den PTSV II-Keeper Härtel zulaufen, doch der Schlussmann dieses Aufeinandertreffen für sich entscheidet. Gatzke ist davon überzeugt: „Das war eine richtungsweisende Szene. Gut, dass der TuS nicht wieder herangekommen ist, wir dadurch weiter in Führung lagen.“

Schwere Schulterverletzung bei Dennis Tille

Enis Cömert

Es gibt aber ebenfalls eine schwere Hiobsbotschaft wenige Augenblicke später zu verkraften, denn TuS-Taktgeber Dennis Tille hat sich im Mittelfeld nach einem Zweikampf verletzt, als er nach dem Ball grätscht.

Dennis Tille

Der Gegenspieler Enis Cömert fällt auf ihn, weshalb Tille sich eine Schulterverletzung zuzieht, er mit dem Krankenwagen abtransportiert werden muss.

Der ersten Diagnose zufolge hat er sich gleich mehrere Bänder in der Schulter gerissen. „Im Namen vom Post TSV Detmold sprechen wir Dennis Tille eine gute Besserung aus, dass er möglichst schnell wieder auf dem Platz ist“, verkündet Tobias Gatzke via Lippe-Kick.

Stättner ist aufmerksam und trifft

Maximilian Stättner

Nach einer Stunde Spielzeit fahren die Residenzler einen rasanten Konter, der von Stättner mit dem Tor zum 4:2 finalisiert wird. In dieser Szene flutscht Meinbrock der Ball durch seine Hände. Ebenso Stättner ist in der 73. Minute für den fünften Treffer der Detmolder zuständig. Nach einem ruhenden Ball lässt Sven Meinbrock die Kugel nach vorne abprallen, Stättner ist im Nachschuss aus kurzer Entfernung erfolgreich.

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Cömert packt den Schlenzer aus

Jan Luis Stein

Der Kampfgeist der Hausherren ist vorbildlich, denn 89 Minuten sind von der Uhr, als Jan Luis Stein mit seinem zweiten Treffer des Tages auf 3:5 verkürzt.

Tobias Gatzke

Nach einem weiten Zuspiel auf den zweiten Pfosten verarbeitet Stein den Ball vorbildlich, schlenzt ihn von der halblinken Position mit viel Feingefühl in den langen Winkel.

Für Härtel ist dieses Tor „unhaltbar“, räumt sein Coach Gatzke ein. In der dritten Minute der Nachspielzeit baut aber Enis Cömert den Vorsprung erneut aus, machen die Detmolder somit das halbe Dutzend voll. Nach einem Zuspiel auf die rechte Flanke bedient der eingewechselte Kilian Schreiber seinen Mitspieler Stättner, der mit einem Kontakt auf Cömert weiterleitet, der letztlich die Kugel oben links in den Winkel schlenzt.

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„Die Niederlage ist kein Weltuntergang“

Toni Tiburzy

TuS-Trainer Toni Tiburzy resümiert nach diesem Match: „Heute war sicherlich mehr drin, aber wir hatten einfach auf allen Positionen zu viele individuelle Fehler, die uns heute nicht für Punkte berechtigt haben. Die Niederlage ist kein Weltuntergang, aber die Fehler und das fehlende Aufbäumen im Rückstand müssen angesprochen werden.“ Zuvorderst werden aber völlig zu Recht die richtigen Prioritäten gesetzt: „Dennoch stand die Gesundheit von Dennis Tille nach dem Spiel über allem.“

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„Wir haben unseren Matchplan gehabt“

„Am Ende haben wir verdient gewonnen. Wir haben unseren Matchplan gehabt, ihn super umgesetzt. Damit muss man super zufrieden sein“, schwärmt Tobias Gatzke in seinem Resümee bei Lippe-Kick.

Fazit: In einem echt aufregenden Spiel behält die bessere Mannschaft letztlich die Oberhand. Die Fehler-Quote ist beim TuS Horn-Bad Meinberg einfach viel zu hoch, was letztlich bitterböse bestraft wird. Am Ende ist der Auswärts-Sieg durchaus berechtigt.

Tore:
1:0 Daniel Brinkmann (per Elfmeter; 11. Min.)
1:1 Kevin Sömmer (23. Min.)
1:2 Vladyslav Kozlovykyi (30. Min.)
2:2 Jan Luis Stein (34. Min.)
2:3 Kevin Sömmer (56. Min.)
2:4 Maximilian Stättner (60. Min.)
2:5 Maximilian Stättner (73. Min.)
3:5 Jan Luis Stein (89. Min.)
3:6 Enis Cömert (90. + 3 Min.)