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Kreisliga A Lemgo

TuS Bexterhagen – Die Wandlung der Unerschrockenen

Der Klassenerhalt ist absolut realistisch für den TuS Bexterhagen, der bockstark aus der Winterpause gekommen ist. Mit den Reitemeier-Jungs ist definitiv zu rechnen.

Reds melden sich eindrucksvoll zurück

 

Kreisliga A Lemgo (hk). Es ist stets ein schlechtes Gefühl, als Tabellenletzter in die Winterpause zu gehen. Das macht etwas mit der Psyche einer jeden Fußball-Mannschaft. Eine äußerst große Resilienz bewiesen die wackeren Kicker vom TuS Bexterhagen, die sieglos, mit nur schmalen drei Punkten aus 13 Partien, die rote Laterne alarmierend leuchten ließen. Im Sauseschritt und mit zwei Paukenschlägen ging es durch zwei Siege zuletzt weg von den Abstiegsplätzen. Der Autor dieser Zeilen war Zeitzeuge, wie eine charakter- und willensstarke Truppe das Spitzenteam VfL Lüerdissen mit einem 4:1-Sieg entzauberte. Zuletzt folgte der nicht weniger emotionale 3:1-Derbysieg beim SC Bad Salzuflen. Bereits jetzt lässt sich konstatieren: Der Stimmungsaufschwung ist gelungen bei den Reds. „Wir halten gut zusammen und haben 100 Prozent Vertrauen in unser Team. Wir glauben an unsere Jungs, wissen, dass wir das schaffen können“, betont TuSB -Co-Trainer Maximilian Ilgner mit Nachdruck in seiner Stimme im Gespräch mit Lippe-Kick.

 

 

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Von Henning Klefisch

 

 

Jens Reitemeier

Coach Jens Reitemeier ist kein Traumtänzer. Vielmehr ein gnadenloser Realist, ein Arbeiter, der den Schweiß vor den Schampus gestellt hat. Schon Mitte Januar wurde es wieder ernst. Obmann Andre Gronemeier begründet den frühen Start: „Wir wollten die Grundlagen legen, was das Thema Fitness angeht. Das war in den ersten beiden Spielen schon ein entscheidender Punkt. In jeder Einheit war Feuer drin. Wir wollten Selbstbewusstsein tanken.“ In der Wintervorbereitung drehte Reitemeier an sämtlichen Stellschrauben, bereitete seine Jungs akribisch und mit Herzblut auf das so wichtige zweite Fußballhalbjahr vor. Zunächst allerdings wurde viel geredet. So ging es etwa auch darum, gemeinsam zu erörtern, was besser werden muss, dass nur gemeinsam der Klassenerhalt gelingen kann. Nur als Team wird der avisierten Aufholjagd überhaupt eine realistische Chance gegeben. Zudem schenkte die sportliche Leitung um Gronemeier dem Team auch genügend Vertrauen, versicherte diesem, dass sie felsenfest an den Klassenerhalt glauben. „Wir haben den Spielern bewusst gemacht, dass noch viele Punkte zu vergeben sind“, so der Obmann, der zugleich auch Spieler der Bex-Reserve ist. Danach ging es auf den Fußballplatz. Das System wurde weiter verfeinert, eine clevere Zweikampfführung geübt. Natürlich war ebenso der Fitnessfaktor von einer außerordentlichen Wichtigkeit. Mehrfach waren die Reds gemeinsam im Fitnessstudio, um die körperlichen Voraussetzungen zu verbessern. Immerhin soll doch die hohe Intensität auch tatsächlich auf dem Spielfeld praktiziert werden. „Wir waren auch der Meinung, dass wir mehr Lautstärke auf den Platz bringen müssen, mehr miteinander kommunizieren müssen“, verkündet Maximilian Ilgner, der Co-Trainer der Bexterhäger.

