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„Sonntagsschüsse“ – Autor Philipps im Interview

Die Ehrenamtler gehen zurück und auch der Kreisligafußballer hat einige Herausforderungen zu meistern. Dies sind zwei ganz wesentliche Aspekte, die auch im Buch: „Sonntagsschüsse – Fußballfieber in der Kreisklasse“ behandelt werden. Wir haben den Autor Jonas Philipps im Gespräch.

„Echt, ehrlich, aus dem Leben gegriffen“

Allgemein (hk). Es fällt auf, dass der Amateurfußball eine immer größere Bedeutung erfährt. Viele wollen jetzt mitmischen, wo Geld eine klar untergeordnete Rolle spielt. Der Profifußball entfernt sich immer mehr von der Basis und der unterklassige Fußball stellt das genaue Gegenteil dar. Autor Jonas Philipps erzählt in seinem Buch „Sonntagsschüsse – Fußballfieber in der Kreisklasse“ eine Geschichte aus dem Amateurfußball, die ihm während der Elternzeit gekommen ist. Im Interview mit Lippe-Kick-Chefredakteur Henning Klefisch stellt er sein Buch vor.

Lippe-Kick: Worüber handelt das Buch?

Philipps: „Sonntagsschüsse – Fußballfieber in der Kreisklasse“ ist die Geschichte des jungen Amateurfußballers Marco Tanner, der nach dem Umzug von Hamburg nach Oberfranken in seiner neuen Heimat und der schrulligen Kreisklasse Nord Fuß fassen muss.

Die zahlreichen Anekdoten über den TSV Weiherfelden erzählen auf witzige und unterhaltsame Weise vom tagtäglichen Wahnsinn einer leidenschaftlichen aber auch feierwütigen Amateurfußballmannschaft. Von cholerischen Spielleitern über altersweise Dorflegenden bis hin zu erbitterten Rivalitäten zum ungeliebten Nachbarverein ist alles dabei, was zum Kreisklassenfußball dazu gehört.“

Lippe-Kick: Wie hat sich die Idee entwickelt?

Philipps: „Das lässt sich schwer auf einen einzigen Moment reduzieren. So eine Idee entwickelt sich langsam. Ich hatte eines Sommers Elternzeit und war viel mit dem Kinderwagen draußen auf den Feldern spazieren. Dabei kann man seine Gedanken schön schweifen lassen. Und irgendwie habe ich mich auch an die eine oder andere Geschichte von damals auf dem Fußballplatz zurückerinnert. Geschichten geschrieben habe ich schon länger, seit ich 18 war. Dieses Hobby ist mehr oder weniger durch das Schreiben von Songtexten für meine damalige Band entstanden. Und so hat sich dann während meiner Elternzeit die Idee entwickelt, dass man diese ganzen losen Geschichten über den Amateurfußball doch zu einem witzigen Buch zusammenfassen könnte. Also habe ich mich hingesetzt und ein Konzept erstellt. Und vier Jahre später ist jetzt endlich „Sonntagsschüsse“ fertig und veröffentlicht.“

Lippe-Kick: Vorschlag für eine zusätzliche Frage: Handelt das Buch dann ausschließlich vom Fußball?

Philipps: „Fußball ist natürlich das zentrale Thema. Und das Buch wird von den skurrilen Geschichten und urigen Koryphäen des TSV Weiherfelden getragen. Doch es gibt auch andere Einflüsse. Der Protagonist Marco Tanner ist erst 19 Jahre alt. Das Buch handelt auch davon, was auf einen Neunzehnjährigen alles eindringt: Erfahrungen aus dem Zivildienst, die große Frage nach der beruflichen Zukunft, der Spagat zwischen Feiern und Leistung… Und im letzten Drittel muss Marco auch lernen, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. Diese Welt bildet den Rahmen für Sonntagsschüsse. Und die Fußballgeschichten sind das Herzstück des Buches. Es ist alles dabei, was zum Amateurfußball dazu gehört. Der Spielleiter, der sich treusorgend um seine Mannschaft kümmert, aber am Spielfeldrand zum fanatischen Choleriker wird. Die selbstbewussten alten Legenden im Sportheim, die nach jedem Spiel in Erinnerungen an ihre alten Heldentaten schwelgen. Ein Trainingslager mit Blut, Schweiß und Tränen – und jeder Menge Bier. Rassige Derbys gegen einen Nachbarverein, mit dem man eine jahrhundertelange Feindschaft pflegt. „Sonntagsschüsse“ versucht bewusst eine Welt zu zeigen, wo der Fußball noch Fußball ist. Wo es keine Millionengehälter braucht, um mit Liebe und Leidenschaft dabei zu sein.“

