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Bezirksliga

VfR Borgentreich – Zufrieden, aber keinen Deut sorglos

Einige Leute, die aufmerksam das Völkerkunde-Modul belegt haben, ahnen es: Borgentreich liegt doch gar nicht in Lippe. Trotzdem: Das Interesse ist da, weshalb Lippe-Kick auf den Tabellenzehnten der Bezirksliga 3 blickt.

 

 

Erfolgreich mit dem eigenen Stallgeruch

Bezirksliga 3 (hk). Alles im Lot ist beim VfR Borgentreich, der zurzeit das untere Mittelmaß in der aktuellen Bezirksliga 3-Spielzeit verkörpert. So halbe Sachen erfreuen sich höchster Unbeliebtheit beim Verein für Rasensport, der sechs Niederlagen kassierte, aber immerhin drei Partien mit der vollen Ausbeute beendete. Das eine Remis war da eher die rühmliche Ausnahme. Etwas besser lief es zum nahezu gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr, als die Serie annulliert worden ist.  Zahlen sind keine verdammten Lügner, ist die Statistik doch selbst im Amateurfußball ein verlässlicher Buddy.  Die Orgelstädter haben sich prächtig entwickelt, eine famose Etablierung im überkreislichen Areal hingelegt. Nach dem Aufstieg 2018 folgten nacheinander der zehnte, der dreizehnte und zwölfte Rang, was jeweils den Klassenerhalt zur Folge hatte. Der Sportliche Leiter vom Verein für Rasensport, Thomas Schulte, hat sich bei Lippe-Kick zur aktuellen Situation geäußert (siehe: https://www.lippe-kick.de/mannschaft/vfr-borgentreich/). 

 

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Von Henning Klefisch

 

Nicht nur die Profivereine bauen auf den eigenen Nachwuchs. Ebenso im Amateurbereich nimmt die Verzahnung mit der eigenen A-Jugend einen immer höheren Stellenwert ein. Die Vorteile liegen auf der Hand. Die Identifikation ist groß. Dazu wird dem Unterbau eine vielversprechende Perspektive geboten, wofür es sich lohnt zu kämpfen. Schulte betont via Lippe-Kick: „Ich denke, es gibt wenige Bezirksliga-Mannschaften, bei denen „alle Akteure“ auch schon in der Jugend für den Verein am Ball waren. Wenn es passt, werden wir natürlich versuchen, die Mannschaft extern mit Spielern zu verstärken. Aber gerade in Zeiten von Corona ist es schwierig, gute Jungs nach Borgentreich zu lotsen.“

 

 

Borgentreicher-Tradition der Eigengewächse

 

Nein, die Borgentreicher stammen aus keiner Ostwestfalen-Metropole, wie dies vielleicht in Paderborn, Bielefeld, ja, sogar Höxter, Detmold und Lemgo der Fall ist. Der Verein aus der knapp 9.000 Einwohner-Kreisstadt aus dem Kreis Höxter fliegt meist unter dem Radar. Dabei sind die Borgentreicher fleißig wie die Häuslebauer. Die Jugendarbeit wird mit einer Menge Herzblut und einer immensen Fachkenntnis geführt. Der eine oder andere A-Jugend-Shootingstar darf zukünftig mächtig Eigenwerbung in der Erstvertretung für sich betreiben. Namen bei Lippe-Kick hinauszuposaunen, das meidet Kader-Architekt Thomas Schulte allerdings so sehr wie der Teufel das Weihwasser. Gesprächiger zeigt er sich jedoch schon bei der Tatsache, dass die eigene Jugend eine prächtige Tugend darstellt: „Ich denke, wir können mit Stolz davon reden, dass „alle Spieler“ der jetzigen 1. Mannschaft in der Bezirksliga auch schon in der Jugend für den VfR am Ball waren. Diese Tradition wollen wir weiter aufrechthalten.“

 

 

 

Zwei Favoriten ein Beinchen gestellt

 

Unvergessen sind vor allem die Spiele, in die man als krasser Außenseiter gegangen ist, dennoch triumphal die volle Beute mitnehmen konnte. Wie beim VfR Borgentreich in den abschließenden beiden Spielen vor der abermaligen Corona-Pause passiert. Schulte lehnt sich zurück, lässt seine Gedanken kreisen an die beiden Partien gegen den favorisierten SV Dringenberg und den TBV Lemgo: „Im Derby gegen Dringenberg konnten wir nach einem unfassbaren Kampf und einer puren Energieleistung ein 3:4 mit in die Orgelstadt nehmen. Im letzten Spiel gegen den Tabellenzweiten konnten wir durch eine weitere hoch disziplinierte Leistung ein weiteres Team aus der Spitzengruppe zu Hause auf der Rolandkampfbahn mit 2:1 niederringen.“ Diese beiden Husarenstreiche sind für Schulte der perfekte Beweis dafür, dass die Ausgeglichenheit ein großes Merkmal dieser Spielklasse ist. In dieser Saison gab es überzeugende 3:0-Siege in Augustdorf und gegen Brakel. Dazu ein 2:0 beim FC Peckelsheim-Eissen-Löwen und ein 1:1 gegen den TuS Westfälische Eiche aus Lügde.