 

„Freude auf dem Platz gehabt und Tore gemacht“

 

Beide Teams fighten um jeden Ball

Der Erfolg gibt den Bexterhägern recht. Erst der Sieg über Lüerdissen (4:1), dann über Bad Salzuflen (3:1). Worin lag denn der Schlüssel zum Erfolg? „Wir sind geschlossen als Mannschaft aufgetreten. Jeder wusste, was seine Aufgaben in unserem System sind. Die Zweikämpfe haben wir gut angenommen, waren präsent auf dem Platz, haben probiert, das Spiel des Gegners zu zerstören, unser eigenes Spiel durchzubringen. Wir haben auf dem Platz mehr Lautstärke gehabt.“ Natürlich kam auch das Spielglück hinzu, welches dann eingetreten ist, als es wichtig wurde. Gronemeier nimmt vor allem auch die jüngsten beiden Pflichtspielsiege ins Visier, rühmt dabei die „mannschaftliche Geschlossenheit und den Glauben, dass wir die Aufgabe schaffen können.“

Sicherlich war auch hilfreich, dass die positive Vorbereitung für reichlich Rückenwind gesorgt hat. Bis auf die deutlichen Niederlagen beim VfL Herford (0:3) und beim SV Ubbedissen (1:8) sammelten die Bexterhäger ausschließlich Erfolgserlebnisse. Die B-Ligisten TuS Kachtenhausen (3:2), FC Altenhagen (2:1) und TuS Asemissen II (3:1) wurden ebenso geschlagen wie die eigene A-Jugend (6:0). Dadurch sammelten sie wichtige Erfahrungswerte, wie es ist, wieder ein Fußballspiel zu gewinnen. „Wir haben Freude auf dem Platz gehabt und Tore gemacht“, konstatiert ein zufrieden wirkender Ilgner.  Als echte Stützen erwiesen sich einige erfahrene Akteure, wie Moritz Gromann, Sören Brüntrup (Bild links) oder Alexander Voss, die den Jüngeren mit auf den Weg gegeben haben, worauf es nun in solch einer schwierigen Situation ankommt.

 

 

„Ich selbst möchte nicht gerne gegen ihn spielen“

 

Natürlich wurde die personelle Situation in der Spielpause mit schonungsloser Offenheit und Ehrlichkeit von den Verantwortungsträgern analysiert. „Oberste Priorität hat gehabt, dass wir alle mit ins Boot genommen haben. Es war eine Symbiose, eine Zusammenarbeit zwischen allen Mannschaften“, gab es eine Art Ideenwerkstatt mit ganz unterschiedlichen Facetten, ebenfalls Argumenten. Es wurde geschaut, welche Spielertypen im A-Liga-Team fehlen. Logisch, dass der Klassenerhalt der Reitemeier-Jungs klare Priorität besitzt. „Wir wollten den Turnaround hinbekommen. Ein Lob, dass alle an einem Strang gezogen haben“, freut sich Gronemeier über den Zusammenhalt bei den „Reds.“ Eine externe Blutauffrischung fand nicht statt. Dafür gab es ein personelles Wechselspiel mit der eigenen Reserve. Einige Akteure haben in der Vorbereitung dermaßen überzeugt, dass sie jetzt mit einem Mandat für den A-Liga-Kader belohnt wurden. Timo Winter (Bild links) etwa macht seinem Namen alle Ehre und ist in der Winterpause eine Liga aufgestiegen. Winter gilt als ein kompromissloser Zweikämpfer, als ein Mentalitätsmonster, als einer, der sich auf dem Spielfeld nichts gefallen lässt. „Er ist immer eklig“, zeigt Ilgner sich sehr beeindruckt von dessen Qualitäten. „Mit seiner körperlichen Präsenz und Härte passt er gut in unser Konzept hinein. Ich selbst möchte nicht gerne gegen ihn spielen“, gibt Ilgner bei Lippe-Kick ehrlich wie ein Beichtbruder zu. Beeindruckend ist bei ihm seine geschickte Zweikampfführung, weiß er, wann und wie er in die direkten Duelle gehen muss. Winter steht für viele Tugenden, die den Verein auszeichnen, gilt als Identifikationsfigur. Mit seiner Unbekümmertheit und seinem Fintenreichtum weiß Firas Salih Yousif zu gefallen. Er gilt als ein Straßenkicker, als ein echter Instinktfußballer.

