Lipperreihe holt sich den Pott!

Spielbericht

(ab). Der TuS Lipperreihe ist Kreispokal-Sieger 2023! Und wie! Mit 8:3 fertig der TuS den frischgebackenen Meister aus Oerlinghausen ab.

Von André Bell

Schon nach wenigen Sekunden deutet sich an, in welche Richtung dieses Spiel gehen wird. Denn mit dem ersten Angriff ist Timo Fulland schon durch und lupft den Ball nur knapp am Tor vorbei.

Timo Latussek eröffnet den Torreigen für Lipperreihe. © Lippe-Kick/A. Bell

„Wir hatten null Zugriff auf das Spiel, von der ersten Sekunde an. Nach 15 Sekunden hat Lipperreihe schon ein Riesending zum 1:0 und das hat sich über die 90 Minuten so durchgezogen“, ist TSV-Coach Miron Tadic geradezu entsetzt von der Vorstellung seiner Mannschaft, dass er kurz und knapp zusammenfassen kann: „Grausam, grausam und noch einmal grausam.“ Tadic kann „nicht verstehen, wie man nach einer Meisterschaft so auftreten kann“. Der TuS Lipperreihe legt von Beginn an ein hohes Tempo vor. Und was Timo Fulland nach 15 Sekunden noch nicht gelingt, macht Timo Latussek nach fünf Minuten besser, als er einen Steilpass ins Tor befördert. Nur vier Minuten später ist Rouven Schulz zur Stelle, der im Strafraum mit einem Kopfball nahezu ungestört abstauben kann.

Gievert muss benommen raus – Joker Grahl trifft sofort

Nach dem 0:2 hat man kurz das Gefühl, dass sich der TSV Oerlinghausen fängt und besser ins Spiel kommt. Gefährlich wird es für TuS-Schlussmann Simon Danne aber in der Phase nicht. Lipperreihe-Coach Markus Rüschenpöhler sieht einen dominanten Auftritt seiner Mannschaft:

Riesenjubel nach dem Tor vom kurz zuvor eingewechselten Fynn Grahl (Nr. 2). © Lippe-Kick/A. Bell

„Wir haben viel umgesetzt von dem, was wir machen wollten, waren defensiv gut in den Zweikämpfen und haben schnell umgeschaltet und die Tore schön herausgespielt.“ Mitte der ersten Halbzeit gibt es aber einen kurzen Schockmoment, als Henrik Gievert nach einem Luftzweikampf liegen bleibt. Er hatte den Ellenbogen seines Gegenspielers unbeabsichtigt mit Wucht an den Hinterkopf bekommen und bleibt benommen liegen. Für Gievert geht es daraufhin nicht weiter, für ihn kommt Fynn Grahl ins Spiel. Und der fügt sich perfekt ein. Direkt mit dem nächsten Angriff bekommt Grahl im Rückraum den Ball und der trifft überlegt und mit Gefühl aus 18 Metern nur wenige Sekunden nach seiner Einwechslung zum 3:0.

Schröder erzielt schönstes Tor des Tages

So wie hier Jan-Justin Johannhörster kann sich der TSV nur selten durchsetzen. © Lippe-Kick/A. Bell

Und der TuS Lipperreihe spielt auch danach weiter nach vorn. Nach einem zu kurzen Rückpass kommt TSV-Keeper Bastian Dingerdissen raus und versucht, vor dem Gegenspieler an den Ball zu kommen. Beide Spieler prallen zusammen, das Spiel läuft weiter, der Ball ist frei und Timo Fulland schiebt die Kugel zum 4:0 ins Netz. Immerhin erzielt der TSV Oerlinghausen kurz darauf aber das schönste oder kurioseste Tor des Tages. Denn vom Anstoßpunkt weg erzielt Jannik Schröder über den viel zu weit vor dem Kasten stehenden TuS-Schlussmann Simon Danne hinweg das 1:4. Ein Weckruf für den TSV Oerlinghausen? Eher nicht, denn am Spielverlauf ändert sich auch danach nichts, zumal kurz darauf auch Halbzeit ist. Mit dem 4:1 zur Pause ist das Spiel praktisch entschieden.