 

Die Wege zum Klassenerhalt

 

Nein, über einen Felix Magath-Kader darf Trainer Jörg Mackenbach nicht schalten und walten. Wenn eine gravierende Verletzungsnot grassiert, wie in den vergangenen beiden Spielzeiten, dann muss auf Akteure aus der Reservemannschaft zurückgegriffen werden. AUTODOC für alle, die eine sichere Fahrt schätzenThomas Schulte ist vom Klassenerhalt überzeugt, wenn sein Team vom Verletzungspech verschont bleibt. Ärgerlich ist jedoch die Fehlerhaftigkeit im eigenen Spielvortrag, wünscht er sich zudem mehr Schnörkellosigkeit im Offensivspiel. „Kampf, Einstellung und Wille, das passt meistens, in der Vergangenheit haben uns meist individuelle Fehler um den Lohn gebracht. Wenn wir das abstellen und weiter hart arbeiten, wird sich das ganz sicher positiv bemerkbar machen“, zeigt er sich hier äußerst zuversichtlich.

 

Klassenerhalt als aktuelles Wunschziel

 

Pascal Swoboda kämpft gegen seinen Gegenspieler um den Ball

Sich weiter und dauerhaft in der Bezirksliga zu etablieren, das wird das Ziel für den VfR Borgentreich sein. Blind unterschreiben würde er die Offerte, die ihm die nächsten fünf Jahre überkreislichen Fußball zusichert. Schulte ist kein Traumtänzer, vielmehr ein gnadenloser Realist, weshalb er die Situation nüchtern einordnet: „Die Bezirksliga ist für uns allerdings jedes Jahr eine erneute Herausforderung. Da der Kader immer gespickt mit jungen Leuten ist, wird das oberste Ziel zunächst nach wie vor der Klassenerhalt bleiben.“ Wenn allerdings auch stetig neue Erfahrungswerte gesammelt werden, die Verletzungsseuche einen großen Bogen um die Orgelstadt macht, ist eine Etablierung realistisch. „Und irgendwann auch mal das obere Drittel der Tabelle anschielen“, muss bis dahin allerdings noch viel Wasser den Mühlenbach hinabfließen. Aktuell ist jedoch der Klassenverbleib das Nonplusultra für den Verein aus der Warburger Börde, nahe der hessischen Landesgrenze beheimatet.

 

„Da sträuben sich mir die Haare!“

 

2022 ist es soweit für Thomas Schulte. Satte 20 Jahre wird er dann das Amt als Sportdirektor beim VfR Borgentreich bekleiden. Mit Lippe-Kick unternimmt er eine Zeitreise zu Beginn des neuen Jahrtausends. „Wenn ich auf meinen ersten Aufstieg in die Bezirksliga im Jahr 2002/ 2003 zurückblicke, ist heute nicht nur bei den Profis, sondern auch beim Amateurfußball viel mehr Athletik, Kraft und vor allem auch Taktik und Technik in den Vordergrund geraten. Ich denke, die gesamte Dynamik hat sich im Laufe der Jahre gravierend verändert.

Niklas Mertens erzielt das 3:0 für den VfR Borgentreich

Aber auch das Umfeld innerhalb eines Teams hat sich verändert. Früher gab es einen Trainer und einen Betreuer. Heutzutage hat eine gute Bezirksliga-Mannschaft einen Trainer, einen Co-Trainer, einen Torwarttrainer, eventuell noch einen Athletiktrainer und einen Physiotherapeuten und einen Masseur.“ Nicht nachvollziehbar für ihn: „Was mich am meisten stört, ist die Tatsache, dass heute selbst in der Bezirksliga Geld eine entscheidende Rolle spielt. Wenn ich höre, was manch eine Bezirksliga-Truppe für einen Etat hat, sträuben sich mir die Haare. Früher haben die Akteure in der Bezirksliga gespielt, weil sie geil darauf waren, Bezirksliga zu spielen. Heute wird in erster Linie bei einigen darauf geachtet, dass das Portemonnaie auch gut gefüllt wird.“

 

„Für viele ist Fußball eine Leidenschaft“

 

Die Hereingabe von Florian Herbold wird gerade noch rechtzeitig geblockt

Die demografische Entwicklung hat die Situation allenthalben deutlich erschwert, gibt es auffällig viele Spielgemeinschaften, gerade bei kleinen Vereinen. Diese Punkte führen natürlich dazu, dass es immer schwieriger wird, sich in der Bezirksliga durchzusetzen. „Nichtsdestotrotz freue ich mich auf die weiteren Aufgaben in der Zukunft und habe weiterhin große Lust, ein Teil der VfR-Familie in Borgentreich zu sein.“ Ganz entscheidend ist es für ihn, dass die Corona-Lage möglichst schnell kontrolliert wird, um relativ normal leben zu können. „Dazu“, so sein großer Hoffnungsschimmer, „gehört natürlich auch das Ausleben der schönsten Nebensache der Welt, nämlich den Fußball. Ich glaube, der Fußball ist für viele Menschen nicht nur einfach ein Hobby, sondern eine Leidenschaft mit all den Facetten, die es gibt. Ich freue mich darauf, wenn wir wieder einen normalen Spielbetrieb und ein normales Leben führen können“, spricht Thomas Schulte in seinen finalen Worten damit vielen Menschen aus der Seele. Aktuell läuft die Serie munter und es deutet nicht viel darauf hin, dass diese zum dritten Mal hintereinander vorzeitig beendet wird.

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