Lippe-Kick: Welches Ziel verfolgen Sie mit diesem Buch?

Philipps: „Ein Buch veröffentlichen wollte ich schon, als ich 18 Jahre alt war und Songtexte für meine Heavy Metal Band geschrieben habe. Bis zum ersten eigenen Buch hat es dann doch einige Jahre gedauert. Ich glaube, mein persönliches Hauptziel war einfach, mir diesen Lebenstraum zu erfüllen und auch zu sehen, wie weit ich im Eigenverlag und dem Selbstmarketing komme. Dann sehen wir mal weiter. „Sonntagsschüsse“ selbst soll vor allem eins tun – es soll den Leser unterhalten und Spaß machen. Wenn die Leser das Buch mit einem Lächeln zuklappen, dann hat das Buch sein Ziel erreicht. Aber auch wenn es nicht das primäre Ziel beim Schreiben des Buches war, regen die Geschichten vom TSV Weiherfelden ja vielleicht den einen oder anderen alten Haudegen an, sich mal wieder auf dem Fußballplatz blicken zu lassen oder ein Ehrenamt im Heimatverein zu übernehmen. Das wäre sicher ein schöner Nebeneffekt.“

Lippe-Kick: Warum ist dieses besonders für Amateurfußballer interessant?

Philipps: „Die episodenhaften Geschichten über den TSV Weiherfelden sollen eingefleischte Amateurfußballer mit einem wissenden Schmunzeln an die eine oder andere legendäre Anekdote aus dem eigenen Verein erinnern. Ich glaube, das ist die große Stärke von „Sonntagsschüsse“. Es ist echt, ehrlich und aus dem Leben gegriffen. Dadurch können sich ehemalige und aktuelle Amateurfußballer mit dem Buch und dem Protagonisten identifizieren.“

Lippe-Kick: Welche Bedeutung besitzt der Amateurfußball, speziell in der Phase vom exorbitanten Kommerzes im Profifußball?

Philipps: „Für mich ist der Amateurfußball der essentielle Unterbau, ohne den der Profifußball sich auch nicht langfristig weiterentwickeln kann. Wo und wie kommen die jungen Fußballer denn in der F-Jugend zum Fußballspielen? In ihren Heimatorten! Und weil es Spaß macht! Natürlich werden die besonderen Talente dann irgendwann von großen Vereinen gescoutet, aber die Fußballschuhe werden erstmals auf dem Dorf geschnürt.

Und eben die Fußballer, die am Sonntag in der Kreisklasse kicken, sind oft auch diejenigen, die dem Profifußball ihr Geld ins Stadion tragen. Wenn diese Fanbasis wegbricht, dann wir der Profifußball das spüren – sei es durch schwindende Zuschauer, sinkende Fernsehgelder oder weniger Attraktivität für die Investoren, deren Geldquelle diese irrsinnigen Ablösesummen möglich machen.

Für mich selbst war neben dem Spaß, den das Fußballspielen auf dem Feld macht, auch immer der Zusammenhalt in der Mannschaft wichtig. Man hat gemeinsam hart trainiert, aber dann auch zusammen gefeiert und Spaß gehabt. Das gehört für mich untrennbar zum Amateurfußball dazu. Und ich glaube diese Geschlossenheit, Vereinsverbundenheit und die vielen Anekdoten und Koryphäen abseits des Spielfeldes machen den Amateurfußball zu dem, was er ist! Das ist vielleicht der große Unterschied zum „Geschäft“ Profifußball.“

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