Eine echte Reporterlegende hat das Bezahlfernsehen verlassen. Rolf „Rollo“ Fuhrmann hat in der abgelaufenen Saison als Moderator aufgehört und erklärt Lippe-Kick-Reporter Robin Engelking, wie es bei ihm weitergeht und auch einige andere schöne Dinge. Klickt euch hier rein.
Fuhrmann: „Es stehen noch spannende Projekte an“
(re). Welcher Fußballfan kennt ihn nicht? Als Feldreporter für den Pay TV Sender Sky und dessen Vorgängersender „Premiere“ war Rolf „Rollo“ Fuhrmann seit 1992 beschäftigt. In diesem Sommer geht er nun in die wohl verdiente Rente. Wie Fuhrmann, der im August 68 Jahre alt wird und ursprünglich als Lehrer für Deutsch und Geographie tätig sein wollte, zu seiner Laufbahn als Reporter kam, wie er die Veränderung des Medienbusiness sieht und vieles mehr, berichtet er im Gespräch mit Lippe-Kick Reporter Robin Engelking.
Von Robin Engelking
Der Abschied der Kommentatorlegende Fritz von Thurn und Taxis überschattete in diesem Sommer vieles. So ganz nebenbei hat sich jedoch ein weiterer, langjähriger Mitarbeiter von Sky verabschiedet, der der breiten Öffentlichkeit bekannt ist: Field-Reporter Rolf „Rollo“ Fuhrmann.Fuhrmann, der Deutsch und Geographie auf Lehramt studierte, litt in den 1980er Jahren darunter, dass Lehrer in Deutschland nicht gerade übermäßig stark gesucht waren und so kam es, dass er zunächst als Taxifahrer und später beim Radio beschäftigt war. Als der Sender im Jahr 1991 umgestellt wurde, passte ihm dies jedoch nicht und er kündigte. Fuhrmann: „Ich hatte zuvor schon einmal mit Reinhold Beckmann gesprochen, wie er sich das Unterfangen bezüglich Premiere vorstelle. Da meinte er, sie könnten wohl noch Leute gebrauchen.“ Daran erinnerte sich Fuhrmann im Oktober 1991 und erhielt den Zuschlag, bei Premiere hinter den Kulissen mit arbeiten zu können. Die Festanstellung folgte dann im Juni 1992. Es folgten 25 „intensive Jahre“, wie der bekennende Fan des FC St. Pauli es ausdrückt, in denen sich einiges änderte mit der Zeit: „Es hat sich mit der Zeit immer mehr digitalisiert und das wird auch noch weiter zunehmen.“.Der Arbeitstag, der ihm die wohl größte Berühmtheit einbrachte, war der 19. Mai 2001. Fuhrmann sagte im Interview mit Schalkes damaligen Managerlehrling Andreas Müller nach dem letzten Saisonspiel: „Es ist zu Ende in Hamburg (das Spiel des HSV gegen den FC Bayern, Anm.d.Red.). Schalke ist Meister!“ Doch Fuhrmann sieht das Thema inzwischen ganz entspannt: „Das ist für mich kein unangenehmes Thema. Es war eine Verkettung unglücklicher Umstände. Es gab das Feuerwerk und hunderte Fans lagen auf dem Rasen. Viele haben erzählt, dass in Hamburg Schluss sei. Als die Kollegen mich live auf den Sender schickten, war für mich klar: Das muss dann auch stimmen und so habe ich Müller zur Meisterschaft gratuliert.“ Doch für ihn steht fest: „Dadurch hat sich das Verhältnis zum S04 eher intensiviert. Ich werde dort ja immer `Der Meistermacher` genannt. Dann entgegne ich, dass sie so zumindest mal für vier Minuten Meister waren. Zuletzt waren sie es 1958 und wer weiß, wann es mal wieder klappt. Es ist also von beiden Seiten gar keine Spannung da, wir nehmen es mit Humor.“ Eine andere, sehr schwierige Situation ereignete sich für den heute 67-jährigen am 19.11.2011, als er den Suizidversuch des Referees Babak Rafati öffentlich machen musste: „Das war natürlich sehr schwierig, da die passenden Worte zu finden und in so einer Situation, sachlich zu agieren.“, so Fuhrmann. Insgesamt habe das Leben als Reporter aber „eine absolut positive Auswirkung auf meine Person gehabt. Das war ein Traumjob und der wirkt sich dann auch positiv auf das Lebensgefühl aus. Klar muss man sein Privatleben nach seinen Arbeitszeiten ausrichten, aber wem geht das denn anders?“, stellt er eine berechtigte Frage. Dabei kann er seine Arbeit abseits der Spiele relativ frei gestalten: „Ab und zu muss man zu Konferenzen nach München, aber den Großteil kann ich von meinem Lebensmittelpunkt Hamburg aus erledigen. Entscheidend ist, dass ich im Interview voll auf der Höhe und im Thema bin. In welchem Umfang und wann ich mich dafür vorbereite, interessiert dann niemanden. Entscheidend ist das Ergebnis und wenn das stimmt, ist alles okay.“ Bis jetzt fühlt er sich noch ganz und gar nicht als Rentner: „Ich bin ja offiziell bis zum 30. Juni im Dienst und auch danach werde ich mich nicht zur Ruhe setzen.“ „Rollo“ kündigt an: „Es sind einige Anfragen zu spannenden Projekten gekommen. Da ist noch nichts spruchreif, aber ich werde da mit Sicherheit weiterhin etwas machen. Ich möchte keinen zu großen Einschnitt haben.“Zu seinem gewohnten Leben gehörten neben seinem Job auch bisher schon, die Leidenschaft für Autos und für das surfen. Diese möchte Fuhrmann ebenso weiter beibehalten, wie seine Wohngemeinschaft in Hamburg mit zwei Frauen. Fuhrmann: „Für mich ist das keine ungewöhnliche Konstellation. Ich habe hier mit meiner Ex Frau gewohnt und für mich alleine ist es zu groß. Also dachte ich mir, da kann doch noch jemand einziehen. Die Mitbewohnerinnen wechseln natürlich von Zeit zu Zeit immer mal.“ Fuhrmanns Lebensgefährtin wohnt hingegen in Bremen. Sie sind seit elf Jahren zusammen und mit der durchaus überbrückbaren räumlichen Distanz bislang auch sehr zufrieden: „Meine WG und meine Beziehung sind für mich zweierlei. Das eine hat mit dem Anderen ja gar nichts zu tun.“ Eine gute, alte Tradition steht für den Hamburger Ende August an: „Jedes Jahr reisen wir da mit einer großen Clique nach Mallorca und feiern dort einige Tage lang.“ Was ihm ansonsten noch sehr wichtig ist: „Ich möchte gesund bleiben, weiterhin ein aufregendes Leben führen und natürlich werde ich dem Fußball als Fan treu bleiben.“