 

„Sind eine fitte, junge und wilde Truppe“

 

Was spricht denn für den Klassenerhalt? Zum einen ist es der gelungene Pflichtspielstart mit zwei echten Statement-Siegen. Es ist aber ebenfalls die Einstellung, die intrinsische Motivation, die Ilgner hoffnungsfroh stimmt. Die Trainingsbeteiligung ist stets vorbildlich. Dies ist wahrlich nicht alltäglich im heutigen Kreisfußball. 14 bis 16 Akteure besuchen durchschnittlich die Übungseinheiten von Reitemeier. „Wir haben immer Bock auf Fußball, lassen uns nicht unterkriegen. Das ist die richtige Mentalität, die wir auf den Platz bringen. Als Mannschaft stehen wir zusammen, haben gemeinsam beschlossen, das Ziel Klassenerhalt zu fokussieren. Jeder zieht da mit.

In jeder Einheit, in jedem Gespräch merkt man das.“ Dadurch wächst auch der Glaube an den Klassenerhalt. Schon der epische Alt-Bundestrainer Sepp Herberger wusste es: Entscheidend ist auf dem Platz, müssen die zuletzt gezeigten Leistungen weiterhin bestätigt werden. Zurücklehnen, das könnte sich als klassisches Eigentor erweisen. „Wir sind etwas demütig. Wir haben zwei Siege eingefahren. Das ist sehr erfreulich. Wir bleiben aber auf dem Teppich“, mahnt Gronemeier zur Bescheidenheit. Hochmut kommt schließlich vor dem Fall. Warum glaubt der Obmann an den Klassenerhalt? „Mich stimmt der Spirit, der Teamgeist optimistisch. Spieler von uns haben eine herausragende Einstellung.“ Vor allem die vielen Eigengewächse bringen den nötigen Stallgeruch mit, leben die Identifikation voll und ganz vor. Fußball-Söldner sind am Alten Postweg ungefähr so beliebt wie Fußpilz. Überaus wichtig im harten Kampf um den Klassenerhalt ist die Zuschauerunterstützung. Der zwölfte Mann steht wie eine rot-weiße Wand hinter den Bexterhägern. Die Anhänger besitzen ein feines Gespür. „Sie wissen, wann es der richtige Zeitpunkt ist, uns zu unterstützen. Durch die Euphorie, die wir jetzt haben, bin ich guter Dinge, dass jetzt die Unterstützung da ist“, freuen sich die Kicker über einen enormen Support der Fans.

 

 

„Gehen die Dinge mit einer großen Sachlichkeit an.“

 

 

Andre Gronemeier

Von den Fähigkeiten des Trainerteams zeigt sich Gronemeier ebenfalls absolut überzeugt. Die Motivationsfähigkeit ist ein echtes Pfund. „Sie haben verdeutlicht, dass in jedem Spiel gegen jeden Gegner gewonnen werden kann“, ist der überraschend deutliche Sieg bei den klar favorisierten Lüerdissern das beste Indiz dafür. Sie haben ihre Chance erkannt und gefunden. Dieses Spiel dient als emotionales Aufputschmittel, als Blaupause für zukünftige Aufgaben. „Wir gehen die Dinge generell im gesamten Verein mit einer guten Sachlichkeit an. Wir lassen uns auch bei sportlich ausbleibenden Phasen nicht von Aktionismus treiben. Das Trainerteam genießt unser vollstes Vertrauen und ich behaupte, bei anderen Vereinen wäre in der Hinrunde der einfachste Weg gewesen, den Trainer zu ersetzen. Ist ja mittlerweile leider auch Gang und Gäbe im Amateurfußball.“

Maximilian Illgner ist der emotionale Leader bei den Reds. Er verkündet voller Tatendrang bei Lippe-Kick. „Wir müssen jedes Spiel gewinnen wollen“, benötigen die Bexterhäger nämlich noch reichlich Punkte, um auch im nächsten Jahr A-Liga-Fußball am Alten Postweg anbieten zu können. „Ich bin guten Mutes, dass die Mannschaft das bis zum Saisonende so durchziehen kann, weil wir eine fitte, junge und wilde Truppe sind, die immer Bock auf Fußball hat“, zeigt Illgner sich sehr zuversichtlich mit Blick auf den Klassenerhalt. Allein die Tatsache, dass der eigenständige Verein über drei gut funktionierende Senioren-Mannschaften verfügt, damit mehr als manch ein Bezirksligist aus größeren Ortschaften, beweist, dass ganz viel stimmt in und rund um Bexterhagen, dem 580 Einwohner-Ortsteil zwischen Leopoldshöhe, Bad Salzuflen und Bielefeld gelegen.

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