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Bezirksliga

Post TSV Detmold – „Wir können jeden schlagen“

Obmann Michael Grundmann glaubt an die eigene Stärke, wenn die Parameter stimmen. Gewohnt ehrlich liefert er einen Einblick in das aktuell beste lippische Team.

„Wir sind unser größter Gegner“

Bezirksliga 3 (hk). Nach sechs Liga- und zwei Pokalspielen bleibt mit Blick auf den Post TSV Detmold zu konstatieren: Der Wechsel von der Bielefelder Bezirksliga in die Landgruppe 3 hat sich gelohnt. Nach fünf Siegen aus sechs Spielen haben sich die Postler im Jägerfeld in Stellung gebracht, haben Schlagdistanz zu den SF DJK Mastbruch und dem SCV Neuenbeken. Drei Zähler Rückstand sind definitiv aufholbar. Auf Kreisebene hat die traditionelle Pokalmannschaft aus der Werre-Arena kurz die Muskeln spielen lassen. Die Sportfreunde Berlebeck/Heiligenkirchen wurden beim 9:2-Sieg temporär vorgeführt, ein starker Türkischer SV Horn ist beim jüngsten 3:1 in Schach gehalten worden.

Von Henning Klefisch

Ein zufriedener Post TSV-Manager Michael Grundmann urteilt: „Wir sind in der Staffel 3 sehr gut angekommen, es ist spannend, da wir eigentlich keinen Gegner kennen und jedes Spiel mit höchster Konzentration angehen müssen“, sind die Postler für viele Teams der große Unbekannte, können aber auch selbst über die Kontrahenten keine Bachelorarbeit schreiben. Was er bisher sah, gefiel ihm sehr. Einzig die 1:4-Watsch’n in Neuenbeken hat ihn temporär eher unruhig gemacht, ist er mit diesem Auftritt eher so semiglücklich gewesen. Nicht nur das Ergebnis, vor allem die Art und Weise der Niederlage war ein Wachmacher zum richtigen Zeitpunkt. Falls der eine oder andere Postler nach dem Traumstart mit sechs Zählern und einer Tordifferenz von 14:0 schon leicht schwebte, sorgte das Spiel in Neuenbeken für die nötige Bodenhaftung. Grundmann ist letztlich vielleicht sogar froh über diesen Wachmacher: „Das Spiel gegen Neuenbeken kam vielleicht genau richtig, um den Jungs klar zu machen, dass es ohne Konzentration und Einstellung nicht reicht.“

Massive Ausfallliste

„Für mich steht fest, wir sind unser größter Gegner und wenn wir unsere Leistung bringen und die Einstellung passt, können wir sicherlich jeden in der Bezirksliga schlagen“, haben die ersten Partien ihn in seiner Annahme bestätigt. Sicherlich ist längst nicht alles Gold, was glänzt, haben die Siege über Dringenberg und Borchen auf den ersten Blick einige Schwächen kaschiert. Grundmann spricht in diesem Zusammenhang von der „falschen Einstellung“, was dazu geführt hat, den Widersacher „unnötig stark“ zu machen. „Das“, so ist die Forderung in Richtung seines kickenden Personals einleuchtend, „darf uns in Zukunft nicht passieren.“ Wer von einer optimalen Personalsituation im Zusammenhang mit dem Post TSV Detmold redet, der spricht nicht die Wahrheit. Immer wieder gab es Ausfälle zu verkraften. Neben dem Verteidigungsminister für innere Sicherheit, Tim Smithen, der in den letzten 13 Monaten wahrscheinlich mehr Bekanntschaft mit Männern in weißen Kitteln, als mit dem Trainerteam Ralf Brokmann und Christoph Zimmermann gemacht hat, haben die Postler weitere Ausfälle verkraften müssen. Ausgiebig und zu ungünstigen Zeitpunkten während der Spielzeit haben einige Zocker ihren Urlaub genossen. Da auch stets und ständig der eine oder andere Verletzte sich dazugesellt hat, ist Einspielen ein frommer Wunsch gewesen. Richtig bitter ist sicherlich auch der Kreuzbandriss von Julien Will. „Sein Ausfall tut uns natürlich weh, er ist ein wichtiger Spieler, den wir gerne dabeigehabt hätten“, schätzt Grundmann dessen Qualitäten sehr.

Zweiklassengesellschaft in der Bezirksliga 3

Meinungsstark spricht er über die Unterschiede zwischen der altbekannten Bielefelder Staffel und der neuen Liga, die ob der weiten, oft mit Tagestouren verbundenen Fahrten, auch „Landgruppe“ genannten Bezirksliga 3. „Die Staffel 3 ist natürlich anders als die Staffel 2, ich bleibe bei meiner Meinung, dass die Staffel insgesamt nicht so gut ist wie die Staffel 2. Alleine die Ergebnisse zeigen, was für ein Unterschied zwischen den Top-Teams und den unteren Teams besteht“, kann hier ohne rot zu werden durchaus von einer Zwei-Klassen-Gesellschaft gesprochen werden. So hat der stets aufmerksame Obmann auch eigene Erfahrungswerte gesammelt, stellt er doch im Lippe-Kick-Gespräch fest: „Zudem spielen wir fast nur gegen Gegner, die hinten eher Beton anrühren und die Offensive nicht so im Fokus haben. Auch die Spitzenteams haben nicht die Klasse vom FC Kaunitz im letzten Jahr“, spricht Grundmann hier deutliche Worte. Auch deshalb fordert er nun eine epische Siegesserie: „Bis zum Winter wollen wir keinen Punkt mehr abgeben, um uns in der Spitzengruppe festzusetzen“, sollten seine Spieler diese Botschaft verstanden haben.