Rüschenpöhler: „Richtig guter Abschluss einer guten Pokalsaison“

Denn auch der zweite Abschnitt läuft wie der erste. Oerlinghausen ist um Entlastung bemüht.

Gewohnt aktiv am Seitenrand: TuS-Coach Markus Rüschenpöhler. © Lippe-Kick/A. Bell

Doch jeder Angriff von Lipperreihe ist gefährlich. Jean-Luca Schulz erhöht mit einem Doppelpack auf 6:1, ehe Jannik Schröder einen Fauxpas von Simon Danne, der Schröder ausdribbeln will, ausnutzt, den Ball klauen und ins leere Tor schieben kann. Unaufhaltsam rollt die Lipperreihe-Maschinerie danach aber weiter auf das TSV-Gehäuse zu. Timo Fulland und der erneut nur kurz zuvor eingewechselte Markus Schubert sorgen für den 8:2-Zwischenstand. Den Schlusspunkt setzt Fynn Mosebach mit einem wuchtigen Freistoß, in dem auch viel Frust steckt, aus 20 Metern. Mit 8:3 entscheidet der TuS Lipperreihe ein denkwürdiges Finale für sich. „Die Gegentore waren sehr wild und sind sehr unglücklich gefallen, aber das schmälert die Leistung auf keinen Fall“, urteilt Markus Rüschenpöhler. „Ich denke, wenn man 8:3 im Finale gewinnt und das Spiel über weite Strecken bestimmt, dann ist das auch verdient. Also wir sind sehr zufrieden, das war ein richtig guter Abschluss einer guten Pokalsaison“, so der TuS-Coach abschließend.

Tadic tadelt: „So benimmt man sich nicht“

Miron Tadic benennt nach dem Spiel drei Dinge, die ihn gestört haben. Die erste Kritik bezieht er auf sich selbst: „Man sollte vielleicht die ersten oder die besten elf aufstellen und nicht schauen, dass du irgendwelche Dinge machst, von denen man glaubt, sie machen zu müssen. Das muss ich auf meine Kappe nehmen, dass wir auf zwei, drei Positionen nicht richtig aufgestellt waren.“ Punkt zwei hat Tadic zu Beginn schon angesprochen: „Wir hatten keinen Zugriff und haben all das, was wir trainiert und besprochen haben, in keiner Weise umgesetzt.“ Die dritte Thematik bezieht sich auf den Gegner und hier wägt der Coach seine Worte auch ganz genau ab: „Wenn Lipperreihe nicht so provozierend gewesen und nicht so arroganter Gegner gewesen wäre, hätte man vielleicht sogar gratulieren können. Und ohne das respektlos zu meinen, aber so benimmt man sich nicht, weder als Ersatzspieler noch als Spieler auf dem Platz und ich muss mich nach dem Spiel auch nicht beleidigen lassen, das habe ich nicht nötig. Dennoch Glückwunsch zum Pokalsieg, aber im Endeffekt haben sie nichts anderes geschafft und sind nur Vizemeister geworden.“

Fazit: Das Finale im Lemgoer Kreispokal wird eine einseitige, aber dennoch interessante Angelegenheit, weil der TSV Oerlinghausen jederzeit versucht, mitzuspielen, aber dabei vom TuS Lipperreihe auseinandergenommen wird. Ein hochverdienter Sieg der Rüschenpöhler-Elf.

Tore:

1:0 Timo Latussek (5. Min.)

2:0 Rouven Schulz (9. Min.)

3:0 Fynn Grahl (34. Min.)

4:0 Timo Fulland (43. Min.)

4:1 Jannik Schröder (45. Min.)

5:1 Jean-Luca Schulz (56. Min.)

6:1 Jean-Luca Schulz (60. Min.)

6:2 Jannik Schröder (62. Min.)

7:2 Timo Fulland (67. Min.)

8:2 Markus Schubert (73. Min.)

8:3 Fynn Mosebach (90. Min.)