Lobeshymne auf Cucchiara

Mit der Wahl der Neuzugänge zeigt sich Michael Grundmann bis dato absolut zufrieden, denn: „Sie haben sich prima integriert und überzeugen auch mit Leistung. Sie haben alle ihre Qualität und ich möchte eigentlich keinen hervorheben“, um es dann doch zu tun: „Die größte Überraschung ist aber sicherlich Fabio Cucchiara (Bild links), der aus der B-Liga kommt und sich gleich einen Stammplatz ergattert hat. Fabio bringt alles mit, was einen guten Fußballer ausmacht, er ist jung, hungrig, technisch stark und für sein Alter ist er auch körperlich sehr stark. Zudem ist er völlig klar im Kopf und weiß, dass er Gas geben muss, um zu spielen“, ist es dieses Gesamtpaket, was beim ehemaligen Bezirksliga-Stürmer des TBV Lemgo für anerkennendes Nicken sorgt. Zugleich sagt er aber auch mit Blick auf einige Stars, deren Schnuppe oft zu früh verglüht: „Das vermisse ich leider bei vielen jungen Spielern.“ Der Transfer von Cucchiara, der von der SG Istrup/Brüntrup kam, hat ihn aber darin bestärkt, weiter junge und talentierte Spieler aus dem Holze eines Cucchiara zu verpflichten. Diese sollen den Kader verjüngen, sich zugleich frühzeitig auf dem Niveau der Bezirksliga bewähren.

Grundmanns Wunsch ist unrealistisch

Bis auf das Lipper-Derby gegen die Egge-Kicker des Türkischen SV Horn gibt es in dieser Spielzeit für die Postler keine Partie mit Lokalkolorit. Grundmanns Traumvorstellung wäre es, wenn sich alle lippischen Bezirksligisten in einer Liga duellieren würden. Die Zuschauerkulisse und damit die Einnahmemöglichkeiten der lippischen Vorzeigevereine würden beträchtlich wachsen. Michael Grundmann weiß, dass diese Träume nicht realistisch sind, sagt folglich auch bei Lippe-Kick: „Das wird wohl eher nicht passieren in den nächsten Jahren.“ Aktuell sind die acht lippischen Bezirksligavertreter in drei Bezirksligen aufgeteilt. In der Herforder Staffel ist einzig der SC Bad Salzuflen fußballerisch unterwegs, während die zweite Staffel vergleichsweise als Eldorado für die hiesigen höherklassigen Teams gilt. Der TBV Lemgo, die SG Hörstmar/Lieme, der TSV Oerlinghausen, der FC Augustdorf oder nicht zuletzt der SV Eintracht Jerxen/Orbke, diese Duelle untereinander sind ein Versprechen auf reichlich Emotionen.

Regel mit Neunerteams ist „grausam“

Nicht tiefergehend involviert ist der Post TSV Detmold bis dato von den englischen Wochen gewesen. Einzig durch die Pokalspiele haben sie auch unter der Woche gespielt. Grundmann, zu aktiven Spielerzeiten mit allen (Ab)-Wassern gewaschen als wuchtiger Sturmtank, versteht die ganze Aufregung eher so semi: „Ganz ehrlich, ich als Fußballer habe die Spiele unter der Woche geliebt, deswegen sehe ich keine Probleme, wenn wir Pokalspiele haben und angesetzte Spiele unter der Woche bestreiten müssen“, kann sein Coach Brokmann dadurch doch immerhin auch die Rotationsmaschine anwerfen, damit alle Kicker bei Laune halten. Anders bewertet er aber die Lage im Kreisfußball: „In der Kreisliga A, B und C sehe ich das eher kritisch, gerade in den unteren Ligen können die meisten Teams überhaupt froh sein, ein Team stellen zu können und die Wochenspiele erschweren das natürlich deutlich.“ Nach seiner Einschätzung sollen sich die Leute im Verband nicht wundern, wenn Teams während der Serie mangels Masse sich abmelden müssen. Zuletzt ist das bei den SF Berlebeck/Heiligenkirchen III geschehen. Als „grausam“ bezeichnet er die Regel, dass die als Neunerteams angemeldeten Teams selbst dann nur mit dieser Anzahl spielen dürfen, wenn auch mehr Kicker zur Verfügung stehen und auch der Kontrahent sein Okay gibt. „Das ist einfach völliger Blödsinn und macht gar keinen Sinn.“

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